Kleiner Erfahrungsbericht zu Mikrometeoriten

Begonnen von Cumulus, April 21, 2025, 19:32:23 NACHMITTAGS

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hugojun

Hallo Olaf ,

der Awaruit FeNi₃ hat ca 76 Gew. % Nickel und Pentlandit (Ni,Fe)9S8 , bis 60 Gew % Nickel .
Beide Phasen kommen hauptsächlich in  Kohlige Chondriten vor.

Bei einer Verflüchtigung des Schwefels des Pentlandits, könnte rein theoretisch
eine Phase mit 89,4 Gew % Nickel übrigbleiben.

Die Schwefelanalyse zeigt aber mal Überschuss, mal ein Defizit.

Das ändert aber nicht daran, dass Kobalt nicht mit 1/20 Anteil beteiligt ist.

Lg
Jürgen

Sourdough

Hi,
zwei Sachen von mir als absolutem Metoriten-Laien.

Es hat natürlich seinen Grund, warum die MM-Profis in der Antarktis suchen. Dort hoffen sie keine bzw. nicht so viele irdische Partikel dabei zu haben. Denn was ist überhaupt ein Beweis, dass die MM aus dem Weltraum stammen? Die Erde "stammt" auch aus dem Weltraum. Das Iridium, mit dem man den Dinosaurienkillerasteroid beweißt gibt es auch im Erdinneren. Erst wenn man ein Partikelchen hat, von dem man weiß, dass es aus dem Weltraum kommt, kann man es analysieren und wenn dann die Zusammensetzung von der Erden unbekannt ist, kann man sie als Marker für einen MM nehmen.

Es gibt ja auch MM, die einfach so und ganz langsam im Weltraum rumgeflogen sind und nicht stark abgebremst werden mussten und daher nicht auf- oder angeschmolzen sind. Die werden dann auf dem Dach und bei der Probeaufbereitung nochmal bearbeitet und beschädigt. Dass man die erkennt, hmmm....

Alles in allem ist das für meinen persönlichen Geschmack zwar ein verdienstvolles, aber sehr unsicheres und undankbares Arbeitsgebiet, wenn man nicht einen riesigen wissenschaftlichen Apparat im Hintergrund hat.

Als Biologe möchte ich alle, die an der korrekten Bestimmung der MM durch Hobby-Forscher zweifeln, darauf hinweisen, dass auch die Biologie - und nicht nur im Hobby-Bereich - ein El Dorado der Fehlbestimmungen ist. Damit will ich sagen, dass man sich da bei MM nicht wundern, aber auch nicht zu streng mit den Hobbyisten sein sollte.

Bewunderung bei Cumulus' Vortrag und bei den Kommentaren dazu fand bei mir auch auch die Kenntnis über die übrigen Bestandteile der Rohproben. Das Zeugs auf dem Dach ist ja sowas von vielfältig und auch ohne MM einer Untersuchung wert.

Viele Grüße aus dem sonnigen Süden
Michael
Only those who
Greatness see in little things
Worthy are the simple
They're happy in their ways
(Runrig, Running to the Light)

olaf.med

Lieber Jürgen,

ganz herzlichen Dank für diese absolut logische Erklärung. Ich war so auf metallische Phasen fokussiert, dass ich die anderen Nickel-Minerale völlig vergessen hatte. So ist auch dieses Rätsel gelöst!

Beste Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

Cumulus

Vielen Dank, Jürgen und Olaf, dass Ihr die Diskussion so fundiert weitergeführt habt. Ich freue mich, dass Olafs Frage zufriedenstellend geklärt werden konnte. Sicher könnten die Mikrometeoriten Enthusiasten im entsprechenden Facebook-Forum sehr von Eurem Wissen profitieren. Und umgekehrt findet sich da vielleicht jemand, der/die Jürgens Recherche mit aktuellen Forschungsergebnissen "auf dem kurzen Dienstweg" unterstützt. Zuletzt fand ich dort einen Hinweis auf diese Publikation aus dem Jahr 2024: https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/maps.14145. Der Autor diskutiert übrigens im Forum mit. Mein MM-Wissen ist davon meilenweit entfernt. Trotzdem freue ich mich immer, wenn mir ein Profi den Blick über meinen Laien-Tellerrand hinaus öffnet - auch wenn da natürlich schnell neue Verständnisgrenzen auftauchen.

Vielen Dank auch an Michael für das Lob und das Inschutznehmen der Laien. Dank des WWW profitieren ja manche Wissenschaftler*innen via Bürgerwissenschaften (Citizen Science) von der Unterstützung durch Laien. Und dieses Forum finde ich u.A. deshalb so sympathisch, weil Laien naive Fragen stellen dürfen und Profis sie trotzdem ernst nehmen und unterstützen.

Herzliche Grüße
Thomas

hugojun

#19
Hallo Thomas,

den korrespondierenden Autor dieser Arbeit, Guido JONKER, habe ich 2024 in Ensisheim kennengelernt, aber leider nicht sehr lange gesprochen, wie weiter oben schon gesagt, sind die
MM ´s bei meinen Interessen immer ein wenig stiefmütterlich behandelt worden.
Ich versuche, in diesem Jahr mehr Zeit für ihn einzuräumen, so er hoffentlich auch in diesem Jahr teilnimmt.
Vielen Dank für den Link

lG
Jürgen

hugojun

#20
Was immer dahinter steckt ,

die Daten von Jonker aus einer Urbanen Sammlung passen besser zu einem Edukt aus Olivin und SiO2 
als die Sammlung vom Südpol.

Der Offset entlang der Olivin Linie kann nur systematisch begründet sein .

lG Jürgen



hugojun

Hallo Thomas,

Zitat von: Cumulus in April 29, 2025, 16:18:25 NACHMITTAGS... Der Autor diskutiert übrigens im Forum mit...

Herzliche Grüße
Thomas

In diesem Faden oder im Forum allgemein?
Vielleicht möchte er sich ja outen und uns etwas tiefer in die Materie einführen.
lG
Jürgen

Cumulus

Zitat von: hugojun in April 30, 2025, 10:50:39 VORMITTAGIn diesem Faden oder im Forum allgemein?
Vielleicht möchte er sich ja outen und uns etwas tiefer in die Materie einführen.

Lieber Jürgen,

sorry, da war ich in meiner Äußerung nicht klar genug. Ich meinte die Facebook-Gruppe zu Mikrometeoriten: https://www.facebook.com/groups/mikrometeoriten. Ich hatte die in meinem Post #9 schon mal erwähnt. Es ist eine geschlossene Gruppe; eine kurze Anfrage genügt aber, um schnell Zugang zu bekommen. Ich schau da nur gelegentlich rein, bin auch kurz davor, mich von Facebook komplett zu verabschieden; nur diese Gruppe hält mich momentan davon noch ab.

Herzliche Grüße
Thomas

hugojun

Hallo Thomas ,
ich warte noch auf meine Aufnahme in den Kreis der Gruppe, die Anfrage ist raus.
Im Übrigen kann ich dir nur zustimmen , die Facebook – Gruppen sind allesamt ein Sammelsurium von Eintagsfliegen, wenig Dialog, viel Daumen hoch und runter ,

lG
Jürgen



hugojun

#24
Eine Auslese an CS vom silikatischen Typen V und Cc  folgen ausnahmslos dem Mischungs - Pfad der Chondren der gewöhnlichen Chondrite. Die O-Isotopen Verteilung lässt aber vermuten, dass diese Typen ihre glasartige (V)und kryptokristalline (Cc) Morphologie durch die atmosphärische Aufschmelzung erhalten haben. Dann müssten sie aber zu den vollständig geschmolzenen Klassen gezählt werden und nicht zu den kosmischen* Sphären Kügelchen oder spherules(CS) .
Die µ PO sind leider zu gering vertreten, um einen magmatischen Trend (lila Linie) zu konstatieren.




lG
Jürgen

*Nachtrag: Unter CS versteht die Gemeinde der MM - Kundigen, Material das vollständig in der Atmosphäre aufgeschmolzen wurden und danach, analog zu den Chondren, Strukturen wie BO-, PO und CC ausgebildet haben.
Ich finde diese Bezeichnung unglücklich, weil der Zusatz "cosmic " die Entstehung im All suggeriert.