Tubuslinse - Die "Anforderungen" | Mikrofotografie + infinity Mikroskopobjektive

Begonnen von typestar, Januar 04, 2010, 11:00:13 VORMITTAG

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

typestar

Meine Lieben,

das ist mein erstes Posting in dieser feinen Gemeinschaft. Ich hoffe, ich stelle eine nicht zu "blöde" Frage und habe hier keinen "eindeutigen" Thread übersehen.

Was ich vorhabe: Ermutigt durch - oder zumindest schwer begeistert von - vielen schönen fotographischen Ergebnisssen und "Mikro-Photos" mit Mikroskop-Objektiven am Balgen (außerhalb des Mikroskopes) im photomacrography.net- forum (www.photomacrography.net/forum/) möchte ich mich auch "versuchen". Mit einer fixen stablien Montur mit Mikroskop-Objektiven mit einer Nikon D700 am Balgen, (mit unendlichen Nikon-Objektiven: 10x / 0.30 CF, 20x/0.35 CF SLWD und Mitutoyo Apo Plan 10x /0.28, WD: 34 mm (!!) , ein Zeiss Luminar 4/40-er habe ich auch. Alles ist noch in einer "Planungsphase" - was das Setup betrifft und das stablie Aufnahmesystem.
Was mich interessiert:  Eigentlich wird im photomacrography (bisher) praktisch immer mit "endlich" Objektiven gearbeitet und das wird empfohlen. In den Tests (dort) erzielt  z.B. ein "endliches" M Plan CF Nikon 10x/ 0.30 geniale Auflösung (an extrem massiv gebauten Aufnahme-Bauten natürlich) - aber es ist eben ein "endliches" Objektiv und hat geringere Arbeitsabstände.
Mitutoyo M Plan APO Objektive (5x, 10x, 20x)  haben Arbeitsabstände von 34mm bis 20mm, (das bei ähnlichen Aperturen wie die klassischen endlichen Objektive) selbst ein 50x hat noch 15 mm WD; das wäre für alle Beleuchtungsschwierigkeiten etc. natürlich eine wesentliche Hilfe.
Aber: Praktisch alle machen "einen Bogen" um die Unendliche-Objektive -- eben wegen der notwendigen Tubuslinse / tube lens. Und - wahrscheinlich - wegen der "großen Unbekannten" - im Systemaufbau eines "Selbstbau-Balgen-Setups" und der Position, Lichtstärke - "Anforderung" an eine Tubuslinse.

Unendlich-Objektive von Nikon, Mitutoyo und Leica haben ja eine notwendige Tubuslänge von 200 mm (ich hoffe, ich drücke mich richtig aus). Es gibt von Mitutoyo (in den USA) eine 1x Tubuslinse für rund 620-US-Dollar --
Aber kann man eine - event. sogar optisch "bessere" Tubuslinse selbst in ein Selbst-Bau- System bringen?
Dass man "endliche" Objektive am Balgen leichter verwenden kann, scheint mir nach viel Leserei klar - aber mich würden die M Apo Plan Objektive reizen, eben wegen des großen Arbeitsabstandes - und auch wegen der sicherlich besten Korrektur.  (wenn man von den hohen Preisen für diese Objektive absieht - es ginge hier einmal um das Grundsätzliche...)

Bei 200 mm (für unendliche Mikroskop-Objektive notwendig) --

1) WIE ist eine Tubuslinse im Prinzip gebaut?
2) kann man ein G-Claron 5,6/210 als "Tubuslinse" verwenden oder ein Apo-Gerogon 9/210 (was ja sehr lichtschwach wäre)?
3) Kann man eine solche Linse "herstellen" lassen - am besten als APO Linse, wenn sie vielleicht nur einfach aufgebaut sein muss?
Ist das ein bi-konvexes System ? Welche optischen Anforderungen muss diese Linse erfüllen? Welche Lichtstärke /und/oder Brennweite muss erfüllt sein?

Wie gesagt, ich hoffe, keine zu "blöde" Frage gestellt zu haben - aber ich habe bisher auf meine Fragen keine Antworten gefunden...

Danke vielemals für alle Hinweise etc.

Viele Grüße aus Österreich:

Christian

Jürgen Boschert

Hallo Christian,


die drei Fragen sind eigentlich einfach zu beantworten, weil sie so nicht zu beantworten sind. Mit den Unendlichsystemen ist letztlich jegliche Normierung weggefallen, sprich, jeder Hersteller braut da sein eigenes Süppchen. Die Tubuslinse(n) dienen nicht nur dazu, ein reeles Bild aus den Unendlich-Objektiven herauszukitzeln, sondern auch Restfehler der Objektive zu kompensieren - und genau das macht eben jeder Hersteller anders. Die CF (= colour free )-Objektive von Nikon sind deshalb so beliebt, weil das von ihnen erzeugte Zwischenbild keine solchen Restfehler aufweist.

Aus dem geschriebenen ergibt sich wohl von selbst, dass ein Selbstbau einer Tubuslinse nicht möglich ist.

Beste Grüße !

JB
Beste Grüße !

JB

typestar

Lieber Jürgen,

danke für die rasche Antwort!  Die Aufklärung ist sehr "ernüchternd" für mich.
CF bedeutet bei Nikon "chromatic aberration free" - wenn ich mir das richtig gemerkt habe.
Noch zwei Zusatzfragen dazu, wenn es erlaubt ist -- Weil ich (in den Foren) schon gelesen habe, dass am Balgen manche überhaupt OHNE Verwendung einer Tubuslinse mit 4x bzw. 5x Mikroskop-Optiken angeblich "gute Ergebnisse" erzielt haben - ist das überhaupt "denkbar" - oder kann das gar nicht stimmen?

Nur aus Überlegungsgründen: Nehmen wir an, das Objektiv selbst ist jedenfalls apochromatisch korrigiert (das Nikon ist damit sozusagen eine "Vorstufe" der bestmöglichen Korrektur...) und erfordert einen 200 mm Tubus - und man "bleibt" beim jeweiligen Hersteller (Mitutoyo + Nikon, sozusagen als Musterschüler, die die optischen Korrekturen in der Tubuslinse weitgehend erübrigen), würde es dann "genügen" dass die Probe-Tubuslinse / (ein fertiges Objektiv z.B.)  eine 200mm Brennweite hat?

Danke nochmals für Hinweise/weitere Aufklärung:

Christian


Nomarski

Hallo Christian,

ich sehe, du scheinst sehr experimentierfreudig. Ich arbeite mit einem Endlich-System (160mm), bei dem die Farbfehler im Okular ausgeglichen werden. Ich habe zwar keine Unendlich-Objektive, da ich es nie für nötig erachtet habe, mir sowas zuzulegen, was zum System nicht passt. Nun bin ich aber in der Zwischenzeit doch an eine Tubuslinse gekommen, die mit Unendlich-Optik ein Bild im Endlichen ergeben sollte. Mir fehlt also noch ein Unendlich-Objektiv, um dieses zu testen. Dazu müßte ich für diese Linse auch noch einen Zwischentubus bauen.
Du siehst, es steckt also auch ein gewisser mechanischer Aufwand dahinter.
Ob das von der Bildqualität zu einem befriedigenden Ergebnis führen wird, steht dagegen noch auf einem ganz anderen Blatt. Daher denke ich in auch in deinem Fall, daß du es einfach ausprobieren mußt.

Viele Grüße
Bernd

Eckhard F. H.

ZitatDie Tubuslinse(n) dienen nicht nur dazu, ein reeles Bild aus den Unendlich-Objektiven herauszukitzeln

Hallo Herr Boschert,
´Unendlich-Objektive´als auch ´Endlich-Objektive´ liefern sowohl ohne als auch mit Tubuslinse ein reelles Bild. Fragt sich nur, wie gut das ist, denn sie sind für Bildweiten korrigiert, die nur mit bzw. ohne TL erreichbar sind.
Gruß - E. Nowack

Jürgen Boschert

Hallo Herr Nowack,

natürlich haben Sie insofern recht, als jedes positive optische Bauteil in der Lge ist, sowohl ein reelles wie auch ein virtuelles Bild u erzeugen. Ich habe aber einen bestimmungsgemäßen Gebrauch der jeweiligen Optik vorausgesetzt.

Gruß !

JB
Beste Grüße !

JB

Jürgen Boschert

Hallo Christian,

ZitatNoch zwei Zusatzfragen dazu, wenn es erlaubt ist -- Weil ich (in den Foren) schon gelesen habe, dass am Balgen manche überhaupt OHNE Verwendung einer Tubuslinse mit 4x bzw. 5x Mikroskop-Optiken angeblich "gute Ergebnisse" erzielt haben - ist das überhaupt "denkbar" - oder kann das gar nicht stimmen?

Nach der reinen Lehre müsste ein solcher Aufbau mit erheblichen chromat. und anderen Abberationen quittiert werden. Die Abb.-Fehler sind natürlich am geringsten, wenn man nur das zentrale Büschel des Zwischenbildes verwendet. Kommt insgesamt also auf einen Versuch an, und ob das Resultat subjektiv gefällt. Zu den älteren CF-Objektiven on Nikon s. unten.

ZitatNur aus Überlegungsgründen: Nehmen wir an, das Objektiv selbst ist jedenfalls apochromatisch korrigiert (das Nikon ist damit sozusagen eine "Vorstufe" der bestmöglichen Korrektur...) und erfordert einen 200 mm Tubus - und man "bleibt" beim jeweiligen Hersteller (Mitutoyo + Nikon, sozusagen als Musterschüler, die die optischen Korrekturen in der Tubuslinse weitgehend erübrigen), würde es dann "genügen" dass die Probe-Tubuslinse / (ein fertiges Objektiv z.B.)  eine 200mm Brennweite hat?

ich weiß leider nicht, wieviel "Restkorrektur" Nikon und Mitutoyo noch mit der Tubuslinse vornehmen, kann daher diese Frage letzlich nicht sicher beantworten. Ich kann mir aber andererseits nicht vorstellen, dass Mitutoyo für ein einfaches System als Tubuslinse einen so saftigen Preis verlangen würde - aber, wer weiß. Wenn wirklich die Unendlich-Objektive von Nikon und Mitutoyo praktisch keine Restkorrektur durch die Tubuslinse benötigen, sollte in der Tat ein vergleichsweise einfacher Achromat ausreichen. Ein Photoobjektiv wird wahrscheinlich nicht gehen, es dürfte ein zu "dickes" System sein und eine erhebliche Vignettierung verursachen. Wie gesagt, würde ich am ehesten einen einfachen ("dünnen") Achromaten versuchen.
Die älteren Nikon-CF-Objektive sind halt einfach deshalb so beliebt für die hier diskutierte Anwendung, weil bei ihnen lediglich die Tubuslänge möglichst korrekt z.B. mit einem Balgen, Zwischenringen o.ä. simuliert werden muss, eine Tubuslinse ist dann nicht erforderlich. Die Einführung dieser Optik war seineseits so "spektakulär", weil es gelungen war, Objektive zu bauen, deren Zwischenbild vollständig auskorrigiert war, es konnte direkt, ohne zusätzliche Optik auf den Film abgelichtet werden. Warum sich das nicht durchgesetzt hat, dürfte im Wesentlichen 2 Gründe haben: 1. war der Aufwand für die Herstellung vermutlich sehr hoch; soweit ich mich erinnere, haben Nikons Preise für diese Systeme seinerseits selbst die von Zeiss weit übertroffen.
2. War für das Einfügen von Zwischentuben für weiteres Zubehör (Polarisationsmikroskopie, Interferenzmikroskopie, Fluoreszenz) immer noch ein teures und aufwändiges Telan-System erforderlich, während Unendlichsysteme auch für solche Fälle ohne auskommen.

Beste Grüße !

JB
Beste Grüße !

JB

reblaus

Hallo Christian -

etwas wichtiges wurde noch nicht gesagt: Was soll eigentlich fotografiert werden? Die Bildfehler durch falsche Tubuslänge/fehlende Kompensation (Regenbogen am Rand, Randunschärfe, Bildfeldwölbung, Kissen-/Tonnenverzeichnung) merkt man bei einer roten Blattlaus im Bildzentrum z.B. überhaupt nicht, aber bei der Reproduktion einer integrierten Schaltung stören sie gewaltig.
Gruß
Rolf

K. Koch

Hallo Christian,

zur Frage 3):
Ich würde vorschlagen, eine Tubuslinse aus einem gebrauchten Tubus zu verwenden. Bei der Zeiss Unendlich-Reihe kann man die einfach unten herausschrauben.
So ein Binotubus ist evtl. preiswerter als eine Original-Tubuslinse einzeln. Gerade bei eBay USA gibt es viele Nikon-Teile, wie es mit Mitutoyo aussieht weiß ich nicht.

Die Position der Tubuslinse im Balgen sollte der Position im Mikroskop entsprechen, d.h. wenn man den Tubus hat kann man die optische Weglänge nach der Tubuslinse ausmessen: Scharfes Bild mit einem optischen System auf einer Mattscheibe abbilden, dann den Tubus in den Strahlengang, Mattscheibe verschieben bis es wieder ein scharfes Bild gibt, und von den beiden Bild-Entfernungen die Luft-Strecke außerhalb des Tubus abziehen. (war das verständlich?)

Viele Grüße
Klaas



typestar

Meine Lieben, leider war ich situationsbedingt lange absent im Forum
HERZLICHEN DANK an alle so fachkundigen Ausführungen,
vor allem von Jürgen Borschert und allen anderen.

Betreffend der "optischen Lehre" etc. - vielleicht liegt es auch "einfach" an der NIKON CF CF bzw. CFI (chromatic-aberration free; chromatic-aberration free, infinity) Optik an sich, dass man doch die wildesten "Tubuslinsen" verwenden kann, wie etwa ein ordinäres altes Vivitar Tele-Objektiv  mit 200 mm Länge:
Da gibt es inzwischen, die den gleichen Gedanken haben wie ich: (ich hoffe Hinweise auf das amerikanische Forum sind erlaubt, danke!)
Unter anderem hier, da wird jetzt einigermaßen probiert und experimentiert...

http://www.photomacrography.net/forum/viewtopic.php?t=9438

http://www.photomacrography.net/forum/viewtopic.php?t=9441

http://www.photomacrography.net/forum/viewtopic.php?t=9438&postdays=0&postorder=asc&start=15

Wenn ich von der Vermutung ausgehen möchte, dass sich im Objektivbau seit den 1980-er Jahren bei den Mikroskop-Objektiven,
den optischen Konstruktionen/REchnungen und den Glassorten etc. SCHON etwas getan hat -- dann würde ich doch - wieder nur -
vermuten, dass es mit den neuen - und damit INFINITEN - Objektiven "bessere" optische Ergebnisse (bildmäßig sichtbar) geben sollte.
Abgesehen von den Arbeitsabständen bei APO Objektiven...

Auch der "Auktionsmarkt" wird ja von vielen INFINITEN Objektiven gut versorgt.
Insofern werde ich nun eine Nikon Tubuslinse erwerben.  
Danke nochmals an alle die sich für eine Antwort, einen Hinweis Zeit genommen haben...!   :)

Viele Grüße:

Christian

typestar

#10
Aktuelles UPDATE !

Und es geht doch... ;)
Nur zur Ergänzung, für alle, die es interessiert und die Mikroskop-Objektive für`s Stacking benützen wollen:

Auch wenn es die "optische Lehre" verbieten sollte - zumindest mit auch den einfachsten Nikon Unendlich Mikroskop-Objektiven 10x /0.25 (rund 29.- USD !) kann man mit dem allereinfachsten und billigen Kit-Zoom (im Beispiel zu einem Canon 55-200 mm Zoom (!) arbeiten, Preis etwa 150.- EUR im Kit. Und sich damit - für die Fotografie am Balgen - eine eigentlich "spezielle" Tubuslinse (wie sie sicherlich IN einem Mikroskop-System notwendig ist) ersparen:

Wieder ein aktueller Verweis auf einen neuen Thread im amerikanischen Forum:

http://www.photomacrography.net/forum/viewtopic.php?t=9664

Der Autor des Threads ist gleichzeitig der Forenbetreiber und sicherlich ausgewiesener Experte mit der Mikrofoto-Arbeit am Balgen,
bisher war es eben mit "endlich" (finiten) Objektiven - und auch er war bisher skeptisch gewesen. Die Beispielfotos (extreme Ausschnitte) wurden auch beim bisherigen Auflösungsvergleich verwendet (Luminare und andere "klassische" alte Lupenobjektive gegen Mikroskop-Objektive). Sicherlich ist es halt eine Nikon Spezialität, alles im Objektiv auskorrigiert zu haben. Damit wird jede passende (200 mm) Brennweite praktisch zur Universal-Tubuslinse. Der Autor ist sogar so zufrieden im Handling, dass er die Variante infinity Mikroskopobjektiv nagelneu der "klassischen" Variante unbedingt finite Linse am Balgen vorzieht.
Das widerspricht sicherlich allen Hinweisen, dass man immer spezielle Tubenlinsen braucht - zumindest für die Nikon-Objektive.

Für alle, die diesen Weg gehen wollen:
Das sind sehr ermutigende und kostengünstige Aussichten, wenn man die wahrscheinlich optische Qualität eines Zooms (!) berücksichtigt.  :D

Edit 1 / Mai 2010:

Obwohl - (Stichwort: "Spezifikationen" und "optische Lehre") eigentlich eine Brennweite von 200 mm nötig ist:
Auch eine Brennweite von nur 135 mm scheint dem 10x /0,25 Nikon Achromaten ausreichend.
Damit wird ein ca. 7x Objektiv aber mit vergleichsweise künstlich "höherer" Apertur;

http://www.photomacrography.net/forum/viewtopic.php?t=9664&postdays=0&postorder=asc&start=15&sid=75949bad5d8d7e090d0dab5e4615b2ae

Der Bildkreis wird auf APS-C nicht mehr völlig ausgezeichnet, aber an einem  Micro-4/3 -Chip und dessen Fläche (oder noch kleinerm Chip) sicher ausreichend; Denkt man es weiter, würde ein 100 mm Objektiv aus einem 10x /0.3  ein hochlichtstarkes 5x /0.3 Objektiv "machen"    :) , was im Stacking sicher interessant wäre.
Der "Stress-Test" mit einem 55 mm Objektiv als Tubuslinse fällt erwartungsgemäß durch, aber bis zu 105mm scheint es zu "funktionieren" - auch und gerade an den Bildrändern;
Insofern ein weiterer Beweis, dass die "Spezifikationen" der Tubuslinse weitestgehend interpretierbar bzw. improvisierbar bleiben.
Was nun der Verwendung von infiniten (Mikroskop-)Objektiven auch "am Balgen" sinnvoll und günstig erscheinen lassen.

Schönen Tag noch allen:

christian


peter-h

Liebe Tubuslinsen-Infinity-Objektiv-Freunde  ;D

Spekulation ist so schön wie träumen und basteln und testen ein ganz tolles Vergnügen. ABER
man kann auch rechnen bevor man Geld für etwas Unbekanntes ausgibt.

Angenommen , ein ganz ideales Infinity-Objektiv , ohne jeden Bildfehler soll an eine Kamera angepaßt werden, dann gibt es Lösungen ohne Ende ! Jeder wird seine Konstruktion verteidigen und nur seine Konstruktion wird das beste Bild liefern.

Und was für ein Schrottbild wird ein einfacher Achromat als Tubuslinse produzieren ?



Erklärung :
oberes linkes Fenster = sphärochromatische Fehlerdarstellung. Ideal = senkrechte Linie und alle Farben sind vereint.
oberes rechtes Fenster = Farblängsfehler des Systems , hier typisch Achromat (Tubuslinse)
untere Fenster = für Bildmitte, 5mm von der opt.Achse und 10mm von der opt. Achse gerechnete Spotdiagramme. Man erkennt die leichte chromatische Vergrößerungsdifferenz CVD.  Alles rein geometrische Optik !

ABER ein System muß auch nach der beugungsbegrenzten Abbildung untersucht werden. Und nun erkennt man, dass das Beugungsscheibchen weit größer ist als die Spotdiagramme es vermuten lassen.

D.h.: der Einfluß der Tubuslinse ist weit geringer als angenommen. Ich kann und will nicht alle gerechneten Versionen hier zeigen, aber wenn nicht ein ganz exotisches optisches Glied, vielleicht auch falsch herum eingesetzt wird, so wird man fast immer eine gute beugungsbegrenzte Abbildung erreichen. (meine Meinung)

Schönen Sonntag allen Tubuslinsenfreunden
P. Höbel

TPL

#12
Hallo Fotomikrografen,
meine eigenen Erfahrungen in diesem faszinierenden Grenzgebiet sind vernachlässigbar und veraltet, bzw. eher theoretisch. Trotzdem habe ich zwei kurze Anmerkungen, die vielleicht helfen:
1. mein Eindruck aus der (nächtelangen!) Lektüre in photomacrography.net und aus ein paar eigenen Aufnahmen mit Lupenobjektiven war der, dass es nicht allein auf das Erreichen eines einzigen Abbildungsmaßstabes ankommt, sondern dass eine gewisse Variation des Abbildungsmaßstabes wünschenswert ist. Mit einem auskorrigierten Mikroskopobjektiv geht das - trotz nominell endlicher Tubuslänge - am Balgen in gewissen Grenzen, da das gesamte optische System ohne weiteren Aufwand in der z-Achse verschoben werden kann. Bei Verwendung eines Unendlich-Objektivs muss dagegen zusätzlich noch die Tubuslinse um den gleichen Betrag verschoben werden. Sicher kann man sich dazu geeignete Tuben drehen (lassen), aber man verliert dadurch doch eine Menge Spielraum (z.B. kurzen Auszug!), die man mit der simplen Kombination aus Balgen und Objektiv hätte.

2. Die Abkürzung "CF" heißt ausgeschrieben "chromatic-aberration free" (farbfehlerfrei) und nicht etwa colour-free (farbfrei) oder gar chrome-free (chromfrei) ::).

Nikonophile Grüße, Thomas

typestar

#13
TPL schrieb:

Zitat von: TPL in Mai 17, 2010, 15:04:17 NACHMITTAGS
....dass es nicht allein auf das Erreichen eines einzigen Abbildungsmaßstabes ankommt, sondern dass eine gewisse Variation des Abbildungsmaßstabes wünschenswert ist.

Das ist sicherlich wichtig!

Zitat von: TPL in Mai 17, 2010, 15:04:17 NACHMITTAGSSicher kann man sich dazu geeignete Tuben drehen (lassen), aber man verliert dadurch doch eine Menge Spielraum (z.B. kurzen Auszug!), die man mit der simplen Kombination aus Balgen und Objektiv hätte.

Um die Bastler- und Dreherei kommt man in diesem Bereich leider gar nicht herum. Ich habe nun einen guten Dreher gefunden, der
es perfekt für mich hinbekommt. Es dauert halt leider immer eine relative Weile, bis er Zeit findet für meine Ideen.

Zitat von: TPL in Mai 17, 2010, 15:04:17 NACHMITTAGSDie Abkürzung "CF" heißt ausgeschrieben "chromatic-aberration free" (farbfehlerfrei) und nicht etwa colour-free (farbfrei) oder gar chrome-free (chromfrei).

Danke, natürlich meinte ich das, ist in der Tipperei untergegangen und korrigiert.

Btw:  die "NIKON" Tubus-Linse wird dann in einem OEM Karton ausgeliefert mit "Made in Japan" - und wer diese (für Nikon) herstellt ist nicht klar,
jedenfalls ist das ein unspektakuläres Stück Glas. Auf der Mitutoyo-Tubuslinse - die das Dreifache kostet - steht auch Mitutoyo drauf -
aber wie wir gelesen haben, solls darauf nicht ankommen...

Alle die diesbezügliche Fotografier-Erfahrung haben sind herzlich eingeladen, hier mitzuschreiben.
Damit:  Endlich oder unendlich -- jedenfalls schöne Bilder wünscht allen, die damit experimentieren:

Christian



typestar

Eine Ergänzung noch, weil ich das übersehen hatte:

Zitat von: TPL in Mai 17, 2010, 15:04:17 NACHMITTAGSSicher kann man sich dazu geeignete Tuben drehen (lassen), aber man verliert dadurch doch eine Menge Spielraum (z.B. kurzen Auszug!), die man mit der simplen Kombination aus Balgen und Objektiv hätte.

Wie gesagt, die Bastlerei und Dreherei scheint unerlässlich. Jedenfalls wäre der "starre" Tubus (inkl. der Tubuslinse mit angesetztem Inifinity-Objektiv) ja VOR einem Balgen, der die größe dennoch variieren kann/könnte.
Das ist bei der Mitutoyo-Linse insgesamt ein sehr kurzer Tubus, weil bei der MT-4 Linse das Objektive DIREKT (!) vor der Tubuslinse sitzt,
also nicht einen rund 10-cm "Tubusraum" benötigt. Wobei das Mitutoyo-Objektiv NOCH dazu, zur Apo-Korrektur einen ABSOLUT unerreichten Arbeitsabstand bietet - was für die metallurgischen Objektive bzw. für die gedachte Mikro-Foto-Anwendung - bestens ist.

Nimmt man die Nikon-Empfehlung, ist das Gesamtsystem diese 10 cm länger (und das Mitutoyo-mit MT-4 Linse klar das kompakteste.., wenn
auch 3x teurer).
Ein starrer Tubus würde -mit der Einschränkung des Maßstabes - andererseits eine "Sicherheit" geben, das Objektiv innerhalb der gedachten
Scala zu verwenden. Tests haben (siehe US-Forum) klar gezeigt, dass ein endliches Nikon 4x Apo bei der 7x Anwendung seine Grenzen schon erreicht hat bzw. abfällt. So hat man einen Tubus, eine fixe Länge und eben auch einen klar definierten Vergrößerungsmaßstab.
Unflexibel sicher, andererseits mit "garantierter" Optimierung des Einsatzbereiches...

Viele Grüße:
christian