Eindeckmittel selber machen - Dammarharz

Begonnen von anton, August 03, 2022, 22:58:15 NACHMITTAGS

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Bob

Hallo Sven,
danke für den interessanten Bericht! Welche Eigenschaften verspricht die Mischung von Dammar und Sandarak?

Zum Dammarfirnis: Meins von Fa. Windsor ist sehr dünnflüssig. Es ist die Frage, wie lange es dauern würde, das überschüssige Lösungsmittel da durch verdunsten rauszubefördern.

Viele Grüße,

Bob

jochen53

Hallo,
Terpineol hat einen wesentlich höheren Siedebereich (ca. 215 - 220° C) als Xylol (um 140° C) und verdunstet damit noch wesentlich langsamer, die letzten Reste praktisch überhaupt nicht mehr. Die Präparate werden ewig danach riechen.
Jochen

Sven Hildebrand

Hallo,

@Jochen: Es stimmt, dass Terpineol einen hoeheren Siedepunkt hat und auch deutlich viskoser ist als Xylol und entsprechend auch sehr viel langsamer verdunstet. Es ist aber auch deutlich ungiftiger und wurde zumindest in der Vergangenheit zum klaeren von Proben benutzt, also dachte ich, ich probier das mal aus. Ich habe auch schon Kanadabalsam in Terpineol und Ethanol bzw. Isopropanol verduennt genommen. Das hat auch funktioniert und das KB wurde auch hart (dauert halt nur sehr lange). Der hat nur eben einige Faerbungen arg verblassen lassen. Eine weitere Substanz, die ich gerne noch als Alternative testen wuerde ist Anisole. Da kommt man als Privatperson schlechter dran, aber ich habe vor das mit einen von meinen Studenten zu testen. Der Geruch stoert mich uebrigens gar nicht, ich finde den sehr angenehm. :P

@Bob: Um ehrlich zu sein, habe ich gerade erst angefangen damit rum zu experimentieren und das noch nicht Systematisch getestet. Ich will auf jeden Fall noch entsprechende Mischungen testen mit nur Dammar oder nur Sandarak in Terpineol. Bzw. Sandarak ist ja alkoholloeslich und koennte damit geloest werden. Das kann man sich im Prinzip auch das Xylol sparen. Zumindest hab ich das in aelteren Histobuechern gelesen. Wenn ich (und damit meine ich meine Bachelorstudentin :P) das getestet habe, werd ich mal berichten! Auf Sandarak bin ich gekommen, weil das ja einer der Hauptbestandteile von Euparal ist und soweit ich weiss der Teil, der letztlich aushaertet.

LGs
Sven

jako_66

#33
Hallo zusammen,

wegen der Alkohollöslichkeit von Sandarak und der schlechten in Xylol, Benzin würde ich vom Mischungsversuchen abraten. Die nahezu perfekten Klebeeigenschaften von Dammarharz an Glas könnten nur schlechter werden.
Auch wäre die Frage, wie hoch die Säurezahl von Sandarak ist (Dammarharz soll so bei 30 mg/g liegen, in etwa die Hälfte vom Euparal) - gerade bei Kremer Pigmente gefunden: 130-150 mg KOH/g.

In den letzten Tagen habe ich viele botanische Proben mit Dammarhatz eingedeckt. Vom anfänglichen Procedere, möglichst viel Xylol auf der Wärmeplatte bei 80-90°C abzudampfen, bin ich weggegangen. Das Harz ist bei der Temperatur zwar noch einigermaßen flüssig, nur ist die Schichtdicke doch dicker und Luftblasen "umzingeln" den Schnitt. Jetzt lasse ich die Probe aus Xylol kommend ca. 30s bei 60°C auf der Wärmeplatte, drehe den Objektträger dann um, um danach das Deckglas auf den sich bildenden Tropfen aufzulegen. Lufblasen sind sehr selten, die Schichtdicke schön dünn. Nur ist mein Eindruck, dass Dammarharz dermaßen hart am Rand des Deckglases aushärtet und nicht alles Xylol mit der Zeit verdunstet.

Wie macht Ihr es denn?

Viele Grüße

Sven

Sven Hildebrand

Hallo zusammen,

Das hat zwar jetzt alles etwas länger gedauert, aber hier mal eon paar Bilder von Schafhirnschnitten mit dem Damar/Terpineol Eindeckmittel.  :)
Nach den Färbungen wurden alle Proben 3x 5min in 100% Isopropanol entwässert und 5 min in Terpineol geklärt. Danach lasse ich so viel Terpineol wie möglich abtropfen, bzw. wische die Rückseite des Objektträgers mit Papiertüchern trocken. Der Damar/Terpineol-Mix ist ziemlich dünnflüssig, was ich sehr mag und die Schichtdicke entsprechend dünn. Wie bereits mehrfach gesagt wurde, brauchen die Schnitte sehr lange zum Aushärten, aber dafür ist die ganze Prozedur Xylene-frei. Nach ca. 2 Wochen ist es am Rand hart genug um die Objektträger und Deckgläser ggf. zu reinigen und die Proben aufrecht in Boxen zu lagern.

Die Fotos gerade bei 4x sehen sehr unscharf aus leider und die field flattness ist nicht sehr gut, aber mehr gibt mein Heimsystem leider nicht her...  :'( für bessere Bilder müsste ich die Schnitte mal wieder mit an die Uni nehmen.

Wie auch immer, selbst nach Monaten kann ich keine farbliche Veränderung an den Proben feststellen. Bis auf die lange Aushärtzeit bin ich mit dem Eindeckmittel sehr zufrieden.

Bin gespannt, was ihr darüber denkt.

LGs,
Sven