Interessante Pilzfunde 84 - Wiesel-Täubling

Begonnen von Bernd Miggel, August 15, 2023, 17:10:43 NACHMITTAGS

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Bernd Miggel

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Einführung, Lebensweise und Verbreitung

Der Wiesel-Täubling Russula mustelina ist ein mild schmeckender, geruchlosen Hellcremesporer mit lehmbraunem Hut, cremefarbenen Lamellen, weißem Stiel und Fleisch sowie stark orangerosa Eisensulfatreaktion. Er stellt eine typische Art unserer Bergnadelwälder dar, wobei er saure, verdichteten Böden bevorzugt und eine Mykorrhiza mit Fichten, Weißtannen oder Kiefern eingeht. Da er nicht gerade häufig auftritt, wird er in der Roten Liste Deutschlands (2016) in der Gefährdungskategorie V (Vorwarnliste) geführt.

Für einige der hier gezeigten Bilder möchte ich mich bei Liss Hoffmann, Udo Schäfer und Hans Stern bedanken.

Bild 1 – Fundort von Russula mustelina (Bild 3), ein lichter, ,,aufgeräumter" Kiefernwald. Foto: Liss Hoffmann.

Bernd Miggel

Eine bereits durch ihre äußere Erscheinung gut kenntliche Art: groß werdende, massive Fruchtkörper, die, nimmt man sie in die Hand, als schwergewichtig wahrgenommen werden. Die bis 15 cm breiten Hüte besitzen eine ganz typische ockerbraune, gelbbraune, lehmbraune Färbung, in KORNERUP A. & WANSCHER J.H. (1981) etwa der Komplex 5 C-E 5-8. Der Hutrand ist glatt, selten kurz gerieft, die sehr dicke, elastische Huthaut ist glatt, bei feuchter Witterung glänzend und klebrig-schleimig und etwa zur Hälfte des Radius abziehbar.


Bild 2 – Population aus einem sauren Bergfichtenwald bei Schramberg, Baden-Württemberg. Foto: Udo Schäfer.

Bernd Miggel

Die Lamellen sind nur selten untermischt oder gegabelt, bei reifen Fruchtkörpern cremefarben und flecken gerne bräunlich. Der Stiel ist stabil, fest, weiß und glatt oder längsadrig, in der Form zylindrisch bis schwach keulig. Das Fleisch in Hut und Stiel ist sehr fest und weiß, schmeckt angenehm mild und ist geruchlos.


Bild 3 – Exemplare aus einem sauren Bergkiefernwald des NSG Heselmiss bei Oberreichenbach, Baden-Württemberg. Foto: Liss Hoffmann
Bild 4 – Exemplare aus einem sauren Bergfichtenwald bei Villingen, Baden-Württemberg. Foto: Hans Stern.

Bernd Miggel

#3
Sporenstaubfarbe
Das frisch ausgefallene Sporenpulver ist hell creme, IIa-b nach der Farbtafel in MARXMÜLLER, H. (2014).

Makrochemische Farbreaktionen
FeSO4 ergibt eine stark orangerosa Reaktion.


Mikroskopische Merkmale

Die Sporen sind ellipsoid, mit niederwarzig-gratig-teilnetzigem Ornament. Geschlossene Maschen kommen eher selten vor. Das Ornament ist deutlich amyloid, der Hilarfleck dagegen inamyloid. Sporengröße nach eigenen Messungen:
L x B = 6,4-8,2 x 5,3-6,5 µm      Schlankheitsgrad Q = 1,22-1,27
Ornament bis 0,4 µm hoch


Bild 5 –  Sporen in Melzers Reagenz. Foto: Bernd Miggel

Bernd Miggel

Die Epikutis besteht aus Epikutishaaren und Pileozystiden. Bei den Epikutishaaren finden sich zwei verschiedene Typen: Die einen besitzen hyphenartigen Habitus, mit  langen Gliedern und 3-4 µm Breite, die anderen bestehen aus tönnchenartigen, bis 10 µm breiten Gliederketten. Die Pileozystiden sind innerhalb der Schleimschicht nur vage erkennbar, in Sulfovanillin färben sie sich grau bis schwarz.

Bild 6 –  Epikutishaare, präpariert in NH3-Kongorot. Foto: B. Miggel.
Bild 7 –  Pileozystiden, präpariert in Sulfovanillin. Foto: Bernd Miggel

Bernd Miggel

#5
Notizen
•   Wohl wegen der in einem Zug bis zur Hälfte des Radius wie eine Pelle abziehbaren, sehr dicken Huthaut ist die Art auch unter dem Synonym Russula elephantina bekannt.
•   Bei den Sporen kommen immer wieder auffallend längliche vor.

Ähnliche Arten
•   Der Fichtensteinpilz Boletus edulis kommt in vergleichgaren Habitaten vor und besitzt eine recht ähnliche Hutfarbe. Dreht man ihn um, dann erkennt man natürlich, dass es sich bei ihm um einen Röhrling handelt.

Literatur
•   BON, M. (1988): Pareys Buch der Pilze: 56-57.
•   DÄHNKE, R.M. (1993): 1200 Pilze in Farbfotos: 860.
•   EINHELLINGER, A. (1985): Die Gattung Russula in Bayern. Hoppea, Denkschr. Regensb. Bot. Ges. 43: Nr. 94.
•   GALLI, R. (1996): Le Russule: 80-81.
•   GMINDER, A. (2014): Handbuch für Pilzsammler. 340 Arten Mitteleuropas sicher bestimmen: 277.
•   KORNERUP A. & WANSCHER J.H. (1981): Taschenlexikon der Farben.
•   KRÄNZLIN F. (2005): Pilze der Schweiz Bd. 6, Russulaceae: Nr. 181.
•   KRIEGLSTEINER, G.J. (2000): Die Großpilze Baden-Württembergs, Bd. 2: 570.
•   MARXMÜLLER, H. (2014) - Russularum Icones: 130-131.
•   MICHAEL, M., Hennig, B. & Kreisel, H. (1977): Handbuch für Pilzfreunde Band III: Nr. 83.
•   MONEDERO, C. (2012): El Género Russula en la Península Ibérica: 100-101.
•   ROMAGNESI, H. (1985): Les Russules d ́Europe et d ́Afrique du Nord: 269-272.
•   SARNARI, M. (1998): Monographia illustrata del genere Russula in Europa 1: 266-271.
•   https://de.wikipedia.org/wiki/Wiesel-T%C3%A4ubling
(abgerufen am 15.8.2023).
•   https://fundkorb.de/pilze/russula-mustelina-wiesel-t%C3%A4ubling
(abgerufen am 15.8.2023).


Viel Freude beim Anschauen!
Bernd




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