Holzschnitte - ein Vergleich !

Begonnen von Schrodt, Mai 05, 2017, 15:14:11 NACHMITTAGS

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Schrodt

Hallo Mikrofreunde,

das sehr schöne, gute und preiswerte Buch von Bernd Miggel " Holzbestimmung mit dem Mikroskop " und die Schnittherstellung mit Mikroskopie von
Jochen Mooßen auf der schönen pdf - Datei haben mich veranlasst, doch mal einen meiner gekauften Holzschnitte zu fotografieren und mit den sehr
guten Bildern von Bernd Miggel zu vergleichen, um daraus zu lernen.

Nachstehend zeige ich von dem Präparat " Nussbaum ( Juglans regia ) " 9 Bilder mit DL - POL + Rot I .

Mikroskop Leitz Orthoplan • Kompaktkamera Canon PowerShot G11 mit Eigenbau-Adapter und Fotookular 6.3 x / 28 • HAL 12 V 100 W ohne Blaufilter.

Bilder 1 - 4 :  PL APO 16 / 0.40 • TF 1.25 x , VW 1.60 x , ? V 32 • Ausschnitt 4 : 3 aus SF ø ? 0,8 mm.

Bilder 5 - 9 :  PL APO 40 / 1.00 Oel • TF 1.25 x , VW 1.25 x , ? V 63 • SF ø ? 0,4 mm.

Beim Vergleich mit den Bildern im Buch ist erkennbar, dass die Holzschnitte von Bernd MIggel sehr dünn sowie ausgezeichnet gefärbt sind.
Sie sind eindeutig dünner sowie feiner gefärbt als mein fotografierter Holzschnitt. Sie sind auch optimal fotografiert, eine solche gleichmäßig gute
Bildqualität findet man in Bestimmungsbüchern selten.
Didaktisch ist das Buch ausgezeichnet aufgebaut und durch die Bildmarkierungen sowie den eingehenden Bildunterschriften kann man sehr schnell und leicht lernen.
Der Kauf des Buches lohnt sich für Interessierte an der Holzbestimmung auf jeden Fall, auch wenn man schon andere Bestimmungsliteratur hat.

Viel Spaß beim Anschauen der Bilder.

Mit herzlichen Mikrogrüßen
Jürgen aus Hemer


Bilder 1 - 4










Bilder 5 - 9










Gerd Schmahl

Hallo Jürgen,
ist das alles ein einziger Schnitt? Mir schein, dass erste wäre ein Querschnitt und die anderen radial?
LG Gerd
Man sagt der Teufel sei, im Detail versteckt,
doch hab' ich mit dem Mikroskop viel Göttliches entdeckt.

Schrodt

Hallo Gerd,

die Fotos stammen von den folgenden Quer-, Tangential-und Radial-Holzschnitten mit 4 mm Seitenlänge.







Viele Grüße
Jürgen aus Hemer

Gerd Schmahl

Hallo Jürgen,
ja, jetzt stimmt meine Welt wieder. Du hast also ein Präparat mit drei Schnitten nebeneinander auf einem OT.
Danke!
Gerd
Man sagt der Teufel sei, im Detail versteckt,
doch hab' ich mit dem Mikroskop viel Göttliches entdeckt.

Schrodt

Ergänzung:

Ein Nadelholz-Präparat zum weiteren Vergleich und zum Unterschied von dem vorher untersuchten Laubholz-Präparat das eine ganz andere
Holzstruktur hat.

Nadelholz-Präparat " Kiefer, Föhre ( Pinus silvestris ). Das Präparat enthält nebeneinander 3 Holzschnitte: quer, radial und tangential.
Seitenlänge der Holzschnitte 3 - 4 mm.

Nachstehend zeige ich 9 Mikrofotos von dem Nadelholz-Präparat im Stil des Buches mit Hochkantformat 4 : 3 .

Auch hier ist wieder beim Vergleich mit den Bildern im Buch erkennbar, dass die Holzschnitte von Bernd Miggel sehr dünn sowie ausgezeichnet gefärbt sind.
Sie sind eindeutig dünner sowie feiner gefärbt als meine fotografierten Holzschnitte.

Mit herzlichen Mikrogrüßen
Jürgen aus Hemer


Bilder 10 - 12:  Querschnitte










Bilder 13 - 15:  Radialschnitte








Bilder 16 - 18:  Tangentialschnitte






Klaus Herrmann

#5
Hallo Jürgen,

bei den Übersichtsbildern habe ich den Eindruck, dass entweder Deckglas oder/und Objektträger mit einem Schmierfilm belegt ist. Vielleicht mal anhauchen und mit sauberem Tuch putzen?

Und noch ein Hinweis: der üppige Gebrauch von Pol plus Lambda macht zwar psychedelisch bunt, aber nicht unbedingt übersichtlicher. Die Schnitte sind doch ungefärbt? Oder die Färbungen sind suboptimal!
Die Etzoldfärbung, die man in Bernd Miggels Buch sieht hat dagegen eine diagnostischen Wert: Verholztes Gewebe ist rot, noch im Wachstum befindliches blau.
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

Schrodt

#6
Hallo Klaus,

schön, dass du dich mal wieder kritisch meldest !

Die Holzschnitte von Lieder sind über 20 Jahre alt. Trotz meines intensiven Putzens, auch mit Alkohol, ist da nicht mehr an Sauberkeit herauszuholen.
Etwa die Hälfte der Holzschnitt-Präparate ist ohnehin inzwischen unbrauchbar geworden. Die Holzschnitte waren gefärbt, aber die noch verbliebene Färbung
ist erbärmlich und mit der bei Bernd Miggel nicht zu vergleichen.

Zum Einsatz von POL + Lambda ( Rot I ) bei Holzschnitten.

Bei den Laubholz- Holzschnitten trägt der Einsatz von Lambda oft zum Erkennen feiner Details bei.
Bei den Nadelholz-Holzschnitten ist er meist nicht förderlich, das ist auf den Bildern mit dem Objektiv 16 / 0.40 bei den Holzstrahlen in den Tangentialschnitten gut zu erkennen.
Daher sind die Bilder mit dem Objektiv 40 / 1.00 Oel auch ohne Lambda gemacht.

Mit herzlichen Mikrogrüßen
Jürgen aus Hemer

Schrodt

#7
Ergänzung:

DL - POL ohne Rot I zum Vergleich bei den mit Rot I fotografierten Motiven der Bilder 14, 16 und 17.

Der Versuch mit Rot I den erbärmlichen Schnittfärbungen etwas Leben einzuhauchen war bei diesen Bildern nicht förderlich !


Bild 19 ohne Rot I im Gegensatz zum Motiv von Bild 14 mit Rot I im Radialschnitt.

PL APO 16 / 0.40 • Der hier 8 Zellen hohe, heterozellulare Holzstrahl ist besser zu erkennen. Der Holzstrahl besitzt 5 Quertracheiden sowie 3 Reihen mit Kreuzfeldern. Die Wände der Quertracheiden sind deutlich gezackt. Die Kreuzfelder haben große Tüpfel.

Bild 19




Bild 20 ohne Rot I im Gegensatz zu Bild 16 mit Rot I im Tangentialschnitt.

PL APO 16 / 0.40 • SF ø ? 0,63 mm • Das einreihige Zellband der heterozellularen Holzstrahlen ist vollständig gut zu erkennen.

Bild 20




Bild 21 ohne Rot I im Gegensatz zu Bild 17 mit Rot I im Tangentialschnitt.

PL APO 40 / 1.00 Oel • SF ø ? o,25 mm • Der Holzstrahl in Bildmitte ist aufgeweitet. Die Oberflächenstruktur ist gut zu erkennen. Sie zeigt deutlich
die aufgeweitete Zellstruktur mit den radialen Harzkanälen. Die zarten Querstreifen der Druckholztracheiden daneben sind auch zu erkennen.




Mit herzlichen Mikrogrüßen
Jürgen aus Hemer

Schrodt

#8
Ergänzung:

Zum besseren Verständnis meiner Holzschnitt-Mikrofotos beschreibe ich ergänzend die wichtigsten darauf dargestellten Holzstrukturelemente in einer Legende.

In dem Buch von Bernd Miggel sind diese durch die dünneren Schnitte und die diagnostische Etzolt - FCA  Mehrfach-Simultanfärbung nämlich leichter und besser
zu erkennen.

Mit herzlichen Mikrogrüßen
Jürgen aus Hemer





Bernd Miggel

Hallo,

ich würde mich nicht lange mit gekauften Holzpräparaten herumschlagen.
Zugekaufte, unbefriedigende Dauerpräparate waren für mich mit ein Grund, das Buch zu schreiben. Sie waren ungefärbt und somit konnte man z.B. die "lebenden" Parenchymzellen, die ja einen hohen diagnostischen Wert besitzen, überhaupt nicht lokalisieren.

Abhilfe: Einfach mal ein frisches Weichholz (Kiefer, Linde etc.) direkt aus der Natur verwenden, ein Würfelchen der Kantenlänge 10 mm zurechtsägen und mit Rasierklinge oder Cuttermesser glätten und in den drei Hauptschnittebenen fein schneiden.
Dazu benötigt man absolut kein Mikrotom!! Einfach aus der Hand mit neuer Rasierklinge ganz feine, fast durchsichtige Schnitte anfertigen und in Etzold-FCA überführen. Nach 5 Min. Etzold absaugen, Schnitte in Wasser spülen und direkt in Wasser mikroskopieren und fotografieren. - Fertig!

Die Ergebnisse, z.B. bei Kiefer oder Linde, sind einfach überwältigend!!

Herzlichen Gruß

Bernd



Detlef Kramer

Hallo Bernd,

so habe ich das mehr als dreißig Jahre in meinen Praktika gemacht. Und der Hokuspokus mit Pol, verzeih mir Jürgen, dient nicht der Wahrheitsfindung, sprich der sinnvollen Analyse der Anatomie.

Herzliche Grüße
Detlef
Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

Vorstellung: Hier klicken

Bernd Miggel

Hallo,

Detlef spricht mir aus der Seele.

Was noch für Handschnitte spricht: Vernünftige Handschnitte laufen an ihrem Rand ganz dünn aus, so dass hier die Merkmale besonders gut erkennen kann.
Noch etwas: Nach meiner Erfahrung lässt sich stark vermorschtes Holz, z.B. würfelfaules Holz (Braunfäule im Endstadium), besonders gut frei aus der Hand schneiden, da man Handschnitte sehr dósiert führen kann.
Ein besonderes "Bonbon" bei der Einfärbung von morschem Holz mit "Etzold": Solange das Holz nicht zu stark vermorscht ist und deshalb noch lebende Pilzhyphen enthält, heben sich diese sehr schön blau von ihrer mehr oder weniger braun gefärbten Umgebung ab.

Herzliche Grüße

Bernd

Schrodt

#12
Guten Morgen Bernd , guten Morgen Detlef,

viele Dank für eure Anmerkungen.

Die guten Ratschläge von Bernd nehmen vielen Mikroskopikern sicherlich die Scheu vor der Herstellung eigener Holzschnitte.
Das Mikroskopieren eigener Holzschnitte ist nicht nur preiswerter, es macht auch viel mehr Spaß als mit gekauften Holzschnitten.

Nun zum abwertenden " Hokuspokus mit Pol ".

Für die Bestimmungsarbeit braucht man bei gut gefärbten Holzschnitten nur das Durchlicht-Hellfeld. Detlef, da gebe ich dir recht
und das beweisen ja auch schon die schönen Mikrofotos im Buch von Bernd.
Mir macht es jedoch Spaß, darüber hinausgehend auch die Holzschnitte mit Polarisationskontrast, Fluoreszenz, polarisiertem Phasenkontrast oder Spiegelreflexkontrast mit Aufsicht-Interferenzkontrast zu untersuchen, da jedes Verfahren andere interessante Abbildungen zeigt.

Zum Beispiel:

Bei meinem Nadelholz-Beitrag die Darstellung der negativen Sphäritenkreuze ( sog. Brewstersche Kreuze ) der Holztüpfel mit Polarisationsmikroskopie. Siehe nachstehender Link:

http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=28915.0

oder die interessanten Mikrofotos der Holzstrukturen " Ausländischer Hölzer " mit Spiegelreflexmikroskopie. Siehe nachstehender Link:

http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=22878.msg170329#msg170329

Dass für dich als Wissenschaftler die Bestimmungsarbeit vorrangig ist, verstehe ich schon.
Mir macht jedoch nicht nur die Bestimmung Freude, sondern auch die nicht wissenschaftliche schöne Darstellung.

Mit herzlichen Mikrogrüßen
Jürgen aus Hemer



Bernd Miggel

Hallo Jürgen,

zur mikroskopischen Unterscheidung zwischen Rotbuche und Platane sollte man das Holz auf Kristalle hin untersuchen, Rotbuche besitzt nur sehr wenige, Platane dagegen zahlreiche davon.
Dazu am besten ganz dünne Radialschnitte anfertigen, einfärben und bei gekreuzten Polfilterfolien anschauen. Kristalle fallen hell leuchtend bei dunkler Umgebung auf.
Hat man die Kristalle erst einmal gefunden, braucht man den Polfilter eigentlich nicht mehr und kann bei normalen Durchlicht fotografieren. Auch hier sind die Kristalle noch hinreichend gut sichtbar.

Herzliche Grüße
Bernd

Schrodt

Hallo Bernd,

vielen Dank für deinen Hinweis auf die Kristalle bei Rotbuche und Platane.
Ich werde ihn bei den nächsten Untersuchungen befolgen und auf die Kristalle besonders achten.

Herzliche Grüße
Jürgen aus Hemer