Botanik: Zerr-Eiche Quercus cerris *

Begonnen von Hans-Jürgen Koch, April 15, 2020, 09:22:24 VORMITTAG

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Hans-Jürgen Koch

Liebe Pflanzenfreunde,

die Zerr- Eeiche, ein sommergrüner Baum kann bis 35 Meter hoch werden und erreicht ein Alter bis 200 Jahre. Sie hat eine breite Krone und bildet früh eine dicke, harte, dunkelgraue, tiefgefurchte, längsrissige Borke.
Bild 01 Habitus, Zerr-Eiche Quercus cerris

Quercus cerris at Hillersdon House, Devon, UK, 04 June 2006

Die jungen Austriebe sind kurzfilzig behaart, die Knospenschuppen sind von unverwechselbaren, bis 2 Zentimeter langen, geschwänzt- fadenförmigen brüchigen Nebenblattschuppen umgeben.
Die fädigen Nebenblätter bleiben bis zum nächsten Laubaustrieb, also
sind auch im Winter erkennbar.

Bild 02 Zerr-Eiche Quercus cerris

Zweig der Zerr-Eiche mit unverwechselbaren Knospenschuppen
Urheber: Stefan.Lefnaer

Botaniker vermuten, dass die Fruchtbecher in der Evolution aus Zweigenden entstanden sind, die schüsselförmig verwachsen sind. Die Schuppen interpretieren sie als reduzierte Blätter.
Die bis 13 Zentimeter langen Blätter stehen wechselständig und sind tief buchtig gelappt. Sie sind lederig, beidseitig rau, oberseits dunkelgrün, unterseits filzig. Laubblätter sind derb und fühlen sich rauh an.
Bild 03 Zerr-Eiche Quercus cerris

Blatt mit vorwärts gerichteten Lappen
Urheber: Willow

Die Zerreiche ist einhäusig und blüht im Mai, die Eicheln reifen im zweiten Jahr im September bis Oktober. Die Eicheln sind bis 3 Zentimeter lang und sitzen bis zur Hälfte in der stacheligen Cupula (Fruchtbecher).
Bild 04 Zerr-Eiche Quercus cerris

Eicheln mit auffälligen Fruchtbechern
Urheber: Franz Xaver
Die Zerreiche hat ein (ost-)submediterranes Verbreitungsgebiet. Natürlichen Ursprungs ist sie in Südfrankreich, Italien, Südosteuropa und auf der Balkanhalbinsel bis zum Westrand des Schwarzen Meeres, ferner im Tessin, in Südtirol, Mähren, Niederösterreich, im Burgenland und in der Steiermark.
Sie fehlt auf der Iberischen Halbinsel, Korsika und Sardinien. Bei den Zerr-Eichen auf dem Kaiserstuhl und den Haßbergen ist unklar, ob sie natürlichen Ursprungs oder durch Anpflanzungen aus der Zeit der Römer eingebürgert sind. Angepflanzt wurden sie mit Sicherheit in England und Nordwestfrankreich.
Die Zerreiche ist ein wichtiges Waldgehölz in Süd- und Südosteuropa. Ihr Holz ähnelt der Stieleiche und findet ähnliche Verwendung. Der Splint ist aber breiter und das rotbraune Kernholz ist dichter und härter. Dadurch schwindet das Holz stärker und ist schwerer zu spalten. Die Zerreiche wird oft als Niederwald zur Brennholzgewinnung bewirtschaftet. Die Eicheln dienen als Schweinefutter, die Zweige werden als Viehfutter geschneitelt. In Mitteleuropa ist die Zerreiche ein beliebter Parkbaum.
Zur Pflanzengattung der Eichen (Quercus) gehören ca. 400 Eichenarten, wovon die Stieleiche und die Traubeneiche zu den häufigsten Arten in Deutschland zählen.
Systematik:
Ordnung: Buchenartige (Fagales)
Familie: Buchengewächse (Fagaceae)
Gattung:  Eichen (Quercus)
Art: Zerr-Eiche
Wissenschaftlicher Name:  Quercus cerris
Travialname: Zirneiche
Englische Bezeichnung: Tug oak

Der Name ,,cerrus" lat. ist der Name für Zerr-Eiche, die Herkunft des Namens ist aber unbekannt.
Bild 05   Illustration, Zerr-Eiche Quercus cerris

Quelle: Bundesamt und Forschungszentrum für Wald
https://bfw.ac.at/700/2092_1_10.html
Eichen können ein enormes Alter erreichen. 1000 Jahre alte Eichen sind zwar selten, aber nicht unüblich. Auch im Hinblick auf die Erdzeitgeschichte liegen Eichen weit vorne: Belegt sind Fossilfunde von mindestens 10 Millionen Jahren.
Die Früchte (Eicheln) sind durch ihren hohen Anteil an Stärke im Grunde zwar nahrhaft, aber wegen der Bitterstoffe für den Menschen ungenießbar und giftig. Für Nagetiere (Mäuse, Eichhörnchen), Rotwild (Hirsche) und Wildschweine sind die Eicheln dagegen unverzichtbare Kohlenhydrat- und Proteinquellen, weswegen sie sich für Nagetiere besonders gut beim Anlegen von Wintervorräten eignen.
Bedroht werden Eichenpopulationen besonders durch Pilze, u.a. dem Eichenmehltau. Dieser Schlauchpilz befällt junge Triebe und bewirkt das Welken und Abfallen der Blätter. Aber auch die Larven der Schmetterlinge des Eichenwicklers und des Eichen-Prozessionsspinners gefährden Eichenbäume durch ihren massiven Blattfraß.
Teil 1
Spross, Querschnitt, 25 µm

Meine Pflanzenproben habe ich am 08. April 2020 im Arboretum Syke gesammelt; Lagerung 17 Stunden im AFE III Gemisch.
https://de.wikipedia.org/wiki/Arboretum_Syke
6 Bilder von ungefärbten Schnitten.
Bild 06, Übersicht, Zerr-Eiche Quercus cerris

Bild 07 Vergrößerung, Zerr-Eiche Quercus cerris

Bild 08 Vergrößerung, Zerr-Eiche Quercus cerris

Bild 09 Abschlussgewebe, Zerr-Eiche Quercus cerris

Bild 10 Primärfluoreszenz, Auflicht Beleuchtung,

Auflicht Beleuchtung Fluoreszenz iLED 455 nm
LED Modul 455 nm
Reflektormodul FL mit Filtersatz 67
Erregerfilter: BP 470 nm
Strahlenteiler: FT 477 nm
Emission (Sperrfilter): LP 485
Bild 11 Primärfluoreszenz, Zerr-Eiche Quercus cerris


Wacker 3 A - Färbung (Acridinrot – Acriflavin - Astrablau)
1. Schnitte liegen in 30 % Ethanol.
2. Aqua dest. 3x wechseln je 1 Minute.
3. Vorfärbung Acridiorot 8 Min.
4. 1x auswaschen mit Aqua dest.
5. Acriflavinlösung (differenzieren bis gerade keine Farbwolken mehr abgehen - Lupenkontrolle) ca. 15 Sekunden !!!
6. 2 x auswaschen mit Aqua dest.
7. Nachfärbung Astrablau 2 Minute
8. Auswaschen mit Aqua dest. bis keine Farbstoffreste auf dem Objektträger verbleiben.
9. Entwässern mit 2x gewechseltem Isopropylalkohol (99,9 %
10. Einschluss in Euparal
Fotos: Nikon D5000
Bild 12 Übersicht, Zerr-Eiche Quercus cerris

Bild 13 Vergrößerung, Zerr-Eiche Quercus cerris

Bild 14 Vergrößerung, Zerr-Eiche Quercus cerris

Bild 15 Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz, Zerr-Eiche Quercus cerris

Auflicht Beleuchtung Fluoreszenz iLED 455 nm
LED Modul 455 nm
Reflektormodul FL mit Filtersatz 67
Erregerfilter: BP 470 nm
Strahlenteiler: FT 477 nm
Emission (Sperrfilter): LP 485
Bild 16 Vergrößerung, Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz, Zerr-Eiche Quercus cerris

Bild 17 Vergrößerung, Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz, Zerr-Eiche Quercus cerris


W-ASim I - Färbung
(2-komponentige Variante)
Acridinrot und Acriflavin vereint und das Astrablau als separate Komponente

Bild 18 Übersicht, Zerr-Eiche Quercus cerris


Bild 19 Vergrößerung, Zerr-Eiche Quercus cerris


Bild 20 Vergrößerung, Zerr-Eiche Quercus cerris

Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

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Gerne per "Du"

Hans-Jürgen Koch

Etzold blau Färbung

Bild 21 Übersicht, Zerr-Eiche Quercus cerris


Bild 22 Vergrößerung, Zerr-Eiche Quercus cerris

Bild 23 Vergrößerung mit Beschriftung, Zerr-Eiche Quercus cerris

Keine Cuticula
EP = Epidermis (Außenhaut)
RP = Rindenparenchym (lebende Zellen, die der Stoffspeicherung dienen)
K = Kambium (teilungsfähige Schicht zwischen Rinde und Holz bei Bäumen)
T = Trachee im Xylem (Gefäße, Zelltyp des Xylems, des Holzteiles; an Zellenden zur nächsten Trachee durchbrochen).
XY = Xylem (Holzteil eines Baumes)
PH = Phloem (Bastteil eines Baumes)
SK = Sklerenchymkappen (spezielles Festigungsgewebe)
PE = Periderm, vielschichtig,(sekundäres Abschlussgewebe, gebildet unter der Epidermis)
Der Spross ist durch eine schützende Epidermis nach außen abgegrenzt. Stirbt die Epidermis ab, wird sie durch ein Korkgewebe ersetzt, was uns als Borke von den Bäumen her bestens bekannt ist.
Bild 24 Vergrößerung, Zerr-Eiche Quercus cerris


Bild 25 Gegenüberstellung der drei Färbungen

Im Anhang meines Beitrages habe ich eine PDF- Datei (Etzold blau – Färbung) hochgeladen.

Teil 2
Spross Längsschnitt, 25 µm

W-ASim I - Färbung
(2-komponentige Variante)
Acridinrot und Acriflavin vereint und das Astrablau als separate Komponente

Bild 26 Übersicht, Zerr-Eiche Quercus cerris

Bild 27 Vergrößerung, Zerr-Eiche Quercus cerris

Bild 28 Vergrößerung, Zerr-Eiche Quercus cerris

Bild 29 Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz, Zerr-Eiche Quercus cerris

Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz iLED 455 nm
LED Modul 455 nm
Reflektormodul FL mit Filtersatz 67
Erregerfilter: BP 470 nm
Strahlenteiler: FT 477 nm
Emission (Sperrfilter): LP 485

Bild 30 Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz, Zerr-Eiche Quercus cerris

Bild 31 Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz, Zerr-Eiche Quercus cerris

Bild 32 Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz, Zerr-Eiche Quercus cerris


Quellen und weiterführende Informationen:
Wikipedia
Gregor Aas ,,Bäume", ISBN: 3-7742-1016-0
Gregor Aas ,,Laubbäume", ISBN: 3-7742-418???
Fitschen ,,Gehölze", ISBN: 3-494-01221-0
Humphries ,,Der Kosmos Baumführer", ISBN: 3-440-06140-X
Spohn ,,Kosmos Baumführer", ISBN: 978-3-440-11741-5
Peter A. Schmidt ,,Taschenbuch der Gehölze", ISBN: 978-3-494-01448-7
,,Bäume in Mitteleuropa", 1983
,,Bäume und Sträucher", ISBN: 10-3-8354-0021-5

Die Informationen für Beschreibungen werden von mir selbst aus verschiedenen Quellen zusammengetragen. Dabei benutze ich sowohl Bücher als auch Internet Quellen. Texte werden anschließend individuell von mir selbst verfasst.
Für konstruktive Kritik bin ich ebenso offen wie für lobende Worte.
Doch zunächst einmal wünsche ich viel Freude beim Lesen.

Hans-Jürgen



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Gerne per "Du"

Wutsdorff Peter

Grüß´Dich Hans-Jürgen,
bei Deinen Bildern fällt mir Mal wieder der Unterkiefer runter!
Gratulation!!!!
Auch ich habe  ein kleines Zweiglein  der Eiche geschnitten und traue mich, die demnächst auch zu  zeigen.
Gruß Peter

Wutsdorff Peter

#3
Hallo Hans-Jürgen,
hier mein kümmerlicher  Versuch eines Eichenschnittes
Gruß Peter

Heiko

Hallo Hans-Jürgen,

wunderbar, wieder einmal, für mich, der ich fachlich nicht beitragen kann, besonders deshalb, da mich Dein Beitrag an meinen ,,Erstkontakt" mit dieser Art erinnert.
Im Thüringer Becken gab es Versuche, die forstliche Tauglichkeit der Art zu ermitteln. Das muss etliche Jahre her sein, denn damals, vor dreißig Jahren, waren das schon überaus stattliche Bäume.

Viele Grüße,
Heiko

Fahrenheit

Lieber Hans-Jürgen,

da ist Dir wieder ein sehr aufwändiger und interessanter Beitrag gelungen, den ich gerne gelistet habe.

Interessant finde ich hier, dass das Phloem im Vergleich eine sehr kleine Fläche einnimmt. Peters Schnitt scheint von einem jüngeren Zweig zu sein, da ist das Phloem noch nicht so stark von lignifizierten Zellen durchzogen und nimmt im Vergleich eine größere Fläche ein.

Lieber Peter,

der Schnitt schaut doch soweit gut aus, ggf. kannst Du an der Fotoadaption noch etwas arbeiten und/oder stapeln.

Herzliche Grüße
Jörg
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Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

Detlef Kramer

Lieber Hans-Jürgen, lieber Jörg,

wieder mal eine gigantische Arbeit, tolle Fotos! Der Zweig, im April geerntet, zeigt den Querschnitt am Ende der ersten Vegetationsperiode, daher noch keine Jahresringe im Holz und nur ein Einsprengsel von Hartbast zwischen den Weichbaststrängen, in Abb. 22 u.a. gut zu erkennen.

Herzliche Grüße
Detlef
Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

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Hans-Jürgen Koch

Hallo Heiko, Jörg und Detlef,
danke für eure lobenden Worte.
@ Peter,
danke.
Der Schnitt ist sauber, für mich etwas zu dick – die Färbung ist dir gelungen.
Ich habe dein Bild mit ,,FastStone Image Viewer" etwas bearbeitet.


Gruß
Hans-Jürgen
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