Offen kollaterales Leitbündel (Ranunculus) mit Fluoreszenz *

Begonnen von Rolf-Dieter Müller, Juli 03, 2011, 16:01:46 NACHMITTAGS

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Rolf-Dieter Müller

Lieber Detlef, lieber Klaus,

vielen Dank für die Anmerkungen zu den Fluoreszenzaufnahmen.

Heute möchte ich diese noch mit eigenen Bildern ergänzen. Mangels eigener Fluoreszenz-Ausstattung habe ich versucht, die Merkmale in etwa mit den mir zur Verfügung stehenden Mitteln nachzuvollziehen.

Hierfür habe ich die im linken Bild gezeigten Schnitte mit Lugolscher Lösung gefärbt, das Ergebnis ist zum Vergleich in den beiden rechten Bildern zu sehen.

Übersicht und Leitbündel sind zwei verschiedene Schnitte vom Blütenstängel des Hahnenfußes (Ranunculus) und einfach nur der Vergänglichkeit der Jod-Jodkaliumfärbung geschuldet. Sie ist nicht haltbar und die Aufnahme vom Leitbündel mußte ich wegen Vermeidung von Terminkonflikten an einem anderen Abend machen.

Zuerst wieder eine Übersicht:


Leitbündel mit Assimilationsparenchym und Epidermis:


Viele Mikrogrüße
Rolf-Dieter

Fahrenheit

Lieber Rolf-Dieter,

wie immer sehr schöne Aufnahmen von sehr gut gelungenen Schnitten!

An Deinen Bildern kann man m.E. zwei Dinge erkennen: zum einen scheint der Spross mit der "Oberseite" (9:00 bis 3:00 Uhr) zum Licht gestanden zu haben, während die "Unterseite" in Deinen Bildern dem Licht abgewandt oder beschattet war. Vielleicht stand die Pflanze an einer Mauer oder Ähnlichem?

Dies zeigt sowohl die Verteilung der Chloroplasten als auch der Amyloplasten im Rindenparenchym. Während "oben" quasi das gesamte Rindenparenchym als Assimilationsparenchym ausgebildet ist und die Schwärzung auch eine hohe Dichte an Amyloplasten anzeigt, ist der Anteil am Chloroplasten und Amyloplasten in den Zellen "unten" geringer. Auf 5:00 Uhr gibt es sogar eine kleine Stelle, an der die Zellen des Rindenparenchyms gar keine Chloroplasten ausgebildet haben. Vielleicht finden sich aber farblose Leukoplasten?

Zum anderen liegt kein "echtes" Speichergewebe vor (wie es z.B. die Stärkescheide dastellt, die hier ja nicht vorhanden ist), da die Amyloplasten nur in den Assimilationszellen vorkommen, die auch Chloroplasten enthalten. Es sind sozusagen nur "Zwischenspeicher" am Produktionsort vorhanden. :)
Auch das Mark scheint - soweit ich das anhand der Aufnahmen sehen kann - stärkefrei zu sein.

Herzliche Grüße
Jörg
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Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

Rolf-Dieter Müller

#32
Liebe Forumsmitglieder,

wenn man das Chlorophyll für Dauerpräparate in Harz halten möchte, muss man sich schon etwas einfallen lassen. Aber das ist gar nicht schwer, wenn man auf gute Literatur wie den Schneider-Zimmermann zurückgreifen kann, in dem zum Beispiel ein Verfahren zur Fixierung von Stärkekörner mittels eines Edelmetallsalzes (Höllenstein) beschrieben ist. Dieses lässt sich auch sehr gut für Schnitte von zum Beispiel krautigen Pflanzen anwenden und so indirekt über die Stärke das Chlorohpyll lokalisieren.

Den nachstehenden Schnitt eines Blütenstängels vom Ranunculus (Hahnenfuß) habe ich wie folgt präpariert:

  • Querschnitte mit dem Rasierklingenmikrotom
  • Schnittfixierung in Lugolscher Lösung, ca. 30 Minuten
  • in Wasser auswaschen
  • tropfenweise 1%ige AgNO3-Lösung zusetzen bis der Schnitt wieder weiß ist, es bildet sich das weiße Silberjodid
  • belichten für ca. 20 Minuten unter Schreibtischlampe
  • Schnitte in 10% Entwicklerlösung überführen, ca. 3 Minuten
  • Schnitte gut auswaschen
  • entwässern in 100%igem Isopropylalkohol
  • in Eupraral einschließen

Bevor ich diese Aufnahme gemacht habe lag das Präparat für ca. 3 Wochen auf dem Schreibtisch, teilweise dem Sonnenlicht ausgesetzt.


Viele Mikrogrüße
Rolf-Dieter Müller

Edit: Hinweis von Detlef Kramer berücksichtigt, das nicht das Chlorophyll erhalten wird, sondern die Stärke die dort sitzt, wo auch das Chlorophyll sitzt, wenn es sich nicht gerade um ein Speicherorgan handelt.

Holger Adelmann

Lieber Rolf-Dieter,

danke für den Tip mit dem Chlorophyll, hatte ich nicht gewusst.
Wäre mal interessant, das Rezept mit Grünalgen zu testen, aber möglicherweise schrumpft der Chloroplast ...?

Herzliche Grüsse
Holger


Detlef Kramer

Lieber Holger, lieber Rolf-Dieter,

wenn ich es richtig verstanden habe, hat die Sache einen Haken: nicht das Chlorophyll wird erhalten, sondern die Stärke mit dem dran hängenden Silberjodid. Bei höheren Pflanzen kann man in etwa sagen, dass die Stärke dort sitzt, wo auch das Chlorophyll sitzt, wenn es sich nicht gerade um ein Speicherorgan handelt. Bei den meisten Algen dürfte das Ganze sicherlich ganz anders aussehen.

Herzliche Grüße

Detlef
Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

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Rolf-Dieter Müller

Lieber Detlef, vielen Dank für Deinen Hinweis, den ich in meinem Beitrag einkorrigiert habe und zwar so, das Chlorophyll indirekt über den Stärkenachweis lokalisiert wird.

Übrigens ist die Imprägnierung der Zellwände, im Schnitt in Brauntönen sichtbar, in diesem Umfang ursprünglich nicht beabsichtigt. Die AgNO3-Lösung hatte ich nämlich statt mit destilliertem Wasser hier mit Leitungswasser angesetzt. Das hätte ich nicht machen sollen, denn es entstanden heftige Ausfällungen und trotz dessen habe ich diese Lösung mit dem gezeigten Ergebnis verwandt. Straßburger schlug hierfür den Zusatz von Kaliumkarbonatlösung vor, das brauchte ich so nicht.

Man kann zusätzlich noch die Silber-Imprägnierung mit 0,2 %iger Goldchloridlösung nachbehandeln und bekommt so eine Tonung wie bei einer Photokopie. (@Alle, bitte den Ausdruck "Photokopie" nach dem technischen Stand vergangener Jahrzehnte lesen).

Ich habe aber darauf verzichtet, da der Schnitt hinreichend angefärbt und teilweise auch differenziert ist.


Lieber Holger, um Chloroplasten in Desmidiazeen zu halten gibt es aber eine andere Lösung, die im Schömmer, Kryptogammen-Praktikum, § 327 beschrieben ist. Hiefür wird das Material über Osmiumsäuredämpfe, Pfeiffersches Gemisch oder Formalin fixiert. Das Fixiermittel muss gründlichst ausgewaschen werden, eingeschlossen wird in Glycerin. Die Pärparate sollen mindestens einige Jahrzehnte haltbar sein.

Viele Mikrogrüße
Rolf-Dieter

Detlef Kramer

Lieber Rolf-Dieter und alle, die sich damit beschäftigen wollen:

Bei Osmiumtetroxyd bzw. -Säure unbedingt die Sicherheitshinweise beachten. Das ist ein Teufelszeug und sollte nur unter einem guten Abzug oder evtl. im Freien angewandt werden. Abgesehen davon, dass es kaum jemand bekommen wird und es sauteuer ist. Pfeiffers Gemisch ist einen Versuch wert; den Holzessig bekommt man vom hilfsbereiten Apotheker.

Detlef
Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

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