Botanik: Noch ein Mitbringsel aus Korfu - Eucalyptus camaldulensis *

Begonnen von Fahrenheit, November 02, 2018, 15:50:16 NACHMITTAGS

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Fahrenheit

Liebe Pflanzenfreunde,

Eukalyptusblätter wollte ich wegen deren interessanten Anatomie schon immer einmal schneiden. Auf Korfu hatte ich dann Gelegenheit, eine Probe vom Roten Eukalyptus zu nehmen. Eucalyptus camaldulensis ist eine von über 600 Arten der Gattung Eukalyptus und wurde auf Korfu eingeführt. Ob er früher zur Holzgewinnung genutzt wurde, kann ich nicht sagen, heute findet man ihn oft als Ziergehölz und Schattenspender.
Nun stammen die meisten Eukalyptusarten aus Australien und Tasmanien. Sie wurden jedoch ab dem 19. Jahrhundert zur Trockenlegung von Sümpfen und als schnellwüchsiger Holzlieferant eingeführt. Vorherrschend im Mittelmeerraum ist Eucalyptus globulus Labill. - der Gewöhnliche Fieberbaum. Der Rote Eukalyptus unterscheidet sich von ihm durch die in kleinen Dolden stehenden Blüten und die rötliche Färbung junger Zweige.

Bild 1: Junger Roter Eukalyptus am Strassenrand auf Korfu


Bevor es an die Schnitte geht, schauen wir uns die Pflanze einmal genauer an:

Der Rote Eukalyptus (Eucalyptus camaldulensis) ist eine Pflanzenart innerhalb der Familie der Myrtengewächse (Myrtaceae). Sie kommt in fast ganz Australien vor und wird dort ,,River Red Gum" genannt. Er findet sich dort entlang vieler Wasserläufe und ist die am weitesten verbreitete Eukalyptusart. Auf lehmhaltigen Böden gedeiht er am besten und er ist auf ausreichend Wasser und wiederkehrende Überschwemmungen angewiesen. Wie alle Eukalyptusarten wurde er im Mittelmeerraum eingebürgert. In Spanien gibt es z.B. riesige Pflanzungen, deren Holz in der Papierindustrie genutzt wird.

Bild 2: Es gibt aus größere Exemplare, dieses hier steht in Orroroo Australien

Quelle: Wikibedia, User Roo71, gemeinfrei

Der Rote Eukalyptus wächst als Baum, der Wuchshöhen von bis zu 30 Meter, gelegentlich auch mehr, erreicht. An gut bewässerten Standorten wächst der Baum gerade, kann aber an trockeneren Standorten krumme Äste entwickeln. Die Borke ist weich und weiß, grau bis rotbraun und schält sich in kurzen Bändern oder Flicken ab.
Beim Roten Eukalyptus liegt Heterophyllie vor. Die Jugendblätter und die Blätter an älteren Bäumen unterscheiden sich bei den meisten Eukalyptusarten deutlich. So sind auch die die Laubblätter an jungen Exemplaren des roten Eukalyptus breit-lanzettlich bis eiförmig und matt grau-grün. Die Laubblätter an der älteren Pflanze hingegen sind einfarbigen, matt grün oder grau-grün und schmal-lanzettlich bis lanzettlich, 8 bis 30 Zentimeter lang und 1 bis 2,5 Zentimeter breit. Sie besitzen einige bis viele schizolysigene Ölbehälter in den Bereichen zwischen den Nerven. Schizolysigen: die recht großen Ölbehälter entstehen durch die Bildung von Interzellularräumen (schizogen) und Auflösung betroffener Zellen (lysigen) unter Freisetzung des Öls in den entstandenen Hohlraum.
Reines Eukalyptusöl besteht zu 60 bis 80 % aus dem früher Eukalyptol genannten Cineol, und enthält daneben noch geringe Mengen Rechts-Pinen sowie möglicherweise etwas Camphen und Fenchon. In dem Rohöl finden sich die zum Husten reizenden Aldehyde der Buttersäure, Capronsäure und Baldriansäure.

Bild 3: Ast mit typischer Rinde


Bild 4: Laub des Roten Eukalyptus


An einem im Querschnitt stielrunden, 7 bis 25 Millimeter langen Blütenstandsschaft stehen in Gesamtblütenständen etwa sieben- bis elfblütige Teilblütenstände. Der stielrunde Blütenstiel ist 5 bis 12 Millimeter lang.

Bild 5: Blüten des Roten Eukalyptus

Quelle: Wikipedia, User uleli, CC BY-SA 2.0

Die Blütenknospe ist bei einer Länge von 6 bis 11 Millimetern und einem Durchmesser von 3 bis 6 Millimetern eiförmig. Die zwittrige Blüte ist radiärsymmetrisch mit doppelter Blütenhülle. Die Calyptra ist halbkugelig und schnabelförmig, länger als der Blütenbecher (Hypanthium) und so breit wie dieser.
Die Frucht ist bei einer Länge und einem Durchmesser von jeweils 5 bis 7 Millimetern kugelig oder eiförmig. Der Diskus ist erhaben und die Fruchtfächer stehen hervor.

Bild 6: Junge Fruchtstände des Roten Eukalyptus


Bild 7: reifende Fruchtstände des Roten Eukalyptus


Der Rote Eukalyptus bietet an seinen natürlichen Standorten im Jahresverlauf Lebensraum für viele Tierarten. Dazu gehören während der Überflutungen und durch herabgefallenes Totholz auch einige Fischarten, die Deckung finden und ihre Eier ablegen.

Mehr zum Eukalyptus: Wikipedia

Bild 8: Illustzration zum Roten Eukalyptus

Quelle: American Journal of Pharmacy, 1829, gemeinfrei (Wikipedia)


Zur Präparation:

Geschnitten habe ich den frischen Blattstiel freistehend und das frische Blatt in Möhreneinbettung auf dem Handzylindermikrotom mit Leica Einmalklingen im SHK Halter.
Die Schnittdicke beträgt je etwa 50 µm.
Die aus zwei Blättern bestehende Probe habe ich gut 24 Stunden vor der Präparation frisch vom Baum genommen und eingerollt in einer kleinen, dicht schließenden Dose mit etwas angefeuchtetem Haushaltspapier transportiert.

Nach einer Schnittfixierung in AFE für ca. 24 Stunden wurden die Schnitte gut mit Aqua dest. ausgespült. Eine Bleiche z.B. mit Chloralhydrat war nicht notwendig.

Gefärbt habe ich mit frisch angesetztem W3Asim I nach Rolf-Dieter Müller für 7 Minuten mit einmaligem kurzen Erwärmen bis kurz vor den Siedepunkt.
Eine Beschreibung der Färbung findet Ihr hier: W3Asim II im Vergleich auf der Seite des MKB.
Nach der Färbung wurden die Schnitte in Aqua dest. für weitere 3 Stunden mit mehrmaligem Wechsel sanft differenziert.

Eingedeckt sind die Schnitte - nach gründlichem Entwässern in reinem Isopropanol - wie immer in Euparal.

Bild 9: Die zwei Probenblätter in der Transportdose


Zur verwendeten Technik:

Die Aufnahmen sind auf dem Leica DMLS mit dem 5x NPlan, den 10x, 20x und 40x PlanApos und dem 100x PlanFluotar entstanden. Die Kamera ist eine Panasonic GX7, die am Trinotubus des Mikroskops ohne Zwischenoptik direkt adaptiert ist. Die Steuerung der Kamera erfolgt durch einen elektronischen Fernauslöser. Die notwendigen Einstellungen zur Verschlusszeit und den Weißabgleich führe ich vor den Aufnahmeserien direkt an der Kamera durch. Der Vorschub erfolgt manuell anhand der Skala am Feintrieb des DMLS.

Alle Mikroaufnahmen sind mit Zerene Stacker V1.04 (64bit) gestackt. Die anschließende Nachbereitung beschränkt sich auf die Normalisierung und ein leichtes Nachschärfen nach dem Verkleinern auf die 1024er Auflösung (alles mit XNView in der aktuellen Version). Bei stärker verrauschten Aufnahmen lasse ich aber auch mal Neat Image ran.


Nun zu den Schnitten

Beginnen wir mit dem Blattstiel, dessen Leitbündel hübsch nierenförmig gebogen ist.

Bild 10a-c: Blattstiel von Eucalyptus camaldulensis in der Übersicht, frischer Schnitt und Pol, Bild 10b mit Beschriftung; alle Aufnahmen gestapelt




Bild 11a-c: Nun die gefärbten Schnitte, Bild 11b mit Beschriftung und die letzte Aufnahme wieder im Polarisationskontrast; alle Aufnahmen gestapelt



Der Blattstiel ist von einer einreihigen Epidermis mit ausgeprägter Cuticula umgeben. Darauf folgt ein von vielen, für den Eukalyptus typischen, schizolysigenen Ölbehältern unterbrochenes Kollenchym. Das Rindenparenchym ist eher schwach ausgeprägt und die Polaufnahme zeigt die vielen eingelagerten Calciumoxalat-Drusen.
So eingebettet finden wir das nierenförmig aufgebogene Leitgewebe des Blattstiels, das von einem nur wenige Zellen dicken, manchmal faserig unterbrochenen, Sklerenchymring umgeben ist. Der Aufbau des Leitgewebes selbst ist klassisch: außen das Phloem und innen das Xylem, beide werden von Markstrahlen unterbrochen; ein Cambium fehlt. Im Inneren des Leitbündels wieder ein Parenchym, in das einige Sklerenchymzellen eingelagert sind.
Informationen zu den Abkürzungen in den beschrifteten Bildern 10b und 11b sowie den folgenden beschrifteten Bildern findet Ihr wie immer auf der Webseite des MKB: Tabelle mit den Kürzeln und den zugehörigen allgemeinen Erläuterungen.
   
Schauen wir uns nun das Leitbündel noch einmal etwas genauer an:

Bilder 12a,b: Leitbündel im Blattstiel, Bild 12b mit Beschriftung; alle Aufnahmen gestapelt


Hier können wir den oben beschriebenen Aufbau etwas deutlicher erkennen, besonders die Markstrahlen und die im Inneren des Leitgewebes liegenden Sklerenchymzellen treten besser hervor. Es gibt kein Markparenchym! Aus meiner Sicht entsteht der nierenförmige Ring durch Umbiegen des flachen Leitbündels im verlauf des Blattstiels. Die Zellen im Inneren sind also ursprünglich oben liegendes Rindenparenchym und die Sklerenchymzellen darin gehören zum Sklerenchymring um das Leitbündel und wurden wie das Parenchym vom Leitgewebe umschlossen. Das ganze sollte am Blattgrund erkennbar sein, dort würde ich ein nur leicht sichelförmig gebogenes Leitgewebe erwarten. Leider habe ich kein Material mehr, um das zu prüfen.   

Kommen wir nun zum Blattspreit:

Die Mittelrippe nimmt die Form des Leitbündels im Blattstiel wieder auf:

Bilder 13a-e: Mittelrippe des Blattes, 13a,b frischer, ungefärbter Schnitt, 13c,d W3asim I, 13e Pol, Bilder 13b&d mit Beschriftung; alle Aufnahmen gestapelt





Wir sehen eine ähnliche Struktur wie beim Blattstiel, aber hier haben sich die beiden oben liegenden "Nierenbögen" vom Hauptleitbündel getrennt, das flach bzw. leicht gekrümmt darunter liegt. Die beiden oberen Nebenleitbündel wandern zum apikalen Ende des Blattes weiter zur Seite, biegen dann scharf ab und versorgen so die Blattspreite ausgehend von der Mittelrippe.
Dazu sehen wir einen deutlich ausgeprägtere Sklerenchymring, Reste des Kollenchyms, die allgegenwärtigen Ölbehälter und an den Rändern schon das beginnende dreilagige Assimilationsparenchym auf der Ober- und Unterseite der Blattspreite (äquifaziales Blatt).

Und in der Fläche?

Bilder 14a-j: Ungefärbter, frischer Schnitt in Übersicht und Detail, Bilder 14b,d,g&j mit Beschriftung, Bilder 14e&h im Polarisationskontrast; alle Aufnahmen gestapelt










Das Blatt des Eukalyptus ist äquifazial, was bedeutet, dass wir an Blattober- und Unterseite ein hier jeweils dreireihiges Palisadenparenchym (es gibt sogar kleine abschnitte mit vier Zellreihen) vorfinden. In der Blattmitte liegen die Nebenleitbündel und ein recht dünnes Schwammparenchym.
Die Epidermis ist auf beiden Seiten einreihig und trägt eine ausgeprägte Cuticula. Die substomatären Interzelllularräume der ebenfalls beidseitig auftretenden Stomata sind recht klein und unscheinbar. auch hier wieder jede Menge Ölbehälter und Drusen, die in den Bildern mit Polarisationskontrast besonders gut zu sehen sind.

Bilder 15a-k: Und nun nochmal in W3Asim I Färbung! Bilder 15b,d,g,i&k mit Beschriftung, Bild 15e im Polarisationskontrast; alle Aufnahmen gestapelt











In den gefärbten Schnitten zeigt sich, dass die Nebenleitbündel teils auch eine kleine Sklerenchymkappe haben. Im Polarisationskontrast wieder die wie Sterne leuchtenden Drusen und in den letzten Beiden Aufnahmen drei dicht nebeneinander liegende Stomata bei 1000facher Vergrößerung.

Vielen Dank fürs Lesen, Anregung und Kritik sind wie immer willkommen.

Herzliche Grüße
Jörg
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Hans-Jürgen Koch

Lieber Jörg,

ein interessanter Beitrag, der mir ausgezeichnet gefällt.

Frage: Wie hast Du das Eukalyptusöl aus den Proben entfernt ?

Gruß

Hans-Jürgen
Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

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Gerne per "Du"

Fahrenheit

Lieber Hans-Jürgen,

es freut mich, dass Dir der Beitrag zum Roten Eukalyptus gefällt und vielen Dank für Dein Lob!

Ich habe die Schnitte für 24 Stunden in AFE fixiert, mit Ethanol gespült und dann langsam in absteigenden Konzentrationen in Aqua dest. überführt. Vom Eukalyptusöl war danach nichts mehr zu sehen, sodass ich auf eine weitere Behandlung verzichtet habe.
In wenigen Schnitten finden sich kleine Artefakte ("Schmodder"), die ich auf Reste des Öls zurück führe, sonst ist aber alles sauber, wie es die Fotos zeigen.

Herzliche Grüße
Jörg
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Klaus Herrmann

Lieber Jörg,

sehr schöne Schnitte mit intensiver Färbung. Interessant dabei die Rotabstufungen, die ganz offensichtich von der Gewebezusammensetzung abhängt.

Ein Glück, dass der Zoll in Griechenland den verbotenen Schmuggel von Teile der griechischen Flora nicht entdeckt hat, sonst wärst du vielleicht immer noch auf der schönen Insel und müsstest dort bleiben, bis die Reparationsforderungen an die BRD abgeglichen sind. ;)

Wenn ich die vielen Oxalatdrusen sehe dann wundert mich, dass die Kolabären keine Nierensteine haben. Soviel zum oft vermuteten Fraßschutz durch Oxalat.
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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Detlef Kramer

Lieber Jörg,

mir gefällt Dein Beitrag ausgesprochen gut, vor allem die Färbung. Zwei Dinge sollte man bedenken. Es handelt sich nicht um die Blattspreite, sondern um ein Phyllodium, d.h. um ein zur Spreite umgebildeter Blattstiel. Und m. Erinnerung nach ist das Ganze unifacial, d.h es besteht nur aus Blattoberseite, die Blattunterseite ist reduziert. Dadurch liegen zwei Oberseiten übereinander. Dazu gibt es in allen Botanik-Lehrbüchern anschauliche Schemen, wie letztlich aus einem unifacialen Rundblatt (Beispiel: Schnittlauch) ein unifaciales Flachblatt ensteht. Normale, bifaciale Flachblätter gibt es bei Eucalyptus-Arten auch. Wenn Du möchtest kann ich Dir im nächsten Frühsommer welche zukommen lassen.

Herzliche Grüße
Detlef
Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

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Bob

Hallo Jörg,
wieder ein toller Beitrag von Dir!

Es wäre sicher schade gewesen, wenn sie Dich da behalten hätten, aber auch aus solchen Situationen kann etwas Gutes entstehen:
McArthur hat in japanischer Kriegsgefangenschaft weiter an der Malaria geforscht, und sogar die Grundlagen für sein Reisemikroskop entwickelt - es geht also, wenn man will! ;D
http://www.geocities.jp/saitohmoto/essay/mcarthur/mcarthur-en.html

Viele Grüße,

Bob

Fahrenheit

Liebe Freunde,

vielen Dank für Euer Lob, das mich wie immer sehr freut!

Lieber Klaus,

ja, ich gehe davon aus, dass hier der unterschiedliche Ligningehalt in den Zellen ausschlaggebend ist. Orange bei eher weniger Lignin, rot bei eher mehr Lignin.
Was Allerweltspflanzen, Muscheln und Kiesel angeht: die darf man schon mitnehmen. Wenn es geschützte Arten sind, wird es ggf. ungemütlich und bei Antiken wird es ganz sicher sehr ungemütlich.
Allerdings hatte ich bei meinem Schwamm schon geschaut, ob er ggf. zu einer geschützten Art gehört, aber nicht wirklich etwas gefunden. Eukalyptusblätter hingegen sind sicher kein Problem, so lange Du sie nicht Schiffladungsweise am Zoll vorbei schiebst ... ;)       

Lieber Bob,

vor zwei Wochen wurde es in Griechenland auch langsam kühl - da wollte ich schon heim. Danke auf jeden Fall für den interessanten Link!

Lieber Detlef,

ich habe ein wenig nachgelesen und einige Stellen gefunden, die Phylloden bei Eukalyptus beschreiben. Allerdings keine direkten Aussagen zu Eucalyptus camaldulensis. Auch Esau hat den Eucalyptus insgesammt 7 mal referenziert, aber nicht im Zusammenhang mit Phyllodien. Hast Du da was im Regal oder auf der Platte?

Ich muss nämlich sagen, dass ich ob der Schnitte nicht ganz überzeugt bin: mir fehlen am Blattstiel (der ist wirklich ja wirklich oval ohne Kanten) und am eventuellen Phyllodium Hinweise auf die Reduktion der Blattunterseite und die Faltung. Erwarten würde ich:
- Eine kleine Spur auf der Unterseite als Zeichen der Reduktion
- weniger Seitenleitbündel oder gar eine Parallelnervigkeit als Hinweis auf die Bildung aus dem Blattstiel
- Am apicalen Ende einen kleinen Rest der eigentliche Blattspreite (ok, so genau habe ich da nicht hingeschaut, aber mit dem von den Sansevierien geübten Auge wäre mir das vermutlich doch aufgefallen)
- Zumindest eine Reihe durchgehender Zellen des Assimilationsparenchyms ober- und unterhalb des zentralen Leitbündels
- Im Blattstiel und im Mittelleitbündel sehen wir eine Auffaltung des Leitgewebes nach oben, das heisst, der reguläre Teil in der Folge Xylem - Phloem (von innen nach außen) liegt unten. Müsste das dann nicht umgekehrt verlaufen?

Euch allen herzliche Grüße und einen schönen Sonntagabend!
Jörg
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Fahrenheit

Lieber Rolf,

auch Dir vielen Dank für Dein Lob!

Herzliche Grüße
Jörg
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Detlef Kramer

Lieber Jörg,

wie schön, dass Du nicht jede Kröte von mir kritiklos schluckst. So bin ich gezwungen zu reflektieren. Ich schlage vor, die Frage, ob es sich um ein Phyllodium handelt von der der Anatomie (unifaciales Flachblatt) zu trennen.

1. ob es sich tatsächlich um ein Phyllodium handelt, lässt sich aus meiner derzeitigen Sicht nicht abschließend klären. Immerhin hast Du eine Literaturstelle gefunden, die Phyllodien in der Gattung Eucalyptus erwähnt. Im Strasburger steht, dass sich bei einigen Arten Primär- und Folgeblätter unterscheiden. Wenn Primärblätter, dann unterscheiden sie sich bei den verschiedenen Arten. Die Folgeblätter sind stets von der sichelförmigen Gestalt, wie vin Dir beschrieben. Das ist natürlich kein Beweis sondern allenfalls ein Hinweis. Der Beweis müsste über eine Untersuchung der Enbryonalentwicklung erfolgen - etwas für Spezialisten, die viel Zeit haben (Du?).

2. dass es sich tatsächlich um ein unifaciales Flachblatt handeln könnte, erkennt man daran, dass alles, Palisadenparenchym, Spaltöffnungen und Leitbündel spiegelbildlich angeordnet sind, z. B. die Leitbündel: Phoem mal unten, mal oben. Das soll mir mal zunächst genügen. Weitere Argumente können wir im Frühsommer sammeln, wenn bei uns die verschiedenen E.-Arten wieder im Garten stehen und treiben.

Herzliche Grüße
Detlef

PS Rolf, was sagst Du zu alledem?
Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

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Fahrenheit

Lieber Detlef,

angenommen! Vielleicht lässt es sich einrichten, dass ich an einem Samstag im Frühjahr vorbei komme und wir uns das Ganze gemeinsam an der Pflanze und im Schnitt ansehen? Würde mich echt freuen. Dabei könne wir einmal alles übereinander legen, was wir zu dem Thema haben und schauen, was wir heraus bekommen.

Bei meinem letzten Kontakt zu Dr. Burrows wegen der Wollemie schrieb er mir, dass er aktuell an Eukalyptus arbeitet (es geht wohl um die Regenaration der Rinde und des Bastes bei Brandverletzungen). Ich werd' ihn auch einmal anschreiben, vielleicht weiß er Rat oder hat Literaturstellen zur Hand.

Die Heterophyllie gibt es auch beim Roten Eukalyptus. Die Blätter am jungen Baum sind eher breit und liegen am Spross an. Nicht, dass ich bisher welche gesehen hätte, aber so sagt es die Beschreibung in der Wikipedia. Anhand der Lage der Knospen am Spross müsste sich doch eigentlich auch sagen lassen, ob es sich um ein Blatt oder ein Phyllodium handelt (Sprossverzweigung immer in Blattachseln wenn ich das recht erinnere)? Ich nehme an, darauf beziehst Du Dich mit Deinem hinweis auf die Embryonalentwicklung?

Wenn würde ich eher zu einem Phyllodium als zu einem abgeflachten Rundblatt tendieren ... :)

Herzliche Grüße
Jörg
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Detlef Kramer

ZitatWenn würde ich eher zu einem Phyllodium als zu einem abgeflachten Rundblatt tendieren ... :)
Das eine schließt doch das Andere nicht aus. Ansonsten: mit allem einverstanden! Übrigens: bei einigen Acacia-Arten findest Du ganz ähnliche Entwicklungen.

Herzliche Grüße
Detlef
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Fahrenheit

#12
Liebe Pflanzenfreunde,

[edit]
ich muss mich korrigieren, hier ist mir eine üble Verwechselung unterlaufen:

Zitatum hier schon einmal den Kurs aufzuzeigen: wenn es sich bei E. camaldulensis um Phyllodien handelt, dann sollten sie in den Blattachseln erscheinen. Die Blätter wären dann zu kleinen Schuppen fast oder gänzlich unkenntlich zurück gebildet.

Dies würde für ein Phyllokladium, also einen blattähnlich umgebildeten Zweig (Spross) gelten, wir wie ihn bei der Schirmtanne (Sciadopitys verticillata) kennen. Dort sogar zwei miteinander verwachsene Zweige.

Wir sprechen hier aber über Phyllodien, das sind blattartig verbreiterte Blattstiele, wie sie bei Acacia und auch Sansevieria auftreten. Somit war das vorher geschriebene Quatsch und die gezeigten Bilder haben keinerlei weiterführende Aussage.  :-\

Daher habe ich diesen Teil meines Beitrags gelöscht.
Lieben Dank an Detelf!

[/edit]

Wie angekündigt, habe ich auch Dr. Geoffry Burrows angeschrieben, der zur Zeit zum Thema Photosynthese in der Rinde verschiedener Eukalyptusarten arbeitet. Er hat 2001 den ArtikelCOMPARATIVE ANATOMY OF THE PHOTOSYNTHETIC ORGANS OF 39 XEROMORPHIC
SPECIES FROM SUBHUMID NEW SOUTH WALES, AUSTRALIA
veröffentlicht, in dem er unter anderem auf die Blattanatomie von 6 verschiedenen Eukalyptusarten eingeht. Hier spricht er von isobilateralen (äquifazialen) Blättern mit bis zu 12 Zellreihen im Palisadenparenchym auf beiden Blattseiten.

Geoff schreibt, dass ihm Phyllodien bei Acacia Arten sehr wohl bekannt sind (in seinem Artikel sind ebenfalls 6 davon beschrieben - oft werden schon am 3. oder 4. Knoten oberhalb der Keimblätter Phylloduien gebildet), er jedoch keine Eukalyptusarten kennt, die Phyllodien bilden. Für mich ein starkes Indiz, jedoch bei über 600 Eukalyptusarten zunächst noch kein Ausschluss.

Herzliche Grüße
Jörg
 
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