Universelle Mikroskopbeleuchtung für Hufeisenstative

Begonnen von Florian Stellmacher, August 16, 2011, 15:33:26 NACHMITTAGS

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Florian Stellmacher

Liebe Freunde klassischer Hufeisenstative!

Da ich eine ganze Reihe historischer Mikroskope mit Hufeisenstativen besitze, musste ich bisher, wenn ich nicht auf Tageslicht zurückgreifen konnte, eine Niedervolt-Stativleuchte verwenden. Hierbei habe ich meistens auf die "Belani" von Hertel & Reuss zurückgegriffen. Damit verbunden war stets das Aufstellen der Leuchte in entsprechendem Abstand zum Mikroskop, das Anschließen des großen, schweren Trafos sowie die korrekte Einstellung des Spiegels. Als ich mir ein sehr schönes Leitz Polarisationsmikroskop auf Basis des Stativs A zulegte, wurde mein Wusch immer größer, die Beleuchtung schneller zur Hand zu haben und diese unkompliziert einstellen zu können.

Nun ist mir Bernd als ein hilfsbereiter und inspirierter Bastler, sowohl in mechanischer als auch elektronischer Hinsicht, bekannt, sodass ich ihn gefragt habe, ob er nicht eine LED-Beleuchtung konstruieren könne, die sich problemlos an Huseisenstativen einsetzen lässt. Heraus gekommen ist eine kleine, feine Leuchte, die ich kurz vorstellen möchte. Zu technischen Einzelheiten wird Bernd sicher gern Auskunft geben.

Die Grundidee ist, dass die Leuchte ohne den Mikroskopspiegel direkt vor/unter das Mikroskop gesetzt wird. Hierbei ist keine komplexere Einstellarbeit mehr nötig. Die Leuchte ist mit ihrem Sockel durch ein Scharnier verbunden, sodass sie ggf. auf die jeweilige Neigung des Stativs adjustiert werden kann, ferner kann der vordere Teil der Leuchte noch in der Höhe verstellt werden. Die LED liefert für alle mikroskopischen Verfahren inkl. Dunkelfeld und Polarisation ausreichend Licht, wobe die Helligkeit über einen Drehregler sufenlos einstellbar ist; es ist zudem eine zweite Stufe vorgesehen, die dann sehr viel Licht liefert. Die Leuchte hat vorn eine Ausfräsung, die ein Standard-Mattglas aufnimmt.

Im Einsatz sieht das Gerät so aus:


Hier noch zwei Detailaufnahmen der Leuchte:



Ich bin mit dieser Leuchte rundrum zufrieden und danke Bernd nochmals herzlich für seine Kreativität und Mühe!

Herzliche Grüße,
Florian
Vorwiegende Arbeitsmikroskope:
Zeiss Axioskop 2
Olympus BHS (DL, Pol, Multidiskussionseinrichtung)
Zeiss Axiophot (DIK und AL-Fluoreszenz)
Zeiss Axiovert (Fluoreszenz)
Wild M400 Fotomakroskop (DL, DF, AL, Pol)

Paul Keller

Lieber Florian,
sowas noch Neues, Ungebrauchtes ist doch auch schön! Gibt ganz neues Gefühl. Ich mag es dir gönnen. Für die kleinen (und grösseren) Schwarzen im Hintergrund biete ich dir einen guten Kilopreis. Kupfer steht knapp unter $9000/t; Messing muss ich noch rechnen. Du hast meine Adresse.
Gruss,
Paul
Gruss,
Paul

Vorstellung: Hier klicken

Florian Stellmacher

Lieber Paul,

danke für Dein Angebot zum Kilopreis, aber ich würde mich an Deiner Stelle nicht damit belasten: die Wertstofftrennung Messing-Glas wäre wohl doch zu aufwendig!

Herzliche Grüße,
Florian
Vorwiegende Arbeitsmikroskope:
Zeiss Axioskop 2
Olympus BHS (DL, Pol, Multidiskussionseinrichtung)
Zeiss Axiophot (DIK und AL-Fluoreszenz)
Zeiss Axiovert (Fluoreszenz)
Wild M400 Fotomakroskop (DL, DF, AL, Pol)

Nomarski

Lieber Florian,

von den ganzen LEDs, die ich bislang gebaut habe, ist es das erste Modell, das nicht in das Lampenhaus, dem Leuchtrohr oder der Lampenfassung eines Mikroskopes adapiert wird und ein anderes Leuchtmittel, sei es Glühlampe, Halogenlampe oder gar eine Gasentladungslampe ersetzt, sondern eine eigenständige Einheit ist, die nicht mechanisch mit dem Mikroskop selbst verbunden ist. Meinen Vorschlag, die LED-Einheit anstelle des Schwenkspiegels ins Rohr zu stecken hattest du abgelehnt, da der Durchmesser der Bohrung für den Schwenkspiegel nicht so einheitlich genormt war wie das RMS-Gewinde der Objektive. Es blieb also nur die separate Lösung, die ich mal eben umgestzt habe.
Der Neigungswinkel läßt sich dem der optischen Achse anpassen, ein Mattglas mit 32mm Durchmesser kann für die Lichtdiffusion noch zusätzlich eingelegt werden, der Einsatz  als Durchlichtbeleuchtung wäre für manche Stereo-Mikroskope auch noch möglich.

Was sagen eigentlich deine ganzen Mikroskope dazu, die sich schon rund um die neue Beleuchtung versammelt haben? "Ich will auch mal!" ? ;D

Viele Grüße
Bernd

Florian Stellmacher

#4
Lieber Bernd,

so wie die Leuchte jetzt konstruiert ist, kann ich sie wirklich mit den meisten Hufeisenstativen verwendet werden.

Du hattest die LED-Leuchte ja wegen ihrer Form R2D2 getauft; da wird es Dich sicher freuen, dass sie ihren alten Freund C3PO wieder getroffen hat:


Großes Mikroskop von Newton, London

Aber keine Sorge, die anderen kommen auch noch dran!

Herzliche Grüße,
Florian
Vorwiegende Arbeitsmikroskope:
Zeiss Axioskop 2
Olympus BHS (DL, Pol, Multidiskussionseinrichtung)
Zeiss Axiophot (DIK und AL-Fluoreszenz)
Zeiss Axiovert (Fluoreszenz)
Wild M400 Fotomakroskop (DL, DF, AL, Pol)

Peter V.

#5
Liebe Unter-Belichter,

aber etwas mehr Stil, bitte!
Ihr solltet Euch mit Olaf zusammentun und die Leuchte noch stilgerecht mit einem güldenen Messinglack oder zumindest Schwarzlack versehen lassen.
Vielleicht wäre so sogar die Vermarktung des "BEST"-Leuchte ( BErnd/Stellmacher) im Mekka der Optiksammler, eben auf der "Insel", möglich!?
Florian, Du solltest diese gleichsam einfache wie geniale Lösung mal Deiner "Society" vorstellen ( meine ist wirklich ernst! ).

Herzliche Grüße
Peter
Dieses Posting ist frei von kultureller Aneigung, vegan und wurde CO2-frei erstellt. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Florian Stellmacher

Lieber Peter,

die Idee, das Ganze in Messing zu bauen, hatte Bernd auch schon. Aber das ist nunmal eine neue, praktische Leuchte in nüchternem Technik-Design, und dise soll schließlich den Mikroskopen keine Konkurrenz machen sndern sie sinnvoll ergänzen. Vielleicht wäre Schwarz noch eine Alternative.

Die Jungs von der Insel sind in puncto Mikroskop ja häufig echte Puristen, aber vielleicht hast Du recht?!

Herzliche Grüße,
Florian
Vorwiegende Arbeitsmikroskope:
Zeiss Axioskop 2
Olympus BHS (DL, Pol, Multidiskussionseinrichtung)
Zeiss Axiophot (DIK und AL-Fluoreszenz)
Zeiss Axiovert (Fluoreszenz)
Wild M400 Fotomakroskop (DL, DF, AL, Pol)

Nomarski

Aber Peter,

Zitataber etwas mehr Stil, bitte!

besser kann die Mikroskopentwicklung in Florians Bild doch gar nicht dargestellt werden:
Messing-->Aluminium
Holz--->Kunststoff

Wie ist denn dieser lange Tubus zustande gekommen? Hatte Newton so einen langen Hals?
Trotz allem ein interessantes Stück!  8)

VG
Bernd

Florian Stellmacher

Lieber Bernd,

so ein richtiges großes Viktorianisches Mikroskop für den distinguierten Gentleman hat natürlich eine stattliche mechanische Tubuslänge; für 160 mm müsstest Du reichlich vom Tubus absägen!

Herzliche Grüße,
Florian
Vorwiegende Arbeitsmikroskope:
Zeiss Axioskop 2
Olympus BHS (DL, Pol, Multidiskussionseinrichtung)
Zeiss Axiophot (DIK und AL-Fluoreszenz)
Zeiss Axiovert (Fluoreszenz)
Wild M400 Fotomakroskop (DL, DF, AL, Pol)

Peter V.

#9
Lieber Florian,

Zitatfür den distinguierten Gentleman hat natürlich eine stattliche mechanische Tubuslänge

"Am Tubus eines Mannes....."  ???

Entschuldigung!!!

Herzliche Grüße
Peter
Dieses Posting ist frei von kultureller Aneigung, vegan und wurde CO2-frei erstellt. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Nomarski

Zitatdie Idee, das Ganze in Messing zu bauen, hatte Bernd auch schon. Aber das ist nunmal eine neue, praktische Leuchte in nüchternem Technik-Design, und dise soll schließlich den Mikroskopen keine Konkurrenz machen sndern sie sinnvoll ergänzen. Vielleicht wäre Schwarz noch eine Alternative.
Unser Klaus könnte jedenfalls eine in grün lackiert ganz gut gebrauchen... ;D

Peter V.

Zitat von: Nomarski in August 16, 2011, 22:31:09 NACHMITTAGS
Zitatdie Idee, das Ganze in Messing zu bauen, hatte Bernd auch schon. Aber das ist nunmal eine neue, praktische Leuchte in nüchternem Technik-Design, und dise soll schließlich den Mikroskopen keine Konkurrenz machen sndern sie sinnvoll ergänzen. Vielleicht wäre Schwarz noch eine Alternative.
Unser Klaus könnte jedenfalls eine in grün lackiert ganz gut gebrauchen... ;D

Null Problemo! Hammerschlag kann sogar ich lackieren ( und das will etwas heißen! ). Deshalb verwende ich nur Hammerschlaglack, wenn ich etwas lackieren muss.

Herzliche Grüße
Peter
Dieses Posting ist frei von kultureller Aneigung, vegan und wurde CO2-frei erstellt. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Bernhard Lebeda

Zitat von: Florian Stellmacher in August 16, 2011, 21:41:53 NACHMITTAGS

Die Jungs von der Insel sind in puncto Mikroskop ja häufig echte Puristen, aber vielleicht hast Du recht?!



Hallo liebe Leute

ah ähm..à propos "Insel": jetzt hab ich aber mehrfach hingeschaut und staune. Ich hab nämlich neulich dieses Teil bei Brunel in England erstanden





gewisse Ähnlichkeit,oder? Nur dass hier nicht Leitz draufsteht, sondern Swift and Son, London!


Kennt da jemand die Zusammenhänge? Purer Zufall wird die Ähnlichkeit ja nicht sein.


Das Gerät ist übrigens gar nicht übel, hat fast alles was der Hobbysteinegucker so braucht!


Übrigens würde mich so eine Leuchte u.U. auch interessieren, ist das ein Einzelstück oder bist Du schon in Serie gegangen, Bernd??  ;)


Viele polarisierte Hufeisengrüße

Bernhard
Ich bevorzuge das "DU"

Vorstellung

Florian Stellmacher

Lieber Bernhard,

die Firma Swift ist ein sehr alter Londoner Hersteller, der mit den heute unter diesem Namen vertriebenen Fernostprodukten nichts zu tun hat. Gegründet wurde sie bereits 1854 von James Powell Swift, der zuvor bei Ross, einer verdammt guten Adresse, gearbeitet hatte. Seit 1912 trägt die Firma den Namen James Swift & Son Ltd. Nach dem 2. Weltkrieg machte sich Swift gerade als Hersteller von Polarisationsmikroskopen einen Namen, wobei allerdings die Geschäfte mäßig liefen und deshalb z.B. das Watson Microsystem 70-Stativ als Basis für einen Swift-Aufbau (800) herhalten musste. 1980 wurde die Firma von Prior übernommen und der Name erlosch. Gleichzeitig tauchte in den 60er Jahren eine bis dahin völlig unbekannte Firma Swift Instruments Inc., San Jose, California auf, die japanische Mikroskope vertrieb; diese waren zumindest so brauchbar, dass sie zeitweilig neben Meopta-Mikroskopen von Jungner auch in Deutschland verkauft wurden.

Eine wie auch immer geartete Geschäftsbeziehung zwischen Leitz und Swift hat es meines Wissens nach nicht gegeben. Die Umstellung der britischen Manufakturerzeugnisse auf Industrieerzeugnisse nach deutschem Vorbild hat sich im Design der Mikroskope deutlich niedergeschlagen. So produzierte Leitz zunächst Mikroskope für den englischen Markt mit englischem Fuß, gleichzeitig begannen englische Hersteller (z.B. Beck) damit, Mikroskope mit kontinentalem Fuß zu bauen. Daher glich sich das Design in vielerlei Hinscht an, was eben auch dazu führte, dass die Mikroskope, deren Design z.T. noch in den 30er Jahren beharrlich am typisch britischen festhielt, heute von Sammlern besonders gesuchte Instrumente sind (z.B. die großen Modelle von Watson oder Baker).

Nun muss man sich vielleicht vor Augen führen, dass es soo wahnsinnig viele Variationsmöglichkeiten in der Gestaltung eines schlichten Hufeisenstativs nun auch nicht gibt; Hufeisenfuß mit Scharnier, C-förmig gebogener Tubusträger, Fokussiertriebe oben, Tubusrohr in Schwalbe - fertig. Die kleinen Unterschiede machen dann den Reiz für viele Sammler aus!

Wenn Du Dein Stativ jetzt mit dem Leitz A-Stativ in POL-Ausführung vergleichst, dann wirst Du z.B. feststellen, dass die Fokussiertriebe an einem horizontal verlängerten Block angebracht wurden, den es in der Form zwar auch bei einigen früheren Leitz-Stativen gibt, der aber vor allem typsch für amerikanische Mikroskope sind. Ich finde diese Konstruktion ästhetisch nicht so geglückt, auf die Funktion hat das natürlich keinen Einfluss. Und so wirst Du noch reichlich weitere Elemente finden, die die Mikroskope unterscheiden. Gleichwohl: es wäre plausibel, wenn sich Swift, eben gerade in wirtschaftlicher Not, die Erzeugnisse der Konkurrenz sehr genau angesehen hätte. Das Leitz A war seinerzeit ein echtes High-end-Gerät und sicherlich nicht billig. Da möchte man vielleicht ein bisschen vom Image profitieren ud sorgt dafür, dass das eigene Modell nicht völlig anders aussieht. Das gleiche ist ja z.B. auch Zeiss in den 60ern passiert, als allerhand Ferngläser zur Reparatur eingeschickt wurden, die ein Zeiss-artiges Design hatten und auf die der japanische Hersteller in großen Lettern "Zeiss/Wetzlar" graviert hatte. Aber man täte Swift sicherlich bitter unrecht, wenn man sie des Abkupferns bezichtigen würde!

Bernds LED kann ich Dir übrigens gerade für die Polmikroskopie sehr empfehlen!

Herzliche Grüße,
Florian
Vorwiegende Arbeitsmikroskope:
Zeiss Axioskop 2
Olympus BHS (DL, Pol, Multidiskussionseinrichtung)
Zeiss Axiophot (DIK und AL-Fluoreszenz)
Zeiss Axiovert (Fluoreszenz)
Wild M400 Fotomakroskop (DL, DF, AL, Pol)

Bernhard Lebeda

Vielen Dank Florian für die erhellenden Erläuterungen!!

Viele Grüße

Bernhard
Ich bevorzuge das "DU"

Vorstellung