Meine ersten herzeigbaren Mikrofotos

Begonnen von Alex H., Oktober 05, 2019, 14:36:38 NACHMITTAGS

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plaenerdd

#15
Hallo Alex,
nochmal zum Kondensor: Die Klapplinse unter dem Kondensor klappt man nur ein, um das große Bildfeld gering vergrößernder Objektive auszuleuchten (, z.B. beim 3,5er Planobjektiv). Schon beim 8er oder 10er gehört die eigentlich ausgeklappt.
Desweiteren bemüht man sich, die Beleuchtungsapertur (den Winkel des Strehlenkegels mit dem durch das Objekt geleuchtet wird) möglichst nah der Apertur des Objektives anzupassen. Das geht bei höher vergrößernden Objektive, wie dem 40 er nur, wenn die Frontlinse des Kondensors nahe dem Objektträger ist. Wenn Du den Kondensor herunterfährst, ist das, als ob Du die Aperturblende zuziehen würdest. Der Kontrast wird gesteigert, aber das Auflösungsvermögen verringert (sieht man sehr deutlich an Deinem letzten Pollenbild).
Für eine gute schiefe Beleuchtung gild das auch. Deshalb ist die Verwendung einer Blende, die nur einen seitlichen Teil des Lichtkegels, des ansonsten ordentlich eingestellten Kondensors zum Objekt schickt so ziemlich das Optimum. Dazu muss die Aperturblende aber relativ weit offen sein, sonst nimmt die diesen Strahl ja wieder weg. Dann wirds duster.

Eine gute Möglichkeit, die einzelnen Schärfeebenen fotografisch zu dukumentieren und wieder zu geben sind animierte GIF-Dateien. Diese kann fast jedes bessere Bildbearbeitungsprogramm, das mit Ebenen arbeitet, erzeugen (Ich nutze dazu GIMP oder PICOLAY). Eine GIF-Datei kann in jedem Browser wiedergegeben werden. Auch für Zeitrafferabläufe sind sie gut geeignet und nehmen dabei viel weniger Speicherplatz ein wie ein Filmchen. Hier ein Beispiel: Teilung einer Micrasterias (auf das kleine Vorschaubild klicken).
Beste Grüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

Bob

Hallo Alex,
es gibt in der Mikroskopie immer die Gratwanderung Auflösung<>Kontrast. Das Auge kann aufgelöste Details ja erst wahrnemen, wenn sie mit einem bestimmten Mindestkontrast gezeigt werden. Der flüchtige Betrachter braucht mehr Kontrast als der erfahrene Mikroskopiker, der weiß, wonach er sucht.
Am besten man stellt das Bild erstmal für beste Auflösung ein, erhöht denn wenn nötig den Kontrast etwas, und guckt sich in das Bild rein. Deine Bilder sind schon wirklich gut, es geht da nur noch um die Optimierung im Detail.
Dein Ölimmerionsobjektiv würde Dir mit Bordmitteln eine Verdoppelung der Auflösung erlauben - probiere das ruhig mal aus.
Pollen sind ja sehr räumlich, da bietet sich Stacking an. Ich benutze PICOLAY, das funktioniert gut, man muss sich nur erstmal etwas einarbeiten.

Viele Grüße,

Bob 

Alex H.

Hallo miteinander!

Zwischendurch mal vielen Dank für die rege Beteiligung! Ich werde all eure Tipps und Ratschläge durcharbeiten, und hier demnächst hoffentlich wieder meine Fortschritte auf dem Gebiet der Mikrofotografie posten können.

@ADi,

hauptsächlich arbeite ich mit meinem 20er Objektiv, welches ich mir extra zu meinem Biolam-Konvolut angeschafft habe. Da ich mich aber auch für die Fortpflanzungsanatomie der Kryptogamen, für Sporen, Flechten sowie für Pollen interessiere, wird ab und an auch mein 90er Öl zum Einsatz kommen. Die Vergrößerung liegt hierbei um 1000x.
Natürlich möchte ich alles nutzen was meine Ausrüstung her gibt, und so möchte ich früher oder später - wenn es denn geht - Versuche im Auflicht durchführen.

@Gerd,

die Klapplinse habe ich bisher immer im Strahlengang eingeschwenkt gelassen, danke für die Info wie's richtig gemacht wird! Ich werde mich auch mal der Sache mit der Kreutz-Blende annehmen. Kann ich die einfach aus schwarzem Karton anfertigen und in den Filterhalter legen?
Die Idee mit der GIF-Datei klingt sehr interessant. Das ist dann was für später, wenn ich mein Biolam voll im Griff hab'.  :)

@Bob,

als Anfänger neigt man wohl etwas dazu den Kontrast zu hoch einzustellen. Bereits jetzt nach wenigen Tagen finde ich mein Bild im Einstiegsposting als zu kontrastreich. Anfänglich war ich recht zufrieden damit.
Mein bressergelabeltes Biolam hat für die Feinfokusierung das große Tellerrad im Fuß. Ich komm' sehr gut damit zurecht, hab aber gelesen dass sich diese Ausführung für's Stackimg nicht so eignen soll. Stimmt das, bzw. brauche ich fürs Stacking weitere Hardwear. Ich strebe ja keine Bilder an wie sie von den Fotokünstlern ab und zu hier im Forum gepostet werden, aber ein dezentes Stacking wäre schon interessant, oder eine Alternative, wie eben die von Gerd angesprochene GIF-Datei.

Grüße
Alex
Botanik, vorrangig heimische Wildpflanzen, die Morphologie der Sporen, Pollen, Blüten, Früchte und Samen, Blütenökologie, Kryptogamen im Allgemeinen;
Stereolupe: optimiertes LZOS MBS-10; Mikroskop: gut ausgestattetes LOMO Biolam;

Bob

Hallo Alex,
Stacking wird in einem weiten Rahmen betreiben. Maximal wirst Du so viel Tiefe überdecken wollen, wie Dein Objekt dick ist - bei Pollen also wenig. Willst Du dagegen eine Hummel von vorne bin hinten scharf haben, brauchst Du ein Mikroskop-Stativ, dessen Feintrieb einen so langen Weg lückenlos abdeckt. Das Biolam basiert ja auf dem Zeiss Jena LG, einer bahnbrechenden, 1934 vorgestellten Entwicklung. Da ist, wie auch bei vielen viel teureren Mikroskopen, Feintrieb und Grobtrieb getrennt, und der Feintrieb hat nur einen Weg von z.B. 2mm. Bei den Sachen, die Du beschreibst, wird Dich das nie einschränken. Und der Scheiben-Feintrieb ist weitgehend unkaputtbar - eine Sorge weniger.

Viele Grüße,

Bob

plaenerdd

Hallo Alex,
der Nachteil des Feintrieb "Scheibe" gegenüber dem "Urwerk" liegt eigentlich nur darin, dass er keine echte Skala zum Ablesen hat, was von Vorteil ist, wenn man in immer gleichen Abständen ein Foto machen möchte. Du müsstest Dir irgendetwas überlegen, wie Du die Rillen im Feintrieb kennzeichnest und am Fuß einen Anlesepunkt definieren/markieren. Dann sollte das auch bei der "Scheibe" möglich sein die Abstände aus zu zählen. Ich denke sogar, dass der Verfahrweg des Feintrieb "Scheibe" größer als 2mm ist, aber das ist mehr ein Gefühl als ein Wissen.

Für die Herstellung von Filtern aller Art eignen sich Münzkapseln als Träger sehr gut. Für unsere Biolämmerherde in der Schule habe ich Polfilter und Dunkelfeldblenden daraus gebaut. Bei den Kapseln wird aber meist nur der Innendurchmesser angegeben. Diese mit 26mm Innendurchmesser sollten passen. Sie eignen sich auch gut als Mini-Petrischalen und Mikroaquarien sowie zum Aufbewahren von trockenen Proben. Ich habe mittelgroße Mikrofossilen darin gelagert wie Fischzähne und Foraminiferen. Für die ganz kleinen Sachen sind sie nicht geeignet, wegen der Neigung sich auf zu laden und die Sachen dann entweder gleich wieder weg springen zu lassen oder nicht wieder freiwillig her zu geben.
Für die Blende zur Schiefen Beleuchtung reicht auch erst einmal eine Pappscheibe. Mache mehrere Versuchen! Hier findest Du ein paar Anregungen.
LG Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

Bob

Hallo Alex,
ich findes es übrigens interessant, dass mit Dir mal jemand Bilder zeigt, die er mit dem oft belächelten Lomo Biolam gemacht hat. Auch wenn dieses Mikroskop vom Konzept her über 80 Jahre alt ist und nicht in allen Punkten modernisiert werden kann, gibt es trotzdem nichts Wesentliches daran zu bemängeln und man kann damit einwandfrei arbeiten.
Es gab dazu von Lomo auch eine richtige Auflicht-Einrichtung zur Untersuchung ebener, undurchsichtiger Präparate im Hellfeld/Dunkelfeld/Polarisationskontrast-Auflicht. Vielleicht kann Liftboy-Wolfgang sowas mal zeigen (Wenn seine Bilder denn sichtbar werden ;D).

Angehängt habe ich einen Schnappschuss von Radiolarien-Material. In einer Petrischale auf ein Stück Schubkarrenschlauch-Gummi gelegt und einfach mit (6,3:1???) Durchlichtobjektiv einen Stack aufgenommen. Beleuchtung mit Schreibtischlampe von der Seite. Ich brauchte ein schnelles Foto für ein MIKRO-Hamburg-Thema....

Viele Grüße,

Bob

Alex H.

Hallo Bob,

auch mit dem Biolam scheint ja so einiges möglich zu sein.
Danke für das Bild!

Grüße
Alex
Botanik, vorrangig heimische Wildpflanzen, die Morphologie der Sporen, Pollen, Blüten, Früchte und Samen, Blütenökologie, Kryptogamen im Allgemeinen;
Stereolupe: optimiertes LZOS MBS-10; Mikroskop: gut ausgestattetes LOMO Biolam;

Alex H.

Hallo,

ich bin momentan beruflich etwas eingespannt, ein wenig Zeit für's Mikrofotografieren habe ich aber heute doch gefunden.

Mein heutiges Bild zeigt wieder Pollen des Gewöhnlichen Leinkrauts (Linaria vulgaris), da ich diesen Thread mit diesem Objekt begonnen habe, und man so wohl am ehesten Vergleiche anstellen kann.

Beim Objekt handelt es sich wieder um ein in Euparal eingedecktes Dauerpräparat. Die Beleuchtung erfolgte wieder mit einer Jansjö, die ich mit einer Milchglasplatte gedämpft hatte, sowie einem Mikroskopspiegel. Obwohl ich das 40er Objektiv verwendet habe, musste ich bei dieser Beleuchtung die Klapplupe im Strahlengang belassen, da das Licht ansonsten so diffus war dass alles überstrahlt wurde und man nichts mehr erkennen konnte. Der Kondensor befindet sich knapp unterhalb des OT, die Irisblende ist voll geöffnet, eine Kreuzblende habe ich noch weggelassen. Das Bild entstand also ohne schiefe Beleuchtung. Das Bild ist bis auf die Wahl des Ausschnittes, der Entfernung ein paar diffuser Flecken auf dem Hintergrund und dem Einfügen der Beschriftung nicht bearbeitet.




Eure Tipps und Ratschläge konnte ich leider aus zeitlichen Gründen noch nicht alle ausprobieren bzw. umsetzten, werde das aber in den nächsten Tagen machen und weiter berichten.

Grüße
Alex

Botanik, vorrangig heimische Wildpflanzen, die Morphologie der Sporen, Pollen, Blüten, Früchte und Samen, Blütenökologie, Kryptogamen im Allgemeinen;
Stereolupe: optimiertes LZOS MBS-10; Mikroskop: gut ausgestattetes LOMO Biolam;

Bob

Hallo Alex,
der Kondensor erwartet eigentlich ein paralleles Strahlenbündel von etwa 30mm Durchmesser in ca. 25cm Entfernung. Deine Lichtquelle ist größer und dichter dran. Vielleicht platzierst Du den Lampenkopf mal in 25cm Abstand und spiegelst ihn direkt ein. Wenn das nicht gut ist, stellst Du die Mattscheibe direkt davor, so dass darauf eine helle Teilfläche enteht.

Viele Grüße,

Bob

plaenerdd

Hallo Axel,
das irritiert mich jetzt aber ein wenig:
Zitat von: Axel H.Obwohl ich das 40er Objektiv verwendet habe, musste ich bei dieser Beleuchtung die Klapplupe im Strahlengang belassen, da das Licht ansonsten so diffus war dass alles überstrahlt wurde und man nichts mehr erkennen konnte.
Hast Du mal an der Aperturblende gespielt? Bei komplett offener Blende ist das Bild natürlich sehr kontrastarm.
Ich habe auch schon viel mit solchen Mattfolien gearbeitet. Die Folie muss nicht sehr weit weg sein, aber Du solltest die Lampe etwas weiter von der Mattscheibe weg plazieren, als auf dem Foto mit dem Defusor und der Jansjö, um so gleichmäßiger wird er das Bild ausleuchten.

Die kleine Lichtquelle ohne Defusor ein zu spiegeln gibt ein grausames Bild. Da kannst Du auch gleich den Kondensor ganz runter fahren und die Aperturblende ganz zuziehen.
LG Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
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Alex H.

#25
Hallo,

hier mal ein von der Beschriftung abgesehen unbearbeitetes Bild von Sporen des Holzkohlepilzes Daldinia concentrica. Das Foto entstand wie alle hier bisher gezeigten Bilder mit dem Smartphone durch das K7x-Okular auf meinem Biolam. Die Beleuchtung erfolgte mit einer Jansjö, einer Milchglasplatte als Diffusor und dem Mikroskopspiegel. Das Objekiv ist ein A 90x1,25 Öl.
Kann mir jemand sagen warum die Sporen auf dem Foto eine Doppelkontur haben? Ist die Aufnahme verwackelt, liegts am Maiskeimöl als Immersionsölersatz, an Qualität der Smartphonekamera, der Qualität der optischen Bauteile meines Biolam, oder sind die physikalischen Grenzen ganz einfach ausgeschöpft?



Für Dokumentationszwecke finde ich das Bild ja halbwegs in Ordnung, aber wenn ich's besser machen kann...

EDIT: Auch hier handelt es sich um ein in Euparal eingedecktes Dauerpräparat-

Grüße
Alex

Botanik, vorrangig heimische Wildpflanzen, die Morphologie der Sporen, Pollen, Blüten, Früchte und Samen, Blütenökologie, Kryptogamen im Allgemeinen;
Stereolupe: optimiertes LZOS MBS-10; Mikroskop: gut ausgestattetes LOMO Biolam;

Bob

Hallo Alex,

für mich sieht das schon ziemlich gut aus, die Sporen sind ja nur 10µ groß, da kann man an Strukturauflösung gar nicht mehr so viel erwarten.
Die Doppelkontouren sehe ich, eher links-rechts als oben unten. So richtig nach grobem Aufnahmefehler sehen die für mich nicht aus. Ist das ein Spiegel, der auf der vorderen oder hinteren Seite verspiegel ist?

Viele Grüße,

Bob

cabo

Hallo Alex

Alle deine Bilder, ob gewollt oder nicht, sind schief beleuchtet. Ich denke dass auch die "Doppelkonturen" deines letzten Bildes von einer schiefen optischen Achse herrühren.

Deine Konstruktion mit diffundierter Jansjö setzt dir halt gewisse Grenzen.............  die man aber sicher ausreizen kann.

Gruß

Christian

Alex H.

Hallo Bob,

du hast Recht, die Sporen sind schon sehr klein. Der Spiegel ist beidseitig verspiegelt. Eine Seite ist plan, die andere konkav.

Hallo Christian,

bei den Pollen war die schiefe Beleuchtung gewollt, bei den anderen Aufnahmen nicht.

Die Doppelkonturen sind mit dem Auge durch die Okulare betrachtet nicht sichtbar oder fallen zumindest nicht so ins Gewicht wie sie dann auf dem Foto abgebildet werden.

Grüße
Alex
Botanik, vorrangig heimische Wildpflanzen, die Morphologie der Sporen, Pollen, Blüten, Früchte und Samen, Blütenökologie, Kryptogamen im Allgemeinen;
Stereolupe: optimiertes LZOS MBS-10; Mikroskop: gut ausgestattetes LOMO Biolam;

Bob

Hallo Alex,
worauf ich hinaus wollte: Ein normaler (Schmink-)Spiegel besteht aus Glas, das auf der Rückseite versilbert ist. Da hat man also zwei reflektierende Ebenen, was sich hauptsächlich bemerkbar macht, wenn man schräg hineinblickt. Das könnte eine Doppelkontur hervorrufen.

Viele Grüße,

Bob