HISTOLOGIE: Magenwand vom Schwein, Beleg- und Hauptzellen.

Begonnen von Ronald Schulte, Oktober 07, 2012, 21:42:30 NACHMITTAGS

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Ronald Schulte

Heute gibt es ein Paraffin Schnitt von ein Teil der Magen von ein Schwein.
Den Schnitt ist geschnitten am A&O 820 Rotationsmikrotom und ist 4µm dick.
Gestreckt wird im Wasserbad von ungefähr 40 Grad Celsius. Nach das Aufziehen lasse ich die OT meist einige Tagen Trocknen und fange dann an mit das Entparaffinieren und Färben.
Die gefärbte Schnitte werden meist eingedeckt in Depex. Depex ist absolut sauerfrei und Trocknet ziemlich schnell. Fotografiert wird wie immer am Leitz Orthoplan mit ein Moticam 2300.


Zitat von Wikipedia

Der Magen ist ein Verdauungsorgan fast aller Tiere. Die primitivste Form ist der Gastralraum der Nesseltiere, der zugleich Ausscheidungsorgan ist. Der Magen ist ein Hohlorgan aus Muskelgewebe, das innen mit einer Schleimhaut ausgekleidet ist. Im Gegensatz zum einhöhligen Magen des Menschen und der meisten Tierarten besitzt der Magen bei Wiederkäuern und Vögeln mehrere abgegrenzte Hohlraumsysteme (mehrhöhliger Magen) sowie hochspezialisierte Organe bei Insekten (Honigmagen, Saugmagen).
Das Fassungsvermögen des menschlichen Magens ist individuell unterschiedlich und beträgt etwa 1,5 Liter. In diesem Hohlraum wird der Nahrungsbrei mit dem Magensaft vermengt, der im Wesentlichen aus dem eiweißspaltenden Enzym Pepsin und Salzsäure besteht. Der Magen bringt auch den Nahrungsbrei auf die gleiche Temperatur, außerdem schichtet und speichert er den Nahrungsbrei. Im Ruhezustand sondern die Drüsen etwa 10 ml Magensaft pro Stunde ab. Bei Nahrungsaufnahme kann die Bildung von Magensaft auf bis zu 1000 ml pro Stunde erhöht werden. Die Bildung wird sowohl durch Nerven-Impulse (vor allem vor der Nahrungsaufnahme) als auch durch Hormone gesteuert. Durch Muskelkontraktionen (Peristaltik) wird der Nahrungsbrei weiter zum Pförtner transportiert. Dieser bildet als Sphinkter (Schließmuskel) einen Verschluss zwischen Magen und Darm und kann sich für den Durchtritt des angedauten Speisebreis (Chymus) ca. 13 mm weit öffnen. Dieses geschieht regelmäßig, um den Nahrungsbrei gleichmäßig in den Zwölffingerdarm weiterzuleiten.




Vorverdauung

Die eigentliche Verdauung und Resorption findet bei den meisten Tieren und beim Menschen im Darm oder spezieller im Dünndarm statt. Im Magen werden vor allem die Proteine (Eiweiße) in sogenannte Polypeptidketten vorverdaut. Die notwendigen Enzyme zur Eiweißverdauung, Pepsin und Kathepsin, haben durch den niedrigen pH-Wert höchste Aktivität. Sie werden von den Hauptzellen des Magens als inaktive Vorstufen (Pepsinogen) sezerniert und erst durch Kontakt mit der Magensäure aktiviert. Fette passieren den Magen größtenteils ungehindert, sie werden durch die Peristaltik jedoch weicher gemacht (verflüssigt). Kohlenhydrate passieren den Magen genauso ungehindert, da die enzymatische Spaltung mit Alpha-Amylase (aus dem Speichel) durch den sauren pH-Wert im Magen wieder stoppt.


Bild 1,

Mikroskopisch gesehen besteht der Magen aus:
A der Magenschleimhaut (Tunica mucosa gastrica) mit einer Vielzahl von Drüsen;
B einer Bindegewebsschicht (Tela submucosa) mit Blutgefäßen;
C einer Muskelschicht (Tunica muscularis gastrica) aus glatter Muskulatur;
D einem Überzug der Tunica serosa (Peritoneum).

Mei sind plexus von Meissner
Aur sind plexus von Auerbach

Stitch von 29 Bilder, Objektiv Leitz plan Fluotar 10x. Färbung: HE




Bild 2,

Ein Bild zum einzoomen, bitte HIER klicken.





Bild 3,

Den Schleimhaut,





Bild 4,

Die schlanken Epithelzellen des Oberflächenepithels enthalten in ihrer oberen Zellhälfte Schleimgranulat. In diesen Paraffinschnitt nicht sehr gut zu erkennen. Da muss noch mal ein Kunststoff-schnitt gemacht werden um das zu beweisen.
Objektiv Leitz plan Fluorit 25x, Färbung: Kernechtrubin.





Bild 5,

Belegzellen B bilden die Salzsäure. Im Präparat haben sie oft eine ovale oder plump-pyramidenförmige Gestalt, die Spitze zeigt zum Drüsenlumen.
Hauptzellen H sind basophile Zellen im unteren Viertel oder Drittel der Magendrüsen. Das Sekretprodukt der Hauptzellen sind eiweissspaltende Pepsine (Proteasen), die zunächst als inaktive Pepsinogene sezerniert werden. Die Pepsinogene werden im sauren Magenmilieu aktiviert.
Blu sind Blutgefäße.
Objektiv Leitz plan Fluorit 25x, Färbung: HE.





Bild 6,

Im Gelben Oval ist ein Plexus von Auerbach zu bewundern.
Objektiv Leitz plan Fluorit 25x, Färbung: HE.





Bild 7,

Sehr oft kommen Lymphe Follikel vor.
Objektiv Leitz plan Fluorit 25x, Färbung: Kernechtrubin.





Viel Spaß beim anschauen.
Grüße aus Holland, Ronald
Mikroskope:
Leitz Orthoplan (DL, AL-Fluoreszenz und Diskussionseinrichtung).
Leica/Wild M715 Stereomikroskop.
Mikrotom:
LKB 2218 Historange Rotationsmikrotom.

Rene

Nice Ronald, great results from your orthoplan. Saw just last week a cook prepare a proper tripe dish. The structure of the inner part of the looked a lot rougher  then your model shows (for an idea: http://www.seriouseats.com/recipes/2009/07/menudo-mexican-soup-red-chile-tripe-recipe.html. Could there be a difference between the different stomachs of a herbivore do you think??

Best wishes, René

Jan Kros

Hallo Ronald
Wunderschöne Aufnahmen und sehr lehrreich dokumentiert.
Es freut mich immer wieder etwas von dir zu sehen.
Herzlichen Gruss
Jan

Klaus Herrmann

Hallo Ronald,

das sind traumhaft brilliante Färbungen und genau so schöne Bilder!
Fast hätte ich gesagt: "lehrbuchhaft" - aber das wäre nicht richtig gewesen, weil man sie in keinem Lehrbuch in der Qualität findet!
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

Ronald Schulte

@Jan,
Danke.

@Klaus,
Es farbt sich wahrscheinlich so schön weil du mir das Kernechtrubin geliefert hast.
Die Färbung ist sehr einfach und wirkt fast immer. An Formalinschnitte und am schönsten nach Bouin Fixierung.
Mann muss nur achten das lange genug Differentiert wird met Ethanol 95% weil sonst das Anilin zu anwesent bleibt.

Grusse Ronald
Mikroskope:
Leitz Orthoplan (DL, AL-Fluoreszenz und Diskussionseinrichtung).
Leica/Wild M715 Stereomikroskop.
Mikrotom:
LKB 2218 Historange Rotationsmikrotom.

Klaus Herrmann

Ronald,

ZitatEs farbt sich wahrscheinlich so schön weil du mir das Kernechtrubin geliefert hast.

dann habe ich einen winzigen, aber doch bedeutenden Anteil an dem tollen Ergebnis!

Musst du Gerhard erzählen, der sucht gerade gute Färbungen, die ich ihm liefern soll!

Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

purkinje

#6
Hi Rene,

the depicted slices are taken from a pig  which is an omnivore (like us ;D and the model looks like a human stomach model.)
Tripes are made of calf or cattle (-or?) which are not only herbivores but also ruminants- a quite different method of digestion, the are also able to digest cellulose as well.
regards

Stefan

P.S. und wem dieser Diskurs über die ganzen Kutteln auf den Magen schlägt kann sich oben den Auerbachschen Plexus ansehen, der ist dafür verantwortlich ;D ;D

Jürgen H.

Lieber Roland,

tolle und instruktive Arbeit!

Eins ist mir noch nicht so ganz klar aus den Schnitten und daher habe ich mir einmal das Bild 3 von Dir geklaut und mit einem Pfeil versehen:



Aus der Bindegewebsschicht rechts im Bild scheinen dort  - wie an vielen anderen Stellen auch - Bindegewebsstränge? lumenwärts zu verlaufen. Stelle ich mir diese Stränge säulenförmig vor? Oder sind dies flächige Stränge, die nur an der Schmalseite quergeschnitten sind? Sind die Stränge von glatter Muskulatur begleitet? (Die zigarrenförmigen Zellkerne in Bild 5 bringen mich auf diesen Gedanken) Die Belegzellen scheinen mir zu großen Teilen im unteren Bereich der Schleimhaut an diese Stränge angegliedert? Diffundiert die Säure von dort durch das Gewebe lumenwärts oder ist sie irgendwie kanalisiert? Wenn nicht kanalisiert: wieso zersetzt sie nicht das angrenzende Gewebe?



Schöne Grüße

Jürgen

Ronald Schulte

#8
Jürgen,

Da hast du aber dich die Bilder gut angesehen und das freut mich.
Ich musste auch mal nachschauen. Glücklicherweise habe ich auf meine lange Dienstreise Computer und einige Histobücher mit und könnte ich es Teilweise bestimmen.

Du hast recht mit 'Die zigarrenförmigen Zellkerne'. Das mussten glatte Muskelzellen sein.
Den Holländischen L.C. Junqueira (Funktionelle Histologie) schreibt auf Seite 391: In die Lamina Propria, das interstituelle Bindegewebe zwischen die Drüsen, ist reichlich besetzt mit Vasculaires Gewebe. Seite 394 schreibt: Vonaus die Muscularis mucosae laufen glatte Muskelzellen senkrecht auf die Oberfläche zwischen die Drüsen hindurch bis an die Oberfläche. Möglicherweise hilft die Kontraktion diese Zellen mit um das Sekret von die Drüsen in das Lumen zu verstauen.

Das Diffundieren von die Säuren geschieht durch feine Sekretionskanälchen und werden 'Foveola gastrica' genannt. Sie sind sehr gewunden so darum wird es wahrscheinlich im Präparat nicht sehr deutlich. Sobotta (Lehrbuch Histologie) hat noch Zwei Bilder die Hilfreich sein könnten.





Hoffe das es was deutlicher geworden ist. Lade aber anderen gerne ein um was weiteres an 'know how' zu schreiben.

Grüße aus kaltes Norwegen, Ronald
Mikroskope:
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Mikrotom:
LKB 2218 Historange Rotationsmikrotom.

Jürgen H.

Vielen Dank, lieber Ronald, für Deine weiteren Erklärungen. Schön, wenn meine laienhafte Idee, die ich bei der Muskulatur hatte, nämlich dass die zum Lumen hin führenden Muskeln das Gewebe zum Lumen hin ausdrücken könnten wie einen Schwamm, offenbar nicht abwegig ist. Wenn sichdie faveolae gastricae gewunden darstellen, wäre natürlich eine Schnittserie tangential zur Oberfläche des Lumens interessant. Ob Du noch einen Block für einen Versuch hast?

Vielleicht, dass sich noch ein Kundiger findet, der weiß, wieso die Salzsäure aus den unteren Belegzellen das umliegende Gewebe nicht angreift?

Schöne Grüße ins kalte Norwegen!

Jürgen

purkinje

#10
Hallo Jürgen und alle Interessierten,
die Belegzellen und die Hauptzellen produzieren die Verdauungssekrete (u.a HCl, Pepsin etc.) die Nebenzellen den vor "Selbstverdau" schützenden Schleim (Muzine) in den die Magenschleimhaut pufferndes HCO3- ausschüttet.
Beste Grüße
Stefan

Florian Stellmacher

Hallo Freunde des oberen Verdauungstraktes,

wir haben im Studium folgende Eselsbrücke benutzt:

"Die Belegschaft ist sauer, weil der Nebenmann rumschleimt und der Hauptmann zu viel Pepsi trinkt."

Belegzellen -> HCl
Nebenzellen -> Schleim
Hauptzellen -> Pepsinogene

Herzliche Grüße,
Florian
Vorwiegende Arbeitsmikroskope:
Zeiss Axioskop 2
Olympus BHS (DL, Pol, Multidiskussionseinrichtung)
Zeiss Axiophot (DIK und AL-Fluoreszenz)
Zeiss Axiovert (Fluoreszenz)
Wild M400 Fotomakroskop (DL, DF, AL, Pol)

Ronald Schulte

@Purkinje, Florian,

Diese Antwort ist zufriedenstellend.


@Jürgen,

ZitatOb Du noch einen Block für einen Versuch hast?

Habe ich und ich werde in Dezember sicher mal was Serien Schneiden und auf eine Große OT aufziehen. In mein neues Wasserbad musste das gehen.
Auch habe ich noch ein unangeschnittenes Technovit-Block von einen Rattenmagen vorhanden. Auch ein Säugetier wo Mann die gleiche Struktur erwarten kann.
Also noch genug wunderschöne Arbeit im vorausblick.

Grüße Ronald
Mikroskope:
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Mikrotom:
LKB 2218 Historange Rotationsmikrotom.

Jürgen H.

Herzlichen Dank auch von mir lieber Stefan und lieber Florian!

Eine kleine Zusatzfrage kommt mir allerdings noch, wenn ich mir das von Ronald gezeigte natürlich schematische Bild einer foveola ansehe. Die Magensäure wird ja kaum vollständig von HCO3-gepuffert werden, sondern nur örtlich an den Oberflächen der Foveolae und der sonstigen Magenschleimhaut. Sonst würde sie im Magen ja kaum etwas nützen, wir müssten denn mit Kohlensäure statt HCl verdauen. Richtig? Und der mit dem Puffer abgesonderte  Schleim sorgt dann dafür, dass der Puffer nur örtlich an den Oberflächen wirken kann, und genügend Magensäure in den Magen gelangt?

Lieber Ronald, ich bin gespannt auf neue Schnitte!

Schöne Grüße

Jürgen


Florian Stellmacher

Lieber Jürgen,

so ist es - der Schleim ist ein Schutzfilm, der die Mukosa überzieht und vor Selbstverdauung schützt. Allerdings ist dessen Zusammensetzung recht kompex; z.B. Helicobacter pylori, der Erreger der bakteriell bedingten Magenscheimhautentzündung (Typ B-Gastritis), schafft es, lokal über die Produktion von Ammoniak den pH-Wert zu erhöhen, den Schleimfilm zu beschädigen, bestimmte immunologische Abläufe zu blockieren und die Magensäureproduktion zu erhöhen - das Ergebnis kann recht eindrucksvoll sein, z.B. können tiefe Magengeschwüre entstehen. Heute weiß man auch, dass dieser Erreger wohl eine Rolle bei der Entstehung des Magenkarzinoms (außer bei Karzinomen des Mageneingangs) spielt. Auch hier dürfte die Ursache primär in der Schädigung der Schleimfilms des Magens liegen.

Herzliche Grüße,
Florian
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