Liebe Mikroskopiker,
da musste ich schon überlegen, ob die folgenden Bilder gut genug digitalisiert sind, um hier gezeigt zu werden. Sie stammen noch aus meiner Unizeit, wir haben sie damals selbst im Fotolabor entwickelt, vielleicht hatten wir das noch nicht perfekt 'raus. Nun habe ich sie eingescannt, und der Kontrast ist sehr flau, nach etwas Lightroom geht es besser, aber irgendwie haben sie nun zu wenige Tonwerte wie mir scheint.
Vielen Dank an dieser Stelle an Prof. Wanner (LMU München) für das phantastische Praktikum damals!
Eine (über-)simplifizierte Vorstellung einer Zelle ist ja, sie enthalte Cytoplasma in dem die Organellen "irgendwie" herumschwimmen. Es gibt Membransysteme, auch ein Cytoskelett, aber wie kann man sich das vorstellen ? Eine Möglichkeit dies mit dem REM zu untersuchen ist der sog. Gefrierbruch nach Tanaka: Nach dem Fixieren (Glutardialdehyd, OsO4) werden die milimetergrossen Gewebestückchen in flüssigem Stickstoff tiefgefroren und mit einer Rasierklinge innerhalb der Flüssigkeit zerbrochen, kritisch-Punkt getrocknet und mikroskopiert. (Zumindest meine ich dass dies die Reihenfolge war).
Da ich momentan mangels Ausrüstung diese Technik nicht durchführen kann, man aber doch ungewöhnliche Einblicke in eine Pflanzenzelle bekommt, zeige ich Euch hier die Bilder in der Hoffnung dass Ihr trotz der Qualität etwas Freude daran habt.
Alle Vergrößerungsangaben beziehen sich auf eine Bildbreite von 20cm.
Übersichtsbild: Aufbau des Blattes (Obere Epidermis, Palisadenparenchym, Schwammparenchym, untere Epidermis). Oben sieht man die Cuticula auf der Epidermis, auch bekommt man einen etwas räumlichen Eindruck wie die Durchlüftung des Schwammparenchyms durch die großen Interzellularräume erfolgt. Unten links ist eine durchgebrochene Spaltöffnung zu sehen. Vergrößerung: 330x.

Hier ausnahmsweise der einzige Ausreißer: nicht Helleborus, sondern Ginkgo biloba. Man sieht unten eine durchbrochene Spaltöffnung. Man erahnt auch schon den komplexen Inhalt der Zellen. 1350x.

Hier nun ein Blick in eine aufgebrochene Zelle hinein (ab hier wieder Helleborus); man sieht die Vielzahl an Organellen, teilweise sogar möglicherweise Teilungsstadien von Mitochondrien. Die Zelle ist durchzogen von fädigen Strukturen, wohl Teil des endoplasmatischen Retikulums (ER). Die größeren Objekte unten links an der Zellbegrenzung anliegend können Chloroplasten sein. Wer mag kann sich an der genaueren Interpretation versuchen, ich tue mich ehrlichgesagt recht schwer. Auf alle Fälle zeigt dieses Bild ein hochorganisiertes System. 4500x.

Etwas genauer herangezoomt, in der Mitte ein Teilungsstadium (Mito?): 13500x.

Hier ein Blick in eine Zelle der oberen Epidermis. Deutlich ist die wachsige Cuticula zu sehen. Die Vertiefungen in der Wand der Zelle sind Tüpfel, in denen Plasmodesmen Verbindung zu benachbarten Zellen herstellen. 2400x.

Jetzt verlassen wir das Zellinnere und wagen noch einen Blick auf die Blattunterseite.
An dieser Aufnahme der unteren Epidermis sieht man sehr gut die teilweise abgeplatzte Cuticula, im Hintergrund eine Spaltöffnung. 3000x.

Zum Abschluss noch eine schräge Sicht auf die untere Epidermis, sehr schön stellen sich in dieser "Hügellandschaft" die Spaltöffnungen dar. 1500x.

Viele Grüße,
Christian