Liebe Pflanzenfreunde,
die interessante Form von einen sehr jungen Spross vom Spitzwegerich Plantago lanceolata ist es wert genauer untersucht zu werden.
Systematik:
Ordnung: Lippenblütlerartige (Lamiales)
Familie: Wegerichgewächse (Plantaginaceae)
Gattung: Wegerich (Plantago)
Art: Spitzwegerich
Wissenschaftlicher Name: Plantago lanceolata
Alternative Bezeichnung:
Heilwegerich, Heilblärer, Heufressa, Hundsrippen, Lägenblatt, Lämmerzunge, Lügenblatt, Lungenblattl, Rippenkraut, Rossrippen, Schafzunge, Schlangenzunge, Siebenrippen, Spiesskraut, Spitzfederich, Spitz-Wegeblatt, Wagentranenblatt, Wegbreite, Wegreich, Wegtritt, Wundwegerich
Englischer Name: Ribwort
Der Spitzwegerich wird nach seinem Vorkommen an Wegen und ähnlichen Stellen auch Wegbreite oder Wegtritt genannt. Er hat sehr tief gehende Wurzeln sowie Blätter, die oberseits mit Rinnen versehen sind. Die Blätter (mit 3 – 7 parallele Hauptnerven) sind lineal-lanzettlich, bis 30 cm lang und bis 2 cm breit, gelblich grün bis bräunlich grün und mit ganzrandigen Flächen, die sich in einem kurzen, undeutlichen Stiel verschmälern.
Der botanische Name „Plantago“ leitet sich vom lateinischen „Planta“ was soviel heißt wie „Fußsohle“ ab ( vincula plantae = Sandale). In dem Zusatz „lanceolata“ verbirgt sich das Wort „lancea“ für Lanze, das die spitzen Blätter des Spitzwegerich gut beschreibt.
Fallen die Samen der Pflanze auf Wegen aus, so werden sie von Menschen und Tieren leicht verschleppt. Die aus der Kapselfrucht fallenden Samen werden bei Befeuchtung klebrig, bleiben daher am Schuhwerk hängen und werden so auf Wegen verbreitet. Die Art ist auf diese Weise sogar weit in Nordamerika eingedrungen. Da dies zur Zeit der ersten Ansiedler erfolgte, wurde sie von den Indianern als der „Fußtritt des weißen Mannes“ bezeichnet.
Die Blätter des Spitzwegerichs werden schon seit alten Zeiten in der Volksheilkunde verwendet. Die Pflanze ist ein viel gebrauchtes Mittel gegen Erkrankung der Atemorgane. Die Blätter des Spitzwegerichs sind vielerorts als Hausmittel gegen Insektenstiche und kleine Wunden bekannt. Der frische Presssaft wirkt antibakteriell und verhindert Entzündungen.
Bild 01 Illustration

Deutschlands Flora in Abbildungen (1796)
Bild 02 Schnittstelle, Plantago lanceolata

Arbeitsanleitung:
Original Färberezept siehe Seite von Herrn Armin Eisner
http://www.aeisner.de/W-3A-Färbung nach Wacker (Acridinrot-Acriflavin-Astrablau) modifiziert
Arbeitsablauf :
Sehr junger Spross - Querschnitt
Reichert - Jung Schlittenmikrotom Hn 40 - Schnittstärke beträgt 45 µm.
Probe lag in AFE – Gemisch
Fixiergemisch auswaschen in 70 % Ethanol 5 Minuten
1. (Querschnitte) mit 70 % Ethanol
2. Alkoholreihe bis zum 30%igen Ethanol
3. Wasser entmin. 3x wechseln je 1 Minute
4. Vorfärbung Acridinrotlösung 8 Min.
5. 1x auswaschen mit Aqua dest. .
6. Acriflavinlösung (differenzieren bis gerade keine Farbwolken mehr abgehen- Lupenkontrolle) ca. 15 Sekunden.
7. 2 x auswaschen mit Aqua dest..
8. Nachfärbung Astrablaulösung 1 Minute.
Bei der Nachfärbung mit Astrablau eine Mischung aus Astrablau und Acriflavin im Verhältnis 5:1 verwendet.
9. Auswaschen mit Aqua dest. bis keine Farbstoffreste auf dem Objektträger verbleiben
10. Entwässern mit 2x gewechseltem Isopropylalkohol ( 99,9 % )
11. Als letzte Stufe vor dem Eindecken Xylol einsetzen
12. Einschluss in Entellan
Ergebnis :
Zellwände blaugrün bis grün, verholzte Zellwände leuchtend rot. Zellwände der äußeren Hypodermis orangerot, Cuticula gelb. Zellwände der innenliegenden Hypodermis tiefrot, Suberin hellrosa.
Fotos erstellt mit Nikon D5000.
Bild 03 Übersicht, Stängel , Plantago lanceolata

Die Übersichtsaufnahme wurde mit „MagniFlash“ erstellt.
Bild 04 Vergrößerung aus der Übersicht, Plantago lanceolata

Bild 05 Vergrößerung mit Beschriftung, Plantago lanceolata

Ep = Epidermis, R = Rindenparenchym, SK = geschlossener Sklerenchymring um die Leitbündel, X = primäres Xylem, P = Protoxylem, M = Metaxylem, p Ph = primäres Phloem, s M = Mark, sklerenchymatisch verdickt, p M = Mark parenchymatisch, M = Mark.
Kein Kambium
Als primäres Xylem (Proto- und Metaxylem) wird jenes Xylem bezeichnet, das in den Vegetationskegeln der Sprossachse entsteht.
Bild 06 Mark, sklerenchymatische verdickt, Plantago lanceolata

Bild 07 Rindenparenchym, Plantago lanceolata

Bild 08 Mark, sklerenchymatische, Plantago lanceolata

Verdickte Zellwand (Festigungsgewebe).
Bild 09 Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Plantago lanceolata

Literatur:
Essbare Wildpflanzen Europas
von Eva-Maria Dreyer
herausgegeben im Kosmos Verlag, 2010
Medizin der Erde
von Susanne Fischer-Rizzi
herausgegeben im AT Verlag, 2005
Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen
Spektum Verlag, Heidelberg
Mit freundlichem Gruß
Hans-Jürgen