Interessante Pilzfunde 102 - Fischgeruchs-Risspilz

Begonnen von Bernd Miggel, Januar 19, 2024, 10:45:50 VORMITTAG

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Bernd Miggel

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Einführung, Lebensweise und Verbreitung

Der Fischgeruchs-Risspilz Inosperma pisciodorum ist bereits am Fundort gut zu identifizieren: eine mittelgroße, stabile Art mit braunem, radialfilzigem Hut und bei reifen Exemplaren starkem, ja penetrantem Fischgeruch. Er ist sowohl mit Laub- als auch mit Nadelbäumen vergesellschaftet. Er scheint recht selten zu sein, denn die Rote Liste Pilze (2016) führt ihn unter ,,D" (Datenunzureichend).
Hans Stern fand die hier dargestellte Kollektion am 15. Juni 2010 am Rand eines Holzabfuhrweges im ,,Germanswald" bei Villingen, Baden-Württemberg. Beim Fundort handelt es sich um einen auf 750 mNN liegenden Nadelwald auf saurem Boden über Buntsandstein, der allerdings über mehrere Jahre hinweg künstlich gekalkt wurde. Begleitvegetation: Weißtanne, Fichte, Heidelbeere.


Bild 1 – Kollektion von Inocybe pisciodora am Fundort. Das deutliche Röten am Stiel ist gut sichtbar. Foto: Hans Stern.
Bild 2 – Die oftmals weiße Stielbasis und die filzig, teils schuppige Hutbedeckung tritt bei diesen Exemplaren klar hervor. Foto: Hans Stern.

Bernd Miggel

#1
Makroskopische Merkmale

Hut jung halbkugelig, später kegelig bis konvex, bis 50 mm breit, fast glatt bis wollig-filzig, zentral mitunter anliegend schuppig, hell- bis dunkelbraun; Stiel meist schlank, bis 70 mm lang, weißlich bis hellbräunlich, mit weißen, braun nachdunkelnden Schuppen besetzt (Bilder 4 und 5), apikal weißflockig, basal oft weiß, ohne Basalknolle, Oberfläche bei Berührung rötend; Lamellen anfangs cremefarben, später braun, mit weißflockigen Schneiden (Cheilozystiden); Fleisch weißlich, bei Berührung oder Verletzung langsam rötend; Geruch nicht zu junger Fruchtkörper stark nach Fisch, Heringslake.


Bild 3 – Ausschnittvergrößerung von Bild 1. Das junge Exemplar zeigt eine üppige Cortina, das reife weiße Lamellenschneiden und eine flockige Stielspitze. Foto: Hans Stern.
Bild 4 – Größe, Hut- und Stielbedeckung eines reifen Fruchtkörpers. Foto: Hans Stern.

Bernd Miggel

Mikroskopische Merkmale

Sporen groß, glatt, dickwandig, ellipsoid oder angedeutet mandelförmig.
Gemessene 26 Sporen (Bild 5) in Länge x Breite: 13,2-16 x 7,3-8,4


Bild 5 –  Sporen in Wasser. Foto: Hans Stern.

Bernd Miggel

#3
Cheilozystiden, Pleurozystiden und Kaulozystiden
Cheilozystiden und Kaulozystiden dünnwandig, zylindrisch, keulen- oder urnenförmig, mit braunem, amorphem Inhalt, 60-80 x 12-18 µm; Pleurozystiden fehlen; Kaulozystiden nur an der Stielspitze vorhanden.

Ähnliche Arten
•    Der Duftende Risspilz (Inosperma bongardii) unterscheidet sich sowohl makro- als auch mikroskopisch nur durch seinen süßlichen bis obstigen Geruch.

Literatur
•    BREITENBACH, J. & KRÄNZLIN F. (2000): Pilze der Schweiz Bd. 5, Blätterpilze 3. Teil, Cortinariaceae: Nr. 7.
•    KRIEGLSTEINER, G. & GMINDER, A. (2010): Die Großpilze Baden-Württembergs, Bd. 5. Blätterpilze III: Nr. 6.10b.
•    KUYPER, TH.W. (1986): A Revision of the Genus Inocybe in Europe, I Subgenus  Inosperma and the smooth-spored species of Subgenus Inocybe,  Persoonia — Suppl. Vol. 3: Nr. 4.2.
•    LUDWIG, E. (2017): Pilzkompendium Bd. 4: Nr.129.4.
•    STANGL, J. (1989): Die Gattung Inocybe in Bayern. Hoppea Bd. 46. Regensburg: Nr. 10; Tafel 3/2.
•    https://www.inocybe.org/genus-inosperma/pisciodorum/
(abgerufen am 18.01.2024)
•    https://fundkorb.de/pilze/inocybe-pisciodora-fischgeruch-risspilz


Viel Freude beim Anschauen!
Bernd



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