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Leica Delta / HC-System

Begonnen von mikrowastl, Dezember 24, 2021, 20:08:36 NACHMITTAGS

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Jürgen Boschert

Hallo Daniel,

ich finde das Bild vom Orthoplan wesentlich farblich und in Hinsicht auf Kontrast ausgeglichener, natürlicher und detailreicher; das mit dem Leica ist mir zu "knallig".
Beste Grüße !

JB

Florian Stellmacher

Moin Daniel,

ich finde nicht, dass der Kontrast bei den unendlichen Leicas tatsächlich merkbar höher ist. Faktisch ist das Bild - ich denke, nicht unwesentlich wohl auch beleuchtungsbedingt - mehr in den Blaubereich verlagert. Und für diesen Bereich des Spektrums hat die menschliche Rentina sogar weniger Rezeptoren als für den Rotbereich. Daher sehe ich z.B. das Kernchromatin beim Orthoplan noch differenzierter. Klar, das sind letztlich Nuancen.

Man könnte jetzt ein bisschen EDV drüber laufen lassen, um das z.B. nach SW-Konvertierung ggf. zu bestätigen oder auch nicht.

Wenn man wirklich ans Eingemachte gehen wollte, dann bieten sich z.B. Diatomeen als klassisches Phasenobjekt eher an als gefärbte Schnittpräparate, die als Amplitudenobjekte weniger Feinheiten in der Farbkorektion erkennen lassen. Klar, ich nutze als Pathologe auch Fluoritsysteme und Apos. Aber fürs Kerngeschäft würden, fairerweise bemerkt, gut plankorrigierte Achromate auch reichen.

Herzche Grüße,
Florian
Vorwiegende Arbeitsmikroskope:
Zeiss Axioskop 2
Olympus BHS (DL, Pol, Multidiskussionseinrichtung)
Zeiss Axiophot (DIK und AL-Fluoreszenz)
Zeiss Axiovert (Fluoreszenz)
Wild M400 Fotomakroskop (DL, DF, AL, Pol)

SNoK / Stephan Krall

Ich habe mal eine, vielleicht etwas naive Frage, da ich das Orthoplan in der Anwendung nicht kenne. Es kommt für mich als Tümpler beim Mikroskop sehr auf die Funktionalität an. Bei meinem Leica DMRB sind die DIK-Prismen sowohl objektivseitig als auch kondensorseitig in Revolvern/Scheiben. Das bedeutet, dass ich sehr schnell zwischen den verschiedenen Objektiven, bei mir sieben an der Zahl, und den dazugehörigen Prismen durch einfache Drehung wechseln kann, was bei den beweglichen Objekten sehr von Vorteil ist. Ist das beim Orthoplan von auch so?

Grüße
Stephan
Mikroskope: Leica DMRB, Leitz Dialux (beide mit DIK), Lomo MBD-1 ("Für-alle-Fälle-Mikroskop")
Stemis: Zeiss 508, Wild Heerbrugg M5
Kameras: Sony alpha 6500 und 6400
Webseite: https://kralls.de
Vorstellung: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=41749.msg308026#msg308026

Diana1982

#48
Hallo Stephan,

Da ich beide Systeme habe, kann ich sagen, dass es beim Orthoplan zusammen mit dem Interferenz Kontrast T (transmitted light), = Interferenzkontrast nach Smith, sogar noch schneller/praktischer ist:
Im Kondensorrevolver hast Du ähnlich wie beim DMR eine Scheibe mit bis zu vier Prismen (gängig sind drei).
Je eine pro Objektivvergrößerung.
Das objektivseitige Prisma ist im Objektiv selbst verbaut.
Man hat also immer eine feste Zuordnung genau eines Kondensorprismas zu einem bestimmten Objektiv.
Das macht es sehr unkompliziert und der Wechsel geht schön schnell, erfordert aber am Anfang etwas Justagearbeit.

Man ist auch auf max. 4 (gängig sind drei) DIC-Objektive festgelegt: 16 und/oder 25, 40 und 100.
Hier gibt es wiederum eine Version mit Objektiven für Tubuslänge 170 und eine neuere 160er Version.
Die Wollastonprismen im Objektiv müssen jeweils fest aufeinander eingestellt werden. Den DIC-Effekt stellt man am Orthoplan dann nicht via Drehen am objektivseitigen Prisma ein, sondern durch drehen des am Kondensor angebrachten Polarisators.

LG
Diana
Leitz Orthoplan
Leitz Diavert
Leica DMR
Olympus SZX12

www.microscopia.de

SNoK / Stephan Krall

Liebe Diana,

danke für die Erläuterungen...die ich allerdings nicht ganz verstehe. Ich müsste mal an so einem Gerät sitzen. Wenn Du schreibst, die DIK-Prismen seien in den Objektiven fest verbaut, was bedeutet das dann, wenn man Hellfeld oder Phaco mache möchte, kann/muss man die Prismen dann wegschalten oder die Objektive wechseln?

Ich habe zweimal drei Prismen (A, D, E und K2, K3, K4), die für sechs der sieben Objektive im Revolver funktionieren (nur das 5x geht nicht sehr gut). An der Kondensorscheibe drehe ich dann bei Bedarf einfach statt DIK Phaco, Dunkelfeld oder Hellfeld rein, und muss nur noch oben den Polarisator etwas rausziehen. Die Objektive sind dieselben. Alles sehr schnell und einfach zu machen.

Grüße
Stephan
Mikroskope: Leica DMRB, Leitz Dialux (beide mit DIK), Lomo MBD-1 ("Für-alle-Fälle-Mikroskop")
Stemis: Zeiss 508, Wild Heerbrugg M5
Kameras: Sony alpha 6500 und 6400
Webseite: https://kralls.de
Vorstellung: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=41749.msg308026#msg308026

Enoplometopus

Zitat von: Jürgen Boschert in Januar 01, 2022, 23:09:08 NACHMITTAGS
Hallo Daniel,

ich finde das Bild vom Orthoplan wesentlich farblich und in Hinsicht auf Kontrast ausgeglichener, natürlicher und detailreicher; das mit dem Leica ist mir zu "knallig".

Lieber Jürgen, das sehe ich genauso. Allerdings kann das beim Leica natürlich auch daran liegen, dass ich damit noch zu stümperhaft umgehe – ein erfahrener Mikroskopiker würde ihm sicher ein besseres Ergebnis entlocken. Aber ich muss sagen, dass ich, seit ich dieses DMRB stehen habe, mein Orthoplan wirklich lieben gelernt habe, und ich kann Orthoplan-Junkies wie Diana inzwischen völlig verstehen ;-)
Hobbymikroskope:
Leitz Orthoplan
Leitz DMRB
Leitz Fluovert FU
Zeiss ICM 405
Makroschlitten mit Mitutoyo-Metallurgie-Objektiven

Webseite www.knop.de

Diana1982

#51
Hallo Stephan,

Die DIC Objektive sind nur für DIC vorgesehen und ggf. noch für Hellfeld. Du musst auch genau die Objektive nehmen, die für DIC bestimmt sind und zu den Kondensorprismen passen, da ja das Prisma fest im Objektiv verbaut ist.
Für Phaco brauchst Du also eigene Objektive. Am Objektivrevolver hat man üblicherweise Platz für 5 (selten 6) Objektive.
Also habe ich meinen 6er-Revolver bestückt mit 3x DIC (25x/40x/100x), 2x Phaco (eines davon ein Pl Apo 63, das andere wechselt immer mal) und einem Lupenobjektiv 4x oder 2,5x.
Für die meisten Sachen komme ich so sehr gut zurecht. Im Kondensor kann man noch 2 Phacoblenden unterbringen, bei mir sind das die Blenden Phaco 2 und 4.

Ansonsten habe ich zig Wechselobjektivrevolver, die jeweils für ein Verfahren bestückt sind...also z.B. einen mit Pl Apos für Hellfeld, einen rein für Phasenkontrast, einen mit Heine-Objektiven usw.
Der große Vorteil am Orthoplan ist nämlich auch, dass sowohl Kondensor als auch Objektivrevolver ohne großes Gefrickel oder Fingernagelabgebreche innerhalb von Sekunden gewechselt sind.
Alles ist aus stabilem Material (Metall!!!) und man braucht daher auch keine Angst haben, dass irgendwelche Plastiknasen nach dem 5. Wechsel abbrechen.

Das Orthoplan ist halt ein solides und mechanisch fantastisches, sowie sehr ausbaufähiges (Jamin Lebedeff geht halt am DMR so einfach nicht  :P ;) ) Endlich-Optik-System, das Leica DMR ein Unendlich-System (ca. in doppelter Orthoplangröße mit dem 3-fachen Gewicht - ohne es genau gemessen zu haben). Beim Leica ist der Einsatz der Objektive zusammen mit DIC vielfältiger...Ach, im Endeffekt braucht man eh beides  ;)

LG Diana
Leitz Orthoplan
Leitz Diavert
Leica DMR
Olympus SZX12

www.microscopia.de

SNoK / Stephan Krall

#52
Liebe Diana,

jetzt verstehe ich es etwas besser. Aber mit den Erläuterungen muss ich sagen, dass das Leica DMR (für mich) praktischer ist. Ich muss nichts wechseln für die verschiedenen Verfahren. Bei jemandem der Schnitte anschaut ist das egal, weil er/sie Zeit hat, Objektive oder Revolver zu wechseln. Aber wenn man kleine wuselnde Tierchen hat, ist es schon sehr von Vorteil, dass alles beisammen ist und nur an zwei Scheiben gedreht werden muss. Und in der Kondensorscheibe sind bei mir drei DIK-Prismen, drei Phaco-Prismen, einmal Dunkelfeld und einmal Hellfeld.

Ich glaube Euch, dass Ihr das Orthoplan liebt und auch kleine Unterschiede in der Qualität festzustellen meint, aber ich finde, dass ich mit dem DMRB für meine Zwecke sehr gut bedient bin. Ähnlich höre ich das von anderen DMR-Nutzern auch. Und ich glaube, die Qualität der Bilder, die wir machen, überzeugt ebenfalls.

Grüße und suum cuique, wie der Lateiner sagt,
Stephan
Mikroskope: Leica DMRB, Leitz Dialux (beide mit DIK), Lomo MBD-1 ("Für-alle-Fälle-Mikroskop")
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Kameras: Sony alpha 6500 und 6400
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Vorstellung: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=41749.msg308026#msg308026

Diana1982

ZitatUnd ich glaube, die Qualität der Bilder, die wir machen, überzeugt ebenfalls.

Das auf jeden Fall!
Deshalb habe ich mir ja auch eins angeschafft  ;)

LG Diana
Leitz Orthoplan
Leitz Diavert
Leica DMR
Olympus SZX12

www.microscopia.de

Enoplometopus

Zitat von: Florian Stellmacher in Januar 01, 2022, 23:42:32 NACHMITTAGS
Moin Daniel,

ich finde nicht, dass der Kontrast bei den unendlichen Leicas tatsächlich merkbar höher ist. Faktisch ist das Bild - ich denke, nicht unwesentlich wohl auch beleuchtungsbedingt - mehr in den Blaubereich verlagert. Und für diesen Bereich des Spektrums hat die menschliche Rentina sogar weniger Rezeptoren als für den Rotbereich. Daher sehe ich z.B. das Kernchromatin beim Orthoplan noch differenzierter. Klar, das sind letztlich Nuancen.

Man könnte jetzt ein bisschen EDV drüber laufen lassen, um das z.B. nach SW-Konvertierung ggf. zu bestätigen oder auch nicht.

Wenn man wirklich ans Eingemachte gehen wollte, dann bieten sich z.B. Diatomeen als klassisches Phasenobjekt eher an als gefärbte Schnittpräparate, die als Amplitudenobjekte weniger Feinheiten in der Farbkorektion erkennen lassen. Klar, ich nutze als Pathologe auch Fluoritsysteme und Apos. Aber fürs Kerngeschäft würden, fairerweise bemerkt, gut plankorrigierte Achromate auch reichen.

Herzche Grüße,
Florian


Hallo Florian

Sicher, Diatomeen wären geeigneter. Ich habe mal eine mit Orthoplan und mit Leica DMRB bei 100x aufgenommen, beides Stapelaufnahmen mit rund 100 Bildern, Hintergrund gesäubert, sonst aber unverändert. Bezüglich chromatischer Aberrationen kann ich eigentlich zufrieden sein. Das Leica scheint im Vergleich zwar leichte Farbsäume zu produzieren, aber da ist es ja auch nur ein Fluorid, während das Orthoplan ein Apo hat. (Der unterschiedliche Abbildungsmaßstab kommt durch die Kameraadaption zustande, die ja verschieden ist.) Aber irgendwie habe ich bei der Orthoplan-Diatomee einfach ein besseres Bauchgefühl. Oder was meint Ihr?

Beste Grüße,

Daniel

Hobbymikroskope:
Leitz Orthoplan
Leitz DMRB
Leitz Fluovert FU
Zeiss ICM 405
Makroschlitten mit Mitutoyo-Metallurgie-Objektiven

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