Info zur Löslichkeit von chemischen Substanzen?

Begonnen von witweb, November 03, 2020, 11:18:52 VORMITTAG

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witweb

Hallo liebe Chemiker,

gibt es irgendwo eine Liste, wo man erfahren kann, welche chemischen Substanzen worin in welcher Menge löslich sind?
Meine erste Anlaufstelle ist meist Wikipedia, aber dort stehen häufig nur wenige, oft unvollständige Infos zu dieser speziellen Fragestellung. Andere Seiten geben oft auch nicht mehr her, oder sind 1:1 Kopien der Wikipedia-Angaben. Manchmal helfen Sicherheitsdatenblätter, aber in vielen Fällen auch nicht.

Mein aktuelles Beispiel: Juglon. Bei Wikipedia steht – Löslichkeit: schwer in Wasser.
Das ist alles. Keine Information zu Ethanol, Isopropanol, Aceton, oder überhaupt zu organischen Lösungsmitteln. Auch keine Infos zu g/l bei RT .

Gibt es also ein Tabellenwerk, was all diese Informationen enthält. Oder eine Seite im Internetz?

Viele Grüße

Michael

Dieser Post wurde aus recycelten Elektronen erstellt
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Leitz Orthoplan
Zeiss Standard 18 mit Fluoreszenz-Auflichtkondensor IV FL
Lomo Biolam, Motic SMZ-168
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https://mikrokristalle.net
https://www.youtube.com/@Mikrokristalle

jochen53

Hallo Michael,

es gibt mittlerweile vermutlich mehrere Hundert Millionen chemischer Verbindungen. Da gibt es natürlich keine Nachschlagewerk, wo man alle findet.
Aber sehr viele Substanzen findet man im "Handbook of Chemistry and Physics" von CRC Press. Auch im "Römpps Chemie Lexikon" findet man sehr viel.
Manchmal findet man, wenn man Glück hat, Informationen im EU-Sicherheitsdatenblatt.
Wenn man das Molekül von Juglon betrachtet, ist es naheliegend, daß es zumindestens in geringen Anteilen in Wasser löslich sein muß, in Alkohol, Ether und Aceton wird es besser löslich sein, in Pentan vermutlich nur wenig löslich.

Viele Grüße, Jochen

othum

#2
Zitat von: witweb in November 03, 2020, 11:18:52 VORMITTAG
Hallo liebe Chemiker,

gibt es irgendwo eine Liste, wo man erfahren kann, welche chemischen Substanzen worin in welcher Menge löslich sind?
Meine erste Anlaufstelle ist meist Wikipedia, aber dort stehen häufig nur wenige, oft unvollständige Infos zu dieser speziellen Fragestellung. Andere Seiten geben oft auch nicht mehr her, oder sind 1:1 Kopien der Wikipedia-Angaben. Manchmal helfen Sicherheitsdatenblätter, aber in vielen Fällen auch nicht.

Mein aktuelles Beispiel: Juglon. Bei Wikipedia steht – Löslichkeit: schwer in Wasser.
Das ist alles. Keine Information zu Ethanol, Isopropanol, Aceton, oder überhaupt zu organischen Lösungsmitteln. Auch keine Infos zu g/l bei RT .

Gibt es also ein Tabellenwerk, was all diese Informationen enthält. Oder eine Seite im Internetz?

Viele Grüße

Michael

Hallo Michael,

Tabellenwerke gibt es, die sind aber naturgemäß sehr komplex, da es Millionen bekannter Verbindungen gibt.

Eins der Standardwerke ist das CRC Handbook:
https://www.amazon.de/s?k=crc+handbook+of+chemistry+and+physics&__mk_de_DE=%C3%85M%C3%85%C5%BD%C3%95%C3%91&crid=1UXGKFTB1H6YE&sprefix=crc+handbook+of+%2Caps%2C481&ref=nb_sb_ss_i_1_16

Hier machen die Tabellen zu diesen Informationen mehrere hundert (!) eng (!) bedruckte Seite aus...

Ansonsten kann es sich lohnen, in die Online-Kataloge der bekannten Chemikalienhändler (z. B. Sigma-Aldrich) zu schauen, die haben oft ziemlich gute physikalisch-chemische Daten zu ihren Produkten gelistet.

Beste Grüße, Oliver
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RainerTeubner

#3
Hallo Michael,

das CRC-Hnadbook ist sicher die erste und wichtigste Anlaufstelle.

Da Juglon (lt. Römmps Chemie-Lexikon, 4. Auflage, 1958) mit Diethylether aus Wasser extrahiert wird, sollte Juglon zumindest in Diethlyether löslich sein. Das dürfte Dir aber wenig helfen, da Diethylether nicht so einfach zugänglich ist.

Viele Grüße

Rainer

ps. Hier noch ein Link mit weiteren Informationen, allerdings ohne quantitative Angaben: http://toxcenter.org/stoff-infos/j/juglon.pdf
Mikroskop: Carl Zeiss Standard Universal
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othum

#4
Zitat von: RainerTeubner in November 03, 2020, 12:04:41 NACHMITTAGS

Da Juglon (lt. Römmps Chemie-Lexikon, 4. Auflage, 1958) mit Diethylether aus Wasser extrahiert wird, sollte Juglon zumindest in Diethlyether löslich sein. Das dürfte Dir aber wenig helfen, da Diethylether nicht so einfach zugänglich ist.

Wenn Diethylether funktioniert, aber nicht zur Verfügung steht, würde ich als nächstes mal Ethyl Acetat (Essigsäureethylester, Nagellackentferner) probieren, das hat eine ähnliche Polarität und ähnliche Lösungseigenschaften.

Beste Grüße, Oliver
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witweb

Hallo zusammen,

und danke für die schnellen Antworten.
Nun, für alle Hundert Millionen chemischer Verbindungen brauche ich die Infos wohl (noch) nicht.  :)

Ich mache regelmäßig Fotos von Mikrokristallen. Dazu stelle ich entweder Schmelzpräparate her, oder eben aus Lösungen. Da sich die Kristallisation häufig deutlich unterscheidet, ja nachdem, welches Lösungsmittel verwendet wird, wäre es natürlich hilfreich zu wissen, welche Lösungsmittel überhaupt infrage kommen.
Es geht mir primär also um Stoffe die in diesem Umfeld verwendet werden können und auf die man als Nichtprofi Zugriff hat.

Der Hinweis auf die Lieferanten, wie Sigma-Aldrich, S3-Chemicals u.a. ist gut, hat mich aber bisher nur in Einzelfällen weiter gebracht.

Was Juglon betrifft, das war nur ein aktuelles Beispiel. Infos zur Löslichkeit hatte ich dazu bereits hier im Forum gefunden und Fotos mit Aceton, Isopropanol und EtOH gemacht. Ethylacetat hatte ich noch nicht, ist aber bestellt. Werde ich auch noch testen. Danke Rainer für den Link und Oliver für den Tipp.

Das CRC Handbook of Chemistry and Physics ist wohl eine Nummer zu groß für mich (auch vom Preis her). Den RÖMPP kann man bei Thieme 14 Tage kostenlos online testen. Das werde ich auf jeden Fall machen! Den Römpp gäbe es auch antiquarisch.

Viele Grüße

Michael



 

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Florian D.

vom CRC gibt es günstige ältere Auflagen. Dann gibt es auch noch : D'ans, Lax, Taschenbuch für Chemiker und Physiker.
VG Florian

witweb

Danke für die Literaturtipps.
Eine ältere Auflage wäre wohl nicht das Problem, die Substanzen, die ich verwende, gibt es ja schon eine Weile.  :)
Ich stöbere mal in den Online-Antiquariaten.

Grüße

Michael
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Thomas M

Hallo Michael,

neben den schon genannten Tabellenwerken kann ich Dir noch den "Chemiker-Kalender" empfehlen.

Ich hatte mir zu Beginn meines Studiums die zweite Auflage gekauft und schaue bis heute noch gern hinein. Antiquarische Ausgaben findest Du im einschlägigen Handel für einstellige Eurobeträge.

Der "Chemiker-Kalender" ist nun kein Kalender sondern ein Tabellenwerk, ähnlich dem D'ans Lax. Es ist zwar eine Nummer kleiner als dieser aber dennoch kannst dort die Eigenschaften zahlreicher organischer und anorganischer Verbindungen finden, insbesondere auch deren Löslichkeiten in diversen Medien. Die Angaben sind in erster Linie qualitativ wie z.B. leicht löslich (ll.), löslich (l.) oder wenig löslich (wl.), ... usw.,   manchmal findest Du auch quantitative Angaben, z.B. Benzoesäure: 0,34g in 100g Wasser bei 25 °C; 31,8g in Ethanol bei 15 °C ... usw.

Herzliche Grüße
Thomas

momotaro

#9
Hi,
sollte jeder kennen, dem die "Gummibibel" geläufig ist ;), (zumindest jeder Chemiker).

Auf jeder Unibibliothek:
Landolt-Börnstein-Tabellenwerk Zahlenwerte und Funktionen aus Physik, Chemie, Astronomie, Geophysik und Technik.
https://de.wikipedia.org/wiki/Landolt-B%C3%B6rnstein
Landolt-Börnstein online (englisch) – kostenpflichtige Seite, Inhaltsverzeichnis und Abstracts sind frei zugänglich-
http://materials.springer.com/.

Gmelins Handbuch der anorganischen Chemie.

Beilsteins Handbuch der organischen Chemie.

LG Helmut
,,Die Kunst ist lang, das Leben kurz, das Urteil schwierig, die Gelegenheit flüchtig." — Johann Wolfgang von Goethe Wilhelm Meister's Lehrjahre (1786–1830)

othum

Zitat von: witweb in November 03, 2020, 12:50:22 NACHMITTAGS

Ich mache regelmäßig Fotos von Mikrokristallen. Dazu stelle ich entweder Schmelzpräparate her, oder eben aus Lösungen. Da sich die Kristallisation häufig deutlich unterscheidet, ja nachdem, welches Lösungsmittel verwendet wird, wäre es natürlich hilfreich zu wissen, welche Lösungsmittel überhaupt infrage kommen.
Es geht mir primär also um Stoffe die in diesem Umfeld verwendet werden können und auf die man als Nichtprofi Zugriff hat.

Hallo Michael,

da ich nicht weiss, wie gut Du in Chemie bewandert bist, hier noch ein paar allgemeine Tipps zum Kristallisieren:

Generell brauchst Du ein Lösungsmittel, in dem sich Dein gesuchter Stoff bei Raumtemperatur (oder niedriger) nicht, oder nur ganz schlecht löst; es soll ja schließlich auskristallisieren ;)

Um dahin zu kommen, gibt es üblicherweise 2 Parameter mit denen man spielen kann:
1. Temperatur: Stoff in das gewünschte Lösungsmittel geben, dieses bis zum Sieden erhitzen, schauen, ob es sich dann löst, dann (langsam) abkühlen lassen (ggf Kühlschrank oder TK) und Geduld mitbringen (Vorsicht bei entzündlichen und/oder gesundheitsschädlichen Lösungsmitteln!).

2. Mischungen von Lösungsmitteln: Der wichtigste Parameter für das Lösungsvermögen von Lösungsmitteln ist die Polarität ("similia similibus solvuntur"). Eigentlich braucht man für den Anfang nur eine handvoll Lösungsmittel unterschiedlicher Polarität (in abnehmender Reihenfolge zB Wasser, Ethanol, Isopropanol, Aceton, Ethylacetat, Wundbenzin; alles problemlos zu besorgen). Hat man ein Lösungsmittel identifiziert, in dem sich der Stoff halbwegs löst, kann man zu dieser Lösung nun ein polareres (oder unpolareres) Lösungsmittel geben (welches selber aber noch mit dem 1. Lösungmittel mischbar ist) und schauen, ob das gewünschte Produkt nach Zugabe wieder ausfällt.

1. und 2. lassen sich natürlich beliebig kombinieren ;) Wichtig ist aber auf jeden Fall: GEDULD! Schöne Kristalle brauchen meist Zeit bis sie wachsen; ist man zu schnell, fällt irgendwas aus, aber nicht in Form schöner Kristalle.

Viel Spaß weiterhin!

Oliver
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witweb

#11
Hallo

@ alle - Ich glaube ich habe erst mal zu tun, alle hier gemachten Literaturvorschläge zu sichten, hinsichtlich des Inhalt und der Beschaffbarkeit. Vielen Dank!

@ Oliver - Nun, meine Kenntnisse in Sachen Chemie halten sich sehr in Grenzen. Seit dem Studium vor gut 40 Jahren hatte ich kaum Gelegenheit - und auch keinen konkreten Grund, mich mit Chemie zu befassen. Ansonsten hätte ich wohl einige der oben genannten Werke im Regal stehen.  :)
In Sachen Mikrokristalle habe ich schon einiges gemacht, allerdings eher mit viel Probieren und weniger Studieren. Wenn ich deine Hinweise lese, empfiehlst du ja, für den Anfang, ein ähnliches Vorgehen. Trotzdem ist, denke ich, eine grobe Orientierung vor Versuchsbeginn nicht verkehrt. In diesem Sinne, danke für deine Anregungen!
Das Thema Geduld ist definitiv ein Faktor, den man berücksichtigen muss. Obwohl manchmal auch Kristalle in einem Tempo entstehen (und und unter Umständen wieder verschwinden, z.B. Lithiumchlorid), dass man mit dem Fotografieren am Mikroskop kaum nachkommt. Was dann übrigbleibt, ist oft nicht mehr wirklich fotogen...

Viele Grüße

Michael
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bergarter

grüß Dich Michael

meine Quelle  - Handbuch der Naturfarbstoffe H. Schweppe

sagt aus,  das Juglon löslich ist in :
wenig in Wasser
leicht in Chloroform,
in  Benzol
in Äthanol
in Äther
in wässrigen Lösungen von Alkalien, werden purpurrot

grüß Dich
Gerd



Werner

Ich hatte Juglon mit Spiritus aus trockenen Nußhüllen extrahiert.
Die wachstumshemmenden Eigenschaften halten sich aber in Grenzen, wie ich erfahren mußte.
Nach Lesen des PDFs von toxcenter wundere ich mich allerdings, wieso ich noch lebe, wo ich doch die ganzen Nußhüllen aufgeklaubt hatte.
Oder es gilt: Ein Guter verträgts - und um die Schlechten isses nich schad...

Gruß - Werner

witweb

Hallo,

@  Gerd - ja, in solch speziellen Büchern steht das schon drin. Bei Wikipedia nicht. Danke für die Infos!
@ Werner - also ich habe auch erst mal gezuckt. Man sollte wohl nur das zu sich nehmen, was in der Nuss ist, nicht die (grüne) Schale. Vielleicht gut gegen Viren?

Viele Grüße

Michael
   
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