Oh nein, nicht schon wieder - Amphipleura Pellucida

Begonnen von sushidelic, März 24, 2017, 01:11:09 VORMITTAG

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sushidelic

Hallo zusammen,

nachdem ich bei meinen letzten Versuchen mit der lieben Amphipleura nur einen einzelnen Objektträger zur Verfügung hatte, fand ich heute in der ersten Charge von Annes Diatomeen-Präparaten (Kentmere, fossil) ein Exemlar, das mir verglichen mit dem anderen Präparat die Poren geradezu entgegenstreckte. Da konnte ich nicht anders und musste wieder draufhalten...
Interessanterweise hatte dieses Exemplar trotz des besseren Kontrastes sogar die etwas geringeren Abstände der Poren - horizontal ~195nm und vertikal ~235nm.
Auf jeden Fall sieht man wieder einmal, wieviel das Präparat ausmacht.
SPlan Apo 100/1.4 + Kondensor immergiert, leicht schiefe Beleuchtung und nicht ganz "geschlossenen" gekreuzten Polfiltern.



Ausschnitt:


Grüße,
Michael

Bob

Hallo Michael,

es hat sich doch gelohnt, das Foto zu machen und zu zeigen: Die Verbindung von Auflösung der Poren und ästhetischer Bildwirkung hat noch keiner so gut getroffen!
Peter Höbel hat doch mal die Brechungsindizes der verschiedenen Diatomeen gemessen, da kam bei raus, dass sie von Art zu Art unterschiedlich sind, aber auch, dass sie sich je nach Probe unterscheiden. Vielleicht hat Deine Diatomee gerade einen besonders niedrigen Brechungsindex, so dass viel Kontrast zustande kommt.

Viele Grüße,

Bob

anne

Hallo Michael,

da musste ich doch gleich mal nachschauen, tatsächlich, Amphipleura Pellucida findet auch auf meinem Präparat.
In dieser Probe finden sich aber noch viele andere z.T. seltene Species.
Das fotogenere Präparat ist dann das nächste mit der Fraktion >100µm.
Vielen Dank für die Aufnahme.

lg
anne

sushidelic

#3
Hallo, vielen Dank für die Antworten!
@Bob - danke für dein Lob,  ich bin für mich mit dem Ergebnis auch sehr zufrieden, aber nach meinen Recherchen im Internet gehört hier die Krone definitiv einem anderen - ich erlaube mir, Peters Bild von seiner Homepage hier einfach mal zu verlinken:
http://www.mikroskopie-ph.de/Amphi-UV-03.jpg
Diese Aufnahme hatte er, glaube ich, nicht mal hier hin den Beiträgen zur Auflösung und Einbettung gezeigt, aber ich denke, da ist mein Ergebnis in jeglicher Hinsicht noch meilenweit davon entfernt (und alle anderen, die ich kenne auch).
@Anne: Mit der Amphipleura ist mein Fotografie-Elan deine Präparate betreffend noch lange nicht erschöpft. Jetzt habe ich mir aber erstmal das mit Proben aus der Sammlung von Hartley vorgenommen. Hier die für mich erste Überraschung:

SPlan APO 60x, NFK 3.3x, D800 - Länge der Diatomee ~170µm


Pinnularia spec. ist mir ja schon x-mal über den Weg gelaufen, bis jetzt hatte sie mich wegen ihrer recht detailarmen Oberfläche noch nicht herzlich auf ein Photoshooting eingeladen. Aber Überraschung - man muss wohl nur genauer hinsehen!

Ausschnitt aus dem obigen Bild, Porenabstand ca. 170nm


Da sind doch tatsächlich Areolen! Zuerst dachte ich, es sind Interferenzeffekte irgendeiner Art, aber auf dem Foto sind ganz klar Poren erkennbar. Das wusste ich davor auch nicht.

Evtl. sollte ich das Thema hier umbenennen, und meine Bilder Deiner Präparate hier sammeln, dann mach ich nicht so eine Unordnung im Forum...

Beste Grüße,
Michael

cabo

Zitat von: sushidelic in März 24, 2017, 23:26:57 NACHMITTAGS
170nm

Michael, hör bitte auf so geringe Abstände aufzulösen, das gehört sich nicht und ist auch physikalisch nicht möglich!  ;D ;D ;D ;D

Auch wenn mich Diatomeen wenig interessieren: SUPER!

Gruß

Christian


sushidelic

#5
Hallo Christian,
danke für Dein Feedback - ich habe gerade noch mal nachgemessen, die Abstände sollten so etwa zwischen 190 und 170nm variieren, aber ob man sie als "aufgelöst" bezeichnen kann, wage ich nicht zu sagen, da gibt es ja klare Definitionen bzgl. Trennung etc. Zumindest kann man die Struktur verstehen, und das hatte ich so bei einer Pinnularia (hier virilis?) noch nicht gesehen. Im Okular war auch nur erkennbar, dass da etwas ist, erst die Fotos zeigten dann die Details.
Das 60er hat eine Apertur von 1.4, und mit dem 3.3er NFK scheint es noch besser auf dem Chip aufzulösen als mein 100er. Ein tolles Objektiv!

Hier gleich noch hinterher ein weiteres Bild vom selben Objektträger - vermutlich eine Nitzschia Rhopalodia (geändert dank Annes Hinweis), fast wie eine Schlange zwischen den anderen Diatomeen



Beste Grüße,
Michael

d65

Zitat von: cabo in März 25, 2017, 00:23:48 VORMITTAG
Zitat von: sushidelic in März 24, 2017, 23:26:57 NACHMITTAGS
170nm

Michael, hör bitte auf so geringe Abstände aufzulösen, das gehört sich nicht und ist auch physikalisch nicht möglich!

Möglich schon. Mit Ölkondensor und NA 1,4 wären wir bei 170 nm * 2,8 = 476 nm Wellenlänge oder kürzer, die dafür benutzt werden müsste. Mit 420 nm Wellenänge wären sogar 150 nm drin. So rein theoretisch nach Abbe. Das es sich nicht gehört, ok.  ;)
Jedenfalls sehr beeindruckende Bilder!
Steffen

sushidelic

Danke!
Weiter geht die Reise nach Russland - hier wollte ich auch mal meine Solodarität mit den ganz kleinen kundtun, nachdem mir diese "Mini-Biddulphia(?)" unter das Okular kam

Kein sonderlich gutes Foto, aber ich fand die Kleine herzerwärmend.


Und noch ein Mandala zur Nachtstunde:


Grüße,
Michael

Carlos

Hallo Michael,
Deine Bilder sind wirklich ,,profihaft". Sie gefallen mir außerordentlich gut. Die Feinstruktur ist, bis auf das ,,Krönchen", in allen Bildern sauber aufgelöst. Besser geht es m.E. lichtmikroskopisch (ohne UV) nicht.
Zitat... ich habe gerade noch mal nachgemessen, die Abstände sollten so etwa zwischen 190 und 170nm variieren ...
Das irritiert mich etwas. Bei einer Wellenlänge von 550 nm (grün) und einer Apertur von 1,4 komme ich rechnerisch auf 196 nm Abstand der noch auflösbaren ,,Punkte/Linien". Was hast Du denn gemessen, den Abstand zwischen den Zentren zweier dunkler Punkte/Linien, die durch eine helle Zone/Linie getrennten sind, oder lediglich vom Zentrum des dunklen Punkts/Linie bis zu Zentrum des hellen Punktes/Linie? M.W. ergibt ersteres die Auflösung, das zweite ½ der Auflösung. (In der Fotographie spricht man statt von Auflösung von aufgelösten Linien-Paaren!)
Gruß Carlos

sushidelic

Hallo Carlos,
bei meiner D800 und der Kombination aus 60x Objektiv und 3,3x NFK komme ich auf 41px pro µm. Ich habe mal einen vergrößerten Ausschnitt mit Mikrometerskala (die kleinen Querstriche entsprechen 100nm) erstellt. Hier sieht man die Abstände besser. Deswegen habe ich ja auch nicht behauptet, die Abstände aufgelöst zu haben, dazu dürften sie nicht ineinander verschwimmen, aber sie sind immerhin strukturell klar erkennbar.



LG Michael

cabo

Zitat von: sushidelic in März 27, 2017, 17:31:46 NACHMITTAGS
Deswegen habe ich ja auch nicht behauptet, die Abstände aufgelöst zu haben

Das hab ich behauptet, aber das war ja nur ein Spaß!

Michael ist völlig unschuldig!

Grüße aus dem Frühlingshoch

Christian

sushidelic

Was ich in der Antwort davor in der Eile total vergessen habe - freut mich, dass Dir die Bilder gefallen, Carlos :), ich wollte nocht pampig rüberkommen, noch hatte ich den Eindruck, dass mir etwas vorgeworfen wird. Nachdem ich meine Antwort nochmal gelesen habe, ist mir aufgefallen, dass man das so auffassen kann!

Aaaaber wie gestern und vorgestern zu fortgeschrittener Stunde - einen hab ich noch (Ähnlichkeiten mit bekannten westlichen Symbolen sind rein zufällig):



Gute Nacht,
Michael

Carlos

Hallo Michael,
ZitatDeswegen habe ich ja auch nicht behauptet, die Abstände aufgelöst zu haben, dazu dürften sie nicht ineinander verschwimmen, aber sie sind immerhin strukturell klar erkennbar.
Für mich zeigen Deine Bilder, dass die Feinstruktur wirklich sauber aufgelöst ist. Auch ist es völlig normal, dass bei starker Vergrößerung bestmöglich aufgelöste Objekte ,,verschwimmen" bzw. unscharf abgebildet werden. (Das trifft selbst auf ,,monochromatisch" beleuchtete Objekte zu.) Deine extreme Ausschnitts-Vergrößerung zeigt zudem, dass die Größenordnung Deiner Angabe zu den Abständen stimmt und die Auflösungsgrenze zudem noch nicht erreicht ist. (Die ,,Punkte" könnten noch enger stehen und wären immer noch aufgelöst.) Kompliment! Auch die Schwankungsbreite der Abstände von ca. 10% ist mit dem Bild nachvollziehbar. 
Angesichts der Superqualität der Bilder hat mich die Angabe von 170 nm irritiert. (Das erreicht man mit einer Apertur von 1,63. Die ist mit sichtbarem Licht nur mit extrem hohen Brechungsindex (Monobromnaphtalin-Immersion) erreichbar.) Nicht bedacht habe ich dabei, dass in der Kette Kondensor, Objekt, Objektiv ... bis Kamerachip bei der ,,Abstands-Messung" eine Ungenauigkeit von 20% in Summe kaum vermieden werden kann.
Für mich steht damit fest, mit Deinen Bildern bewegst Du Dich an der Grenze des Machbaren in Auflösung und Bildqualität.
Gruß Carlos 

the_playstation

Wundervolle Aufnahmen. Die Feinstruckturen bei Pinnularia sieht man ja in der Regel nie. Erst die Nutzung von UV ermöglicht diese Auflösung. Was mich zu der Frage bringt, warum es keine Lichtmikroskope mit feinerem / hochfrequenterem Licht gibt? In der Chipindustrie ist man ja mittlerweile im mittleren einstelligen Nanometerbereich angekommen. D.h. wären rein theoretisch Lichtmikroskope mit 10-20nm Auflösung möglich.

Die Optik müßte natürlich an die Wellenlänge angepaß sein.

Liebe Grüße Jorrit.
Die Realität wird bestimmt durch den Betrachter.

d65

Zitat von: the_playstation in März 28, 2017, 01:00:02 VORMITTAG
D.h. wären rein theoretisch Lichtmikroskope mit 10-20nm Auflösung möglich.

Dann sind es aber keine Licht-Mikroskope mehr. Röntgenmikroskope gibt es ja, siehe https://de.wikipedia.org/wiki/R%C3%B6ntgenmikroskopie.

Und selbst für UV <300nm Wellenlänge ist es wohl schon sehr schwierig die erforderlichen Linsen etc aus UV-durchlässigem Material zu fertigen. Das wurde von Köhler Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelt, konnte sich aber anscheinend nicht durchsetzen. Da mittlerweile Auflösungen in diesem Bereich auch durch fluoreszenzmikroskopische Methoden möglich sind ist wohl auch kein Entwicklungsbedarf mehr da.

Gruß
Steffen