Wofür Stereomikroskop-Okulare mit ungewöhnlich starker Vergrößerung

Begonnen von Dr. Jekyll, Mai 06, 2020, 18:33:09 NACHMITTAGS

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reblaus

Hallo -

als Stemi 2000  Nutzer kann ich bestätigen, dass man bei 50facher Vergrößerung mit den 10x Okularen schon deutlich erkennen kann, dass stärker vergrößernde Okulare keinen Sinn machen würden - und warum sollte man bei kleineren Vergrößerungen stärkere Okulare einsetzen, wenn man das durch Zoomen erledigen kann? Schließlich ist deren Gesichtsfeld ja dann entsprechend kleiner.

Gruß

Rolf

Lupus

Hallo,

es kann natürlich gut sein dass die NA dieser Zeiss Stemis relativ gering ist, so um die 0.5, dann würde es passen. Vielleicht technisch bedingt bei Zoomobjektiven. Mein altes Leitz (Wechseloptik) hat eine deutlich höhere NA und blüht geradezu auf mit einem stark vergrößerndem Okular.

Hubert

Stuessi

Zitat von: Lupus in Mai 08, 2020, 21:58:43 NACHMITTAGS...es kann natürlich gut sein dass die NA dieser Zeiss Stemis relativ gering ist, so um die 0.5, ...
Hallo Hubert,

Du meinst sicher NA = 0,05

Gruß,
Rolf

Lupus

Hallo Rolf,

selbstverständlich 0.05.

Ich habe mein Leitz Stereomikroskop an Diatomeen getestet. Ich habe zwar kein 10x und 25x Okular, aber im Vergleich des 8x mit dem 18x zeigt sich ein sehr großer Auflösungsvorteil beim stärkeren Okular.

Hubert

wilfried48

Hallo Lupus,

Jetzt müsstest du noch dazusagen, was für eine Vergrösserung am Zoom oder Vergrösserungswechsler eingestellt war.
Wenn der zu klein, oder nicht ausgereitzt, oder womöglich gar nicht vorhanden ist ist doch alles klar.

viele Grüsse
Wilfried
vorzugsweise per Du

Hobbymikroskope:
Zeiss Axiophot,  AL/DL/Ph/DIC/Epi-Fl
Zeiss Axiovert 35, DL/Ph/DIC/Epi-Fl
Zeiss Universal Pol,  AL/DL
Zeiss Stemi 2000 C
Nikon Labo-/Optiphot mit CF ELWD Objektiven

Sammlung Zeiss Mikroskope
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=107.0

ortholux

Liebe Kollegen,

warum so kompliziert?

Eine höhere Okularvergrößerung bringt eine höhere Gesamtvergrößerung. Nicht mehr und nicht weniger. Man hat bei Stereolupen oft keine Wechselobjektive oder nur eine eingeschränkte Auswahl.

Das Thema leere Vergrößerung ist meines Erachtens ein Fetisch. Da wird stundenlang über die ach so böse leere Vergrößerung gestritten und dann hängt man sich einen Fernsehr mit 2m Bildschirmdiagonale ins Wohnzimmer und kuckt RTL ohne HD-Abo. Warum macht man das? Weil man subjektiv mehr erkennen kann. Genauso ist das doch auch mit der leeren Vergrößerung. Ich muß halt wissen, was ich tue, dann kann ich in die leere Vergrößerung gehen. Das Bild wird ja nicht schlechter dadurch. Zwar objektiv auch nicht besser. Aber vielleicht ist es subjektiv angenehmer, die Dinge größer zu sehen.

So. Meine Meinung dazu.
Wolfgang

Lupus

Hallo Wilfried,

ZitatJetzt müsstest du noch dazusagen, was für eine Vergrösserung am Zoom oder Vergrösserungswechsler eingestellt war.
Wenn der zu klein, oder nicht ausgereitzt, oder womöglich gar nicht vorhanden ist ist doch alles klar.
soviel Grundkenntnisse besitze ich schon, dass ich nicht ein 1x Objektiv verwendet habe um die Auflösungssteigerung durch das stärker vergrößernde Okular zu demonstrieren.  ;)
Die früheren Stereomikroskope speziell vom Typ Greenough (mit Wechseloptik, nicht Zoom) hatten teilweise eine hohe NA, bis an die Grenze des technisch möglichen und somit hohes Vergrößerungspotenzial. Der Nachteil ist dafür die geringere Schärfentiefe und somit der reduzierte Stereoeffekt.
Ich habe mein Leitz grob ausgemessen, die NA des 4x ist 0.10, des 8x 0.12 und des 12x 0.11.

Die Fotos zeigen die Auflösungssteigerung im Vergleich zwischen einem 8x Okular mit einem 18x Okular, die mit der NA gut kompatibel ist. Testobjekte sind diverse Diatomeen, mit Smartphone mit manuellen Einstellungen für konstante Bedingungen aufgenommen, ohne Nachbearbeitung. Ich hatte in einem anderen Thread schon einmal demonstriert dass das Smartphone (ein älteres Samsung S5) der Augenauflösung sehr nahe kommt und daher gut zur Demonstration geeignet ist.

Man sieht gut dass sowohl mit dem 4x als auch mit dem 8x Objektiv eine deutliche Auflösungssteigerung erfolgt. Und ein 8x Objektiv ist für ein Stereomikroskop keine geringe Vergrößerung. Erst beim 12x Objektiv ergibt sich keine Steigerung mehr, aber das ist bei der NA klar. Kombiniert mit dem 8x Okular ist die Vergrößerung bereits 96x und damit im Bereich der förderlichen Vergrößerung 1000 * NA.

Hubert




reblaus

Hallo Hubert -

sehr eindrucksvoll - vor allem zeigt sich hier die Überlegenheit der "alten" Festobjektive gegenüber dem "modernen" Zoom an meinem Stemi 2000. Ich vermute, dass man bei diesem den etwas bescheideneren Zoom des Stemi 1000 einfach mechanisch ein wenig ausgedehnt hat ohne die Optik zu verändern. Wolfgang hat das ja in seinem Beitrag in den richtigen Zusammenhang gestellt.

Viele Grüße

Rolf

Jürgen Boschert

Hallo zusammen,

darf ich fragen, wie groß der Arbeitsabstand mit den "alten" Stereomikroskopen ist ? Der bestimmt ja letztlich die technisch mögliche NA.

Gruß !

JB
Beste Grüße !

JB

Lupus

Hallo,

nicht ohne Grund gab es in den früheren Zeiten der Mikroskopie fast genauso viel verschiedene Okularvergrößerungen wie Objektive im Angebot. Ein Zeiss Katalog Ende des 19. Jh. weist 12 Okularbrennweiten bis zum 25x aus.  ;)
Der Grund dürfte u.a. darin liegen, dass 3fach Objektivrevolver das Höchste der Gefühle war, aber häufig 2fach oder ohne üblich war. Und Okularwechsel sind einfacher als Objektive einschrauben.
Nachdem die Objektivaufnahmen bei Stereomikroskopen mit Wechselschlitten auch maximal 2-3 Objektive erlauben dürfte das Angebot höher vergrößernder Okulare erklärbar sein.

Hubert

Lupus

Hallo Jürgen,

die Arbeitsabstände sind relativ gering. Mein Leitz z.B. hat beim 4x 47 mm, beim 8x 27 mm, beim 12x 18 mm Arbeitsabstand. Dafür enden die Objektive sehr schlank, ich kann für die meisten Anwendungen keinen Nachteil erkennen.

Die NA ist dadurch aber nicht bestimmt, die ist vollkommen unabhängig vom Arbeitsabstand sondern nur durch die technische Ausführung der Objektivfassung begrenzt.

Hubert

TPL

Zitat von: Jürgen Boschert in Mai 10, 2020, 09:42:36 VORMITTAG(...) darf ich fragen, wie groß der Arbeitsabstand mit den "alten" Stereomikroskopen ist ? Der bestimmt ja letztlich die technisch mögliche NA. (...)

Hallo zusammen,

seit mehreren Beiträgen versuche ich, das Bewusstsein (auch meines ;)) dafür zu schärfen, dass die "alten" Stereomikroskope nicht einen Arbeitsabstand, sondern deren so viele, wie es unterschiedliche Objektivpaare dazu gab. Ohne diese Objektivpaare hatten diese Geräte entweder die Objektivvergrößerung 1x oder sie waren unvollständig und gar nicht nutzbar.

Hubert/Lupus scheint das gleiche Modell zu nutzen, dass auch ich bisher bevorzugt habe; das "Binokulare Stereomikroskop" von Leitz aus den 1950er-70er Jahren (anfangs schwarz, später hammerschlag-grau lackiert, aber durchgehend mit schwarzen Objektivpaaren). Bei diesem Gerät betragen die AA:

1x/o,o5: 88 mm
2x/o,o8: 57 mm
4x/o,o8: 44 mm
8x/o,1: 24 mm
12x/o,11: 16 mm

Dazu gab es Okulare mit den Maßstabszahlen 8x, 12,5x und 18x. Braucht man bei ausreichend hoher Gesamtvergrößerung einen großen AA, lässt sich dies z.B. mit der Kombination 4x-Objektive plus 18x-Okulare erreichen, ohne bei leerer Vergrößerung zu landen.

Viele Grüße,
Thomas

Lupus

Hallo Thomas,

das fest eingebaute 1x Objektivpaar ist m.E. eine Besonderheit dieser Leitz-Modellreihe, das kann man nicht für die "alten Stereomikroskope" verallgemeinern. Außerdem gibt es diese Bauweise noch heute, ich habe ein modernes "Billigmikroskop" mit Wechselobjektiven bis 6x.

Die Leitz-Objektive waren ursprünglich verchromt und wesentlich schlanker als die späteren schwarzen "Kisten"

Andere Hersteller hatten ähnliche hohe NA, ich besitze ein Stereomikroskop von H&R aus der Zeit der hellgrauen Hammerschlagstative, da hat das 10x auch eine NA von 0.1

Hubert

TPL

Hallo Hubert,

danke, das erklärt Vieles:

das fest eingebaute 1x-Objektivpaar kenne ich auch nur von Leitz. An meinem früheren CBS St2 wurde die 1x-Vergrößerung durch Aufschrauben einer ca. 60 mm (!) langen Vorsatzlinse erreicht (nicht im oberen Bild). Das ist natürlich nicht besonders hilfreich :o.

Die früheren, verchromten Leitz-Objektivpaare hat Hugo kürzlich hier gezeigt. Der Überstand der später verbauten, schwarzen Schutzhülsen erklärt die Abweichungen zwischen unser beider AA-Angaben (mittleres Bild) ;).

Mit den 18x-Okularen und dem 8x-Objektivpaar (unteres Bild) lässt es sich gerade noch präparieren. Mit dem 12x-Objektivpaar ist der AA schon zu eng und die Lichtführung (besonders bei Objektträgern oder Ausleseschalen mit hochgezogenen Rändern) fast unmöglich.

@ Alle: bei einer num. Apertur von o,o8 (z.B. des 2x-Objektivpaares) läge man selbst bei diesen Uralt-Geräten auch mit 40x-Okularen noch im Bereich der förderlichen Vergrößerung – und das bei knapp 6 Zentimetern (!) Arbeitsabstand. 

Viele Grüße,
Thomas

Edit: Fehler korrigiert. Danke, Wilfried!

Peter V.

Hallo,

vielleicht bin ich derzeit etwas zu unkonzentriert, um die wesentlichen Aussagen aus den doch jetzt recht zahlreichen Posts mit der Diskussion um die nA, Arbeitsabstände, Zoom- und Einzelobjektive, leere oder doch nicht leere Vergrößerung etc. herauszudestillieren. Zumindest mir ist es jetzt immer noch nicht wirklich klar und ich hatte es bislang eher gesehen wie ortholux-Wolfgang - nämlich, dass es manche einfach angenehmer finden oder es für bestimmte Arbeiten sinnvoll sei, eine höherer Vergrößerung zu haben, auch wenn diese "leer" sein sollte. Das scheint ja nun doch nicht der Fall zu sein.

Ist es möglich, nach dieser Diskussion in zwei oder drei Sätzen die Eingangsfrage "Wofür Stereomikroskop-Okulare mit ungewöhnlich starker Vergrößerung" für Nicht-Optiker zu beantworten?

Herzliche Grüße
Peter
Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.