Wie angedroht ...
Nun zu den SchnittenBeginne wir mit der Stützwurzel! Diese passt mit ihrem Durchmesser von gut 7 mm nicht ganz aufs Bild, weswegen bereits am Anfang eine Detailansicht steht.
Bilder 7a,b: Übersicht der Stützwurzel im Querschnitt, Bild 7b mit Beschriftung. Alle Aufnahmen gestapelt.


Die Wurzel der Maispflanze ist polyarch, enthält also unterhalb des Perizykels einen Leitgewebering in dem sich Xylem mit großen Tracheen und Phloem vielfach abwechseln. Schauen wir einmal etwas genauer hin.
Bilder 8a-h: Ungefärbte, frische und gefärbte Aufnahmen im Wechsel, die Bilder 8b,d,e & g jeweils mit Beschriftung, alle Aufnahmen gestapelt.








Die Bilderserie zeigt schön die abwechselnde Anordnung von Xylem und Phloem unterhalb des Perizykels und somit den Lehrbuch-mäßigen Aufbau einer ployarchen Wurzel. Auffällig sind die großen Tracheiden zum Ableiten des aufgenommenen Wassers. Die primäre Endodermis liegt direkt auf dem Perizykel und ist noch nicht besonders gut zu erkennen. Auffällig: sowohl in der Wurzelrinde (RP) als auch in den Zellen des Markparenchyms (Wurzelmark) finden sich Chloroplasten.
Informationen zu den Abkürzungen in den beschrifteten Bildern der Serie 8 sowie den folgenden beschrifteten Bildern findet Ihr wie immer auf der Webseite des MKB:
Tabelle mit den Kürzeln und den zugehörigen allgemeinen Erläuterungen.
Werfen wir nun noch einen Blick auf die Exodermis der Wurzel:
Bild 9a,b: Nichts besonderes zu sehen , oder?


Die beiden Aufnahmen zeigen die Exodermis mit darunter liegendem Hypodermis und der Wurzelrinde. Wieder mit den bereits oben angesprochenen Chloroplasten. Soweit so gut.
In den gefärbten Bildern schaut das schon anders aus:
Bilder 10a-d: Exodermis und Wurzelrinde, Bilder 10b & d mit Beschriftung, alle Aufnahmen gestapelt.




Alles wie oben. Aber was ist das für ein blauer "Schmodder" auf der Exodermis? Den haben wir in den ungefärbten Bildern ja gar nicht gesehen ...
Erst beim Betrachten der gefärbten Bilder ist mir die blau gefärbte Schicht aufgefallen und ich habe mich daran erinnern, dass sich die Wurzelstücke bei der Probenahme seltsam "seifig" angefasst haben. Beim Bearbeiten der Bilder vom ungefärbten Schnitt habe ich den "Schmodder" sträflicher Weise einfach weg retouchiert.
Der Klassiker: man sieht nur was man kennt - besonders beim Blick auf ungefärbte Schnitte. Böse Falle! Hier zeigt sich, dass man immer genau beobachten und hinterfragen sollte, was man sieht.
Gut, dass ich die gesamte Bearbeitungskette sichere, somit konnte ich den Fehler beheben:
Bild 11: Der ungefärbte Schnitt durch Exodermis und Wurzelrinde, wie er sein soll: mit Schmodder.

Aber was ist das nun für ein Sekret auf der Wurzeloberfläche? Ich bin mir nicht ganz sicher, denke aber, dass es sich um ein Gleitmittel handelt, dass es der Wurzel erlaubt, die Epidermis und die sklerenchymatische Hypodermis des Sprossknotens zu durchbrechen.
Der Ausschnitt aus Bild 2 lässt zumindest erahnen, dass sich die Wurzeln gewaltsam Bahn brechen. Ich habe die Tage noch mal nachgefühlt: zwischenzeitlich sind die Wurzeln trocken, was natürlich auch am Wetter liegen kann.
Bild 12: Die Wurzeln durchbrechen die Epidermis des Knotens, Ausschnitt aus Bild 2

Wer hier mehr weiß: bitte gerne kommentieren!
Nun zum Blatt!
Zea mays ist eine C4 Pflanze. Bei diesen Pflanzen, zu denen viele Gräser mit guter Trockenanpassung gehören, gibt es eine räumliche Trennung zwischen der Fixierung des Kohlendioxids aus der Luft und dem Aufbau der für die Pflanze nutzbaren Kohlehydrate im Calvin-Zyklus. Die Vorfixierung findet in den Chloroplasten der Zellen des Assimilationsparenchyms statt, dabei wird Oxalacetat gebildet, das im Gegensatz zum bei den C3-Pflanzen gebildeten D-3-Phosphoglycerat 4 Kohlenstoffatome aufweist (C3 und C4 ...

). Das Oxalacetat wird auf symplastischem Weg in die Leitbündelscheiden (LBS) weitergeleitet und in den dort vorhandenen, sehr großen Chloroplasten in den Calvin-Zyklus überführt.
Aber wozu das Ganze? Durch Energieeinsatz aus dem Sonnenlicht reichen C4 Pflanzen Kohlendioxid aktiv an, was zu einer höheren Photosyntheserate – besonders unter Wassermangel und der daraus resultierenden Verengung der Spaltöffnungen – führt. Es wird also für den gleichen Stoffumsatz weniger Wasser benötigt, es handelt sich also, wie eingangs gesagt, um eine Anpassung an trockene Klimate.
Wer mehr wissen will, wird in Detlefs Thread fündig, den ich oben verlinkt habe.
Wir erwarten in den Blattquerschnitten also Leitbündelscheiden mit auffallend großen Zellen um die Leitbündel. Na dann schauen wir mal ...
Bilder 13a-d: Querschnitt des Maisblattes in der Übersicht, Bilder b & d mit Beschriftung, alle Aufnahmen gestapelt.



Die ungefärbten Querschnitte zeigen den erwarteten Aufbau mit den von den vielen Chloroplasten satt grünen, großen Zellen der Leitbündelscheiden. Dazwischen finden wir im Mesophyll das Assimilationsparenchym, ebenfalls mit Chloroplasten. Das Maisblatt ist, typisch für Monokotyledonen, parallelnervig und so finden wir zwischen den größeren Leitbündel (mit nicht ganz so auffälligen Leitbündelscheiden) viele kleinere Leitbündel. Das Blatt wird auf beiden Seiten von einer einlagigen Epidermis begrenzt, deren Cuticula auf der Blattoberseite stärker ausgeprägt ist. Stomata finden wir auf beiden Seiten des Blattes, dabei sind sie auf der Blattunterseite häufiger anzutreffen. Wikipedia meint, etwa 95 (Oberseite) zu 160 (Unterseite) pro Quadratmillimeter
Zea mays bei Wikipedia.
Das zentrale große Leitbündel zeigt den charakteristischen Aufbau, den wir auch beim Maisspross finden: Unterhalb eines Xylems mit flankierenden sehr großen Tracheiden liegt ein Phloemfeld, oberhalb finden wir im ehemaligen primären Xylem eine mehr oder weniger stark ausgeprägte, bei der lebenden Pflanze mit Wasser gefüllte, lysigene Lakune, in der oft noch die Versteifungsringe einer früheren Tracheide zu finden sind. In den Bildern 13c&d sehen wir auf der linken Seite den Übergang zwischen zwei Tracheiden. Das zugehörige Leiterfeld ist leider nicht zu erkennen.
Bilder 14a-f: Detail vom Blattquerschnitt, Bilder 14a&b ungefärbt, Bilder 14b,d & f mit Beschriftung. Alle Aufnahmen gestapelt.





Die Serie 14 zeigt uns die oben beschriebenen Merkmale noch einmal im Detail. Interessant ist eine Querverbindung zwischen zwei parallelen Leitbündeln in den Aufnahmen 14c&d sowie eine Reihe von bulliformen Zellen (Bul) in den Bildern 14a,b,e & f. Deren Vakuole ist mit Wasser gefüllt und sie dienen üblicherweise dazu, das Blatt bei zu großer Sonneneinstrahlung einzufalten. Dies geschieht durch Volumenverlust aufgrund einer erhöhten Verdunstungsrate. Wenn man Lage und Größe der Zellgruppen mit der Situation z.B. beim
Strandhafer vergleicht und schaut, wie der Mais bei der grade anhaltenden Trockenheit aussieht, scheinen die heutigen Zuchtpflanzen diese Funktionalität verloren zu haben.
Bevor wir uns dem Spross zuwenden, noch einmal ein genauerer Blick auf eines der großen Leitbündel:
Bilder 15a-d: Ein großes Leitbündel aus der Blattspreite im ungefärbten, frischen Schnitt (Bilder 15a & b) sowie im gefärbten Präparat (Bilder 15c & d). Bilder 15b & d mit Beschriftung. alle Aufnahmen gestapelt.




Hier noch einmal im Detail: die Verteilung der Chloroplasten in den Bildern vom frischen schnitt, der Übergang zwischen zwei Tracheiden rechts in den Bildern vom gefärbten schnitt sowie die große Lakune mit dem übrig gebliebenen Verstärkungsring in allen Bildern.
Der Vollständigkeit halber werfen wir nun noch einen schnellen Blick auf den Spross. Die aufnahmen habe ich von einem mit Etzold Grün gefärbten Präparat von Leopold Aichinger gemacht.
Bilder 16a,b: Detail des Sprosses, Bild 16b mit Beschriftung, alle Aufnahmen gestapelt.


Typisch Monokotyledonen: die Leitbündel liegen alle eingebettet in das Rindenparenchym und sind - ausgewachsen - etwa gleich groß. Zum Rand hin finden sich kleinere Leitbündel. Ein sekundäres Dickenwachstum wie bei den Dicotyledonen finden nicht statt. Muss der Halm mehr Wasser transportieren, werden einfach neue Leitbündel "angebaut". Begrenzt wird der Halm durch eine sklerifizierte Epidermis, unter der ein ebenfalls sklerifiziertes Hypodermis liegt, dass nur unterhalb der Spaltöffnungen unterbrochen ist.
Bilder 17a,b: Stomata im Detail, Bild 17b mit Beschriftung, alle Aufnahmen gestapelt.


Leopolds Präparat lässt sehr schön die Stomata erkennen, hier ein offenes und ein geschlossenes direkt nebeneinander. Da hat es sich doch gelohnt, das Öl raus zu holen und das 100er Objektiv zu aktivieren.

Allen, die es bis hierhin geschafft haben vielen dank fürs lesen, Anregung und Kritik sind wie immer willkommen. Insbesondere wenn jemand etwas zum "Gleitmittel" auf den Stützwurzeln zu sagen weiß.
Herzliche Grüße
Jörg
30.07.2018 - Korrektur: Hypocotyl (das Stück zwischen Wurzel und den Keimblättern) war hier falsch, der korrekte Begriff ist Hypodermis. Sorry, da hat die Autokorrektur zugeschlagen, ich muss mein Dictionary anpassen.