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Bildbearbeitung

Begonnen von Monsti, Oktober 27, 2012, 22:14:25 NACHMITTAGS

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Nomarski

Liebe Angie,

ZitatDie Bestimmbarkeit ergibt sich aber nicht nur aus der Deutlichkeit einzelner Strukturen, sondern hängt auch vom Gesamteindruck einschließlich der Farbgebung ab. Das gilt z.B. auch für die Makrofotografie. Ein fein gemusterter Falterwinzling ist vor ruhigem Hintergrund viel besser zu identifizieren als ein (gleich scharf erwischtes) Viech mit unruhigem, vielleicht sogar noch ähnlich gefärbtem Hintergrund, der vom eigentlichen Objekt nur ablenkt.

Das bearbeitete Bild kommt im übrigen dem, was ich durchs Okular gesehen habe, klar näher als das flaue, schrecklich lilastichige Originalfoto.


willst du damit sagen, daß es Tümpler gibt, die das Objekt auf dem zweiten Bild bestimmen können, aber auf dem ersten Bild schon nicht mehr?
Das kommt mir aber schon langsam vor wie die Kravattenpflicht in einigen Lokalitäten.

Viele Grüße
Bernd

TPL

Krawattenpflicht in einigen Lokalitäten? Aha, jetzt kann ich wieder mitreden ;D:

Hallo Angie,
aus ästhetischen Gründen kann ich Deine Bildbearbeitung nachvollziehen. Aus taxonomischen Gründen nicht.

Schöne, oder auch nur ein bisschen ansehnlicher gemachte (aufgehübschte) Aufnahmen gefallen mir auch besser als lustlos übernommene, vermeintlich realitätsnähere, weil unveränderte Bilddateien. Das sind dann gelegentlich einfach 'Beleidigungen für das Auge'. Und natürlich ist eine Ausschnittvergrößerung immer dann sinnvoll, wenn durch den Beschnitt nichts Wichtiges verloren geht und die Auflösung das hergibt.

Aber glaubst Du wirklich, Deine hier gezeigten Bilder wären dafür ein gutes Beispiel? Ich meine, das "Putzen" der Umgebung der Zieralge hat weder ästhetisch, noch taxonomisch etwas gebracht. Beides ist natürlich nicht in Stein gemeißelt, denn das Eine ist völlig subjektiv und vom Anderen (Algen) habe ich gar keine Ahnung (aber von Taxonomie ;)).

Insgesamt ist das ein interessantes Thema! Mehr davon, bitte.

Schönen Gruß
Thomas

Monsti

Ach Bernd, nicht ohne Grund schrieb ich, dass solche Bildbearbeitungen stets Geschmacksache sind. Natürlich ist die gezeigte Alge auch ohne jede Bearbeitung bestimmungsfähig, doch gefällt mir das Ausgangsbild schlicht und einfach nicht. Es ist auch nicht das, was ich am Mikroskop gesehen hatte.

Die schönsten Fotos in diesem Forum sind ziemlich sicher ausnahmslos per Bildbearbeitungsprogramm nachbearbeitet. Oder siehst Du das anders?

Ich persönlich sehe die digitale Nachbearbeitung als unverzichtbaren und auch sehr berechtigten Bestandteil der Mikrofotografie von "Tümpel-Objekten". Die alten Meister zeichneten ihre Funde. Dabei gibt es meines Wissens kein einziges Beispiel, in dem man den Detritus oder andere, direkt benachbarte Organismen mitgezeichnet hat. Stets galt die Aufmerksamkeit allein jenem abgebildeten Fund.

Übrigens habe ich noch ein weiteres Beispiel für erforderliche Bildbearbeitung. In einer Probe fand ich ein sehr munteres Rädertier, das auf den ca. 50 gemachten Bildern stets irgendwo unscharf war. Dies sind die drei besten Originalbilder:





Daraus entstand dann dieses Bild:



Ungefähr so hätten auch die alten Wissenschaftler gearbeitet, nur nicht digital, sondern per Stift auf Papier.

Liebe Grüße
Angie


Monsti

Hallo Thomas,

der Hauptgrund, warum ich alle Mikrofotos mehr oder weniger nachbearbeite, ist der, dass die Originalbilder am PC in der Regel nicht so aussehen wie das, was ich am Mikroskop sah. Überwiegend versuche ich deshalb, den "Eindruck des Gesehenen" herzustellen. Dies gelingt mir mal richtig gut, mal weniger gut.

Teilweise bleibt einem aber auch kaum etwas anderes übrig, als brutal zu bearbeiten, wie z.B. beim Rädertier gezeigt. Hier wird doch deutlich, dass durch die Bildbearbeitung eher eine Bestimmung möglich ist als ohne, oder?

Herzliche Grüße
Angie

Nomarski

Liebe Angie,

ZitatAch Bernd, nicht ohne Grund schrieb ich, dass solche Bildbearbeitungen stets Geschmacksache sind. Natürlich ist die gezeigte Alge auch ohne jede Bearbeitung bestimmungsfähig, doch gefällt mir das Ausgangsbild schlicht und einfach nicht. Es ist auch nicht das, was ich am Mikroskop gesehen hatte.

das wird ja nun immer rätselhafter: den Detrius und die Kieselalgen im Untergrund hast du bei der Beobachtung nicht gesehen, während die Kamera sie fleißig aufgenommen hat?  ???

Sowas kenne ich von Staubpartikeln und anderen Verunreinigungen, die sich hinter dem Strahlenteiler auf dem Weg zur Kamera befinden. Auch werden Kratzer auf der Augenlinse vom Okular bei der Beobachtung nahezu übersehen, aber eine angesetzte Kamera bringt sie gnadenlos als dunkle Schatten in Erscheinung.
Und bevor ich auf jedem Bild den Dreckschatten mit der Bildbearbeitung wegradieren muß, versuche ich das Problem an der Ursache zu bekämpfen, indem ich die Staubpartikel von den kritischen optischen Oberflächen entferne.

Viele Grüße
Bernd

Monsti

Lieber Bernd,

da ich bei der Untersuchung des Präparats speziell auf Desmidiaceen achtete, nahm ich beim Fotografieren das Drumrum tatsächlich nicht wirklich wahr. Was ist daran rätselhaft?  ??? Suche ich nach Amöben, achte ich nur auf diese. Alles andere entgeht mir (fast).

Bei Wasserproben ist das Drumrum eines Funds nun mal stets unberechenbar. Manchmal liegt eine einmalige Spezies dermaßen im Detritus, dass kein Trick hilft, sie dort herauszulocken. Hier hilft (manchmal) nur die Bildbearbeitung - wie beim obigen Rädertier auch. Dass ich es auf keinem einzigen Foto in Gänze scharf kriegt, lag sicherlich nicht an irgendwelchen Verunreinigungen der Optik, sondern am munteren Tierchen und einer nicht zu dünnen Wasserschicht, weil ich es nicht quetschen wollte.  Wo, außer in der Bewegungsfreude des Rädertiers, sollte das Problem also ansonsten gelegen haben?

Es scheint mir, dass wir aneinander vorbeireden (bzw. -schreiben). Mir scheint, Du bist vor allem sauer, weil ich Dein Foto bearbeitet hatte. Nun, ich sage es nochmals: Ich bearbeite keine schlechten Bilder, sondern nur solche, bei denen ich Potenzial sehe.

Herzliche Grüße
Angie


Peter V.

#21
Hallo,

Ein ulkige Diskussion! Und vor allem eine Diskussion, bei der der Spruch zutrifft: Aus einen Katholen machst Du keinen Evangelen (oder umgekehrt).
Ich möchte gerne auch noch locker ein paar Gedanken zu diesem Thema beisteuern:

1) Zweifellos ist es so, dass man sich beim Mikroskopieren auf das "Object of Interest" konzentriert und das mehr oder weniger schmuddelige Drumherum ausblendet, tatsächlich gar nicht wahrnimmt. Auf dem Foto kommt es dann aber gnadenlos zur Darstellung und mag durchaus - auch, wenn es objektiv natürlich auch im Okularbild vorhanden war - tatsächlich nicht dem entsprechen, was der Betrachter gesehen hat bzw. was seine Wahrnehmung daraus gemacht hat. Insofern kann ich Angies Argumentation in diesem Punkt voll und ganz nachvollziehen.

2) Natürlich "muß" ein Bild, das alleinig dem Zweck der Bestimmung dient, nicht "schön" sein. Schaden tut es aber auch nicht.  ;) Mag die von Bernd zitierte "Krawattenpflicht" etwas überzogen sein, hat es schon einen kleinen wahren Kern. Ich würde es nur anders ausdrücken: Solange die Kleidung nicht stinkt, ist es auch nicht unbedingt erforderlich, Flecken herauszuwaschen und Löcher zu stopfen. Trotzdem wird man vermutlich jemandem, der einigermaßen "anständig" angezogen ist, ad hoc mehr Sympathien entgegenbringen als jemandem, der in ungewaschenen, verfleckten und zerlotterten Klamotten daherkommt. Was ja nicht heißt, dass man deshalb ständig mit Frack oder in Prada herumlaufen muss. Und so sehe ich es auch bei Mikrofotos: Ich erwarte von niemandem Mikrobilder a la Fox, Plewka, Höbel, Heck, Heike etc., schon, weil ich mich "bildqualitativ" selbst nicht ansatzweise damit messen kann. Aber zwischen Calligraphie und unleserlicher, hingeschlönzter Doktorklaue ( ;)) gibt es auch noch ein Mittelding, um ein weiteres Beispiel anzuführen.
Dunkelgraue, flaue, mehr aus Detritus als sonst etwas bestehende Bilder wecken mein Interesse einfach nicht, um es mal vorsichtig auszudrücken. Oder um es anders zu sagen: Ich habe schlicht keine Lust, mir so etwas anzuschauen. "Aber es kommt doch auf die Inneren Werte an, nicht auf den schönen Schein" höre ich da schon Gegenstimmen. Richtig - aber so sind wir Menschen nun halt einmal, wir achten auch auf die "Aufmachung".
Nun gut, die Bilder werden ja letztlich auch nicht gepostet, um mir, Peter V., zu gefallen. Aber offenbar geht es vielen Leuten im Forum so und wenn man dem Forum solche Bilder vorsetzt und sich nicht die Mühe macht, sie wenigstens etwas aufzuhübschen, darf man sich auch nicht beklagen, wenn sie nicht die entsprechende Beachtung finden. Denn in gewisser Weise sind wir ja hier größtenteils als Mikroskopiker auch "Augenmenschen".
Wenn nicht ein gewisse Ästhetik die Aufmerksamkeit beinflussen würde (was nur zu normal und menschlich ist), bräuchten wir keine teure Werbung und könnten unsere Produkte weiterhin in schmucklosen Verpackungen wie zu DDR-Zeiten verkaufen. Und brauchten auch unser Auto nicht zu waschen und zu saugen, bevor wir es zum Verkauf anbieten, denn dadurch wird der tatsächliche Wert des Fahrzeugs ja auch nicht erhöht. Aber es erfährt trotzdem  mehr Aufmerksamkeit und Wertschätzung.

Ich hoffe, dass sich jetzt niemand auf den Schlips..äh...Krawatte getreten ;) fühlt, denn das ist wirklich nicht meine Absicht.

Herzliche Grüße
Peter


Dieses Posting ist frei von kultureller Aneigung, vegan und wurde CO2-frei erstellt. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Eckhard

Hallo,

ich dachte, es ginge um Bildbearbeitung und nicht darum, ob man das "Ambiente" wegputzt. Angie baut doch eine Art Katalog der Einzeller in Ihren Mooren. Da finde ich es richtig und konsequent, das Bild auf den jeweiligen Einzeller zu reduzieren. 

Zurück zur Bildbearbeitung. Zum Vergleich nachfolgend meine Vorgehensweise. Zuerst ein DIK Bild einer Arcella Amöbe. 


Original RAW, unbearbeitet


Weißabgleich


Tonwertspreitzung


Nachschärfen


Orientierung und Maßstab


Ausschnittsvergrösserung ohne weitere Bearbeitung


Ein anderes Beispiel und eine andere Schalenamöbe (:D). 


Einzelbild des Stapels, unbearbeitet


Einzelbild des Stapels, Weißabgleich und Tonwertspreitzung

Der gesamte Stapel bestand aus 17 Bildern. Da an der Belichtungssituation während der Aufnahmen nichts geändert wurde, können die für ein Bild ermittelten Werte für Weißabgleich und Tonwertspreitzung für den gesamten Stapel benutzt werden.


Bild nach dem Stapeln


Nachschärfen, Helligkeit reduzieren


Vergrösserung

Herzliche Grüsse
Eckhard
Zeiss Axioscope.A1 (HF, DF, DIK, Ph, Pol, Epifluoreszenz)
Nikon SE2000U (HF, DIK, Ph)
Olympus SZX 12 (HF, DF, Pol)
Zeiss Sigma (ETSE, InLens SE)

www.wunderkanone.de
www.penard.de
www.flickr.com/wunderkanone

Nomarski

Liebe Angie,

ZitatBei Wasserproben ist das Drumrum eines Funds nun mal stets unberechenbar. Manchmal liegt eine einmalige Spezies dermaßen im Detritus, dass kein Trick hilft, sie dort herauszulocken. Hier hilft (manchmal) nur die Bildbearbeitung - wie beim obigen Rädertier auch. Dass ich es auf keinem einzigen Foto in Gänze scharf kriegt, lag sicherlich nicht an irgendwelchen Verunreinigungen der Optik, sondern am munteren Tierchen und einer nicht zu dünnen Wasserschicht, weil ich es nicht quetschen wollte.  Wo, außer in der Bewegungsfreude des Rädertiers, sollte das Problem also ansonsten gelegen haben?
aha, jetzt kommen wir der Sache schon näher! Der Detrius wirkt wie Säulen zwischen dem Objektträger und dem Deckglas. Je mehr man davon aufgetragen hat, schlimmer ist es noch, wenn Sandkörnchen mit in Spiel kommen, um so ungünstiger sind die Bedingungen, von kleinen Objekten, die dann auch noch im dicken Wasserfilm abtauchen können, Aufnahmen zu machen, wo auch kleine Details gut erkennbar sind. In solchen Fällen ist dann auch mit der Bildbearbeitung nicht mehr viel rauszuholen, so meine Erfahrung.
Bevor ich mich also noch groß mit der Bildbearbeitung befasse, setze ich die Probe lieber neu an mit weniger Detrius und bekomme auf Anhieb dann auch bessere Ergebnisse.
Es kann schließlich nicht sein, daß man bei jedem Bild eine Riesen-Prozedur an Bearbeitungsschritten aufgwendet werden muß, damit es von Mikroskopikern als einigermaßen brauchbar erachtet wird.

ZitatEs scheint mir, dass wir aneinander vorbeireden (bzw. -schreiben). Mir scheint, Du bist vor allem sauer, weil ich Dein Foto bearbeitet hatte. Nun, ich sage es nochmals: Ich bearbeite keine schlechten Bilder, sondern nur solche, bei denen ich Potenzial sehe.

Nein, du hattest eingangs gefragt:
ZitatMich würde interessieren, wie Ihr arbeitet.
und ich habe nur meine Vorgehensweise versucht zu erläutern.

Viele Grüße
Bernd

Monsti

Lieber Eckhard,

vielen Dank für die Demo Deiner Vorgehensweise. Du zeigst exakt das, was ich mit Bildbearbeitung meine. Insbesondere das ungestackte Foto der Arcella veranschaulicht eindrucksvoll die erfolgte Aufwertung des Bilds. Deinen Weg werde ich ausprobieren.

Lieber Bernd,

würde ich Proben vom Detritus befreien, gäbe es darin ganz flott kein Leben mehr. Nach dem Sammeln schütte ich die Proben lediglich durch ein kleines Haushaltssieb, so dass die ganz groben Bestandteile herausgefiltert werden. Aber etwas Detritus muss schon sein. Zudem verhindert er eine zu starke Quetschung der Organismen, die ich ja nicht nur fotografieren, sondern auch beobachten möchte. Doch auch unabhängig davon käme ich ohne Nachbearbeitung der Fotos nicht aus. Eckhard zeigt es oben: Das (von vornherein sehr gute) Foto der Arcella ist nach Bearbeitung klar ansprechender.

Herzliche Grüße
Angie

Nomarski

Liebe Angie,

Zitatwürde ich Proben vom Detritus befreien, gäbe es darin ganz flott kein Leben mehr. Nach dem Sammeln schütte ich die Proben lediglich durch ein kleines Haushaltssieb, so dass die ganz groben Bestandteile herausgefiltert werden. Aber etwas Detritus muss schon sein. Zudem verhindert er eine zu starke Quetschung der Organismen, die ich ja nicht nur fotografieren, sondern auch beobachten möchte.

ich kann mir auch nicht vorstellen, daß man bei der Maschenweite von einem Haushaltssieb den Detrius von deiner Aufnahme groß abfiltern kann. Gröbere Sandkörner mögen drin hängenbleiben. Aber sei es drum, es ist auch schließlich eine Frage der Konzentration, die den Zwischenraum für den Wasserfilm ermöglicht. Bei größeren Tieren wie Muschelkrebsen mag das dann weniger kritisch erscheinen, aber wenn ein Pediastrum dann noch wie ein welliger Teppich zwischen den Glasoberflächen schweben kann, hat man eben keine optimalen Grundvoraussetzungen für beste Fotos. Genausowenig, wenn ich von einer Person ein Passfoto anfertigen möchte, diese aber dazu aus dem Fenster in der dritten Etage schaut, wärend ich mit der Kamera vor dem Haus stehe, womöglich noch an einem Tag, an dem es draußen nebelig ist.

Inzwischen habe ich deine Absichten bei der Bildbearbeitung schon verstanden, du möchtest störenden Hintergrund entfernen, der zu doll ablenken könnte. So mache ich auch meine Fotos für Ebay, damit der Käufer nicht meint, daß er etwas auf dem Foto bekommt, das ich behalten möchte. ;D
Bei deinem Beispiel mit der Alge hast du aber durch das Reinzoomen und die Ausschnittsvergrößerung auch viele Pixel verschenkt. Das kann man nicht bis zum Exzess treiben, da irgendwann die Leervergrößerung kommt oder die Klötzchen sichtbar werden. In dem Fall hätte ich erstmal mein Glück mit einem stärkerem Objektiv versucht, das die Alge auf jeden Fall etwas formatfüllender abbildet und in der Regel auch eine höhere Auflösung hat, die man sich zunutze machen kann.

ZitatDoch auch unabhängig davon käme ich ohne Nachbearbeitung der Fotos nicht aus. Eckhard zeigt es oben: Das (von vornherein sehr gute) Foto der Arcella ist nach Bearbeitung klar ansprechender.

Ich hätte jetzt nicht gedacht, daß Photobucket auch Bilder im RAW-Format annimmt.

Viele Grüße
Bernd

Bernd Kaufmann

Zitat
Ausschnittsvergrösserung ohne weitere Bearbeitung
...
Nachschärfen, Helligkeit reduzieren

Hallo Eckhard,

bisher galt bei den PhotoShop-Jüngern die "eiserne Regel", dass das Nachschärfen stets als allerletzter Schritt erfolgen soll. Ist das nicht mehr so?
Viele Grüße
Bernd ©¿©
www.aquamax.de
Lieber per Du.

Michael Plewka

Liebe Mikroskopikerinnen und Mikroskopiker,

nachdem ich mich in den letzten Jahren viel mit Bildbearbeitung beschäftigt habe und auch das eine oder anderere hier gepostet habe, kann ich es mir nach Lektüre dieses Threads nicht verkneifen, auch noch meinen Senf dazu zu geben.
Auch dieser Thread wird wie so viele andere hier im Forum davon geprägt, dass teilweise aneinander vorbei geredet wird, u.a. deshalb, weil präzise Definitionen fehlen. Ohne hier eine erschöpfende Definition "der" Bildbearbeitung  geben zu wollen (und zu können), ist es m.E. doch sinnvoll, folgende Einteilung vorzunehmen:

1. Raw-bearbeitung
2. Rekonstruktion (Stitching/Stacking)
3."Aufhübschung"
4.andere Bildbearbeitungsschritte.

zu Punkt (2) möchte ich nur kurz (s.u.), zu Punkt 3 an dieser Stelle nichts sagen.

1. Zur Raw-bearbeitung möchte ich mit Bezug zu Eckards Beitrag noch einmal wie folgt Stellung nehmen:
So gut und beeindruckend ich sein Stacking Ergebnis finde, so falsch ist die Aussage : "unbearbeitet"
Nochmal: es gibt kein unbearbeitetes Raw-Bild!!!
Dass dieses nicht nur bloße Haarspalterei ist, sondern klar erkennbare Unterschiede im Bildergebnis bringt, habe ich einmal vor ca 15 Monaten hier gezeigt. Mittlerweile kann sich auch jeder z.B. auf der Seite www.dpreview.com von den unterschiedlichen Ergebnissen unterschiedlicher Raw-Konverter  überzeugen. Dabei fällt u.a. auf, dass  die Raw-Entwicklung maßgeblich das Auflösungsvermögen der entstehenden Bilddatei beeinflusst . Wohlgemerkt: bezogen auf dieselbe Ausgangsdatei !!! Dieses relativiert demzufolge auch sämtlicher Ergebnisse von Auflösungs/ Objektivtests, die auf JPG-Bildern aus Farbkameras basieren (da dort bereits eine unkontrollierbare Bildbearbeitung kameraintern stattgefunden hat).

Fazit: wer das Maximum aus seinen mikroskopischen Beobachtungen herausholen will, kommt (bei Benutzung einer Farbkamera) nicht um Raw-Dateien herum! Es lohnt sich!


zu Punkt 4.

Die nächsten Aspekte sind trivial und wahrscheinlich unstrittig, selbst im Lager derjenigen, die der "Bildbearbeitung" skeptisch gegenüber stehen:
Bezogen auf die ersten Bilder von Angie in diesem Thread: was ist der wesentliche Unterschied? Richtig, die Ausschnittsvergößerung. Wie gesagt, sehr trivial, aber dennoch sehr wichtig. Das erste Bild liefert für den Betrachter zuviel unwesentliche Information, das eigentliche Objekt ist viel zu klein, um bei der Internet-Auflösung die wesentlichen Details zu erkennen. Die einfache Abhilfe: Ausschnitte vergrößern! Es geht also bei dieser Bildbearbeitung weniger um das Erkennen wesentlicher Details als vielmehr um die sinnvolle Dokumentation derselben.

Umso unverständlicher erscheinen dann die zwei folgenden Beispiele, wo gegen diese einfache "Regel" verstoßen wird.

Nomarskis ersters Diatomeen-Bild ("Nitzschia dissipata") in diesem Thread ist zwar der absurden Aufgabe zugedacht, ein anderes Bild mittels Bildbearbeitung in dieses zu transformieren, wurde aber zuvor schon mal gezeigt, um Auflösungsgrenzen zu dokumentieren.
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=13889.0
Nachdem ich  nun diese Bilddatei  untersucht habe, ist mir aufgefallen, dass die Behauptung, die Porenstrukturen der Nitzschia würden aufgelöst, anhand des vorliegenden Bildmaterials gar nicht nachvollziehbar ist. Für eine seriöse / sinnvolle Dokumentation zwingend notwendig, würde es also  genügen, einen Bildausschnitt der Originaldatei in meinetwegen Originalauflösung beizufügen, der diese Grundaussage des Beitrags plausibel dokumentiert.   Es macht in den meisten mikroskopischen  Fällen auch keinen Sinn, das gesamte Bild als Riesenformat zu posten, da häufig -wie schon angesprochen- Teile des Bildes zwangsläufig unscharf sind.

Gerhard hat sich mit seiner Dokumentation über die optimale Blende sicher sehr viel Mühe gemacht.
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=13889.0
Plausibler und besser erkennbar wären  aber die Ergebnisse mit Ausschnittsvergrößerungen der kleinen Felder, die in der Internet-Darstellung zu gering aufgelöst sind.


Auch Angies Rädertier(Trichocerca)-Bilder aus diesem Thread hier könnte man in diese Kategorie packen: Nachdem ich mich ein wenig mit der Bestimmung dieser Viecher beschäftigt habe: folgendes Statement: nein Angie: die Bestimmung funktioniert mit der Montage genausowenig wie mit den Ausgangsbildern: es fehlen die zur Artbestimmung wesentlichen Details, die nur mit besser aufgelösten Bildern oder Ausschnittsbildern erkennbar sind. Es ist m.E. ein Irrtum zu glauben, man könne mit einer einzigen  Abbildung eines Lebewesens dieses ausreichend charakterisieren.
An dieser Stelle möchte ich auch  ganz kritisch auf die Form der Montage zu sprechen kommen. Die vorliegende Montage in Angies Rädertierbild, vor allem des Kopfs, ist dermaßen brutal zusammengeschnitten,  dass der Vergleich mit den Zeichenkünsten früherer Forschergenerationen ziemlich blasphemisch ist.  Gelungenes Stitching und Stacking geht über das rein technische Zusammenrechnen von Einzelbildern weit hinaus, wenn es die Morphologie der Organismen oder beispielsweise Kristalle der Natur entsprechend darstellen soll.  Die Objekte  sollte man dazu aber sehr genau kennen. Sorry, aber das ist Dir hier wirklich nicht gelungen , liebe Angie! Macht in solchen Fällen keinen Sinn.


Um die Bestimmung und Charakterisierung bestimmter Organismen und Bilddetails besser nachvollziehbar zu machen,  gibt es eine weitere triviale Bildbearbeitungsmaßnahme, die von einigen Forenmitgliedern, vor allem bei den Histologen und Botanikern hier im Forum vorbildlich angewandt wird: die Markierung und Beschriftung.  Wer sich noch an die Zeit erinnern kann, in der mit Letraset und Schablonen gearbeitet wurde, wird die finanziellen und zeitlichen Einsparungen, die man diesbezüglich durch die digitale Bildbearbeitung erzielen kann, zu schätzen wissen. So ist es möglich, neben Größenangaben bestimmte Zellen oder Organelle zu bezeichnen und damit aus bloßen Bilder zu einer echten Dokumenation zu machen.

Fazit: der Wert einer Dokumentation kann sich dadurch erhöhen, dass man triviale Bildbearbeitungsschritte wie Ausschnittsvergrößerungen und Markierungen verwendet.


beste Grüße Michael Plewka






Frank Fox

#28
Liebe Mikrofreunde,

zunächst einmal sind die RAW-Daten eines Bildes, wie sie aus der Kamera kommen immer unbearbeitet!
Die Sensordaten werden eins zu eins direkt aus dem Sensorchip ausgelesen, danach kommt kein bildverarbeitender Prozessor wie z.b. der Canon-Bildprozessor DIGIC 4 zum Einsatz.
Erst wenn die Daten als Bild auf einem Monitor angezeigt werden, müssen sie von einem RAW-Datenkonverter in ein darstellbares Format umgerechnet werden.
... und da liegt das eigentliche Problem.

Die verschiedenen RAW-Datenkonverter "interpretieren" die RAW-Daten unterschiedlich.
Ich habe mal vor einigen Jahren einen Vergleich von unterschiedlichen RAW-Datenkonverter gemacht (Adobe, DXO, Canon) und kam zu verblüffenden Ergebnissen.
Die Resultate waren in der Grundeinstellung des RAW-Datenkonverter ( das sollten dann eigentlich die Grundeinstellung der Camera sein, welche in dem RAW-Datenformat mit abgelegt werden) unterschiedlich.
In jedem RAW-Datenkonverter steckt ein Stück Interpretationsfreiraum des Softwareherstellers drin und die resultieren dann zu solch unterschiedlichen Ergebnissen.

Ich erlaube mir noch einen kurze persönliche Bemerkung:
Die beste Bildbearbeitung ist die, die man nicht machen muss!!!

Ich versuche stets im Vorfeld schon bei der Aufnahme eine bestmögliche Qualität zu erreichen!
... und danach wenn möglich wenig Bildbearbeitung !!!


Herzliche Grüße
Frank

P.S. Ich beschäftige mich schon seit über 10 Jahren mit der digitalen Bildbearbeitung  ;)
Mikrofotografie
www.mikro-foto.de
www.fotofind.eu

Faszination Mikroskopie
www.dustri.com/nc/de/hachinger-verlag/category/sachbuch.html

Zeitschrift Mikroskopie
http://www.mikroskopie-journal.de/

YouTube - Kanal
www.youtube.com/channel/UC32f7n_zGHMphTHSTC5wylg

rheinweib

#29
Tach zusammen,
sehr interessante Lektüre.

Zitat
bisher galt bei den PhotoShop-Jüngern die "eiserne Regel", dass das Nachschärfen stets als allerletzter Schritt erfolgen soll. Ist das nicht mehr so?

Stimmt!

Zitat von: Peter V. in Oktober 29, 2012, 21:51:24 NACHMITTAGS
Mikrobilder a la Fox, Plewka, Höbel, Heck, Heike etc.,

uiiih.....


wortkarger Gruss
Heike  ;D