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Lactophenolblau

Begonnen von Segu, November 16, 2008, 21:45:53 NACHMITTAGS

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Segu

Hallo zusammen,

von einem Mikroskopie Kollegen habe ich Lactophenolblau erhalten. Beim heutigen erstmaligen Gebrauch habe ich den strengen Geschmack von Phenol wahrgenommen.

Darauf habe ich nach einem Datenblatt gesucht und bei Merck fündig geworden. So wie das aussieht ist das Zeug ja Giftig T, und Ätzend C, ausserdem Gefahr ernster Gesundheitsschäden bei längerer Exposition.

Ich besitze keinen Abzug und kann meine Experimene nur bei geöffnetem Fenster durchführen. Meine Frage, weg damit, oder alles nur halb so schlimm?
mit freundlichen Grüssen

Michel Siegrist

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Dieter Friedrich

Ich würde nach Möglichkeit draußen oder eben beim weit geöffneten Fenster arbeiten, aber nicht wegen der Giftigkeit sondern wegen des extrem penetranten Geruchs von diesen Stoffen.

Sie arbeiten da ja nicht mit riesen Mengen.....

Nur keine Panik!

icho_mann

Ich hoffe, Herr Friedrich behällt Recht, denn ich habe auch schon damit gearbeitet und nicht undbedingt auf eine gute Belüftung o.ä. geachtet.
Allerdings bin ich doch eher unbesorgt.

Mit freundlichen Grüßen
Jonathan
Mit freundlichen Grüßen
Jonathan
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Andy McKee, Rylynn


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Bernhard Kaiser

Guten morgen,

ich arbeite seit 45 Jahren mit phenolhaltigen Zubereitungen. In Glyceringelatine ist übrigens auch Phenol enthalten. Solange Sie nichts auf die Haut bringen oder verschlucken, passiert wirklich nichts. Und wenn Hautkontakt stattgefunden hat natürlich sofort abwaschen. Verschlucken ist ja auch eher unwahrscheinlich.

MfG.
Bernhard Kaiser


Segu

Warscheilich habe ihr alle Recht,

den Benzin ist ja auch giftig T, Wasser und Umwelt gefärtend, und brennbar und man macht auch nicht den Dokter beim Tanken.

Ja Phenol ist extrem penetrant.
mit freundlichen Grüssen

Michel Siegrist

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Peter V.

#5
Hallo!

Da ist wohl das große Problem aktueller Chemikalienkennzeichnungen: Irgendwie ist alles "Gift" - oder cancerogen, oder mutagen oder......
Dadurch fällt einem persönlich die Einordnung, was denn nur wirklich gefährlich ist, immer schwerer. Früher ( als ja noch fast alles besser war :-) ), wußte man im Labor: Da, wo "Gift" draufsteht, ist auch "Gift" drin, und der Rest bringt einen wahrscheinlich nicht sofort um. Der "Gift"-Auifkleber kam z.B. auf Arsen- und Thalliumverbindungen, Zyanide etc. Auf Phenol meines Wissens nicht. Trotzdem wußte jeder an Chemie Interessierte, daß man Hautkontakt mit Phenol und Benzol vermeiden sollte, aber man bekam nicht schon Panik beim Anblick der Flasche. Man wusch nach einer akzidenteller Kontamination sofort und gründlich die Hände und gut war es. Daß die meisten "Chemikalien" nicht zum essen und trinken geeignet waren, wußte man in der Regel.
Das ist so ähnlich wie bei den exzessiven Medikamenten-Beipackzetteln: Dort stehen gleichwertig alle nur erdenkbaren 137 Nebenwirkungen, auch, wenn manche nur einmal in 50.000 Fällen "vermutet" wurde, aber die eine, die wahrscheinlich wirklich auftreten kann, erkennt man da nicht heraus.

Herzliche Grüße
Peter



Dieses Posting ist frei von kultureller Aneigung, vegan und wurde CO2-frei erstellt. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

T. Ebbinghaus

Hallo Peter,

na ja, irgendwie muss ich Dir wiedersprechen. Mittlerweile stuft der Gesetzgeber aus gutem Grund CMR Substanzen als genau so gefährlich ein, eine solche mit akut toxischer Wirkung. Ohne mir die reale Urschache zu kennen vermute ich, dass die Wirkung einer CMR Substanz volkswirtschaftlich erheblich teurer ist, als die einer aktut toxischen... Du als "Mitarbeiter im Gesundheitswesen" bist von dieser kalkulatorischen Legislative sogar besonders betroffen. An dieser Stelle weiss ich nicht, ob ich einen lachenden oder einen weinenden Smily setzen soll, daher beides .... ich ersuchs mal mit dem hier :'(

Von daher gehörten - sorry liebe Mitmikroskopiker - viele Chemikalien in unseren Keller in einen abgesaugten Chemikalienschrank als in ein Regal. Manch einer weiss eben nicht, was er da im Keller hat und früher hat man sich die Hände mit Benzol gewaschen und Cyanidlösungen mit dem Mund angesaugt ... aber das ist aufgrund von alternativen nicht mehr Standard.... Ich schaffe zwar auch nach dem obigen Vorbild, aber man muss sich der Gefahr bewusst sein und Thead hier zeigt doch mir klar, dass sich dieses Bewustsein noch nicht überall durchgesetzt hat.


Gruss
Thorsten
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Ich suche:
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Dieter Friedrich

Komisch nur das es dann überall und für Jedermann diese Kleinen bunten Packungen mit den Glimmstängeln zu kaufen gibt oder Benzinkraftostoff an jeder Ecke gibt und das sogar unbeschränkt....

Aber wehe jemand will 1 ml reines Benzol kaufen oho..... Die Gesetzgebung ist so dermaßen unausgegoren und unsinnig das es schlimmer nicht mehr geht.

Wenn man CRM Stoffe für Privat verbietet dann bitte doch auch Benzin und Tabak!

Oder etwas zynischer ausgedrückt wenn sich jemand tot frißt, raucht, säuft, fährt oder das Gesundheitssystem durch seine Unachtsamkeit beim Geschlechtsverkehr belastet ist es allem anschein nach in Ordnung aber wehe ein Mikroskopiker braucht ein paar mg Pikrinsäure oder Phenol: Oho dann ist man gleich der Bin Laden persönlich.....

Detlef Kramer

Anreden braucht man sie ja nicht.

Nur zur Info: In den Niederlanden stehen noch ein paar Windmühlen 8)
Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

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Peter V.

#9
Hallo Thorsten,

nur mal so, als kleines Schmankerl:

Wie der Zufall es wollte, hatte ich soeben noch Kontakt zu einem mittlerweile 80-jährigen Kokereimeister ( ist ja im Ruhrgebiet nicht schwer ), der mir berichtete, daß man früher gerne schmutzige Maschinenteile in Benzol gereingt habe. Andere Benzolvorprodukte habe man gerne zur Vertreibung unliebsamer Nagetiere im Litrmaßstab in deren Bauten geschüttet, und ein Besprühen der Obstbäume im heimischen Garten (!!!!) mit wilden Roh-Aromatengemischen habe wirkungsvoll der Rotlaus ( oder so ähnlich ) den Garaus bereitet.

( Womit ich keineswegs die zweifellos sehr gesundheitsschädlichen Wirkungen dieser Substanzen kleinreden möchte ).

Zu Herrn Friedrichs Posting: Herr Friedrich neigt zu recht drastischen Darstellungen. :-)
Aber a bisserl Recht hat er doch schon, oder? Ich hätte persönlich weniger Bedenken, ein Fläschchen Formalin im Keller zu haben und darin evtl, einmal ein Insekt einzulegen als tagtäglich den gleichen Stoff in ungleich höheren Konzentrationen aktiv oder passiv per blauem Dunst inhalativ zu mir zu nehmen. Es ist immer eine Frage der Verhältnisse.

Herzliche Grüße
Peter
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Dieter Friedrich

#10
ZitatNur zur Info: In den Niederlanden stehen noch ein paar Windmühlen

Das versteh ich nicht....

ZitatIch hätte persönlich weniger Bedenken, ein Fläschchen Formalin im Keller zu haben und darin evtl, einmal ein Insekt einzulegen als tagtäglich den gleichen Stoff in ungleich höheren Konzentrationen aktiv oder passiv per blauem Dunst inhalativ zu mir zu nehmen. Es ist immer eine Frage der Verhältnisse

Das ist es ja eben. Ich kann beim Laden um die Ecke ne Stange Zigaretten kaufen und jeden tag 2 Schachteln wegrauchen, da hat der Staat nichts dagegen. Der Benzolzusatz im Benzin beträgt einige % und da sagt auch keiner was....
Aber wehe in Pommes werden mal wieder ein paar ppm Acrylamid nachgewiesen da gibts dann ein tohu wa bohu, selbst wenn der Gehalt unterm Grenzwert liegt (was natürlich in den reißerischen Medienbeiträgen komischerweise nie mit erwähnt wird).... Ein Schelm wer böses denkt!

ZitatHerr Friedrich neigt zu recht drastischen Darstellungen

Machen unsere Politiker das etwas nicht?

T. Ebbinghaus

Hallo Peter, Hallo Herr Friedrich,

vielen Dank für die Inputs, aber: Ihr denkt einfach nicht daran, dass der Gesetzgeber eiskalt und knallhart kalkuliert. Dabei sieht er sich auf den Anwendungszweck an, kalkuliert das Risiko aus Statistiken und multipliziert mit durchschnittlichen Fallpauschalen aus Versicherungstabellen. Anschliessend multipliziert er mit -1 und addiert die aus diesem Zweck vorgesehen Steuereinnahme. Die Frage ist dann nur noch, wie rot ode schwarz die Zahl unter dem Strich ist. Folge:

Solange der durch Tabak verursachte Krebs weniger Ausgaben verursacht als die Tabaksteuer einbringt, wird (ausser bei immer grösseren Warnhinweisen auf den Verpackungen) gar nichts passieren.....
Das gleiche gilt für die im statischen Rauschen untergehenden Krebsfälle ausgelöst durch Benzol im Benzin. Diese liegen - rein preislich - erheblich unterhalb der Milliardeneinnahmen aus der Mineralsölsteuer....

Ganz anders sieht aber bei Laborchemikalien aus, die für den eng begrenzen Laboreinsatz gedacht sind. Der Umsatz ist im Vergleich dazu null und nichtig. Weiterhin sind Firmen zum MWST Abzug berechnigt.... Die paar Kröten, die unsereiner als Mehrwertsteuer beim Kauf in der Apotheke ins Staatssäckel fliessen lässt sind kaum der Rede wert - soviel zu den Einnahmen. Nun die "normalen Ausgaben":
Selbst wenn wir 10.000 Hobbychemiker / Mikroskopiker in der BRD wären und jeder pro Jahr etwa für 500 Euro Chemikalien kauft, macht das eine Steuersumme von ... na ja ... pi mal auge ... * 19 % = etwa 1.000.000 Euro. Abzüglich des Verwaltungsaufwandes, den Kosten für die Aqudukte, die Schulen, der Sicherheit, der öffentliche Ordnung und den Frieden bleiben da .... na ja, sagen wir mal 100.000. Nach höchstens zwei Krebsflällen ist die Kohle ist weg....

Das ganze gilt um so mehr, wenn man berücksichtigt, dass die Chemikalien in einem normalen Labor (Ausgeklügelte Abzüge und Sicherheitswerkbänke etc) eben noch weniger Krebs auslösen, als bei unsereiner im Keller.

Alternative? Lasst uns eine Lobby gründen, den Staat eine Sondersteuer auf Mikroskopiechemikalien erheben und im Nu können wir das Zeug wieder kaufen  :-\. Klar, ein paar Auflagen wie Registrierung und Endverbleibserklärungen  etc. wird es geben - macht aber nix - dafür können wir uns einen Sicherheitsbeauftragten einstellen. Oder wir treten der BG Chemie bei ..... :-\

Freudige Grüsse
Thorsten

PS.: Auch ich kenne einen Rentner der auf die 80 zugeht. Er hat sich in den 50ern und 60ern die Hände mit Benzol gewaschen hat und das Zeug zum Reinigen benutzt. Ausserdem war er lange zeit Raucher. Der Mann hat nur noch eine Niere und lässt sich alle 2-3 Jahre die Prostata oder die Balse ausschaben. Ich glaube es ist müssig aufgrund der langen Latenzzeit über Ursache und Wirkung zu spekulieren, aber Einzelfälle sind einfach kein Massstab für Spekulationen
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Peter V.

#12
Hallo Thorsten,

Deine Fallschilderung spricht sehr dafür, daß Dein Bekannter auch ein "Ruhri" ist. Nur die Harten kommen in'n Garten! Und da, wo es vor 40 Jahren Briketts vom Himmel regnete und man sich in Benzol wusch, haut einen so schnell nichts nieder :-)
Wenn ihn mit fast 80 nicht mehr erwischt hat als die Tatsache, daß er sich hin und wieder die Blase ausschälen lassen muß......
Aber im Ernst: Ich hatte die ( tatsächlich echte ) Äußerung des "Koksers" auch nur als kleines Bonmot gespostet. Klar gibt es immer Einzelfälle, die immer wieder gerne von "Uneinsichtigen" als vermeintlicher Beleg für die Ungefährlichkeit bestimmter Dinge angeführt werden.  Ich erinnere da nur an einen bekannten Ex-Bundeskanzler, desser Gesamt-Lebens-Teerinhalation für sicher einige Straßenzüge greicht hätte. Und jeder Raucher kennt natürlich den "Opa", der 60 Jahre Rote Hand ohne Filter geraucht hat und kerngesund ist.....
Das ist eben das Problem sogenannter "stochastischer Schäden".
Aber da wir eben nach wie vor im täglichen Leben von zahlreichen "Giften" umgeben sind ( von denen das Rauchen sicher den höchsten Toxizitätsgrad darstellt ), müssen einem nicht gleich die Knie schlottern, wenn man ein Fläschchen Xylol sieht. Und ich muß es ja nicht auf den Nachttisch stellen.

Herzliche Grüße
Peter

PS: Handwaschungen in Benzol betreibe ich nicht, und mein Schreck, als mir letztens ein Quecksilber- Laborthermometer ( ja, das hatte ich noch ) zerbrach, zeigte mir, wie weit ich schon von der "Angst" vor solchen Stoffen erfaßt bin. Aber zu acrylamidhaltigen Nahrungsmitteln habe ich - leider leider - noch eine viel zu hohe Affinität :-)




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Dieter Friedrich

Tja Herr Ebbinghaus. Dort liegt wohl der Hund begraben, es geht immer nur ums Geld.

Ich habe neulich eine Studie gelesen das ein Raucher statistisch gesehen - trotz aller Krebsfälle - sogar weniger Geld kosten als ein gesunder Mensch weil er gerade eben wegen dem Krebs eine ganze Ecke früher stirbt dadurch eine Unsumme an Rentenzahlungen gespart wird.

liftboy

Hallo erstmal,
um nochmal auf das Thema zu kommen, es ist wirklich ein Elend als Mikrofreund an die benötigten Chemikalien zu kommen.
Selbst ich persönlich, der ich ein Gewerbe angemeldet habe und im Chemikalienhandel kaufen darf (und das geht komischerweise mit der stinknormalen gelben Post, ohne das es jemanden kümmert, was in in dem Päckchen drin ist) hatte  größte Schwierigkeiten! Was das Aufbewahren und den Umgang angeht ist das ein Problem, über das man sich nochmal austauschen müsste. Nicht Jeder hat in seinem Hobbykeller eine alten Kamin, den er als Abzug nutzen kann. Persönlich habe ich feststellen müssen, daß sich Säuren und Metallschränke nicht gut vertragen (trotz Kappenflasche!). Ich bin ja nicht ängstlich, aber wenn ich mit Chemikalien arbeite, nehme ich einen Mundschutz (die Dinger sind billig). Bei Brilliantcresylblau habe ich da mein "blaues Wunder" erlebt (schönes Wortspiel).
Und was die Umweltgifte angeht.... Da könnte man noch tagelang diskutieren; es ist halt ein Politikum.
Trotzdem, bleibt gesund
mit besten Grüßen
Wolfgang
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=785.msg3654#msg3654
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