Schlieren innen auf Binotubuslinsen

Begonnen von MykoMikro, Februar 01, 2023, 13:31:32 NACHMITTAGS

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MykoMikro

Liebe Forianer,
beim Reinigen meines Leitz SM ist mir aufgefallen, dass die Frontlinsen (heißen die so?) des Binotubus sehr auffällige Schlieren tragen. Ich habe ohne Erfolg mit der üblichen Reinigungsprozedur (Augenwatte auf Stäbchen mit Wundbenzin) versucht, diese Schlieren zu entfernen und glaube deshalb, dass sich die Schlieren INNEN auf den Glasflächen des Tubus befinden. Zum Fotografieren musste ich die Okularfassungen abschrauben, falls sich jemand fragt, warum der Tubus so komisch aussieht 😉 Ich kann das überhaupt nicht einordnen. Was sind das für Schlieren? Ist das normal? Meint ihr, das wirkt sich auf die Bildqualität aus? Kann man den Binotubus öffnen und sie entfernen? Bitte helft mir auf die Sprünge.

FG
Jan

MykoMikro

Jetzt hab ich glatt die Bilder vergessen. Voilá!

Jürgen Boschert

Hallo Jan,

könntest Du bitte in dem Bild markieren, was Du genau meinst? Ich sehe da vor allem Wischspuren. Hattest Du nicht ein GFL? Wenn ja: Da muss man vorsichtig sein, die frühen Vergütungen waren nicht alle wischfest!
Beste Grüße !

JB

MykoMikro

Hi Jürgen,
ich habe ein Leitz SM-M von 1965. Ich denke, dass ich mit den Schlieren schon das meine, was du Wischspuren nennst. Allerdings konnte ich die mit Wundbenzin nicht entfernen, deshalb habe ich angenommen, dass sie innen im Tubus sind. Es kann natürlich auch sein, dass da jemand mit ungeeignetem Lösungsmittel hantiert und seine Wischspuren auf ewig "eingraviert" hat. Ich weiß nicht, wie das vom Vorbesitzer gehandhabt wurde.

FG
Jan


Jürgen Boschert

Hallo Jan,

das Problem bei Tubusprismen ist, dass man da oft schlecht drankommt und evtl. die Innenwände der Metallteile berührt, dann nimmt die Schweinerei ihren Lauf: Die Innenflächen der Gehäuseteile sind zum einen mit einem in allem möglichen leicht lösbaren Schwarzlack / Ruß belegt, um interne Reflexe auszuschalten. Andere Teile sind mit einem sehr zähen Fett bestrichen, um im Gehäuse herumvagabundierende Staubteilchen wegzufangen. Beides Kann man beim Putzen leicht auf die Prismenflächen übertragen und bekommt das dann nur sehr schlecht wieder weg. Gute Erfahrung habe ich dabei tatsächlich mit Xylol gemacht, wobei man dann sehr diszipliniert in Schneckenhäuschen-Manier überlappende Wischzonen von zentral nach peripher fahren und die Watte häufig wechseln muss. Ist ein dolles Geduldsspiel.
Beste Grüße !

JB

MykoMikro

Hi Jürgen,
danke für die Erklärung. Den Tubus zu öffnen klingt sehr unerfreulich. Vielleicht sind es ja doch Wischspuren von außen, das war immerhin deine erste Assoziation, wenn ich dich richtig verstehe. Ich probiere einfach nochmal, ob ich das nicht doch von außen mit viel Geduld und Wundbenzin gereinigt bekomme...

FG

liftboy

Hallo Jan,

das Elend hab ich gerade hinter mir; ein fetter Fettstreifen auf der Tubusoptik. Von draußen nicht dranzukommen, also zerlegen. Das ist die "Königsklasse"! Immerhin muss ja zum Schluß wieder alles da sitzen wo es hingehört.
Habs aber hingekriegt.... trau Dich :-)

Grüße
Wolfgang
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=785.msg3654#msg3654
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Niels Bohr

3nzo

Hallo Jan,
Vielleicht befindet sich das Fett genau dort auf der Oberfläche, die Sie durch das Entfernen der Okulartuben freigelegt haben.
Ich rate Ihnen zur Verwendung von Xylol, da der Wundbenzin bei stark verschmutzten Linsen nicht so effektiv ist und in diesen Fällen Rückstände hinterlässt.
Achten Sie beim Wiederzusammenbau der Rohre darauf, mit einem Objektmikrometer zu prüfen, ob die beiden Bilder genau übereinstimmen, da die Löcher im Allgemeinen ein Spiel haben, um eine Korrektur der Deckungsgleichheit der beiden Bilder zu ermöglichen.
Wenn das Fett intern sein sollte, müssen Sie die Halterung mit den Prismen herausziehen, aber zerlegen Sie die Prismen nicht, da die Einrichtung schwierig ist, insbesondere wenn es sich um ein verschiebbares Fernglas handelt.
Viel Glück und beste Grüße.

Enzo

ortholux

Zitat von: MykoMikro in Februar 01, 2023, 13:31:32 NACHMITTAGS
Zum Fotografieren musste ich die Okularfassungen abschrauben,

Dann kannst du ihn jetzt auch noch weiter auseinandernehmen. "Jetz is eh scho wurscht", denn justieren mußt Du ihn ohnehin.
Im Anhang eine Anleitung, wie man das macht.

Wolfgang

MykoMikro

Zitat von: ortholux in Februar 02, 2023, 13:47:23 NACHMITTAGS
Zitat von: MykoMikro in Februar 01, 2023, 13:31:32 NACHMITTAGS
Zum Fotografieren musste ich die Okularfassungen abschrauben,

Dann kannst du ihn jetzt auch noch weiter auseinandernehmen. "Jetz is eh scho wurscht", denn justieren mußt Du ihn ohnehin.
Im Anhang eine Anleitung, wie man das macht.

Wolfgang

Puh, da hab ich mir ja was eingebrockt, aber danke für die Hilfe...

VG
Jan

3nzo

Hallo Jan,
Wenn Sie nur die Okulartuben demontiert haben, müssen Sie sich nicht der schwierigen Aufgabe stellen, die Prismen zu justieren.
Wenn sich der Schmutz auf der sichtbaren Oberfläche unter den Okulartuben befindet, können Sie die Tuben reinigen und wieder zusammenbauen (zentrieren, was einfach ist). Wenn es sich um die Innenflächen des ersteren handelt, können Sie die optische Baugruppe aus der Außenhülle herausziehen und versuchen, die Oberflächen mit einem Wattestäbchen und Xylol zu reinigen, ohne die Prismen zu zerlegen. Wenn Sie die Prismen zerlegen müssen, können Sie sie in der Nähe der tatsächlichen Position wieder zusammenbauen, indem Sie Markierungen auf dem Metall an der Peripherie der Prismen und Befestigungsplatten anbringen, wobei Sie darauf achten müssen, dass die schwarze Farbe nicht abplatzt.
Wenn Sie die Prismen auseinander nehmen müssen, viel Glück, ich möchte nicht an Ihrer Stelle sein  :)
Diese Aufgaben sind mit optischen Prüfwerkzeugen zu bewältigen, die im Besitz der Hersteller und ihrer Vertragswerkstätten sind.
Gute Arbeit und viel Glück.
Mit freundlichen Grüßen.

Enzo

ortholux

Zitat von: 3nzo in Februar 02, 2023, 19:34:24 NACHMITTAGS

Wenn Sie nur die Okulartuben demontiert haben, müssen Sie sich nicht der schwierigen Aufgabe stellen, die Prismen zu justieren.


Das ist natürlich richtig. Ich meinte auch nicht, daass Jan die Prismen demontieren soll. Aber er kann mutig an die Sache rangehen.

Wolfgang

MykoMikro

Hallo zusammen,
nochmal ein Update: Ich habe die Vorderflächen der Seitenprismen des Binotubus (denn um die handelte es sich bei der Verschmutzung, nicht um Linsen, wie ich gedacht hatte) mit Wundbenzin und Augenwatte nochmal ausgiebig gereinigt. Damit konnte ich zumindest die Schlieren entfernen, allerdings scheint sich rechts auch der größte Teil der Vergütung gelöst zu haben und es sind einige Kratzer zutage getreten. Ob die schon vorher unter dem Schmutz waren oder ich sie durch die Reinigung erst verursacht habe, kann ich jetzt nicht mehr sagen. Links ist die Vergütung auch deutlich in Mitleidenschaft gezogen, aber zumindest noch der größte Teil der Prismenvorderfläche bedeckt.

Die Bilder nach der Reinigung seht ihr im Anhang.

Da ich beim Blick in die Prismen anschließend immer noch Fettschlieren gesehen habe, habe ich auch den Binotubus aufgemacht und die Seitenprismen sowie Mittelprisma komplett demontiert. Tatsächlich war auch eine Fettschicht auf dem dann letzten verbliebenen Prisma im Binotubus, die ich weitestgehend entfernen konnte. Tja, jetzt stehe ich jedenfalls vor dem Problem, dass ich den Tubus wieder justieren muss. Es wird aber eine Weile dauern, bis ich mich damit intensiv beschäftigen kann und auch dann scheint es mir eine ziemlich schwierige Angelegenheit zu werden.

Falls hier im Forum jemand das Werkzeug (das müsste ich mir nämlich erst anschaffen) und die Erfahrung hat, um den Binotubus wieder zu justieren, würde ich mich sehr freuen, wenn derjenige sich berufen fühlt, mir diese leidige Aufgabe zu einem fairen Preis abzunehmen. Und falls es noch irgendwo Profis gibt, die Leitz-Geräte warten, die über ein halbes Jahrhundert alt sind, freue ich mich auch einfach über Tipps, wo ich das machen lassen könnte.

Freundliche Grüße
Jan

Gerd Schmahl

Hallo Jan,
es ist wirklich schwierig, wenn alle Prismen schon bewegt wurden. Ich habe immer nur eine Seite gereinigt, neu justiert nach der ungereinigten und dann die zweite Seite gereinigt und nach der anderen justiert. Wenn man keine Referenz hat, dann bleibt wohl tatsächlich nur das von Wolfgang gezeigte Verfahren mit den Strichen an der Wand.
Einen komplett dejustierten Bino-Tubus eines MBS-10 konnte ich justieren, weil ich noch einen gut justierten als Referenz hatte. Da brauchte ich aber auch die Okularstutzen nicht auch noch justieren - nur die Prismen. Mein Verfahren habe ich hier beschrieben.
LG Gerd
Man sagt der Teufel sei, im Detail versteckt,
doch hab' ich mit dem Mikroskop viel Göttliches entdeckt.

3nzo

Hallo Jan,
vielleicht wird Wolfgang mir nicht zustimmen, aber meiner Meinung nach sollte man sich überlegen, ein weiteres Fernglas zu kaufen. Die Reparatur in einem spezialisierten Zentrum hätte vergleichbare Kosten, insbesondere für die erneute Entspiegelung.
Ich bestehe darauf, Xylol zu empfehlen (wenn es kein Lösungsmittel für Leitz-Zement ist) und keinen Wundbenzin und Alkohol (Zeiss-Zementlösungsmittel) zu empfehlen, weil sie Rückstände hinterlassen und Sie zwingen, auf der Reinigung zu bestehen, wenn stattdessen ein einziger Durchgang mit Xylol ausreichen würde .
Innenbehandlungen sind im Allgemeinen empfindlich und können auch durch langsam reinigende Flüssigkeiten angegriffen werden.
Beste Wünsche zur Behebung des Problems und beste Grüße.

Enzo