Versuchsanregung: Diatomeen in Fleckensalz?

Begonnen von Dünnschliffbohrer, April 12, 2013, 22:46:22 NACHMITTAGS

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Dünnschliffbohrer

Liebes Forum,

beim der suche nach einer Möglichkeit, Diatomeenskelette auch ohne die schwer zu beschaffende konzentrierte Schwefelsäure zu Präparieren, stieß ich hier im Forum auf das so gen. "Präparations-Kitt" von "Safeline".  Als ich las, was darin enthalten ist, kam mir der Gedanke, das müsste doch durch ein einfacher zu beschaffendes handelsübliches Produkt erstzbar sein. Für die Präparation von Wirbeltierskeletten wurde seinerzeit an der Uni gewöhnliches Waschmittel empfohlen, denn es enthält:
1) Detergenzien zum Lösen von Fett etc.
2) Enzyme zum Abbau von Eiweiss
3) Perborate zum Bleichen der Knochen

Und was die Natur im Fall des Kieselgurs kann,nämlich das Cytoplasma zu beseitigen, sollte mit unseren Haushaltsmittel doch auch irgendwie gehen?

Ich habe mal eine Probe damit angestzt, aber möglicherweise das Fleckenslz etwas überdosiert - es ist ein geringer Bodensakörper absedimentiert (0b der sich noch Lösen wird?). Nächstes mal werde ich es vorher auflösen, und nur den klaren Überstand zugeben. Vieleicht hat ja der eine oder andere auch Interesse, entsprechende Versuche zu starten. Und wenn Ergebnisse vorliegen, hier darüber zu berichten. Vieleicht ist es so möglich, ein  einfaches Verfahren zur Praxisreife weiter zu entwickeln.

Gutes Gelingen, Dünnschliffbohrer
"Und Gott sprach: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; und er schuf um ihn Laubmoose und Lebermoose und Flechten und ein Mikroskop!"
[aus: Kleeberg, Bernhard (2005): Theophysis, Ernst Haeckels Philosophie des Naturganzen,  S. 90]

the_playstation

Die Realität wird bestimmt durch den Betrachter.

Klaus Herrmann

ZitatVersuche es mal mit Abflußreiniger

das lieber Jorrit ist kein so guter Tipp - ohne, dass ich in den Link reingeschaut habe. SiO2 ist gegen Säuren - ausser HF - sehr beständig, aber nicht gegen starke Laugen. Und Abflußreiniger ist oft einfach NaOH.
Da lösen sich die Diatomeen zu Na-Silikaten auf!
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

Werner

... ich habe mir den Clip mal angeschaut. Es ist ein übersetzter japanischer Beitrag.
Vermutlich liegt ein Übersetzungsfehler vor: Die reden zwar von Abflußreiniger, aber der enthält Hypochlorit (im Beitrag Natriumhypochlorid).
Das ist ein Oxidationsmittel.
Abflußreiniger ist aber tatsächlich technisches Ätznatzron (das SiO2 löst), also ungeeignet.
Vermutlich handelt es sich um Desinfektionsmittel oder Bleichmittel, ich kann aber die japanische Flaschenbeschriftung im Clip nicht lesen.

Das übliche Fleckensalz enthält Dithionit, erkenntlich am Geruch nach Schwefeldioxid, es soll Farbstoffe entfärben und wasserlöslich machen.
Das ist aber ein Reduktionsmittel, also vermutlich für Diatomeen weniger geeignet.

1980 gab es als Babyflaschen-Desinfektion teure Milton-Lösung. Das war aber nur verdünntes Natriumhypochlorit und Kochsalz. Ich kaufte mir damals einen Kanister Hypochloritkonzentrat und mischte es selber.
Tip: mal in einer Gaststätte nachfragen, womit die ihr Geschirr und ihre Geräte reinigen und desinfizieren.

Gruß   -   Werner

olaf.med

... wenn's nur um organische Reste geht, warum dann nicht einfach mit H2O2?

Entschuldigt bitte die Einmischung eines völligen Dilletanten,

beste Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

Jürg Braun

Guten Tag

Hier das Bild der besagten Chemikalie:


Auf der unteren Hälfte der Flasche sehe ich einen schmutzigen und einen sauberen Sifon. Das deutet auf die Übersetzung als Abflussreiniger hin.

Gruss in die Runde

Jürg

Werner


the_playstation

#7
Hallo Klaus,

Das Natronlauge ungeeignet ist, habe Ich mir auch schon gedacht.
Aber prinzipiell müßte es hier doch ähnliche, einfache "Reinigungsmittel" bzw Bleichmittel
in jeder örtlichen Drogerie geben. Nicht nur Fleckensalz.
Ich kann mir nicht vorstellen, daß es derartige Mittel nur in Japan oder China gibt.
Ich werde diesbezüglich mal die Inhaltsstoffe derartiger Produkte durchlesen.

Liebe Grüße Jorrit.
Die Realität wird bestimmt durch den Betrachter.

knipser009

hallo

vielleicht wäre "Eau de Javelle" = Javellwasser in der Abteilung für Reinigungsmittels eines jeden Supermarktes (1 Liter ca € 6.- ) zu finden das gesuchte Mittel.

lG

Wolfgang
Viele Grüße aus dem SaarPfalzKreis

Wolfgang
gerne per "Du"

Klaus Henkel

Zitat von: olaf.med in April 13, 2013, 10:08:12 VORMITTAG
... wenn's nur um organische Reste geht, warum dann nicht einfach mit H2O2?
Olaf

Das ist bei der Diatomeenpräparation eine sehr bekannte, gängige und sehr häufig im Profi-Labor angewandte Methode - aber nur unter einem leistungsfähigen Laborbzug!
Gruß KH

olaf.med

Zitataber nur unter einem leistungsfähigen Laborbzug!

Ist das wirklich so kritisch? Unsere Präparatoren haben ganze Wirbelviecher so entfleischt ganz ohne aufwändige Sicherheitsvorkehrungen.

Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

Udo Maerz

Hallo Dünnschliffbohrer,

es funktioniert auch mit verdünnter Schwefelsäure, dauert nur länger, ist aber dafür einfacher zu beschaffen, und zwar als Batteriesäure. Ich habe sie in einer Motorradwerkstatt bekommen - Säureflasche mitnehmen ! -, weil man die meisten Motorradbatterien noch nachfüllen kann (Autobatterien sind meist schon vorgeladen, ich habe im Autoersatzteilhandel jedenfalls keine Batteriesäure bekommen).

Viel Glück

Udo Maerz

treinisch

Hallo Herr Henkel.

Zitat von: Klaus Henkel in April 13, 2013, 12:46:21 NACHMITTAGS
Zitat von: olaf.med in April 13, 2013, 10:08:12 VORMITTAG
... wenn's nur um organische Reste geht, warum dann nicht einfach mit H2O2?
Olaf

Das ist bei der Diatomeenpräparation eine sehr bekannte, gängige und sehr häufig im Profi-Labor angewandte Methode - aber nur unter einem leistungsfähigen Laborbzug!
Gruß KH

also meines Erachtens spricht aus chemischer Sicht nichts für einen Abzug. Bei 30% H2O2 ist definitiv eine Schutzbrille nicht fehl am Platz, aber mit gefährlichen Gasen ist hier wohl wirklich nicht zu rechnen.

Viele Grüße

Timm Reinisch
Gerne per Du!

Meine Vorstellung.

Jürg Braun

Guten Tag

Ich habe soeben den Abflussreiniger in unserem Putzschrank gefunden. Vielleicht kann ein Chemiker mit den Inhaltsangaben etwas anfangen. Mir sagt das ganze nichts.



Gruss

Jürg

Oecoprotonucli

#14
Zitat von: Jürg Braun in April 14, 2013, 09:07:30 VORMITTAG
Ich habe soeben den Abflussreiniger in unserem Putzschrank gefunden. Vielleicht kann ein Chemiker mit den Inhaltsangaben etwas anfangen. Mir sagt das ganze nichts.

Hallo Jürg,

als Nicht-Chemiker steht uns allen das Googeln offen (ist nicht böse gemeint, ich kommuziere auch gerne hier, ein paar Fragen müssen ja schließlich erlaubt sein):

"In modernen Waschmitteln und auch im Fleckensalz finden sich fast ausschließlich Bleichmittel auf Sauerstoffbasis - d.h. genauer, Bleichmittel, die Sauerstoff aus Wasserstoffperoxid freisetzen. Früher wurden auch Bleichmittel auf Chlorbasis (Natriumhypochlorit) verwendet - diese setzen direkt Sauerstoffradikale frei. Sie sind aber wegen der starken Belastung der Umwelt unüblich geworden."

Quelle: http://www.waesche-waschen.de/woerterbuch/bleichmittel.html

Außerdem:

"im Handel als Bleichlauge oder ,,Eau de Javel" sind wässrige Lösungen, die als Haushaltsbleichmittel und als Fleckmittel verwendet werden. Die Wirksubstanz ist meist Natriumhypochlorit (NaClO), seltener Kaliumhypochlorit (KClO)."

Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Bleichen

Meine bescheidenen Chemiekenntnisse lassen mich vermuten, dass es eigentlich ein saures Milieu ergibt (bitte um Verbesserung, falls falsch). Jedoch ist das in Mixturen wieder anders:

"Beim Ansäuern besteht die Gefahr, dass giftiges Chlorgas entsteht, denn die Löslichkeit von Chlor in Wasser ist gering. Um diese Gefahr zu reduzieren, enthalten die handelsüblichen Lösungen meist noch einen alkalischen Puffer." (bezieht sich auf Hypochlorige Säure, nicht auf Natriumhypochlorit - Wikipedia)

Und wenn das Milieu nun wieder alkalisch ist, ist es nach obigen Beiträgen nicht so gut für Diatomeen geeignet.

...wenn ich das alles richtig interpretiere...

Schönen Sonntag

Sebastian
Ich benutze privat:
Leitz SM-Lux mit (LED-) Durchlicht und Phaco-Ausrüstung (ca. 1975-77)
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