GEOLOGIE: Impressionen aus dem Siebengebirge

Begonnen von Holger Adelmann, November 13, 2011, 16:09:36 NACHMITTAGS

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Holger Adelmann

#30
MKB Siebengebirgsexkursion 2011 - Rückblicke und ein Ausblick

Liebe Freunde,

nun sind wieder Schliffe fertig geworden aus dem Material meiner sehr reichhaltigen "geologischen Feldsaison" 2011, manches davon wurde ja auf der MKB Exkursion am 5.11.2011 im Siebengebirge aufgesammelt.

Heute ergänze ich diesen Thread durch drei neue Aufnahmen von Gesteinen aus dem Siebengebirge.

Danach kommt noch ein kleiner Ausblick auf die MKB Exkursion im Frühjahr 2012 zu den paläozoischen Vulkangesteinen des Dillgebietes, sozusagen als Appetitmacher.
(siehe hierzu auch Updates auf der MKB Seite http://www.mikroskopie-bonn.de/termine/index.html)

Wie immer viel Spass beim Anschauen & einen schönen 3. Advent
Holger

Trachyt vom Lohrberg, Siebengebirge (Steinbruch am Nasseplatz). Dieser Trachyt hat kleinere Sanidin-Kristalle als der bekannte
Vetter vom Drachenfels, enthält aber oft schöne Plagioklas-Feldspäte mit Zonarbau, wie im Bild



Olivin-Nephelin-Basalt vom Steinbruch am Gipfel des Grossen Ölberges, Siebengebirge


Basalt vom Ufer des kleinen Teichs, an dem die Exkursionsmitglieder am 5.11. Wasserproben genommen haben.
Der Basalt wurde vermutlich nicht weit transportiert und stammt aus dem Bereich N des Steinbruchs Rabenley.
Interessant sind hier die quergetroffenen sphärolithischen Strukturen - vielleicht fällt unseren Mineralogen etwas dazu ein?



Ausblick auf die Frühjahrsexkursion des MKB:

Paläozoische, untermeerisch ausgetretene Kissen-Lava (Pillowlava) aus dem Unterkarbon, S Ballersbach bei Herborn.
Darüber ein Schuttstrom aus Tuff.



Ein Erdmantelxenolith aus dem Unterkarbonischen Vulkanismus in Situ in der Wand eines uralten kleinen Steinbruchs N Oberscheld bei Dillenburg.


Durchgesägter und anpolierter Erdmantelxenolith aus dem Unterkarbonischen Vulkanismus bei Oberscheld.
Der Xenolith steckt in vulkanischem Tuff ("Schalstein"). Die im Gegensatz zu frischen Olivinbomben rote Farbe kommt durch die im Laufe der
Jahrmillionen stattgefundenen Umwandlung des Olivins in andere Minerale. Dabei ist es zu Eisenvererzungen im Xenolith gekommen.
Manche mafischen Minerale des Xenoliths sind in weissen Calcit umgewandelt. Der im Bild dunkle Chromspinell hat sich aber recht frisch erhalten





Ronald Schulte

Holger,

Wider tolle Bilder. Vielleicht eine Dumme Frage aber sind deine Aufnahmen Durch- oder Auflicht?

Grüße Ronald

PS Ich wusste gar nicht das du auch Schiedsrichter bist  ;D   ;)
Mikroskope:
Leitz Orthoplan (DL, AL-Fluoreszenz und Diskussionseinrichtung).
Leica/Wild M715 Stereomikroskop.
Mikrotom:
LKB 2218 Historange Rotationsmikrotom.

Rawfoto

Hallo Ronald

Ich tippe bei den letzten 3 gezeigten Bildern auf Aufflicht .-))

==> (Kleiner Scherz am Rande ...)

Liebe Grüße aus Wien :-))

Gerhard
Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...

Holger Adelmann

#33
Hallo Ronald,

die ersten 3 Bilder sind im polarisierten Durchlicht gemacht, die Dicke der Schliffe beträgt nur 30 µm.

Ach ja - die Lupe um meinen Hals - sieht in der Tat wie eine Trillerpfeife aus  ;D

Herzliche Grüsse
Holger

Noch 2 Ergänzungsbilder zum Trachyt vom Lohrberg:

Trachyt vom Lohrberg, Siebengebirge, Schliff wie unten. Man erkennt links m.E. einen Sanidin-Zwilling, und rechts (braun) einen Augitkristall (Klinopyroxen).
Olaf, ich hoffe das ist so, wenn nicht bitte melden.



Trachyt vom Lohrberg, Siebengebirge, Schliff wie unten. Noch ein Plagioklas mit schönem Zonarbau.
Dies zeigt, dass der Feldspat-Kristall in Etappen gewachsen ist.
Die viel feinkörnigere Matrix ist hingegen (nach dem Wachsen der Einschlusskristalle) recht schnell auskristallisiert.




Fahrenheit

Lieber Holger,

die Schliffe sind richtig gut geworden; schön, dass die "Versorgung" wieder funktioniert.  ;)

Danke auch für's Zeigen der interessanten Präparate, die wie immer Lust auf mehr machen und den schönen kleinen Aufschluss werden wir ja im kommenden Frühjahr wieder sehen ...
Auch ich bin gespannt, ob uns jemand etwas zu den muschelförmigen Strukturen im Basalt (Bild 3 im Beitrag vom 10.12.) sagen kann. 

Herzliche Grüße
Jörg
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Und hier zur Webseite des MKB: Klick !

Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

olaf.med

Hallo Holger,

auch wenn ich mich pauenlos wiederhole, so bleibt Wahres doch wahr!!!!:

wieder einmal phantastische Bilder und wunderbar aufbereitet, ganz abgesehen von Deinen bewundernwerten und so erfolgreichen Geländaktivitäten. Da könnten sich manche jungen kartierenden Geologen mal 'ne Scheibe abschneiden.

ZitatOlaf, ich hoffe das ist so, wenn nicht bitte melden

Na gut, Du willst es ja nicht anders, aber Du weißt ja als Mediziner selbst, wie das mit Ferndiagnosen ist ;D ;D ;D... Diesen Kristall halte ich ziemlich eindeutig für einen Biotit. Er zeigt sehr schöne "bird-eyes" wie sie für alle Schichtsilikate typisch sind und sollte im linear polarisierten Licht einen extremen Pleochroismus von hellbeige nach dunkelbraun zeigen, wobei er in E-W Richtung hell sein sollte (vorausgesetzt Dein Polarisator schwingt E-W, was bei älteren Leitz-Mikroskopen nicht der Fall ist).

Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

Holger Adelmann

Danke, Freunde.

@ Jörg: Ich vermute dass die muschelförmigen Strukturen im Basalt sphäroid kristallisierte Minerale wie Zeolithe, oder Foide (Nephelin z.B.?) darstellen - Olaf ??

@ Olaf: Danke für Dein grosses Lob  8) Der Tipp mit dem Biotit ist super, ich probiere mal den Pleochroismus und werde dann hier berichten

Herzliche Grüsse
Holger

PS: Ich bereite übrigens gerade die Exkursion während unseres diesjährigen Sommerurlaubs auf Mallorca auf, da gibt es später noch hier im Forum Foraminiferen und Radiolarien aus dem Miozän im Dünnschliff zu sehen.




Klaus Herrmann

Hallo Holger,

wunderschöne Bilder mit atmospharischem "drum-rum" und schön erklärt.

Zu den Sphärolithen kam mir ein Handstück in den Sinn, das bei mir in der Vitrine für "Größeres" (Ich bin eigentlich Micromunter) ausgestellt ist. Ein altes Stück, das mein Vater in jungen Jahren selbst am Hohentwiel gesammelt hat. Das waren noch die Zeiten, wo es keine Schilder gab, auf denen jegliches Aufsammeln von Steinen mit einer Buße belegt wird! ;)

Läuft seither unter "Natrolith" bei uns und könnte auch stimmen. Ich bin mit meinem Vater im Frühjahr zur Orchideenblüte öfters im Hegau gewandert.
Die Dias sind leider alle ausgebleicht nach nunmehr 60 Jahren. Aber ganz aktuelle Bilder der Hegauvulkanberge habe ich vorgestern gemacht. Auf der A 81 kommt bei Engen eine Raststätte wo man bei Föhn die ganze Alpenkette sieht. Und da sind im Vordergrund der Hohenkrähen und etwas versteckt auch der Hohentwiel zu sehen. Beides Phonolith-Kegel.
Ob der Natrolith auch im Basalt vorkommt kann ich nicht sagen.
Die gelb-orange Färbung ist typisch für den Hohentwiel. Die ausgebrochene Ecke war fast weiß, sie ist über die Jahre verschwunden..





Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

Fahrenheit

Lieber Klaus,

ein schönes Fundstück! Da muss ich doch glatt mal drauf achten, wenn ich wieder unten am See bin. Danke auch für den Hinweis, den Hammer dann verdeckt zu tragen.  ;D

Schöne Bilder! Ich mag die Ecke da unten sehr gerne und könnte grad' wieder losfahren ...  ;)

Herzliche Grüße
Jörg

p.s. ein Bild gönn' ich mir noch ... Blick auf den Hohenkrähen von Hohentwiel aus gesehen


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olaf.med

Hallo Jörg und Holger,

die Shärolithe sind eindeutig sekundär und haben ehemalige Hohlräume (Blasen etc.) gefüllt. Sie haben nichts mit dem ursprünglichen Magma zu tun, sondern mit Porenwässern, die viel später durchs Gestein zirkulierten. Die ausgeschiedenen Minerale sind meist Zeolithe oder Carbonate (hier eher Carbonate, da alle Zeolithe eine ganz geringe Doppelbrechung zeigen). Die Foide gehören zum Primärmineralbestand und kommen nicht sphärolithisch vor.

Klaus' Stück vom Hohentwiel ist sicher Natrolith - der ist von dort klassisch!

Morgen poste ich ein Bild von sphärolithischen Zeolithen. Falls ich's vergesse, bitte erinnern.

Glück Auf, Olaf
Gerne per Du!

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olaf.med

Hier sind die versprochenen Bilder der Spärolithe von Zeolithen und von Carbonat im Vergleich dazu:

1. Blasenfüllung mit zwei verschiedenen Zeolithen. die Licht- und Doppelbrechung der Zeolithe ist sehr niedrig. Das Bild bei gekreuzten Polarisatoren ist ziemlich überbelichtet, damit man die Zeolithe schön sieht.



2. Und nun beides nebeneinander. Zuerst bildete sich in dem Hohlraum eine Tapete von palisaenartigen Zeolithen, der Rest des Hohlraums wurde danach von Calcit ausgefüllt. Die Unterschiede in der Doppelbrechung sind extrem; die Zeolithe sind bei gekreuzten Polarisatoren fast schwarz,  der Calcit zeigt Farben höherer Ordnung.



Glück Auf, Olaf
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Holger Adelmann

Danke für Deine Ergänzung lieber Olaf, ich bin aber irgenwie immer noch unsicher was dir sphärischen Strukturen im Basalt wirklich sind.
Mikrokristalliner Calcit scheint mir nun aber am wahrscheinlichsten. Ich habe noch stärker vergrösserte Bilder angehängt.

Herzliche Grüsse
Holger









olaf.med

Lieber Holger,

diese Interferenzfarbe ist eindeutig Weiß höherer Ordnung, wie man sehr schön an der aufsteigenden Farbfolge an auskeilenden Rändern erkennt. Auch dieser rosafarbene Grundton (der ja bei Dir kein Farbstich sein kann ;D ;D ;D) verrät dies dem Fachmann. Damit handelt es sich eindeutig um ein Mineral mit extremer Doppelbrechung, also in diesem Falle ein Carbonat. Ob Calcit oder Aragonit kann man so nicht entscheiden - letzterer kommt sphärolithisch in diesem Milieu auch sehr gerne vor.

Herzliche Grüße,

Olaf
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