Wild M3C aufrüsten, oder doch lieber ein Zeiss Stemi 2000 o.ä.?

Begonnen von Steno, Januar 21, 2022, 23:44:05 NACHMITTAGS

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Steno

Ich hatte die Frage schon mal in einem anderen Thread gestellt, aber da geht sie eventuell etwas unter https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=43066.0. Deswegen hier nochmal.

Ich bin etwas am grübeln und bräuchte dazu mal eure Meinung. Kann man mit einem Planapo am Wild M3C die selbe Bildqualität wie z.B. an einem Zeiss Stemi 2000 bzw. 305 oder 508 erreichen? Meine Überlegung ist jetzt, entweder ein Apo für das Wild anzuschaffen oder das Wild verkaufen und ein Stemi 2000 besorgen. Vom Preis dürfte sich das im Endeffekt nicht so viel nehmen. Fotografie ist mir nicht so wichtig, ich benutze das Mikroskop nur visuell. Allgemein heißt es ja, das die Stemis nach Greenough ein besseres Bild haben.

Nachtrag: Ich sollte vielleicht noch dazu sagen, das ich damit hauptsächlich plane Glasplatten auf Staub und feinste Kratzer untersuchen möchte. Deswegen wäre es wünschenswert das gesamte Gesichtsfeld scharf abzubilden. Beim Wild mit dem serienmäßigen 1x Achromat muß man ständig nachfokussieren und das nervt auf Dauer.

Gruß, Steffen

Nochnmikroskop

Hallo Steffen,
ich denke nicht, dass die Greenouph Stemis grundsätzlich eine bessere Abbildungsleistung haben. Zumindest von der Auflösung her sind die CMO Systeme der namhaften Hersteller wohl besser. Durch die echte 3D Darstellung des Stemi 2000 ist natürlich ein anderes Bild zu erwarten, als bei Deinem M3C.
Für Deinen Anwendungsfall kannst Du ein Koaxiallicht gut verwenden, das sollte beim M3C doch noch gebraucht zu kaufen geben.

Ich würde das M3C behalten und aufrüsten.

Ansonsten wird beim Motic SMZ 171 eine ähnliche Leistung genannt, wie beim 508. Auch das kann man gut aufrüsten. Frag da doch mal den Forenbreiber, Herrn Linkenheld, oder schau dir die Möglichkeiten bei Moticeurope.com an.

LG Frank
Meistens Auflicht, alle Themenbereiche
Zeiss Axiolab, Keyence VHX, Olympus SZX16, Canon EOS 700D, Panasonic G9, Touptek u.a.

A. Büschlen

Hallo Steffen,

die wichtigsten Unterschiede:
- das Wild M3C hat kein Zoom und ist achromatisch korrigiert.
- das Zeiss 508 hat ein Zoom und ist apochromatisch korrigiert. 

Deine Anwendung ist vor allem :
Zitathauptsächlich plane Glasplatten auf Staub und feinste Kratzer untersuchen

Welche Beleuchtung wird von dir benutzt? Hast du ein Durchlichtsockel? Und was hast du für einen Stativsockel?

Zeig uns doch ein Bild mit deinem Stereomikroskop in Seitenansicht.
Aus meiner Sicht benötigst du für deine Anwendung nicht in erster Linie eine apochromatische Korrektur, sondern eine optimale Beleuchtung.

Gruss Arnold
Schwerpunkt z.Z.:
- Laub- und Lebermoose.
- Ascomyceten als Bryoparasiten.
- Nikon Optiphot I mit HF, DIC.
- Nikon Microphot mit HF, Pol.
- Zeiss Standard Universal mit HF, Ph, Pol.
- Wild M3Z mit Ergotubus.
- Nikon SMZ-U Zoom 1:10 mit ED Plan Apo 1x.

Stuessi

#3
Zitat von: Steno in Januar 21, 2022, 23:44:05 NACHMITTAGS
Ich sollte vielleicht noch dazu sagen, das ich damit hauptsächlich plane Glasplatten auf Staub und feinste Kratzer untersuchen möchte. ...

Hallo Steffen,

da kommt es wirklich nur auf die Beleuchtung an, nicht einmal auf die perfekte Schärfe. Ich habe hier ein Beispiel mit meinem M8.
Sand auf einem Objektträger in

Auflicht



Durchlicht



Dunkelfeld (Schärfe zwischen Glasoberfläche und Sand)



Durchlicht Dunkelfeld ohne Sand bei unterschiedlicher Vergrößerung, fokussiert auf Objektträger Oberseite.




Gruß,
Rolf

Steno

Zitat von: A. Büschlen in Januar 22, 2022, 13:15:07 NACHMITTAGS
die wichtigsten Unterschiede:
- das Wild M3C hat kein Zoom und ist achromatisch korrigiert.
- das Zeiss 508 hat ein Zoom und ist apochromatisch korrigiert. 

Ja, das ist mir bewußt. Die festen Vergrößerungen reichen mir ja eigentlich auch. Aber die Bildfeldwölbung stört mich persönlich sehr, ich bin da wahrscheinlich durch meine Astrosachen zu verwöhnt. Und wenn ich schon dabei bin aufzurüsten, hätte ich auch gerne einen Apo oder zumindest nah dran. Beim Wild M3C sieht man bei 40fach dann doch schon leichte Farbsäume, gerade an harten Kontrasten. Ich bin, was das Durchschauen angeht auch ein Ästhet :) Und ich möchte das Mikroskop natürlich ab und zu auch für andere schöne Sachen verwenden, halt alles was man sich so vergrößert gerne anschaut. Käfer, Steine, Sand, Leiterplatten etc.

Zitat von: Nochnmikroskop in Januar 22, 2022, 10:44:14 VORMITTAG
Zumindest von der Auflösung her sind die CMO Systeme der namhaften Hersteller wohl besser. Durch die echte 3D Darstellung des Stemi 2000 ist natürlich ein anderes Bild zu erwarten, als bei Deinem M3C.

Das ist mir auch schon aufgefallen. Der 3D Eindruck z.B. an einem Zeiss Stemi DV4 (das alte Modell) ist wesentlich intensiver als bei meinem M3C. Da wird mir bei einigen Objekten richtig schwindelig. Das gefällt mir sehr. Dazu muß ich allerdings sagen, das ich auf einem Auge fehlsichtig bin und im normalen Leben nicht richtig räumlich sehen kann. Wenn ich mir mit einem Feldstecher die Landschaft anschaue, geht es mir teilweise auch so. Mit der Brille, die ich im Alltag trage, kommt dieser Effekt komischerweise nicht zu stande.

Aber nun zurück zu meinen opt. Gläsern. Ja, die werden natürlich im ganz flachen Auflicht angeleuchtet und den Staub  sieht man damit 1A. Das sieht genau so aus wie auf deinen letzten beiden Bildern Rolf, nur das es bei mir eben Auflicht Dunkelfeld ist.

Was haltet ihr eigentlich vom Leica S6E? Ist das vergleichbar mit dem Stemi 2000 oder besser? Leica gibt ja eine max. Linenauflösung von 430lp/mm an, das Stemi kommt nur auf 200lp/mm. Aber das sind alles Herstellerangaben. Erfahrungswerte von echten Anwendern würden mich mehr interssieren, idealerweise von Leuten die einen direkten Vergleich haben. Vor allem auch der Vergleich zu den Fernrohrtypen mit Apo. Nur das keine Missverständnisse aufkommen. Ich möchte jetzt nicht das letzte µ auflösen. Max. 40-50 fache Vergrößerung reicht mir, aber das Bild sollte dann schon klar und frei von Verzeichnung und Farbfehlern sein.

Gruß, Steffen

A. Büschlen

Hallo Steffen,

du schreibst von Bildfeldwölbung und von Farbsäumen bei deinem Wild M3C. Ist dein M3C original bestrückt? Was hast du für Okulare daran?
Ich arbeite seit vielen Jahren mit Wild Stereomikroskopem. Das M1, M3Z, M7 und M8 kenne ich sehr gut. Diese Mängel sind mir fremd.

Ich würde nach einer Möglichkeit suchen um dein M3C direkt mit einem Zeiss 508 zu vergleichen.

Gruss Arnold



Schwerpunkt z.Z.:
- Laub- und Lebermoose.
- Ascomyceten als Bryoparasiten.
- Nikon Optiphot I mit HF, DIC.
- Nikon Microphot mit HF, Pol.
- Zeiss Standard Universal mit HF, Ph, Pol.
- Wild M3Z mit Ergotubus.
- Nikon SMZ-U Zoom 1:10 mit ED Plan Apo 1x.

Steno

Zitat von: A. Büschlen in Januar 22, 2022, 18:12:06 NACHMITTAGS
du schreibst von Bildfeldwölbung und von Farbsäumen bei deinem Wild M3C. Ist dein M3C original bestrückt? Was hast du für Okulare daran?
Ich arbeite seit vielen Jahren mit Wild Stereomikroskopem. Das M1, M3Z, M7 und M8 kenne ich sehr gut. Diese Mängel sind mir fremd. 

Keine Sorge, mein M3C ist schon in Ordnung und es ist auch Original bestückt. 1x Achromat und die 10x/21 Okulare. Von der Bildästhetik auf alle Fälle besser als mein altes Zeiss Jena SM XX. Schöne klare und natürliche Farben und das Bild ist auch viel heller und kontrastreicher. Da ist jetzt auch kein Farbsaum der sofort ins Auge sticht, ich bin halt nur von meinen astronomischen Teleskopen verwöhnt. Sind alles Apos ;) Dort kostet allerdings ein Okular schon fast soviel, wie mein gebrauchtes Wild. Aber die Bildfeldwölbung bei 0,63x und 1x ist schon deutlich sichtbar. Wenn man natürliche Sachen, wie z.B. Steine,  damit beobachtet fällt es auch nicht besonders auf. Aber bei meinen planen Glasplättchen ist es eben sofort sichtbar. Deswegen ja meine Idee eventuell einen Planapo davor zu setzen. 

Zitat
Ich würde nach einer Möglichkeit suchen um dein M3C direkt mit einem Zeiss 508 zu vergleichen.

Das würde wohl das Beste sein, nur leider gibt es in meiner näheren Umgebung keinen Mikroskophändler der solche hochwertigen Geräte zur Ansicht hätte.
Außerdem dachte ich da eher an den Gebrauchtkauf eines vormals gehobene Mittelklassegerätes.

derda

#7
g

Josef_Penzkofer

Hallo Steffen,

bei meinen Greenough-Typ Stemis (Zeiss GSZ und Stemi 2000) ist der räumliche Eindruck besser. Bei meinen Fernrohr-Typ Stemis (Zeiss SV11 mit S1 Plan und Nikon SMZ-U mit 1x Plan und 2x Plan) ist räumliche Tiefenwirkung etwas gewöhnungsbedürftig. Wenn man eine quadratische Fläche kippt, werden die weiter hinten liegenden Kanten nicht kleiner, ich nehme sie sogar eher als trapezförmig verzerrt war. Bei den meisten Objekten die ich betrachte fällt dies mir aber gar nicht mehr auf, genau so wie die gering vorhandenen Farbsäume. Von meinen Stemis hat das SMZ-U das kontrastreichste und best auflösenste Bild. Eine Reinigung der Linsenoberseiten im Zoommodul brachte eine deutliche Verbesserung des Kontrasts.
Falls Deine Okulare verstellbar sind, kannst Du das Mikroskop abgleichen und so das nachfokussieren beseitigen. Okulare auf 0 stellen - bei höchster Vergrößerung was geeignetes fokussieren - bei kleinster Vergrößerung die Okulare scharf stellen - fertig.

Viele Grüße,
Josef
Nikon SMZ-U, Olympus BH2 MJL, Eigenbau zum stacken von BB 10 mm Lomo 3,7/0.11 bis 0,3 mm Olympus MS Pl. 80x/0.75 ULWD

Steno

Danke für den Input, es gibt neue Erkenntnisse für mich. Ich hatte mir gestern noch ein Zeiss DV4 (die alte Serie) besorgt und konnte mal direkt vergleichen. Wie schon angesprochen, der räumliche Eindruck ist im DV4 besser. Ist ja auch ein Greenough-Typ. Auch die Bildfeldwölbung fällt wesentlich geringer aus als in meinem M3C. Chromatische Aberration ist auch im DV4 visuell leicht vorhanden aber kaum wahrnehmbar. Aber jetzt für mich die Ernüchterung, die opt. Auflösung. sichtbar schlechter als im M3C. Ich habe als Test eine Mikrometerplatte mit 1/100mm Teilung drunter gelegt. Beim DV4 kann man die einzelnen Teilstriche bei 40fach zwar gut trennen, aber sie erscheinen in Gegensatz zum M3C wesentlich dicker. Kleinste Lichtpünktchen (so fein wie Sterne im Teleskop) auf dem Glasträger sind im DV4 schon als kleine Scheibchen mit dem typischen Beugungsringen zu erkennen. Im M3C fehlt davon jede Spur, dort sind das wirklich ganz feine helle Pünktchen und die Beugungsringe kann man nur erahnen. Auch die Teilstriche erscheinen viel viel feiner. Und jetzt kommts... ich habe den 1x Achromaten beim M3C mal herausgeschraubt und von Hand so etwa in die Mitte einer der Teleskoplinsen gehalten. Ich konnte zwar nur noch Monokular beobachten, aber ein Unterschied wie Tag und Nacht. Die Farbsäume sind praktisch verschwunden und die Auflösung hat sich nochmals erhöt. Als hätte ich ein völlig anderes Mikroskop vor mir.

Fazit der Aktion. Ich weiß nicht wieviel besser das Stemi 2000 gegenüber dem DV4 ist, aber ich besorge mir jetzt erst mal einen Planapo für mein M3C.

Viele Grüße, Steffen