Liebe Leser,
ganz herzlich möchte ich Sie einladen ein paar der über die Osterfeiertage ergänzten neuen Diskussionen antiker und historisch bedeutender Mikroskope zu besuchen. Insgesamt habe ich 21 Instrumente der Sammlung neu fotografiert, beschrieben bzw. vollkommen neu eingestellt.
Besonders hervorheben möchte ich in diesem Kontext ein paar dieser Mikroskope und deren Kontext:
(1) ein
frühes großes Mikroskop von
Carl Zeiss Jena aus dem Jahre
1875 mit Polarisationsoptiken.
An Hand dieses Instruments kann man wunderbar an einem in der Diskussion erläuterten Druckfehler den Erkenntnisgewinn des Besitzers durch den Neuerwerb dieses Mikroskops belegen:
(2) passend hierzu den
Nachfolger dieses Stativs von
Carl Zeiss Jena aus dem Jahre
1882.
Das Instrument befindet sich in vorzüglichem Originalzustand, die Gebrauchsanweisungen der Zeit sind ebenfalls als Scan hinterlegt:
(3) ein auf den ersten Blick unscheinbares
kleines Trommelmikroskop von
Moritz Meyerstein in Göttingen um
1845.
Es handelt sich hierbei um eines von zweien bekannten erhaltenen Mikroskopen dieses Herstellers, welcher als die
unsichtbare Hand hinter Carl Friedrich Gauß bezeichnet wird [1] und selbst Lehrer des später in Göttingen so berühmten Rudolf Winkel ist:
(4) ein Mikroskop von
Oberhäuser und Hartnack aus
1858.
Das Gerät verfügt mit dem Polarisationsapparat über genau jene Ausstattung in der es auch Rudolf Virchow in nutzte. Dessen Mikroskop ist heute (leider poliert und unansehnlich!) im Berliner medizinhistorischen Museum der Charité zu sehen:
(5) ein
sehr frühes Mikroskop mit deutlichen Gebrauchsspuren von
Ernst Leitz Wetzlar aus
1869.
Es handelt sich hier um das späteste und bisher einzige bekannte erhaltene Mikroskop, welches von Leitz als alleinigem Inhaber der Werkstätte in Wetzlar gefertigt wurde und noch in engster Anlehnung an die allerersten Stative des Firmengründers Carl Kellner ausgeführt ist:
(6) ein
Polarisationsmikroskop ebenfalls aus dem Hause
Leitz, entstanden
1924.
Dieses Mikroskop stellte das kleinste der großen Polarisationsmikroskope dar, welche viele Verbesserungen und Erfindungen von Max Berek aufweisen, welcher die zugehörige Abteilung in Wetzlar leitete:
(7) auch hier zum Vergleich das
große Polarisationsmikroskop von
Leitz aus
1929.
Dieses in vielen konstruktiven Details sehr durchdachte Instrument weiß sich weltweite Anerkennung zu verschaffen und ist mit geringen Modifikationen als Forschungsmikroskop über 30 Jahre im Programm der Firma Leitz zu finden.
(8) ein
kleines Reisemikroskop von
Leitz aus dem Jahre
1923.
Der Fuß dieses Mikroskops ist mit einer Gewindebohrung versehen, die es erlaubt das Instrument während einer Exkursion auf ein gewöhnliches Kamerastativ zu schrauben, und so dem Mikroskopiker ein angenehmes Arbeiten mit zwei freien Händen im Feld zu ermöglichen.
Zu gerne würde ich auch die mineralogische Ausführung dieses Stativs in der Sammlung zeigen, leider ist es mir in all den Jahren aber noch nicht gelungen den passenden Polarisationsapparat für dieses kleine Stativ zu erwerben. (9) ein Exot zum Schluss, das
Patenttrichinenmikroskop von
Teschner um
1900:
Diese Bauform wird bereits 1879 durch ein Patent geschützt, sein Hauptwerkstoff in Volumenanteilen stellt Holz dar:
Für heute viel Freude bei der Lektüre, beste Grüße
Timo Mappes
Referenz[1] Klaus Hentschel:
Gaußens unsichtbare Hand: Der Universitäts-Mechanicus und Maschinen-Inspector Moritz Meyerstein. Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Mathematisch-Physikalische Klasse Dritte Folge, Band 52, 2005