Re: Tetracyanoplatinate antike englische Präparate

Begonnen von Klaus Herrmann, März 04, 2020, 12:13:06 NACHMITTAGS

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Klaus Herrmann

Hallo Poleriker,

Heiko hat mich mit seinem eher wissenschafftlich betonten Beitrag erinnert, dass ich in meiner Sammlung alter englischer Präparate auch einige Polpräparate habe. Bei denen liegt der Fokus eher in der Augenergötzung. Einkristalle findet man darin kaum. Eine Jahreszahl deutet auf 1862 (nicht das Produktionsjahr, sondern das Jahr in dem die Firma
London stereoscopic photographic company auf einer internationalen Ausstellungen vertreten war. Hier mit dem Kalium-Salz der Tetracyanoplatinsäure.

Erst Barium-, dann zwei Mal Kalium-Salz mit Lambda und Lambda/4tel-Spielereien entsprechend dem Zweck der Präparate. ;)
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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Klaus Herrmann

#1
Ein Präparat habe ich noch in einer anderen Kiste gefunden in der ich die ausgewählten antiken Präparate habe.
Magnesium-Tetracyanoplatinat
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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olaf.med

Lieber Klaus,

bist Du Dir sicher, dass es sich um Hexacyano-Komplexe handelt? Ich dachte immer es seien planare Viererringe in der Struktur, also Tetracyano-Komplexe.

Herzliche Grüße, Olaf
Gerne per Du!

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Klaus Herrmann

#3
Lieber Olaf,

https://lb.chemie.uni-hamburg.de/static/CN/2_D_dipot.php?content=174/Mt7FNbKvz

eigentlich schon.

Um das Platin rum ist ne Menge Platz  Mg2Pt(CN)6
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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olaf.med

Lieber Klaus,

bei oktaedrischen Koordinationspolyedern passen natürlich 6 Liganden, aber, soweit ich weiß, ist die Besonderheit dieser Platinverbindungen tatsächlich die planare Vierergruppe. Das bedingt auch das außergewöhnliche optische Verhalten.

Herzliche Grüße, Olaf
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Heiko

Lieber Klaus,

die Platinate(IV) fluoreszieren mehr als deutlich. Traust Du Deinen antiken Platin(VI)-Schätzen ,,harte Strahlung" noch zu?

Viele Grüße,
Heiko

witweb

Hallo,

zwar kann ich euren Chemie-Insider-Diskussionen kaum folgen, trotzdem eine Anmerkung und zwei Fragen:
- Immer noch schön anzuschauende Bilder (Präparate)
- Ich nehme an, dass es sich um Schmelzpräparate handelt. Ist das richtig?
- Wie wurden diese so langlebig eingebettet/versiegelt?

Viele Grüße

Michael
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Lomo Biolam, Motic SMZ-168
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olaf.med

... übrigens entdeckte Wilhelm Röntgen seine "X-Strahlen" an diesen Tetracyanoplatinaten ("Platincyanür") durch deren Fluoreszenz.

Herzliche Grüße, Olaf
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olaf.med

Hallo Michael,

es handelt sich hier wohl in den meisten Fällen um Kristallisation aus wässriger Lösung - das Zeug löst sich wunderbar leicht.

Herzliche Grüße, Olaf
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Klaus Herrmann

#9
Lieber Olaf,

ich habe einfach angenommen, dass ich mich richtig an einen Vortrag in der anorganischen Chemie über Komplexverbindungen der Platinmetalle erinnert habe, aber das war jetzt ein halbes Jahrhundert her und deshalb habe ich nach deinem Hinweis nochmal gesucht und :

ZitatStrukturen  mit  Platin-Ketten
VI.  Blaue  Tetracyanoplatinate  des  Magnesiums
K .  K r o g m an n  *  und G.  R in g w al d
Laboratorium für anorganische Chemie der Universität
Stuttgart
(Z.  Naturforschg.  23 b,  1112  [1968]  ;  eingegangen  am 22.  März  1968)
Das  Mg[Pt(CN)4] -7 H20   verdankt  seine  rote  Farbe
einer  Wechselwirkung  zwischen  den  Platinatomen  be
nachbarter  Komplexebenen1,  die  in  der  tetragonalen
Struktur  im  Abstand  von  3,16 Ä  aufeinander  folgen
und  lineare  Ketten  bilden2.  Nach  der  Entdeckung  der
partiell  oxydierten  Ketten  im  K2[Pt(CN)4]Cl0,32'2,6
H20 3  fanden  wir,  daß  aus  dem  roten  Mg-Salz  nach
vorsichtiger  Oxydation  ähnliche  Phasen  mit

Ich habe mich wohl falsch erinnert das Mg-salz ist rot - wie im Artikel von Krogman beschrieben - die Kristalle in meinem Präparat auch.

Ich habe den Titel korrigiert, wenn die anderen Kollegen bitte auch noch ändern. Er war sowieso falsch Nicht Chlor sondern Cyan!
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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witweb

Hallo Olaf,

danke für die Info. Ja, die Bilder sehen z.T schon nach Kristallisation aus einer Lösung aus. Aber es hatte mich gewundert, dass sie nach so langer Zeit immer noch "wie neu" aussehen.  Deshalb auch meine Frage nach dem Einschlussmittel bzw. Versiegelung.

Herzliche Grüße

Michael
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Klaus Herrmann

#11
Hallo Michael,

die sind sicher aus der wässrigen Lösung kristallisiert und sie sind trocken. Eingedeckt wäre wegen der besseren Optik schöner
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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olaf.med

Lieber Klaus, lieber Michael,

um 1900 waren diese Tetracyanoplatinate ein großer Hype. Die Kristallisation aus wässriger Lösung unter dem Deckglas führte zum Teil zu spektakulären Ergebnissen. Die Königsdisziplin war aber die Anfertigung orientierter Kristallschliffe für konoskopische Untersuchungen und da war die Fa. Dr. Steeg & Reuter in Bad Homburg weltweit führend. Unten sieht man Kork-gefasste Präparate derr Firma aus dieser Ära.

Eine Verbindung mit ganz exotischen optischen Phänomenen war das Magnesium- Tetracyanoplatinat bei dem 2 der 7 Kristallwasser durch ein Glycerin ersetzt ist. Diese Substanz entstand durch Zufall bei dem Schleifen des normalen roten Salzes. Reuter promovierte 1899 über die optischen Eigenschaften solcher Verbindungen, und das Glycerin-substitutierte Platinat war das Kernstück seiner Dissertation. Ich habe die Substanz vor Jahrzehnten nachgezüchtet und mein Avatar zeigt das Achsenbild in Diagonalstellung. Wer kann es interpretieren???

Herzliche Grüße,

Olaf
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Heiko

#13
Lieber Olaf,

da bin ich wohl unbotmäßig im Vorteil, da beim Überfliegen der REUTERschen Schrift ,,monoklin" auftauchte. Dann ist's leicht – konsultiert man die MEDENBACH-Seiten ...
Spontan allerdings dachte ich zuvor an das Diisopropylaminpikrat, für den Laien sieht das ähnlich aus.

Viele Grüße,
Heiko

olaf.med

Lieber Heiko,

dass Du die richtige Lösung findest hatte ich vorausgesetzt, meine Frage war daher eher rhetorischer Natur. Das Verrücktesten an dieser Substanz ist jedoch, dass sie weiter im roten Teil des Spektrums - jenseits des Bereichs, den ich auf der Homepage zeige - einachsig wird und danach sogar horizontale Dispersion zeigt. Das ist einfach irre!

Herzliche Grüße, Olaf
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