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Wespennest

Begonnen von rekuwi, Juni 12, 2010, 18:44:32 NACHMITTAGS

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rekuwi

Liebe Mikroskopiker,

kürzlich fand ich ein Stück eines grauen Wespennestes. Ich habe das "Papier" mikroskopiert und fand leuchtende Holzfasern im pol. Licht. Darauf und drumherum viele braune und grüne Kügelchen. Ob das der Speichel ist mit dem die Fasern zusammengeklebt werden?
Hier paar Bilder:







Die Kügelchen sind zwischen knapp 10 und gut 25 µm im Durchmesser wobei die grünen die größeren sind.
Bei Wiki fand ich nur daß die Wespen Holzkügelchen abbeißen. Ich sah aber nur lange Holzfasern. Über den Klebstoff, vermutlich Speichel war nichts herauszufinden.

Wer kennt sich aus?

Liebe Grüße
Regi

Ragin

Hallo Regi
Ich hätte die Kügelchen eigentlich eher für Pilze gehalten, zumindest die braunen. Das sieht irgend wie nach Gallertiger Masse aus.
Kommt das Grün von der Lichtbrechung im Pol oder sind die wirklich so gefärbt? Wie hast Du denn das Stückchen Wespennest präpariert?
Schönen Gruß
Rainer
Ich pflege das bayrische Du, von Mensch zu Mensch

rekuwi

Lieber Rainer,

das Grün der Kügelchen ist auch ohne pol. Licht grün, es verändert sich nicht. Die braunen Kügelchen sind ebenfalls braun. Bei diesen dachte ich auch an Sporen. Allerdings kommen sie in solchen Mengen vor, das finde ich ungewöhnlich in diesem Zusammenhang.
Präpariert ist das ganze garnicht, nur in Wasser eingeweicht und etwas auseinandergezogen um die einzelnen Fasern besser zu sehen.

Liebe Grüße
Regi

Ragin

Liebe Regi
Das macht mich jetzt auch richtig neugierig. Ich habe hier eigentlich immer irgend welche Wespennester in meinen Geräteschuppen.
Vielleicht lassen sich da Proben aus unterschiedlich alten Nester nehmen. Dass sich irgend wann Pilze ansiedeln ist ja naheliegend.
Schließlich wird das Lignin ja erstrangig durch Pilze zersetzt. War das Nest denn ein neueres, vielleicht noch im Bau?
Wenn es feucht geworden ist, dann könnte es sich vielleicht auch um Algen oder Flechten handeln.
Ich werde mal nachsehen, ob ich was finden kann.
Einen schönen Abend noch
Liebe Grüße
Rainer

Ich pflege das bayrische Du, von Mensch zu Mensch

A. Büschlen

Hallo Regi,

könnten die gelbgrünen Objekte nicht eventuell Pollen sein? Hat es in deiner Region Akazien? Versuche das Objekt auf dem OT noch stärker mit Wasser zu verdünnen, dann trocknen lassen, dann sehr stark verdünntes Fuchsin dazu geben, wieder trocknen lassen, dann ein Deckglas auflegen und von der Seite Glycerin dazu geben. Pollen sollten sich jetzt sehr schön gefärbt zeigen.

Freundliche Grüsse

Arnold Büschlen
Schwerpunkt z.Z.:
- Laub- und Lebermoose.
- Ascomyceten als Bryoparasiten.
- Nikon Optiphot I mit HF, DIC.
- Nikon Microphot mit HF, Pol.
- Zeiss Standard Universal mit HF, Ph, Pol.
- Wild M3Z mit Ergotubus.
- Nikon SMZ-U Zoom 1:10 mit ED Plan Apo 1x.

Ragin

Hallo Regi
Ich habe leider nur alte Reste von Wespennestern unter dem Dach meines Schuppens gefunden. Solche braunen Teilchen konnte ich auch entdecken aber grüne nicht.
Es sieht so aus, als wenn die braunen Gebilde wohl doch Pilze sind die teilweise in den Fasern  drinnen sind oder eigene Faserartige Strukturen bilden. Ich habe das mal im Dunkelfeld angesehen, 400-fach vergrößert. Das mit dem fotografieren haut leider noch nicht so ganz hin aber ich zeig´s trotz dem mal.




Schönen Tag noch und viel Erfolg bei der Recherche
Liebe Grüße
Rainer

Ich pflege das bayrische Du, von Mensch zu Mensch

rekuwi

Lieber Rainer,

der Nestrest ist die äußere Schale eines wohl neuen Nestbaus, hat die Größe eines halben Gänseeies.
Am Rand meines Dachflächenfensters sind auch noch Reste eines angefangenen Wespennestes, das muß aus diesem Jahr stammen, werde davon mal ein Stücken entnehmen.

Lieber Arnold,

zum Färben steht mir nur Eosin, Brillantkresylblau und FCA zur Verfügung. Was wäre geeignet, würde gerne mal den Versuch machen? Hier in der Ecke blühen derzeit Robinien.

Trotzdem wundert mich warum die Faser so gut aneinander kleben. Im Wasser eingeweicht schwimmen sie nicht auseinander, mit irgend was sind sie zusammengeklebt.

Liebe Grüße
Regi

Ragin

Hallo Regi
Dass die Wespen die Holzfasern abknabbern und durchkauen ist ja klar. Dabei wird mit Sicherheit auch Speichel mit eingebracht, der wohl eiweißhaltig sein dürfte. Das schätze ich zumindest. Ich denke, da müssten mal die Chemiker an den Start, die so was analysieren können. Der Hohe Ligningehalt alleine macht den Baustoff schon sehr reissfest, ähnlich dem Zeitungspapier, welches auch mehr Holzfasern als zum Beispiel Tempotaschentücher enthällt, bei denen wohl reine Cellulose drinnen ist.
Was die Pollenanalyse betrifft, das ist ja ein wirklich spannendes Gebiet. Ich bin auch in Versuchung, mir eine Pollensammlung anzuschaffen und da mal mehr anzuschauen. Ich habe da nur wenig Erfahrung bislang.
Ich habe oft Wespen an Blüten beobachtet. Die Robinien sind ja auch sehr nektarreich also warum sollten die Wespen da nicht drauf zugreifen?
Ich frage mich schon, ob die braunen Gebilde nicht auch was mit Pollen zu tun haben könnten. Die sind halt etwas unterschiedlich geformt aber gar nicht so ganz unähnlich.
Schöne Grüße
Rainer



Ich pflege das bayrische Du, von Mensch zu Mensch

A. Büschlen

Guten Abend,

ich möchte hier ein Bild einer Nestwabe der Feldwespe einfügen. Darauf baut eine Königin an den Waben. Sie sammelt das Baumaterial an Zweigen von Sträuchern, Zaunlatten, Holzwänden, etc.
Dieses Material wird vor Ort mit den kräftigen Kiefern abgebaut und zerkaut um dann auf der Wabe sehr fein und präzis einzubauen. Die Nestwaben der Feldwespen werden nicht mit einer Aussenhülle versehen. Diese Nestwabe ist mit einem feinen Stiel an einen grossen Stein geklebt. Der Standort ist im Lötschental CH auf ca. 1750 M.ü.M.
Ich möchte mit diesem Bild die Bauweise der Wespen zeigen und den Beitrag von Regi ergänzen.



Da Wespen auch Blüten besuchen, können in ihren Nestern durchaus auch Pollen gefunden werden.


Freundliche Grüsse

Arnold Büschlen



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- Laub- und Lebermoose.
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- Nikon SMZ-U Zoom 1:10 mit ED Plan Apo 1x.

rekuwi

Lieber Arnold,

ein tolles Bild der Wespe bei ihrer Bautätigkeit. Ich habe sowas schon mal in einem Film gesehen, kostet die Tierchen sicherlich viel Mühe. Genau so ein Nest hatte ich am überdachten Rand meines Dachflächenfensters. Dies habe ich jetzt abgepflückt (es ist verlassen, der Standort war wohl zu unsicher) und ein Ministückchen davon mikroskopiert. Hier fand ich auch Pilz"sporen", diese waren allerdings sehr hell. Grüne "Kügelchen" waren nicht dabei. Ich vermute mal daß die Wespen die Pilz"sporen" schon mit abbeißen und einbauen, Pilze sind ja die größten Zersetzer von Totholz (die grauen Nester werden vom Totholz abgeknabbert). Hier ein Bild:



Dann habe ich nochmal von dem ersten Nest, der Hülle, ein Stückchen mikroskopiert. Vorher habe ich es mit FCA gefärbt. Das Lignin hat sich teils rot gefärbt, die braunen "Sporen" habe auch etwas von dem Rot angenommen. Die grünen Kügelchen allerdings nicht. Ich vermute jetzt daß es sich um Algen handelt.



Einen Kiefernpollen fand ich in der Probe, es liegt leider mitten in dem Holzgewirr. Der hat die rote Farbe schön angenommen.



Lieber Rainer,

die Frage nach dem Speichel bleibt also ungelöst. Vielleicht ist er auch so nicht darstellbar. Ich habe immer mal wieder Wespen dabei beobachtet wie sie Holz abkauen und Wasser trinken. Ob schon jemand mal einer Wespe den Speichel abgezapft hat?

Liebe Grüße
Regi

liftboy

Hallo liebe Regi,
bei dem kleinen Wespennest handelt es sich um den "Starter".
Die Wespenkönigin (wenn sie denn den Winter überlebt hat) baut solch ein kleines Nest um ihre erste Brut dort abzulegen und großzuziehen.
Der Minischwarm zieht dann um und baut an anderer Stelle das große Hauptnest (unter Dach, oder in Erd- bzw. Baumhöhlen).
Viele Grüße
Wolfgang
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=785.msg3654#msg3654
LOMO-Service
Das Erstaunen bleibt unverändert- nur unser Mut wächst, das Erstaunliche zu verstehen.
Niels Bohr

rekuwi

Lieber Wolfgang,

das ist noch eine schöne Erklärung für das kleine Nest. Wußte nicht daß die Wespen nochmal umziehen. Immerhin habe sie in der Zeit in der sie dort lebten auch das tägliche Öffnen des Fensters (Lüften) ertragen müssen.

Liebe Grüße
Regi

A. Büschlen

Lieber Wolfgang, liebe Regi,

das von mir gezeigte Wespennest ist die offene Nestwabe einer Feldwespenart (Polisistes) Polisistes bauen nur eine einzige, hüllenlose Wabe.
Die Nester der Vespinae sind umhüllt und darin die Waben horizontal mehrschichtig angeordnet.

Freundliche Grüsse

Arnold Büschlen
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- Laub- und Lebermoose.
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Klaus Herrmann

#13
Liebe WespenfreundInnen,

ich dachte letzte Woche bei uns unterm Dach versteckt ein verlassenes Nest vom letzten Jahr gesehen zu haben und wollte es gerade "pflücken" um Regis interessante Untersuchungen zu ergänzen. Warum ichs jetzt heute früh gelassen habe ist sicher leicht zu erkennen!
Aber dadurch haben wir eine schöne Ergänzung zu Arnolds offenem Nest der Feldwespe. Das ist dann wenn ich es richtig deute eine vespina ?

Scheint so als haben sie Sinn für Kunst am Bau durch die Farbgebung!

Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

A. Büschlen

Liebe Wespenliebhaber-Innen,

hier habe ich euch ein sehr interessanter Link http://www.vespa-crabro.de/unterscheidung.htm

Freundliche Grüsse

Arnold Büschlen
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