Botanik: Ein alter Bekannter - Farnsporangien Hirschzunge (A. scolopendrium) *

Begonnen von KayZed, Juli 30, 2024, 14:49:07 NACHMITTAGS

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KayZed

Liebe Mikrofreunde,

heute mal zur Abwechslung ein kleiner Ausflug in die Welt der Botanik.
Die Sporangien der Farne sind im Forum hinreichend bekannt durch die vielen wunderbar bunten Fluoreszenzbilder.

Da in unserem Garten unter anderen Farnen auch die Hirschzungen (Asplenium scolopendrium) wachsen, habe ich mir deren Sporenansammlungen mal makro- und mikroskopisch vorgenommen. Zunächst eine Aufnahme der streifenförmigen Sporenlager auf der Unterseite des Hirschzungenfarns.



Mit dem Lupenobjektiv von Laowa (5x) sieht man schon gut die hier weitgehend geöffneten Sporangien. Das Bild ist aus 33 Einzelaufnahmen gestackt.



Mit der gleichen Optik ist ein etwas größerer Ausschnitt beim Wurmfarn (Dryopteris filix-mas) abgebildet. Hier sind die Sporenbehälter in kleinen Gruppen versammelt. Bei den vielfach noch geschlossenen Sporangien kann man den Anulusring gut erkennen.



Das spannendste Thema bei den Farnen ist bekanntlich die Entleerung der Sporenbehälter, die durch den Austrocknungsvorgang induziert wird. Man kann diesen Vorgang beschleunigen, indem man ein kleines Farnblatt unter eine wärmende Lampe legt. Dabei öffnen sich nacheinander ruckartig einzelne Sporangien und verstreuen die Sporen. Ich habe mal versucht, dies unter dem Stemi bei ca. 50-facher Vergrößerung zu filmen. Die Qualität des kurzen Clips ist leider nicht sehr berauschend, weil ich das Smartphone am Okular eingesetzt habe.


Der Mechanismus dieses Sporangien-Katapults ist erst vor etwa zehn Jahren genauer entschlüsselt worden. Er beruht auf der besonderen Bauweise der Anuluszellen, deren Radial- und Basalwände verdickt, die Außenwände dagegen dünn und durchlässig sind. Der Wasserverlust (Austrocknung) und die Kohäsion des Restwassers in den Zellen führt zur Streckung des Anulusrings, der am Stomium ("Sollbruchstelle") aufreißt. Wenn die Kohäsion in den Anuluszellen zusammenbricht, strömt schlagartig Luft ein, die den Ring wieder vorschnellen lässt und wie ein Katapult die Sporen entleert. Dies ist eine der schnellsten Bewegungen im Pflanzenreich. Genaueres kann man u. a. hier nachlesen.
Folgende Grafik verdeutlicht den Vorgang.




Zur eingehenderen Betrachtung habe ich einzelne Sporenbehälter der Hirschzunge auf einem Objektträger in Glyzerinwasser (weniger Luftblasenbildung) gegeben und im Hellfeld sowie im DIK untersucht. Die folgenden Aufnahmen wurden im DIK 40 erstellt.



Das letzte Bild zeigt ein Sporangium, das sich nach der Entleerung wieder fast geschlossen hat.



Viel Spass
Klaus
Zeiss Stemi 508
Zeiss Jenaval Kontrast
Nikon Z7

Florian D.

Lieber Klaus,

sehr cool, wieder was gelernt!

Viele Grüsse
Florian

anne

Hallo Klaus,
schön dass die Sporangien hier wieder einmal Thema sind. Toller Beitrag, so mitten im Sommerloch.
Lg
Anne

Gerd Schmahl

Hallo Klaus,
schöne Doku! Den Film kann ich aber leider nicht finden und bei der Beschriftung ist Dir ein kleiner Fehler unterlaufen: das sind natürlich "Sporen" und keine "Pollen".

Ich habe 2017 dieses Video aufgenommen, vermutlich mit dem VERTIVAL aber vielleicht auch mit der Auflichteinheit am Nf, aber genau weiß ich es nicht mehr:
Da es bei mir in der Vorschau mit dem Einbinden des Videos nicht geklappt hat hier zur Sicherheit noch der Link:

https://www.youtube.com/watch?v=wlbeS8qBaMg


LG Gerd
Man sagt der Teufel sei, im Detail versteckt,
doch hab' ich mit dem Mikroskop viel Göttliches entdeckt.

KayZed

#4
Danke für die netten Rückmeldungen.

Hallo Gerd,

der Videoclip ist jetzt wieder integriert, obwohl er anfangs funktioniert hat.
Weiß nicht warum er einfach verschwunden war. Bei dir hat das Einbinden des Videos wohl auch nich geklappt. Da scheint was mit der Forumssoftware nicht ganz zu stimmen. Ich hatte bei der Erstellung des Beitrages noch weitere Hindernisse. Auch jetzt ist wieder ein Abschnitt als Link gekennzeichnet. Was soll's.

Klar, mit den "Pollen" sind natürlich Sporen gemeint. Ich hab das entsprechend korrigiert.

Danke für deine Hinweise
LG Klaus
Zeiss Stemi 508
Zeiss Jenaval Kontrast
Nikon Z7

reblaus


Fahrenheit

Lieber Klaus,

danke für den schönen Beitrag, den ich gerne gelistet habe.

Beste Grüße
Jörg
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