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Mikroskopie von Holzkohle

Begonnen von Christian Linkenheld, August 08, 2019, 15:37:20 NACHMITTAGS

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Christian Linkenheld

Hallo,

hat jemand Erfahrung mit der Mikroskopie von Holzkohle?
Es geht besonders um die Untersuchung von Holzkohle zwecks Bestimmung der ursprünglichen Baumart in archäologischen Proben. Die Proben werden bislang mit dem Stereomikroskop untersucht - das kommt aber immer wieder an sein Grenzen. Intuitiv würde ich als Hauptproblem die optische Charakteristik sehen (schwarz und gleichzeitig reflektierend) und die ggf. notwendige Präparation für eine weitgehend plane Oberfläche. Angedacht ist erst einmal ganz generell ein Auflichtmikroskop. Aber vielleicht hat hier jemand mit der Materie schon Erfahrungen gesammelt.

viele Grüße

Christian

liftboy

Hallo Christian,

schau doch mal in der Literatur nach "Veraschungspräparate".
Der Schlüter hat da was zu geschrieben.

Grüße
Wolfgang
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=785.msg3654#msg3654
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Das Erstaunen bleibt unverändert- nur unser Mut wächst, das Erstaunliche zu verstehen.
Niels Bohr

momotaro

#2
Hallo Christian,

auf die Schnelle, siehe Anhang: Gärtner, Schweingruber, Microscopic Preparation Techniques for Plant Stem Analysis.
Im Literaturverzeichnis zitiert:
Schweingruber FH (2012) Microtome sections of charcoal. IAWA Journal 33: 327–328.

Lg Helmut

,,Die Kunst ist lang, das Leben kurz, das Urteil schwierig, die Gelegenheit flüchtig." — Johann Wolfgang von Goethe Wilhelm Meister's Lehrjahre (1786–1830)

Heiko

#3
Hallo,

leider nicht sachdienlich, nur illustrierend: Kohlereste Buche vom Grill:



Gruß, Heiko

Berichtigung:
Nicht Buche, Nadelholz, höchst wahrscheinlich Fichte.

ewald

Hallo,
Vielleicht läßr sich etwas finden in: Freund, Hugo, Handbuch der Mikroskopie in der Technik, Bd II/1,  Mikroskopie der Steinkohle, des Kokses und der Braunkohle. Frankfurt 1955. Leider schon etwas älter.
Mit besten Grüßen
Ewald

Peter V.

Hallo Christian,

ich kann zwar nichts Sachdienliches beisteuern, aber trotzdem interessehalber gefragt: Was ist mit archäologischer Holzkohle gemeint? Durch Inkohlung "verkohltes" Holz oder Holz von historischen Feuerstätten?

Herzliche Grüße
Peter
Dieses Posting ist frei von kultureller Aneigung, vegan und wurde CO2-frei erstellt. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Christian Linkenheld

Hallo Peter,

es geht tatsächlich um Überreste von verbranntem  Holz.

viele Grüße

Christian

CMB

#7
Hallo Christian,
In der Kriminaltechnik beschäftigt man sich mit solchen Fragen, da gibt es Literatur zu.
Mikroskopietechnisch gibt es spezielle Einrichtungen (Stachblende)zur Kohlemikroskopie( zB beim Jenalab Pol), wo mit speziellen Blenden eine Analyse von Strukturen nach dem Prinzip ,,Schwarze Objekte auf schwarzem Hintergrund" im  Auflicht - Dunkelfeld möglich ist. ( Klingt absurd, funktioniert aber sehr gut)Je nach dem Grad der Zerstörung kann man da aber im Regelfall(Verkohlung, nicht Verbrennung!) die artspezifischen Strukturmerkmale der Hölzer aus der Mikroskopie des Holzes zur Analyse heranziehen.

Ein Überblick über die Techniken bietet dieser Link:

http://www.mikroskopie-bonn.de/bibliothek/geologie/182.html

Und hier findet sich eine Beschreibung(u.a.) der Stach -Blende .
https://www.google.com/amp/s/mikroskopie.me/2017/11/19/polmikroskop-jenalab-pol-u/amp/

Grüße sendet


CMB

Werner

Die hier genannte Stach-Blende habe ich an meinem Zetopan serienmäßig wohl auch, Ausblendung des zentralen Lichtbündels. Ich nehme sie für Auflicht-Dunkelfeld.
Oder ist die optische Abbildung beim Jenalab da anders?

Gruß - Werner

CMB

#9
Moin in die Runde,

die Blendenkonstruktion am Zetopan kenne ich nicht. Beim Jenalab Pol bewirkt diese ( Dunkelfeld) Blende im Zusammenspiel mit Auflichtpolarisation, dass die Reflexe der Kohlen -  Oberfläche  verschwinden und feinste Strukturdetails ( schwarz auf schwarz) sichtbar werden.

Ich habe damit bei einer Analyse durch einen Brand verkohlten Holzes sowohl die Holzart als auch einen ( verkohlten) Holzkäfer innerhalb von Gängen identifizieren können.

Grüße sendet
CMB


beamish

Zeiss RA mit Trinotubus 0/100
No-Name China-Stereomikroskop mit Trinotubus
beide mit Canon EOS 500D

Dünnschliffbohrer

Hallo in die Runde,
noch eine Ergänzung zu CMB´s Hinweis: Die besagte Stach´sche Blende gab es nicht nur für das Janalab Pol, sondern war auch beim Poladun VI serienmäßig dabei, und gab es für das kleine Poladun IV als Zubehör. Letztere wird in der Bucht selten mal als "Phasenkontrasteinrichtung" angeboten, weil sie so aussieht aber keine ist. Für die Kohlepetrographie hatte ROW dazu noch eine eigene Serie Auflichtobjektive, hochaperturig und mit Immersion. Ich muss gestehen, dass ich beide Einrichtungen noch nicht ausprobiert habe. Es steht aber auf dem Programm. Zwei Kohleproben habe ich schon vor langem angeschliffen, aber noch nicht poliert.
"Und Gott sprach: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; und er schuf um ihn Laubmoose und Lebermoose und Flechten und ein Mikroskop!"
[aus: Kleeberg, Bernhard (2005): Theophysis, Ernst Haeckels Philosophie des Naturganzen,  S. 90]

beamish

Zeiss RA mit Trinotubus 0/100
No-Name China-Stereomikroskop mit Trinotubus
beide mit Canon EOS 500D

Placodus

Hallo Christian,

ich habe Hölzer und Holzkohle vor etlichen Jahren (frei)beruflich bestimmt, oft innerhalb einer archäobotanischen Arbeitsgruppe (Süddeutschland: Pestenacker, Roseninsel; Mitteldeutschland: Zwenkau (Archäologische Befunde, nicht Braunkohle), Syrien: (Kleine) Mitarbeit am Band: Tall Bi'a / Tuttul–III. Die Schichten des 3. Jahrtausends v. Chr. im Zentralhügel E. ), Hin und wieder Einzelbefunde aus Deutschland. Die Holzbestimmung selbst habe ich im Studium (Forstwissenschaften, damals bei D. Grosser) gelernt.

Ich bin immer von der Bestimmungsliteratur für "normales Holz" ausgegangen (Schwerpunkt hier eindeutig Schweingruber, aber auch weitere Autoren wie Grosser, Wagenführ) und habe keine spezielle "Holzkohlen"-Literatur verwendet. Um die Merkmale der drei Schnittebenen (Q/T/R) auch bei den Holzkohlen besser zu beurteilen, habe ich mir eine kleine Holzkohlen-Vergleichssammlung angelegt - aber nur von wichtigen einheimischen Arten. Bei der Bestimmungsliteratur habe ich aber auch etwas weitere Gebiete abgedeckt (Vorderer Orient, Sahara, Sahel, Ostmediterraner Raum).

Die Bestimmung selbst unter dem Stereomikroskop (CZJ), für das ich mir damals eine 2fach Vorsatzlinse zugelegt habe. Schweingruber oder Schoch (müsste ich jetzt länger suchen) haben in der Literatur auch ein improvisiertes Auflicht erwähnt - eine etwas weitere Papierhülse um das jeweilige Objektiv eines Durchlichtmikroskopes gesteckt und von außen angestrahlt. Dabei ist anzumerken, dass es nicht um Fotografie ging (wie beim sehr schönen!!! Holzkohlen-Foto von Heiko weiter vorn), sondern um das Auffinden einzelner Merkmale - je nach Holzart.

Grenzen der Bestimmungsmöglichkeiten waren entweder "familiär" bedingt, Rosaceen z,B., oder die mitunter erheblich abweichende Anatomie z.B. von Wurzelholz.

Soviel mal vorab als Information, für mehr stehe ich Dir gerne zur Verfügung.

Herzliche Grüße,

Placodus

Gerd Schmahl

Hallo,
würde es nicht sinnvoll sein die Holzkohlebrocken in ein Harz einzugießen (mit Vakuumierung zur Porenfüllung), um dann plane Anschliffe herstellen zu können, möglichst in den drei für die Holzbestimmung notwendigen Schnittebenen? Voraussetzung wäre natürlich, dass die Proben groß genug sind.
Die für die Poladun-Mikroskope von ROW angebotenen Immersionsobjektive niedriger Vergrößerungen (10x und 25x) hatten vor allem den Sinn störende Reflexionen zu minimieren. Auch das könnte interessant sein.
Beste Grüße
Gerd
Man sagt der Teufel sei, im Detail versteckt,
doch hab' ich mit dem Mikroskop viel Göttliches entdeckt.