Hallo Gerd,
sowohl die Vergrößerung als auch die numerische Apertur spielen für die Konoskopie eine wichtige Rolle:
Ist die Vergrößerung nicht ausreichend, um das gesamte Gesichtsfeld mit dem einen zu untersuchenden Kristall auszufüllen, dann bekommst Du einen erheblichen Kontrastverlust im konoskopischen Achsenbild - bis hin zur Unkenntlichkeit. Die ausgefeilteren konoskopischen Einrichtungen haben deshalb auch zuschaltbare Loch- oder Irisblenden, um den konoskopierten Bereich möglichst eng begrenzen zu können.
Die hohe numerische Apertur (nA > 0,65) ist überhaupt erst die 'Eintritskarte' für die Konoskopie. Wie Bernhard schreibt steckt dahinter ja nicht die Fläche der Öffnung, sondern der Öffnungswinkel des Strahlenganges. Und bei der Konoskopie geht es ja nun besonders um Winkel... Grob gesprochen: je höher die nA, desto besser Deine Chancen, die Achsen-Ausstichpunkte auch bei ungünstiger Schnittlage "zu Gesicht zu bekommen".
Pol-Objektive sind spannungsfrei. Das heißt, dass Du keine Überlagerung Deines vom Objekt erzeugten Interferenzbildes durch Spannungsdoppelbrechung der abbildenden Optik erhältst. Außer der Temperung des optischen Glases spielen für die Pol-Eignung aber auch die Krümmungsradien der Linsen und deren Oberflächenbeschichtung eine Rolle. Hochgezüchtete Plan- oder apochromatische Objektive waren aus diesem Grunde für die messende Pol-Mikroskopie ungeeignet. Seit ein paar Jahrzehnten gibt es auch allerfeinst korrigierte Objektive, die weitgehend spannungsfrei und Pol-geeignet sind. Die sind aber normalerweise nicht in der Hobby-Preisklasse.
Geeignet sind im Allgemeinen Achromaten mit hoher Eigenvergrößerung und hoher nA. Deren optischer Aufbau ist einfach und erfordert keine extremen Krümmungsradien.
Für die Konoskopie gibt es aber noch ein paar weitere, wichtige Aspekte der Eignung eines Objektivs: die ZENTRIERUNG! Und da, Bernd, muss ich Dir bei Deiner Empfehlung einmal heftig "reingrätschen".
Gerade bei hohen Vergrößerungen und Konoskopie ist eine saubere Zentrierung keine "Kür" mehr, sondern unerlässlich! Das schreibe ich hier bewusst so absolut. Das Konoskop-Objektiv muss perfekt zentriert sein, damit das untersuchte Korn beim Drehen des Tischs nicht 'auswandert'. Zumindest bei der Zeiss-STANDARD-Reihe heißt das aber, dass die Objektive ihre Zentrierung "mitbringen" müssen, denn die Revolver sind dafür nicht vorgesehen. Da die 'Sofort-kaufen'-Objektive aus der Bucht natürlich keine Zentriermöglichkeit bieten (sonst würden sie wahrscheinlich 10x so viel kosten). Ist das ein wichtiger Punkt, den es vorher zu klären gilt: lassen sich an Deinem Mikroskop, Gerd, die Objektive zentrieren? Und ist der Drehtisch zentriert (oder, im ungünstigeren Fall, zentrierbar)?
Wenn nicht, würde ich mit der Konoskopie noch ein bisschen warten.
Schönen Gruß, Thomas