Hilfe bei defekten Präparaten erbeten

Begonnen von Peter Woitschikowski, Januar 31, 2025, 14:40:13 NACHMITTAGS

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Peter Woitschikowski

Liebe Mikroskopiefans, vielen Dank für Eure Hilfe und Tipps zum Retten der Präaparate, einiges davon war mir neu und klingt auch sehr hilfreich. Ich nehme aber gerne erst das Angebot zur Objektträger-Reparatur von Olaf an.

mit besten Dank

Peter
Peter Woitschikowski, Gütersloh

rlu

#16
Hallo Olaf, Peter,

ZitatIch verfüge über die entsprechenden Glasbearbeitungsmaschine und einige Erfahrung auf diesem Gebiet.

Wie sieht dann eine solche Reparatur aus?
Was macht so eine Glasbearbeitungsmaschine?

Auf Stoß wird man kaum einen Objektträger dran kleben können, um diesen zu ergänzen?
Oder sehr aufwendig: Wird der kaputte Objektträger zur Hälfte in der Dicke abgetragen(0.5cm) und das Ergänzungstück auch und dann mit Glaskleber verklebt?

Liebe Grüße
Rudolf

olaf.med

#17
Hallo Rudolf

dann will ich das Geheimnis einmal lüften... obwohl, es ist ja gar kein Geheimnis, denn alle Vorschläge wurden ja in den vorherigen Beiträgen zu diesem Thema ja schon gemacht, aber ich habe möglicherweise die besseren technischen Voraussetzungen und mehr Erfahrung in der Glasbearbeitung als jemand, der das noch nie gemacht hat.

Hier ist mein ,,Glasbearbeitungszentrum" beschrieben, ein etwas hochtrabender Name für diese kleine aber feine Maschine.

Und so sehen die einzelnen Bearbeitungsschritte aus:

Urzustand.jpg

Besonders kritisch war der Schliff ,,Rebe Zweig", der nahe am Objekt abgebrochen war und Delamination unter dem Deckglas zeigte. Hier habe ich zunächst der Bruch konsolidiert, indem ich etwas niedrigviskosen UV-Kleber ,,angefüttert" habe. Dieser kriecht in den Luftspalt wobei eine leicht erhöhte Temperatur von ca. 50°C den Vorgang noch optimiert. Danach wird mit UV-Licht ausgehärtet.

Rebe vorher.jpg

anfüttern.jpg

Nun wird an der Maschine bei jedem Präparat ein rechtwinkliger Schnitt erzeugt, dies wird mit einem Haarwinkel geprüft. Da Diamantscheiben benutzt werden geschieht dies natürlich mit Wasserkühlung, was auch ein sehr zartes und schonendes Bearbeiten ermöglicht. Das Papieretikett des Bärenklau-Präparats musste wegen des Wassers durch eine Plastikfolie und Tesafilm geschützt werden.

Haarwinkel.jpg

Im nächsten Schritt habe ich aus Objektträgern passende Stücke zur Ergänzung der verkürzten Präparate geschliffen. Aus großen Deckgläsern fertigte ich dann Streifen die etwas kleiner sind als das Objektträgerformat. Diese werden beim Verkitten untergelegt und dienen als Schienen für das fertige Präparat. Die sich daraus ergebende Änderung der Dicke um 0,17 mm hat keinerlei Einfluss auf die optische Abbildung und die Möglichkeit zu Köhlern. Die Deckgläser lassen sich mit einiger Übung sehr leicht und sauber mit einem Ritzdiamanten zuschneiden.

Deckgläser.JPG

Schließlich werden die Einzelteile genau ausgerichtet und mit UV-Kleber verkittet.

Hier vor dem Verkitten:

fertig.JPG

Nach dem Verkitten sind die Reparaturen fast nicht mehr zu erkennen:

fertig verkittet.jpg
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

rlu

Hallo Olaf,

vielen Dank für die Doku, den anderen Beitrag kannte ich nicht.
Super wenn man solche Maschinen hat und sie auch noch bedienen kann.

Ich hätte vermutlich einen Objektträger als Schiene untergelegt und kein großes Deckglas.
Ein Wunder, dass das hält.

Das obere Präparat "Rebe", da ist ja das Deckglas quer gebrochen.
Gerade schneiden geht nicht. Hast du das Deckglas und nur das Deckglas nochmal geschnitten(quer) und dann ein angepaßtes Deckglas(Dreieck) angelegt?

Ich habe so Diamantbohrer(Dremmel), und habe das Gefühl, damit kann man leichter und mit weniger Kraft ritzen.
Verwendest du Petroleum oder Spüli als Schneidhilfe?

Verwendest du den UV-Kleber Conloc 665(kapillardünnflüssig) oder ich tippe auf den Conloc 651(optisch klar); weil du ihn anwärmst?

Irgendwo kommt auch noch das Wort Wachskitt thermoplastisch vor.
Die Geologen haben ja früher CanadaBalsam verwendet. Vermutlich ist es heute so ein braunes Wachs.
Das Doppelklebeband und Drehmaschine, da ist vmtl. so ein thermoplastisches Wachs besser.

Restauration ist doch was wertvolles.

Liebe Grüße

Ich dachte zuerst, du machst das so.
2025-02-06 18_02_36-Über 34 zimmermannsmäßige Holzverbindungen – Mozilla Firefox.jpg
Rudolf

olaf.med

Hallo Rudolf,

Ein untergekittetes Deckglas gibt enorme Stabilität, da braucht's nichts Dickeres!

Bei der Rebe war das Deckglas noch vorhanden, der schräge Bruch war nur im Objektträger. Bei meiner Aufnahme erkennt man das schlecht, denn wichtig war mir die Sichtbarkeit der Delamination.

Vom Dremel für solche Zwecke halte ich garnichts!!!

Leider kann ich Dir keine Angabe zum Kleber machen, denn ich erbitte mir immer eine kleine Menge von unserem Präparator und die ist dann nicht im Originalgebinde. Ich kann natürlich fragen, falls Du sehr interessiert bist.

Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

Peter Woitschikowski

Bereits am Montag bekam ich von Olaf die perfekt reparierten Objektträger zurück. Ich bin sehr begeistert und freue mich sehr über die Hilfe von Olaf, dem ich immer nur meinen Dank und Respekt vor seinem Können aussprechen kann. Nun habe ich nach einem anderen Projekt, doch schon die Zeit gefunden zumindest erstmal von 2 Objektträgern die Mikrofotos im Hellfeld anzufertigen. Die Präparate habe ichdirekt seinerzeit von Robin Wacker direkt erstanden, die Bezeichnungen stehen unter den Bildern. Während das Präparat Kamille Blüte als Einzelaufnahme mit dem Leitz NPL Fluotar 6,3x mittels Stacking entstand, habe ich bei dem Präparat Bärenklau Stamm Quer 52 einzelne Ausschnitt-Fotos mit je 6 Aufnahmen als Stack zu einem Panorama zusammengefügt, gesamt also 312 Aufnahmen !!!, ebenfalls mit dem Leitz NPL Fluotar 6,3x. Hellfeld hat auch immer noch seinen Reiz.....

Gruß

Peter
Peter Woitschikowski, Gütersloh

Jürgen Boschert

Hallo Peter,

wundervolle Bilder von herrlichen Schnitten!
Beste Grüße !

JB

Peter Woitschikowski

Vielen Dank, ich habe die Bilder hier noch einmal etwas in heller, da sie mir auf meinem Laptop hier im Forum doch dunkler als bei mir auf dem Desktop erscheinen.....
Peter Woitschikowski, Gütersloh

rlu

#23
Hallo Peter,

mich hat ja die Reparatur interessiert. So was gefällt mir. Tolle Arbeit.

Jetzt lese ich, was du da für einen Aufwand getrieben hast.
Zitat6 Aufnahmen als Stack zu einem Panorama zusammengefügt, gesamt also 312 Aufnahmen !!!

So würde ich es theoretisch auch machen, wenn es gut werden soll.
Habe das schon mal mit Affinty Photo probiert und auch die Panorama-Funktion von PS Elements kann das.
Was mich da immer wieder fasziniert, wie diese Programme den Helligkeitsabfall/unterschied am Rand zwischen zwei Bildern ausgleichen.

Die Frage ist jetzt wie positionierst du die Bereiche. Abzählen, mit einem Meßschieber. Mit der Meßmarkierung auf dem Tisch. Merkst du dir die Stellen oder hast du schon einen Antrieb mit Schrittmotor am Tisch?

Ich traue es mir fast nicht zu sagen.
Das Bild(Kamille, Blüte quer) ist nicht so toll für den Aufwand. Ich erkenne weder Tiefe noch Details und habe auch das Gefühl, dass die Kanten Beugungen abbekommen haben???
Oder ist das deine Version von einem digitalen Wasserzeichen?
Ich gehe davon aus, dass du davon einen Print rausgeben willst.

Liebe Grüße
Rudolf

Peter V.

#24
Hallo Rudolf,

ZitatIch traue es mir fast nicht zu sagen.
Das Bild ist nicht so toll für den Aufwand. Ich erkenne weder Tiefe noch Details und habe auch das Gefühl, dass die Kanten Beugungen abbekommen haben???
Oder ist das deine Version von einem digitalen Wasserzeichen?
Ich gehe davon aus, dass du davon einen Print rausgeben willst.

Ehrlich gesagt - all das von Dir Geschriebene kann i c h nicht nachvollziehen. Wo siehst Du denn Beugungen? Und welche Details fehlen Dir? Die Bilder sind im Forum ja nicht sehr groß. Und "Tiefe" ist üblicherweise bei guten Schnitten nicht erkennbar.

Was mich persönlich (aber das ist wirklich reine Geschmacksache!!!) stören würde, ist die Tatsache, dass bei dem zweiten Bild der Hintergrund knallweiß ist und die ebenfalls in der Regel "farblosen", transparenten Strukturen "grau" sind. Wenn man durch das Mikroskop schaut, sehen diese Strukturen ja in der Regel so aus wie der Hintegrund. Ich habe das Bild mal entsprechend bearbeitet, aber nur, damit man erkennt, was ich meine. Wenn man will, kann man das sicher noch wesentlich besser hinbekommen (ich bin kein Bildbearbeitungsexperte ;-) )Aber - wie gesagt - wenn man will. Dass ich so starke Unterschiede zwischen "Leerstellen" im Präparat und Hintergrund nicht so schön finde, ist eine rein persönliche Empfindung.

@Peter Woitschikowski: Falls Dich stört, dass ich so etwas in Deinem Thread zeige, kann ich es sofort löschen.

Herzliche Grüße
Peter

Schnitt2.jpg
Dieses Posting ist frei von kultureller Aneigung, vegan und wurde CO2-frei erstellt. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

rlu

#25
Hallo,

ich meine die Kamille. Dr Miedaner ist ein Schüler/Anhänger von Robin Wacker und ich habe von ihm zwei Präparate. Das ist ein Universum an Details.
Peter Woitschikowski ist wohl jeder Kritik erhaben. Ich frage mich halt nur was mit diesem einem Bild ist?
Beruf: Fotografenmeister
Workshopleiter Fotografie und Bildbearbeitung
VHS-Referent für Fotokurse und Photoshop

2025-02-17 14_13_00-.jpg

Das ist aber nur ein Teil vom Beitrag.

Liebe Grüße
Rudolf

K. B.

Hallo Rudolf,

ich würde erwarten das es sich da um Fragmente der Kompression handelt, bei heutigen Kameras ist bereits ein Bild normalerweise einige Mb groß, das gestitchte Foto muss also eher im Gb Bereich liegen, wenn man aus so einer Datei dann ein 3 Mb jpg generiert muss die Qualität leiden.

Viele Grüße
Kay
Mikroskop: Olympus BH-2 BHTU/ BHS mit Trino (DL; PH; Fluo; DF; AL)
                  Zeiss GFL Trinokular (DL; PH; Fluo; AL)
                  Olympus CK2 Invers Trino (DL; PH; Fluo)
                  Olympus GB (DL; PH)
Mikroskopkamera: Canon EOS 550D; EOS RP

Peter Woitschikowski

Hallo Rudolf, gerne gehe ich auf die Bearbeitungsmethode zu meinem Panorama ein: Ich habe jeweils 6 Aufnahmen motorisch per Stacking erstellt, das ganze für eine umfassendes Panorama in 52 verschiedenen Aufnahmen. Als Stackingsoftware habe ich dazu Helicon Focus mit der Stapelfunktion genutzt, so wurden von der Software automatisch immer 6 Bilder zu einem Stack verrechnet. bei einzelnen Stacking-Aufnahmen stacke ich pro Motiv je einmal in der Methode A ( gewichteter Mittelwert) und Methode B (Tiefen-Abbild) und erstelle dann aus diesen beiden Stacks nochmals ein gesamt verbessertes Stacking Bild in dem ich es mit der Methode B als Endbild verwende. Dieser Aufwand war mir für diese Panorama-Aufnahme doch etwas zu viel...Das Panorama hebe ich anschließend in PTGUI-Pro zusammengefügt, die Datei hätte in der vollen Größe 980 MB ergeben, ich habe sie aber schon da auf 90 MB reduziert.
Nach dem Bereinigen des Hintergrundes habe ich dann zur Verwendung im Mikroforum die Datei nochmals auf 3,1 bzw, 3,78 MB reduziert, dies alles geht natürlich leider zu Lasten der Gesamt-Auflösung....Dies alles gilt für das Präparat vom Bärenklau, dass Präparat von der Kamille ist keine Panorama-Aufnahme sonder nur 1 Stack aus 6 Aufnahmen, da kann es sein das das Leitz NPL-Fluotar vielleicht nicht die richtige Wahl dafür war.....
Gestackte Bilder verlieren leider auch an Tiefe, da sind einfache Aufnahmen mit entsprechendem unscharfen Bereichen von der Tiefe her wesentlich besser.
Peter Voigt: Ich habe das Bild vom Buchsbaum zunächst mit der original-Hintergrundfarbe bearbeitet, diese kam mir dann aber wegen dem etwas schmutzigen Grau zu trist vor, deshalb habe ich den Hintergrund weiß gestaltet, aber auch deine Bearbeitung gefällt mir sehr gut.

mit besten Grüßen

Peter


Peter Woitschikowski, Gütersloh

Peter Woitschikowski

P.S. Zu Deiner Frage bezüglich der Panorama-Aufnhamen-Erstellung, ich nutze lediglich die visuelle Methode das bedeutet in der Praxis das ich jeweils den Ausschnitt immer nur ca. 2/3 verschiebe, damit die Panorama-Software genug Kontrollpunkte generieren kann um ein einwandfreies Panorama zu erstellen ( PtguiPro..)
Peter Woitschikowski, Gütersloh

rlu

#29
Hallo Peter,

interessant wie du an die Sache herangehst.
Ich habe die Methode A und B bei Helicon nicht mehr auf dem Schirm gehabt.
Methode A wenig Rauschen
Methode B bessere Details, etwas mehr Rauschen
Methode C noch mehr Rauschen, anfällig für Überstrahlungen, besser bei Überlappungen.
Traumflieger - richtig stacken: Methoden kombinieren (Helicon Focus Pro)


Bringt das was bei Mikroaufnahmen? Methode A und B kombinieren. In der Makrophotografie, wird der Hintergrund gerne auf A gelegt und die anderen Methoden werden ergänzt B, dann C.


Ich habe festgestellt, dass es besser ist eher weniger Bilder zu machen und sich die Ebenen auszusuchen. Die Vorgehensweise muss eine andere sein, als für eine Makroaufnahme(Methode C). Ich mache ja für mich gerne 3D Bilder. Da schaut das 2D Bild(ohne Kreuzblick) eher vermurkst aus, das 3D Bild offenbart, die ganze Tiefe und die Details.

Zitatdass Präparat von der Kamille ist keine Panorama-Aufnahme sonder nur 1 Stack aus 6 Aufnahmen
Merci für die Antwort.


ZitatWas mich da immer wieder fasziniert, wie diese Programme den Helligkeitsabfall/unterschied am Rand zwischen zwei Bildern angleichen.
ptgui Webseite, erstes Bild - ist nicht so leicht, selbst für so ein Program.
https://ptgui.com/
Oder wird die Helligkeitsdifferenz der beiden Bilder noch verbessert?

Bei Mikrofotos gibt es meistens nur eine Vignette am Rand.
Hier bei dieser Aufnahme ist es eigentlich noch komplizierter, weil es ist ja nicht nur die Helligkeit ist.
Für die anderen Attribute habe ich keinen perfekten Namen. Reflexionen, Sättigung, Glanz etc.
2025-02-18 09_07_04-Photo stitching software 360 degree Panorama image software - PTGui Stitching So.jpg

Liebe Grüße
Rudolf