Leitz Durimet / Miniload Kleinlasthärteprüfer - Bremsöl

Begonnen von Bastian, März 02, 2025, 21:03:47 NACHMITTAGS

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Bastian

Liebe Kollegen,
ich habe nach längerem Suchen ein schönes Leitz Durimet finden können. Der Eindringkörper ist nach erster in Augenscheinnahme auch in Ordnung. Härtevergleichsplatte ist auch vorhanden. Bevor ich diesen Beitrag begonnen habe, hatte ich die Forensuche benutzt und bin auf zwei Beiträge gestoßen:

Mikrohärteprüf-Equipment: Fortführung der Diskussion aus dem Mikro-Markt
und
Objektiv (40x) für Kleinlasthärteprüfer

Die beiden Beiträge geben  wertvolle Hinweise, da es im WWW kaum Informationen zu diesem Gerät gibt.
Die Anleitung habe ich dank eines alten Beitrags durch Klaus Hermmans Hinweis auf das französiche Froum gefunden: Leitz Miniload Hardness Tester (PDF)
Zur Anwendung kann man sich dieses Video auf Youtube ansehen:

Leitz Minioad Basic setup and use


Trotz der bereits sehr informativen Ausführungen habe ich dennoch noch zwei Probleme:
  • Bei meinem Gerät ist die Absenkmechanik durch verharztes Öl z.Z. nicht nutzbar. Die beiliegende mit "Bremsöl" beschriftete Kunststoffflasche ist zerbrochen, das Öl ausgelaufen (siehe Problem 2). Kann mir jemand mitteilen, welches Öl üblicherweise in der Hydraulikabsenkung zum Einsatz kommt? Im verlinkten englischne Video, spricht der Nutzer leider nur von "watch oil". Es riecht genau wie Nähmaschinenöl, allerdings vermute ich , dass die Öle die in der Feinmechanik angewendet werden alle gleich riechen  ;) 
  • Das zerbrochene "Bremsölfläschchen hat seinen Inhalt auch über die Frontlinse des 40X Objektivs verteilt und dieses durfte dort auch ungestört eintrocknen. Bevor ich die Optik mit falschen Reinigungsversuchen vollends ruiniere: Habt ihr hier einen Tipp für mich, wie ich das Zeug da wieder herunterkriege? Wahlweise bin ich auch an einem Ersatzobjektiv interessiert...

Herzliche Grüße,
Bastian


Bastian

Liebe Kollegen,
zu Öl scheint es ja nicht so viele Informationen zu geben. Immerhin möchte ich hier kurz den Aufbau des Öldämpfers beschreiben, so dass der eine oder andere diesen reparieren, oder wieder gängig machen kann.

Bei älteren Geräten kann sas Öl kann natürlich über die Jahre verharzt sein, was bei mir der Fall war. Ich habe zunächst den Dämpfer vom Stativ abgeschraubt, um zu prüfen ob die Absenkmechanik und Elektrik funktioniert. Die Mechanik ist vermutlich in Ordnung, wenn das Anschlagblech hinter dem Öldämpfer von der vorderen Anschlagschraube zur hinteren Anschlagschraube laufen kann.

Der Öldämpfer ist so konstruiert, dass man die Absenkgeschwindigkeit der über die gerändelte Schraube am unteren Ende des Dämpfers einstellen kann. Je weiter die Schraube herausgedreht wird, desto langsamer senkt sich der Kolben im ölgefüllten Zylinder. Die untere Schraube hebt eine Stahlkugel an, und reguliert so die Geschwindigkeit des Ausgleichs zwischen Ölzylinder und Füllbehälter.

Herzliche Grüße,
Bastian







Wutsdorff Peter

Guten Abend  Bastian,
ich empfehle Getriebeöl. das ist nicht zu dünnflüssig.
Von Uhrenöl rate ich ab. Es ist zu dünnflüssig.
Ein Problem beim Durimet ist die Justierung der Objektive untereinander und  zur der Diamantspitze.
Wenn man den Eindruck gemacht hat und das 40-er Obj. einschwenkt, findet man den Eidruck nur schwer.
Behilflich ist zwar der Kreuztisch mit den Mikrometerschrauben.
Aber das ist oft mühselig. Hat man mit dem 40- Obj. den Eindruck gefunden und schwenkt auf das 100-er Obj.ein, ist der Eindruck weg, und die Sucherei geht von vorne los.
Das also bedarf einer mühseligen Justierung.
Wozu benötigst Du das Durimet??
Gruß Peter W

jochen53

Hallo,
von Getriebeöl würde ich unbedingt abraten. Es hat zwar eine höhere Viskosität als "Nähmaschinenöl", aber wegen seiner Aufgabe, Zahnflanken unter hohen spezif. Flächenpressungen und unter verschiedenen Gleitbedingungen vor Fressen und Verschleiß zu schützen, enthält es hohe Konzentrationen an Schwefel-Phosphor-Additiven, besonders, wenn es sich um sog. Hypoid-Getrieböl für hohen Achsversatz handelt. Die sind hier völlig überflüssig. Außerdem stinken solche Öle bestialisch. Die Wirksamkeit dieses Bremsmechanismus hängt natürlich im Wesentlichen von seiner Viskosität ab. Wenn "Nähmaschinenöl" von seiner Dämpfung her funktioniert, dann kann man es bedenkenlos verwenden. Wenn es zu"dünn" ist, kann man evtl. ein normles Hydrauliköl HL 32, HL 46 oder HL 68 verwenden. HLP ist nicht erforderlich, ginge aber auch. Die Zahl gibt die Viskosität in cSt bei 40° C an. In Frage kämen auch noch Gabelöl für Motorradgabeln, Paraffinöl aus der Apotheke (Paraffinum liquidum, perliquidum oder subliquidum). Ideale Dämpfungsflüssigkeiten wären Silikonöle, die gibt es in sehr vielen Viskositäten, auch extrem hohen, z.B. Wacker AK-Öle oder Dow Corning DC 200-Öle. Die Zahl dahinter bedeutet die Viskosität in cSt bei 25° C. Wacker AK 350 ist z.B. eine Viskosität, die auch in der Pharmazie verwendet wird, sie ist schon ziemlich hoch, aber es gibt noch wesentlich höhere (bis zu 1.000.000 cSt). Ich kann mir aber vorstellen, daß die Bremswirkung bei einer so hohen Viskostät viel zu hoch wäre. Da hilft nur Ausprobieren. Wenn man nicht unbedingt auf Silikonöle angewiesen ist, sollte man sie aber dennoch meiden, weil sie aufgrund ihrer niedrigen Oberflächenspannung sehr stark kriechen und sich auf Oberflächen ausbreiten und sie hydrophob machen.
Viele Grüße, Jochen

Bastian

Lieber Peter, lieber Jochen,
ach wie schön ist dieses Forum. Zunächst einmal danke an euch beide!

Das Durimet wird für das verwendet, für dass es gedacht ist: Sowohl für Mikrohärteprüfung, als auch für die Kleinlasthärteprüfung. Bei den Proben handelt es sich Metalle, sowie um Erzminerale und Schlackenphasen. Da es nicht um industrielle Qualitätssicherung geht, arbeite ich mit Härtevergleichsplatten, um einerseits Genauigkeit und anderseits die Präzision der Messung einordnen zu können. Verglichen werden diese Messungen mit weiteren mir zur Verfügung stehenden Vickershärteprüfern, in diversen Uni Laboren.
Was das 100x Objektiv angeht, dafür habe ich an meinem Geräte keine Aufnahme, ich besitze auch kein solches. Wegen der Suche des Vickers Eindrucks mache ich mir allerding keine Sorgen. Alle Proben sind poliert, ich finde sie auch wieder. Dank des Tisches finde ich das jetzt nicht wirklich dramatisch.


Obwohl ich Peters Hinweis schätze - schließlich hatte er ja auch mal ein Durimet - denke ich auch eher an Öle aus der Feinmechanik "Nähmaschinenöl" oder eben Uhrenöl. Der letzte Rest des "Bremsöls" in der Düse des Leitzfläschchens schien auch eher niedrigviskos zu sein. Meine Hoffnung war eben, dass sich ein Forumsmitglied erinnert, welches Öl bei den Geräten verwendet wurde. Jedenfalls werde ich Jochens Hinweisen nachgehen, und mich nach weiteren Ölen umsehen. Vielleicht kann man ja noch irgendwo einen Hinweis finden, welche Viskosität von Leitz damals angedacht waren. Silikonöle möchte in der Nähe von Optiken unbedingt vermeiden. Diese wurden ja auch ursprünglich nicht eingesetzt. -
Die Leitz Anleitung bietet zumindest keinerlei Hinweis darauf.

Herzliche Grüße,
Bastian



jochen53


Bastian

#6
Jochen,
vielen Dank. An Paraffinöl hatte ich noch gar nicht gedacht. Das habe ich sogar schon. Trotzdem habe ich mir noch ein "Feinmechaniköl" aus  mit einer Viskosität von 20mm2/s  bestellt. Ich werde berichten.

Viele Grüße,
Bastian

jochen53

Hallo Bastian,
die Bezeichnung "Feinmechaniköl" sagt rein gar nichts aus. Dahinter kann sich Vieles verbergen.
Jochen

Bastian

Wie versprochen gibt es noch ein Update.
Nachdem die Mechanik des Dämpfers entharzt ist, konnte ich  nun einen Test mit Paraffinöl machen, so wie Jochen das vorgeschlagen hat.
Was soll ich sagen? Danke! Das Öl erfüllt seinen Zweck in tadelloser Weise. Das Absenkintervall kann problemlos zwischen 3s und 45s eingestellt werden.

Die einfache Elektrik des Geräts scheint immer nach 27s von rot auf orange umzuschalten. Sie überwacht nicht wie ich gedacht hatte, die Endstellung des Absenkmechnismus, sondern schaltet automatisch nach dem 27s Intervall von rot auf orange. Stellt man das Absenkintervall auf 17s kann man das Aufleuchten der orangenen Lampe als Ende der Messung auffassen.

Durch die gerändelte Mutter lässt sich das Intervall für jede Masse sehr einfach einstellen.

@Peter, das mit dem Auffinden ist absolut überhaupt gar kein Problem bei meinem Gerät: Der Eindringabdruck ist exakt mittig, wenn ich das (noch immer trübe) 40x Objektiv einschwenke.

Fazit: Ein sehr solide gemachtes Gerät, das sicher noch viele Jahre bei mir arbeiten muss. Dann geht es nun zum Kalibrieren.

Herzliche Grüße,
Bastian


jochen53

Hallo Bastian,
es freut mich, daß Du eine einfache und brauchbare Lösung gefunden hast.
Jochen

Bastian

Liebe Kollegen,

auch wenn es vermutlich kaum jemanden interessieren dürfte, möchte ich die Durimet-Geschichte hier noch abschließen. Irgendwann gibt es bestimmt einen armen Tropf, der vor den gleichen Herausforderungen steht. 

Neben dem gelösten Problem der Mechanik war auch das 40X-Objektiv durch eine extrem hartnäckig verharzte Frontlinse nahezu unbrauchbar – ein Fall, den ich eigentlich schon aufgegeben hatte. 

Die Forensuche ergab leider keine hilfreichen Treffer dazu, wie man mit einer vollständig verharzten und durchgehärteten Frontlinse verfahren könnte. Auch in diesem Thread erhielt ich darauf keine Antwort. Alles, was ich fand, war Florian Stellmachers Aussage, dass mit Immersionsöl völlig verharzte Objektive im Prinzip unbrauchbar geworden seien bzw. eine ambitionierte Herausforderung darstellten, sie zu reinigen. 

Eines der Hauptprobleme besteht wohl darin, dass der Linsenkitt durch Reinigungsmittel angegriffen werden könnte. Da jedoch die Frontlinse bei mir vollständig verharzt war, ging ich davon aus, dass der Spalt ins Innere des Objektivs ebenso stark betroffen war. 

Um verharzte Öle zu lösen, kann man sie mit einem anderen Öl behandeln, um die Harzschicht aufzuweichen. 
Auf WD-40, Caramba oder andere Kriechöle habe ich bewusst verzichtet. Stattdessen habe ich die Frontlinse über zwei Tage und Nächte dünn mit Weißöl bedeckt und den Fortschritt regelmäßig alle paar Stunden unter dem Stereomikroskop überprüft. 


Letztendlich konnte ich nach zwei Tagen mit Augenwatte, Zahnstocher und Reinigungsbenzin die inzwischen +gehofft+ aufgeweichte verharzte Schicht unter dem Stereomikroskop entfernen. Dafür benötigte ich etwa eine Stunde, 20–30 Wattebäuschchen und insgesamt ca. 1 cm³ Reinigungsbenzin. Die Frontlinse ist nun absolut frei von Harzresten, zeigt keine Kratzer, Wischspuren oder andere Defekte. Die Linsen habe sich nicht bewegt, es ist keinerlei Öl oder Reinigingungsbenzin zwischen die Linsen gelaufen. Sofern ich das beurteilen, kann funktioniert die Optik nun so wie es von Leitz vorgesehen war, und die Härtemessungen sind nun wriklich spielend mit großer Wiederholungsgenauigkeit zu bewältigen.

Fazit: Auch eine vermeintlich ruinierte Optik lässt sich u.U. retten. Es ist natürlich hilfreich, wenn die Optik ohnehin schon aufgegeben wurde. Dann ist es etwas leichter sich an ein solches Projekt zu wagen.

Beste Grüße,
Bastian

Wutsdorff Peter

Guten Abend Bastian,
was, bitte, ist ""Weißöl"" ??
Gruß Peter W

K. B.

Hallo Peter,

Weißöle sind normalerweise dünnflüssige Parafinöle.

Viele Grüße
Kay
Mikroskop: Olympus BH-2 BHTU/ BHS mit Trino (DL; PH; Fluo; DF; AL)
                  Zeiss GFL Trinokular (DL; PH; Fluo; AL)
                  Olympus CK2 Invers Trino (DL; PH; Fluo)
                  Olympus GB (DL; PH)
Mikroskopkamera: Canon EOS 550D; EOS RP

Wutsdorff Peter

Hallo Kay,
vielen Dank, jetzt sterbe ich nicht dumm
Gruß Peter W

jochen53

#14
Hallo,
Weißöle sind speziell nachbehandelte Mineralöle, sie heißen so, weil sie im Gegensatz zu normalen Mineralölen, wie sie zur Herstellung von Schmierölen und -fetten verwendet werden, "weiß" oder um genauer zu sagen "farblos" sind. Man unterscheidet technische Weißöle und medizinische Weißöle. Diese werden, je nach ihrer Viskosität als Paraffinum liquidum, subliquidum oder perliquidum bezeichnet. Normale Mineralöle sind, je nach Raffinationsgrad, -verfahren und Viskosität mehr oder wenig gelb bis dunkelbraun gefärbt. Mineralöle bestehen aus kettenförmigen Kohlenwasserstoffen, den sog. Paraffinen, gesättigten ringförmigen Kohlenwasserstoffen, den sog. Naphthenen und ringförmigen aromatischen Kohlenwasserstoffen.
Bei Weißölen werden die Aromaten, die u.a. krebserregend sein können und Dichtungen angreifen, durch spezielle Raffinationsverfahren entfernt, bei medizinischen Qualitäten bis auf einen extrem geringen Rest. Sie bestehen (im Widerspruch zu ihrem Namen) nur noch aus Naphthenen und Paraffinen. Weißöle zeigen deswegen im UV-Licht (oder manchmal auch bereits im Sonnenlicht) auch nicht die für aromatenhaltige Mineralöle typische Fluoreszenz. Für nicht allzu anspruchsvolle Schmierungszwecke mit geringer Belastung kann man sie verwenden, bei niedrigen Minustemperaturen sind sie weniger geeignet, bei höheren Betriebstemperaturen ebenso nicht. Nach oben hin ist ihre Viskosität und Verfügbarkeit auf etwa 70 mm²/s bei 40° C begrenzt.
Viele Grüße, Jochen