Botanik: Salz-Alant (Limbarda crithmoides) *

Begonnen von Peter T., Oktober 03, 2025, 15:46:40 NACHMITTAGS

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Peter T.

Mittlerweile haben sich die "Salzkünstler" Halophyten mit ihrer Anpassung an salzhaltige Standorte so ein bisschen zu meinen Lieblingen entwickelt.

Ich möchte hier einen weiteren Vertreter dieser Gruppe vorstellen, den Salz-Alant.
Er erinnert im wissenschaftlichen Namen ("crithmoides") an Crithmum maritimum, gehört aber nicht zu den Doldenblütlern, sondern zu den Korbblütlers (Asteraceae). Sein anderer deutscher Name ("Gold-Aster") geht darauf zurück.

Auch er ist an den Küsten des Mittelmeerraums zu finden, gedeiht aber auch nördlicher bis hinauf nach Irland.

Zunächst der Habitus

Bild 1 (Wikimedia Commons, Autor Krzysztof Ziarnek, Kenraiz)


Mein Exemplar habe ich an der istrianischen Küste gefunden

Bild 2


Man erkennt schon auf dem Bild, das es sich trotz der Nähe zum Meer um einen sonnigen und potentiell sehr trockenen Standort handelt.
Der Salz-Alant steht also vor der Aufgabe, sowohl mit der Trockenheit als auch mit dem Salz zurechtzukommen. Solche Pflanzen, die sowohl salz- als auch trockenheitstolerant sind, werden Xerohalophyten genannt.

Zunächst zur Sprossachse. Die Schnitte sind 25 µm dick, gefärbt wurde mit FCA nach Etzold

Bild 3


Im Gegensatz zu dem sehr "aufgeräumt" und fast ornamental wirkenden Sprossquerschnitt des Meerfenchels sieht der Salz-Alant etwas "chaotischer" aus. Man erkennt schon auf der Übersicht, dass die Rindenregion hier nicht ganz so von großvakuoligen Zellen dominiert wird, dafür ist der Leitbündelbereich wuchtiger.

Hier noch eine Übersicht im polarisierten Licht

Bild 4


Und jetzt einige Detailbilder aus dem Sprossquerschnitt

Bild 5


Bild 6


Je näher man rangeht, desto klarer wird, dass die Zellen des Rindenparenchyms hier doch auch Vakuolen ausgebildet haben, wenn auch nicht so drastisch wie beim Meerfenchel. In diese Vakuolen wird das Salz sequestriert und im Cytoplasma werden Osmolyte gebildet, um den osmotischen Druck konstant zu halten. Mit dem Salz wird natürlich auch Wasser in den Vakuolen gespeichert. Auf diese Weise schlägt der Salz-Alant zwei Fliegen mit einer Klappe: Er "entschärft" sowohl die Salzhaltigkeit als auch die potentielle Trockenheit seines Standortes - auf Zellebene!
Wie der Meerfenchel ist auch der Salz-Alant in der Lage, in älteren Blättern Salz zu akkumulieren, und sich dann durch Abwurf der Blätter des Salzes zu entledigen.

Natürlich gibt es auch hier ein Abwehrsystem gegen Bakterien, Pilze und Fressfeinde. Der Salz-Alant produziert Sesquiterpenlactone (wie eingängig die chemischen Bezeichnungen doch manchmal sind ...), die auch durch entzündungshemmende Eigenschaften (auch die Arnika weist diese Stoffe auf) für die Humanmedizin interessant sind.

Bild 7


Die Schnittebene liegt hier nicht ideal, aber man kann erkennen, dass sich auch hier (wie beim Meerfenchel) unter einer Spaltöffnung ein substomatärer Raum befindet, in den hinein die (wohl von den bräunlich gefärbten Zellen) produzierten Abwehrstoffe abgegeben werden.

Solche Stellen im Präparat, bei denen man die anatomische Basis der Pflanzenphysiologie sehen kann, finde ich am spannendsten.

Hier aber noch einmal ein Blick auf die massiv angelegten Leitbündel

Bild 8


Und zwei Bilder, die im polarisierten Licht entstanden sind

Bild 9


Bild 10



Kommen wir jetzt zum Blatt-Querschnitt. Die Schnitte sind 30 µm dick, die Färbung ist wieder FCA nach Etzold.

Unmittelbar nach dem Abgang aus dem Spross ist das Blatt im Querschnitt schmal und hat die typische annähernd dreieckige Form, die die meisten Blätter aufweisen

Bild 11


Recht schnell aber zeigen auch die Blätter des Salz-Alants einen eher kugeligen Querschnitt

Bild 12


Und hier haben wir dann auch wieder den "Vakuolenexzess" des Parenchyms. Bei genauem Hinsehen zeigt auch der Salz-Alant sowohl auf der Ober- als auch auf der Unterseite chloroplastenhaltige Zellen zur Photosynthese. Ein Großteil der Zelle besteht aber aus riesigen Vakuolen, die dem oben erwähnten Salz- und Trockenheitsmanagement dienen.

In der Nahaufnahme wird dies noch einmal deutlich

Bild 13


Hier noch eine Übersicht über den Blatt-Querschnitt im polarisierten Licht

Bild 14


Abschließend noch eine Frage: Was ist das für eine Struktur, die im Hellfeld olivbraun erscheint und im polarisierten Licht das (Malteser)-Kreuz zeigt)? Ich finde, es passt am ehesten noch zu Stärke(?). Es gibt einige davon in den Blattquerschnitten.

Bild 15


Bild 16



Wie immer freue ich mich über Kommentare, Berichtigungen und Ergänzungen.


Liebe Grüße
Peter