Einziehen des Stieles bei Vorticella

Begonnen von wimeisrhi, März 27, 2010, 21:18:05 NACHMITTAGS

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Michael Plewka

hallo Martin,

ZitatMein Eindruck war, daß die "Portion" Nahrungsgemisch jetzt genug war,.....

mit Verlaub, aber  diese Art der Dokumentation ist nicht überprüfbar. Wie wäre es denn mal mit ein paar Videoaufnahmen dazu, vielleicht mit gefärbten Partikeln (Hefezellen o.ä.) als Nahrung? Ist bestimmt eine lohnende Herausforderung...
Abgesehen davon wird die von mir dargelegte Fragestellung ja lediglich verschoben. Es stellt sich ja weiterhin die Frage, wie "merkt" der Stiel, dass im Zellkörper "jetzt genug" ist ?
beste Grüße Michael Plewka



Nomarski

Hallo,

es soll auch den Fall geben, daß zwei Glockentierchen einen direkten Draht zueinander haben können:





Stacken ist in dem Fall leider schlecht möglich.

Viele Grüße
Bernd

beamish

Zitat von: Michael Plewka in März 29, 2010, 10:00:57 VORMITTAG

mit Verlaub, aber  diese Art der Dokumentation ist nicht überprüfbar. Wie wäre es denn mal mit ein paar Videoaufnahmen dazu, vielleicht mit gefärbten Partikeln (Hefezellen o.ä.) als Nahrung? Ist bestimmt eine lohnende Herausforderung...

Lieber Herr Plewka,

das sind natürlich nur spontane Vermutungen aus dem Bauch heraus, von jemandem, der sich mit sowas überhaupt noch nicht beschäftigt hat... Heftiges Googeln ergab, daß es zahllose Abhandlungen darüber gibt, wie Vorticella das macht aber nicht warum. In einem Blog meinte ein langjähriger Biolehrer: um sich vor Feinden zu schützen.
In ein paar Tagen, werde ich hoffentlich eine TV-Karte mein Eigen nennen. Dann werde ich gerne versuchen, mal ein Video aufzuzeichnen. Ich habe da so Fischfutterflocken in verschiedenen Farben, das wär vielleicht was...  ;)

Herzlich,

Martin
Zeiss RA mit Trinotubus 0/100
No-Name China-Stereomikroskop mit Trinotubus
beide mit Canon EOS 500D

bewie

#18
Hallo Martin,

natürlich hast Du recht, wenn Du zu einer Beobachtung Hypothesen bildest - um diese dann im Experiment zu überprüfen. So funktioniert Naturwissenschaft und in der Archäologie wird es wohl kaum anders sein.

Allerdings sollte man bei der Einschätzung der Hypothesen und der Experimentalplanung auch die bisher schon bekannten Fakten bedenken. Und da gibt es zu Vorticella durchaus ein paar experimentell längst gesicherte Erkenntnisse. Hier nuir mal ein kleiner Ausschnitt.

Zum einen wird das "Zurückzucken" durch mechanische Reize ausgelöst. Wenn etwas gegen den Korpus der Vorticelle stößt, dann leitet sie meistens umgehend den Rückzug ein: Erst kontrahiert der Stiel mit enormer Geschwindigkeit und dann zieht sie ihren Zilienapparat ein. Der Vorgang ist inzwischen mit Hochgeschwindigkeitkameras gut dokumentiert; aber dass sie dabei irgend etwas ausstößt, habe ich noch nirgendwo gelesen.

Zum anderen ist längst bekannt, wie die Nahrungsaufnahme und das Ausscheiden der unverdauten Partikel bei Vorticellen funktioniert. Dabei spielt das Kontrahieren und "Ausrülpsen" keine Rolle.

Vor diesem Hintergrund kann ich die Skepsis des Herrn Plewka gut verstehen. Zumindest sollte man auch die folgende Gegenhypothese in Betracht ziehen: In dem Strudel, den die ganze Vorticellen-Kolonie verursacht, schwimmt eine Menge Partikel mit, die für die Vorticellen zum Schlucken zu groß sind. Aber sie stoßen immer wieder mal einer Vorticelle an den Kopf, und die zieht sich dann entsprechend ihren genetisch programmierten Reflexen blitzartig zurück. Außerdem bewegen sich die Vorticellen an den Stielen hin und her und stoßen bisweilen aneinander - dann ziehen sich beide Tiere zurück. Das wäre nun quasi die Gegenhypothese zu Deiner Variante.

Und nun müsste man - nach den Regeln der Naturwissenschaft - experimentell untersuchen, welche von beiden Hypothesen die Beobachtung am besten erklärt. Ein Video ist hier sicher ein guter Ansatz, denn dann kann man die einzelnen Rückzieher mehrfach ansehen und damit letztlich genauer analysieren, welche möglichen Anstöße es dazu gibt.

Viel Spaß bei den Experimenten, spannend wird es ganz sicher!

Herzliche Grüße
Bernd

Jürgen H.

#19
Liebe Vorticellisten,

Ein klein wenig Näheres zu dem, was schon Bernhard bemerkte, habe ich im Netz hier gefunden:

http://www.sciencedirect.com/science?_ob=ArticleURL&_udi=B73G9-47G3TGV-1PH&_user=10&_coverDate=12%2F31%2F1958&_rdoc=1&_fmt=high&_orig=search&_sort=d&_docanchor=&view=c&_searchStrId=1273290703&_rerunOrigin=google&_acct=C000050221&_version=1&_urlVersion=0&_userid=10&md5=79a70660cb37ba76d71a8b49aec75b2f

Vielleicht darf man also vermuten, dass die Calciumionen also auch hier über Calciumkanäle an den Ort des Geschehens gelangen? Die Kanäle könnten durch äußere chemische oder Berührungsreize, an welcher Stelle auch immer geöffnet werden? Fraglich wäre dann, was beim Einzeller an die Stelle der Zellwand tritt, die sonst den Zugang blockiert und kanalisiert wird.

Mikrogrüße

Jürgen

beamish

Hallo Bernd,

ich habe inzwischen auch einen Aufsatz japanischer Wissenschaftler studiert, die das Zusammenziehen des Vorticella-Stiels mit mechanischem Reiz an verschiedenen Stellen mit Hilfe einer Micro-Nadel versucht haben. Sie haben so die "empfindlichsten" Stellen eruiert.
Ich finde es nett, daß Ihr meinen naiven Ansatz nicht gleich abschmettert oder gar ignoriert, sondern unterstützt!

Herzlich,

Martin
Zeiss RA mit Trinotubus 0/100
No-Name China-Stereomikroskop mit Trinotubus
beide mit Canon EOS 500D

Jürgen H.

http://www-brs.ub.ruhr-uni-bochum.de/netahtml/HSS/Diss/HausnerHaddouchClaudia/diss.htm#KulturvonVorticellaspec

Eine umfangreiche Zusammenfassung der wissenschaftlichen Ergebnisse vor 1999 im allerersten Teil der Arbeit, sicher nicht ganz einfach zu lesen, wie ich als Hobbycellist finde, der nicht einmal Hobbyvorticellist ist ...



Mikrogrüße

Jürgen