Pegmatit Cap de Creus, Spanien

Begonnen von Florian D., Oktober 07, 2024, 22:42:19 NACHMITTAGS

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Florian D.

Glückauf Forumisten,

ein kleiner Nachtrag: Ich bin diese Woche auf der DPG Tagung in Regensburg. Dort hat auch Horiba einen Stand wo sie ihr Flagschiff-Ramanmikroskop präsentieren. Liebenswürdigerweise haben sie mir angeboten, einige meiner Schliffe zu mikroskopieren. Herzlichen Dank dafür! Ich hatte u. a. auch den oben diskutierten Schliff ausgewählt und trotz der für die Ramanmikroskopie ungünstigen Eindeckung des Schliffes mit Epoxykleber konnten wir ein eindeutiges Spektrum des Berylls aufnehmen. Meine doch etwas wackelige Diagnose wäre damit abgesichert und ich habe viel über die Möglichkeiten der Raman-Mikroskopie, aber auch ihre Tücken, gelernt.

Viele Grüsse
Florian

Florian D.

Und noch ein Nachtrag.
Laut Literatur tritt Columbit oft zusammen mit Zinnstein (Cassiterit) auf, welcher seinerseits oft Tapiolith (ebenfalls ein nahe verwandtes Tantalmineral) enthält. In einigen Fällen können sie sogar nur schwer zu unterscheiden sein. Von daher wollte ich mir gerne mal eine Zinnsteinvererzung ansehen.
Neulich wurde ich auf dem Flohmarkt unerwartet fündig. Dort wurden Reste einer recht professionellen Gesteinssammlung verkauft. Für 2 Euro ersteigerte ich eine schöne Zinnsteinstufe aus Ehrenfriedersdorf im Erzgebirge, wo Zinn abgebaut wurde und welches anscheinend auch über ein schönes Schaubergwerk verfügt.
Eine Scheibe davon habe ich zu einem Dünnschliff verarbeitet.
Hier ein Übersichtsbild
Uebersicht.JPG
Die braunen Banden sind teilweise dichroitisch.
Neben einem transparenten Ganggestein erkennt man unschwer ein dunkles, schön zoniertes Mineral mit sehr hohem Brechungsindex mit hoher Doppelbrechung. An einer Stelle kann man ein Achsenbild sehen, es ist einachsig positiv (im Bild unten mit Lambdaschieber aufgenommen). Das alles passt perfekt zu Cassiterit mit einem Brechungsindex von ca. 2,0 und einer Doppelbrechung von 0.1.
IMG_10165.JPG
Das Ganggestein enthält viel hellen Glimmer (vielleicht ein Lithiumglimmer), daneben aber auch dunkle, rötlich durchscheinende, teils nadelige Kristalle. Ich würde vermuten, dass es sich auch hierbei wieder um Columbit handelt.
Hier Bilder im LPL und XPL
IMG_10532.JPG
IMG_10533.JPG

Viele Grüsse
Florian


Florian D.

Vielleicht nochmal 2 Bilder des Zinnsteins selbst, sowohl der Stufe
photo_5422354735157080967_y.jpg
als auch im Schliff (LPL und XPL).
Im XPL erkennt man, ausser der Verzwilligung, auch gut einige Spaltflächensysteme.
IMG_10539.JPG
IMG_10540.JPG

Florian D.


PolMik

Hallo Florian,

die Greisen von E-dorf sind sehr interessant. Endlich mal wieder was Interessantes aus der Gesteinswelt, danke dafür. Greisen aus der Pinge Geyer in der Nähe habe ich auch in meiner kleinen Sammlung, aber nicht geschliffen. Zu der immerhin 750 Jahre alten Sn-W-Lagerstätte, von der ein Teil als Museumsgrube dient, gibt es eine Abhandlung des Sächsischen Landesamtes für Landwirtschaft, Umwelt und Geologie, die man sich als pdf-Datei runterladen kann. Darin werden auch die einzelnen Minerale und Spurenelemente ziemlich gut beschrieben.

Viele Grüße
Michael

Florian D.

Lieber Michael,

danke für den Hinweis, ich denke, ich hab's gefunden:
https://publikationen.sachsen.de/bdb/artikel/12166

Viele Grüsse
Florian

Florian D.

Das mit der Wolframvererzung ist interessant. Statt Columbit könnte es natürlich auch ein Mineral aus der Wolframitgruppe, wie Hübnerit sein.

PolMik

#37
Hallo Florian,
ja, das könnte Hübnerit sein. Auch Rutil wurde an einer Stelle im Text genannt. Der Unterschied wäre vielleicht am Achsenbild zu erkennen. Hübnerit wäre zweiachsig, Rutil einachsig. Außerdem wäre der Pleochroismus ein Unterscheidungsmerkmal. Niob ist mit aus meiner Sicht beachtlichen Gehalten gemessen worden, soll aber in den Kassiterit eingebaut sein. Columbit habe ich in den Tabellen zu den Mineralen nicht gesehen. Diese Glimmer scheinen auch nicht gerade zu den häufigsten ihrer Art zu gehören.
Viele Grüße
Michael

Florian D.

#38
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Florian D.

So, hier jetzt das Ramanspektrum des Berylls (grün) das mir die Firma Horiba dankenswerterweise aufgenommen und zur Verfügung gestellt hat.
Da der Schliff eingedeckt war, lieferte das Epoxid einen starken Hintergrund (blau), der subtrahiert werden musste. Dies liefert den roten Graphen, der sich sehr gut mit der Referenz (türkis) vergleicht. Der Peak bei ca. 3600 ist auch charakteristisch Wasser, das manchmal in die Si6O18 Ringe eingelagert ist.
Pegmatite_Beryll_Raman.jpg

Viele Grüsse
Florian