Taugt mein Mikroskop was oder brauche ich ein Neues? (CZJ Eduval, Glaspilz)

Begonnen von Carmen, März 30, 2013, 23:02:00 NACHMITTAGS

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Oecoprotonucli

Noch etwas für Carmen:

Ein geringer Befall wirkt sich ja oft noch nicht merklich auf die Bildqualität aus. Falls Du Dich nun für ein neues Mikroskop entscheidest, hast Du doch erst recht das Alte als Reise- und Feldforschungsmikroskop. Das kann dann ruhig mal etwas abbekommen (z.B. auch pilzförderndes Kondenswasser durch Temperaturunterschiede), ohne dass Du gleich ein schlechtes Gewissen bekommst!

VG Sebastian
Ich benutze privat:
Leitz SM-Lux mit (LED-) Durchlicht und Phaco-Ausrüstung (ca. 1975-77)
Hensoldt Wetzlar Stereomikroskop DIAMAL (1950er Jahre)

Oecoprotonucli

#91
Hallo wieder,

zur UV-Empfindlichkeit habe ich außer dem oben Gesagten http://www.binker.de/schimmelpilze.htm (Pilzsporen mit Melanin sind unempfindlicher als solche ohne) auf die Schnelle noch das folgende Dokument gefunden: http://uv-technik.com/files/desinfektion_mit_uv-c__-_d_v162.pdf .

Dort ist eine Tabelle drin. Die stärkste UV-Dosis von den aufgelisteten Pilzen verträgt danach Aspergillus niger (na der ist ja auch schwarz): man braucht 396 mWs/cm2 , um 99 % abzutöten. Was genau für Sporen gilt und wie viel oder wenig Strahlung das ist, im Vergleich mit Sonnenstrahlung z.B., habe ich noch nicht weitergelesen und kann ich auch jetzt nicht  :P

Und hier noch ein Link für alle, die Schimmelpilze nicht gerne in der Wohnung haben:

http://www.umweltdaten.de/publikationen/fpdf-l/2227.pdf

Viele Grüße

Sebastian
Ich benutze privat:
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Hensoldt Wetzlar Stereomikroskop DIAMAL (1950er Jahre)

Carmen

#92
Halo liebe Leute,

Wilfried, erst mal vielen Dank für Deinen Rettungsversuch und auch vielen Dank für die Reinigung des 100ers. Das sieht jetzt super aus! Und das war einfach nur verschmutzt? Kein Pilz? Aber toll - es funktioniert bestimmt. Ich meine mich erinnern zu können, dass ich in Ermangelung eines funktionierenden 40ers früher auf das 100er ausgewichen bin und auch was erkennen konnte. Ok, das bedeutet jetzt noch nicht unbedingt, dass es einwandfrei funktioniert...  ;D Na, mal sehen, was Dein Test zuhause ergeben wird.

Detlef, ich bin wirklich so (jetzt muss ich erst mal die passenden Worte finden) glücklich und zufrieden, dass Ihr mir hier so toll mit Rat und sogar Tat helft, da möchte ich außer weiterhin guten Tipps - ganz ehrlich! - gar nichts haben!  :) Ich bin jetzt richtig guter Dinge, dass ich auch mein altes CZJ benutzen kann. Peter V. hatte mich bei meinen Eingangsfragen schon richtig verstanden: Ich habe dem Eduval nicht so richtig eine Zukunft gegeben, aber ich würde mal sagen, Ihr habt es gerettet  ;D

Es als Reisemikroskop zu benutzen finde ich richtig toll! Dazu brauche ich dann noch eine batteriebetriebende LED-Beleuchtung, die ich da anstelle meiner Stirnlampe ansetzen kann. Wilfried hat da wohl was in petto und auch in anderen Beiträgen hier im Forum wurde das ja schon diskutiert.

Sebastian, Danke für das Abnehmen der Recherchearbeiten  ;D

Viele Grüße
Carmen

Oecoprotonucli

#93
Hallo Carmen,

gern geschehen, ist ja auch interessant!

Hallo Wilfried: Hast Du zufällig auch Fotos von den Pilzen auf dem Glas, also vor der Reinigung gemacht? Das nächste mal dran denken, dann haben wir gleich etwas für die anderen Forums-Threads...  ;)

Übrigens habe ich auch noch Links innerhalb unseres Forums zum Thema Glaspilz gefunden. Damit es nicht zu unübersichtlich wird, habe ich sie in meinen Kommentar auf der vorigen Seite eingefügt. Interessierte also bitte noch einmal zurückblättern oder selbst die Suchfunktion benutzen...

VG Sebastian
Ich benutze privat:
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Hensoldt Wetzlar Stereomikroskop DIAMAL (1950er Jahre)

the_playstation

Hallo an Alle,

Der Pilz sieht ja heftig aus!!!
Wenn man die Beschichtung mitentfernt.
Kann man dann den Pilz mit der Beschichtung komplett entfernen.
Motto: Lieber ohne Beschichtung und ohne Pilz?

P.S. das Metall könnte auch noch eine Reinigung vertragen. ;)

Liebe Grüße Jorrit.
Die Realität wird bestimmt durch den Betrachter.

Eckhard F. H.

ZitatIch nehme an dass die eher punktförmig und runden Schäden rein durch den Glaspilz entstanden sind während die Linienförmigen Schäden durch Kratzer entstanden sind

Hallo Wilfried,
das ist sehr gut möglich. Bei den ´runden´ Gebilden ist sogar sowas wie ein Kern sichtbar. Der könnte auf Sporen hindeuten. Aus Erfahrung weiß ich, daß Pilzsporen, die längere Zeit zwischen wasserimmergiertem Objektträger/Deckglas verbringen, ´Narben´ im Glas hinterlassen. Kann allerdings nicht sagen ob alle. Jedenfalls braune Sporen hatten auf monatelang ´badende´ OT/DG-Kombinationen braune Spuren hinterlassen, die sich nicht beseitigen ließen. Hatte sie leider nicht mikroskopiert.
Gruß - EFH

Alfons Renz

Lieber Wilfried,

Entschuldige die kritischen Zweifel eines Biologen - aber ich möchte die Gruppe der Pilze als mögliche Verursacher der offensichtlichen Schäden auf der Frontlinse des 40x Objektivs in Schutz nehmen: Das sind m.E. keine Spuren von Pilzen, auch wenn es auf den ersten Blick danach aussieht.

Ähnliche Zersetzungsphänomene kenne ich von Okularen, bei denen ein Kontakt mit Wimperntusche (oder Ähnlichem) solche 'Verätzungen' verursacht hat. Es kann sich auch einfach um ein 'schlechtes' Glas gehandelt haben, das nach mechanischer Beschädigung (=> Schleif- und Kratzspuren sind deutlich zu erkennen) unter Einflus einer ätzenden Substanz (=> das Objektiv war stark 'verdreckt') zur Korrosion der Oberfläche geführt haben.

Da versagen wirklich alle Mittel - höchstens durch Aufpolieren könnte man solche Schäden noch beheben, aber das klappt bei einer konkaven Frontlinse kaum.

Ansonsten gebe ich Dir völlig recht: Die allermeisten 'Glaspilzschäden' lassen sich mit gutem Willen und geeigneter Technik problemlos entfernen.

Bei unserem letzten Bastelabend der TMG konnte ich so einen von mehreren Experten als völlig hoffnungsloser Fall bezeichneten Zeiss Binokulartubus zur Freude des Besitzers und zur großen Überraschung der Kollegen fast völlig wieder säubern. Die 'geeignete Technik'??: Linse ausgebaut, mit gesäuberten Fingern und Seife aus dem Seifenspender unter fließendem Wasser gründlich gewaschen. Zur Not auch mit weichem Scheuermittel, z.B. Putzmittel für Keramikfelder bis hin zu Atta.

Um möglichen Protesten vorzubeugen: Dies ist ein Mittel der ultima ratio, um eine völlig unbrauchbare Optik vor dem Mülleimer zu retten. Da ist Alles erlaubt! Natürlich leidet die Vergütung unter allen Scheuermitteln!

Und noch einen kleinen Wink für die Liebhaber restlos sauberer Linsen: An der richtigen Stelle können Glasfehler (Blasen!) und Verunreinigungen die Qualität des Bildes durchaus sogar verbessern! Blenden, Phasenringe, Rosshaare oder Drähte hinter der letzten Linse im Objektiv - die Liste der 'erlaubten' Eingriffe ist lang!

Herzliche Grüße,

Alfons





Klaus Herrmann

Hallo zusammen,

in aller Bescheidenheit über den "Erfolg" der Putzaktion möchte ich doch nochmal unterm Tisch vorkucken und an meine Prognose erinnern!

Ich hatte eine Flasche Crémant gewettet, dass das irreparabel ist - was war da nochmal gleich die Gegenwette?  :D

Mit beschädigten Linsen kann ich inzwischen Handel treiben. Hier eine von einem CZJ-Objektiv: Mit dem Stemi aufgenommen - der Ring ist der Reflex meiner Ringleuchte.

Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

Alfons Renz

Lieber Klaus,

Auch an diesem Beispiel lässt sich deutlich erkennen, dass die Erosionen nicht durch biologische Aktivität zustande gekommen sind. Es muss sich um einen chemischen Prozess handeln, aber da hört meine Kunst auf.

Besonders schlimm habe ich den chemischen Glasfrass bei Blockglasschälchen gesehen, die wir zur Sterilisation in Alu-Folie eingewickelt und in einem Dampfsterilisator erhitzt haben. Nach längerem Gebrauch war das Glas nicht nur milchtrüb, sondern hatte millimetertiefe Erosionen.

Herzliche Grüße,

Alfons

Peter V.

Lieber Alfons,

was mich aber immer wieder erstaunt, ist ein recht ähnliches Muster dieser Narben (bei dem Bild von Klaus allerdings weniger deutlich als auf Wilfrieds Bilder): Anscheinend von einem langen geraden "Kratzer" ausgehende rundliche Erosionen.
Schade, dass man vermutlich nicht endgültig klären kann, was genau die Ursache dieser Schäden ist.,

Herzliche Grüße
Peter
Dieses Posting ist frei von kultureller Aneigung, vegan und wurde CO2-frei erstellt. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Oecoprotonucli

#100
Zitat von: Alfons Renz in April 05, 2013, 08:07:14 VORMITTAG
Auch an diesem Beispiel lässt sich deutlich erkennen, dass die Erosionen nicht durch biologische Aktivität zustande gekommen sind. Es muss sich um einen chemischen Prozess handeln, aber da hört meine Kunst auf.

Hallo Alfons und Alle,

ah, ich fand auf Carmens Foto eigentlich auch, dass es eher nach Kratzern aussah. Die ein bißchen wie gewachsenen Linien und Wilfrieds Kommentare haben mich dann auch glauben lassen, es sei ein Pilzschaden, wobei ich eben auch einen solchen noch nie (auch nicht auf einem Foto) gesehen habe, nur die Pilze selbst (siehe Links zu "Glaspilz" und ich hatte auch mal ein Fotoobjektiv mit einem Pilz).

Der nächste, der einen Pilz auf/in seinem Objektiv findet, bitte mal vor der Reinigung mikroskopisch untersuchen* und dokumentieren, vielleicht kann er/sie hier dann ja hier "Pionierforschung" zu sog. "Glaspilz" und den von ihm hinterlassenen Schäden veröffentlichen  :) .

So lange wird der Angeklagte, Pilz, also aus Mangel an Beweisen freigesprochen...  ;)

Wobei - lieber Wilfried, hast Du denn vor der Reinigung ein Pilzgeflecht, wenn auch nicht fotografiert, aber gesehen?

Man muss ja auch in Betracht ziehen, dass die "Korrosionsschäden" eben doch durch Pilz mitverursacht sein könnten.

Viele Grüße

Sebastian

* Man müsste wohl die Orientierung der Linse markieren und dann am besten die Fotos von "Vor Reinigung" und "Nach Reinigung" überlagern...

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Hensoldt Wetzlar Stereomikroskop DIAMAL (1950er Jahre)

Alfons Renz

Hallo, an alle Glas-Mykologen,

Wäre es nicht an der Zeit, einen eigenen Glas-Pilz-Faden aufzumachen? Es ist ein spannendes und für jeden Mikroskopiker immer wieder relevantes Thema. Und mein Wissen ist eher eine 'Halbwissen', mehr Empirie als Theorie.

Vielleicht könnte Eckardt als Administrator die letzten Beiträge zur Interpretatioin der defekten Objektive aus dieser Diskussion hier heraus nehmen und als separates Thema öffnen?

Herzliche Grüße,

Alfons

wilfried48

#102
Hallo,

also um die Sache nochmal zusammenzufassen.

Da ich unter dem STEMI gereinigt habe, habe ich natürlich den Schaden vor der Reinigung unter dem STEMI gesehen (Leider habe ich kein Bild davon gemacht).
Man sah eindeutig die fasrige Struktur des Glaspilzes gemischt mit anderen Rückständen. Und das ganze lies sich mit organischen Lösemitteln zunächst Wundbenzin und dann
auch Isopropanol (obwohl man nicht mit Alkohol an Linsenkitte herangehen soll) mit Wattestäbchen nicht abreinigen.

In solchen hartnäckigen Fällen nehme ich dann eine 3% ige RBS Lösung (das ist der Ersatz bei den Chemikern für Chromschwefelsäure zum Reinigen ihrer Laborglaswaren).
Wir Reinigen bei der photolithografischen Mikrostrukturherstellung mit dieser Lösung unsere Glassubstrate vor der Beschichtung. Diese Lösung entfernt effektiv Verrunreinigungen von Glasoberflächen
ohne das Glas selbst merklich anzugreifen. Das haben wir bei  zahlreichen Glassorten von Floatglas über Kronglas, Flintglas, Jenaer Glas zu reinem Quarzglas durch Kontrolle mit Elektronenmikroskop
und Atomkraftmikroskop nachgewiesen.
Mit dieser Lösung konnte ich in der Vergangenheit schon öfters Glaspilzverunreinigungen und andere hartnäckige Verschmutzungen von Optik
abreinigen ohne die Optik unter STEMI Kontrolle sichtbar zu beschädigen.
Daher und weil ich die Fledermaushaaruntersuchungen von Carmen unterstützen will habe ich ja auch die Wette
"gewagt".

Ob diese unreparablen Schäden nun durch den Glaspilz verursacht oder nur verstärkt wurden, da sie vorher schon durch unsachgemässe Behandlung vorhanden waren, kann ich natürlich nicht sagen.

Jedenfalls haben mir die Aktivitäten bei meiner Frau (selbst Fledermausschützerin, Stichwort Tübinger Schlossfledermäuse) viele Mikroskopie WAF Punkte eingebracht und zwar positive und nicht negative wie der Sammlerkauf eines solchen Objektivs in ebay  ;D

So hat das ganz ja auch für mich etwas positives und mein Wetteinsatz kommt einer guten Sache zugute.

viele Grüsse
Wilfried



vorzugsweise per Du

Hobbymikroskope:
Zeiss Axiophot,  AL/DL/Ph/DIC/Epi-Fl
Zeiss Axiovert 35, DL/Ph/DIC/Epi-Fl
Zeiss Universal Pol,  AL/DL
Zeiss Stemi 2000 C
Nikon Labo-/Optiphot mit CF ELWD Objektiven

Sammlung Zeiss Mikroskope
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=107.0

Oecoprotonucli

Zitat von: Alfons Renz in April 05, 2013, 10:55:06 VORMITTAG
...mehr Empirie als Theorie...

Hallo,

optimal wäre ja noch mehr Empirie, allerdings geplant, also Versuche - also: Wer stellt ein paar Dutzend Objektive als Nährsubstrat und eine feuchtwarme Kammer zur Verfügung...  ;) ;D

Viele Grüße

Sebastian

P.S.: Die modernen Mikroskope sind doch mit Anti-Schimmel-Schichten ausgerüstet. Da müsste es doch eigentlich Forschungen (zumindest firmeninterne) zum "Glaspilz" (was ja ein reiner Sammelbegriff für verschiedenste mögliche Arten ist) geben? Bin wie gesagt kein Mykologe, findet sich nicht ein solcher im Forum?
Ich benutze privat:
Leitz SM-Lux mit (LED-) Durchlicht und Phaco-Ausrüstung (ca. 1975-77)
Hensoldt Wetzlar Stereomikroskop DIAMAL (1950er Jahre)

Carmen

Lieber Wilfried,

Zitatmein Wetteinsatz kommt einer guten Sache zugute

100%ig und auf jeden Fall!  :) Neben den Fledermäusen werden hoffentlich auch noch andere geschützte Kleinsäuger, wie Hermelin, Mauswiesel, Iltis und Baummarder von Deinem Objektiv profitieren.

Viele Grüße
Carmen