Eindeckmittel selber machen - Dammarharz

Begonnen von anton, August 03, 2022, 22:58:15 NACHMITTAGS

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anton

Ich hab heute mal kreuz und quer durch die Gegend gesucht, da ich ,,nur" Einschlussmittel nicht allein bestellen wollte, und alles andere da habe.

Dann nachgesehen bei den Inhaltsstoffen, und gesehen dass Includal CB eigentlich ja nur ,,entsäuertes" Benzoe Harz in Alkohol ist.

Hätte ich da gehabt, und mal nach den Säurezahlen der diversen Harze geschaut. Dort dann drauf gekommen dass Dammarharz eigentlich kaum Säure hat im Gegensatz zum Benzoe Harz.   Also weiter gesucht nach Rezepten.

Im Österreichischen Forum hat schon jemand Dammar Harz als Einschlussmittel selbst aufbereitet.  Dann hab ich mich gleich an die dort vorhandene  Anleitung gehalten, nur den Xylol Anteil reduziert(er nahm die 3-4 Fache Menge) 😀

Also ich hab:
50g Dammarharz auf gut 110° erwärmt und so geschmolzen. Dass auch das letzte Wasser entfernt wird.
50g Xylol p.A. dazugegeben, und aufgelöst. Dabei warm gehalten (100 - 110  Grad, gut zugedeckt mit Alufolie), und es dauert trotzdem einige Stunden.

Dann kurz sedimentieren gelassen, und warm (100 Grad) durch einen Filter gegossen.  Jetzt nur mehr durch Verdunstung auf die gewünschte Konsistenz ,,einstellen" und ordentlich verschlossen aufbewahren.  Das läuft aktuell noch - steht bei mir auf der Fensterbank abgedeckt mit einem Filterpapier (595) (und das Fenster ist immer geschlossen, Flasche steht natürlich draussen überdacht). Alternativ, wenn man es eilig hat, geht das natürlich auch mit Hitzezufuhr(nein, Bunsenbrenner ist keine gute Idee  ;D  ) und Abzugshaube. Aber solange das Wetter so gut geeignet ist, nehm ich lieber die ,,Aussenheizung". 😀

ACHTUNG - Xylol ist leicht entzündlich, nicht gesund, auch nicht für die Umwelt (Kanalisation),...

Alternative Lösungsmittel:
Toluol - geht, aber naja, wir wissen ja
Methanol - hab ich nicht ausprobiert, da es noch weniger Gesund ist (nehm ich sonst nur zum fixieren)
Ethanol - löst sich nix auf
Orangenterpentene - geht theoretisch, aber da fehlt mir die Erfahrung ob es sich negativ auf die Präparate auswirkt. Jedenfalls wäre es geruchstechnisch die beste Variante. Vielleicht probiere ich das aus, ein versautes Becherglas zum weiter experimentieren hab ich ja

So als Tip: Da Becherglas wo das Harz aufgelöst wurde am besten gar nicht groß reinigen - braucht nur Unmengen an Lösemitteln, sondern gleich ,,trocknen" lassen und für das nächste mal aufheben. Die 2 Euro für ein Becherglas rechnen sich da nicht.


Kosten:
Dammarharz 1kg (Künstlerbedarf, boesner): 17€. Das Harz war sehr rein, ich hatte deutlich unter 0,5% unlöslichen Rest
Xylol Isomerengemisch p.A. 1 Liter: 20€ (kostet inzwschen mehr)

Zum filtrieren hab ich einen Schleicher und Schüll 595 (circa Weissband) genommen, gefaltet als Faltenfilter (macht das noch jemand selbst?), da ich eigentlich zu geizig bin um Faltenfilter zu kaufen. Und danach bin ich drauf gekommen, dass ich noch ne Schachtel voll (eigentlich 2 Schachteln) da habe, aus nem Abverkauf vom Laborgroßhandel für 3 Euro der Karton.  Ja ich sollte besser in meinem Lager schauen. 595 ist ein ,,mittelschneller", dünner Filter, 7μm Porengröße. Der Filter hatte bei 100 Grad eine brauchbare Filtrierrate. Zu dicke, langsame, feine Filter (Blauband) sind da eher ungeeignet

Den Filter hab ich direkt ohne Trichter in den Flaschenhals gesteckt, wollte nicht auch nen Trichter versauen 😀 .  Hat auch wunderbar durch das Harz gehalten und gab keine Probleme.

dicentra

Hallo Anton,


vielen Dank für die tolle Anleitung!
Auf Dammar hatte ich auch schon ein Auge geworfen, allerdings hatte ich bisher wegen des Filtrierens keinen Versuch unternommen. Nach deiner Anleitung scheint das ja aber kein größeres Problem zu sein, da juckt es schon in den Fingern!
Hast du schon Präparate damit gemacht? Zeig uns doch auch mal was bzw. berichte wieder von deinen Erfahrungen!


Grüße!
Oliver

anton

Hallo Oliver.

Ich hab in der Schule mit Dammar gearbeitet, damals aber mit einem fertigen Produkt. Ist aber auch schon 30 Jahre her (HTL Rosensteingasse in Wien)

Die alten Präparate (Bakterien) hab ich leider vor 10 Jahren entsorgt, weil ich dachte ich brauch die nie wieder. Waren damals aber noch einwandfrei.

Da sich die Interessen wieder etwas gewandelt habe, lege ich wieder dauerpräparate von diversen Keimen (Staphylococcus, Coliforme,...) an und mach Aromatogramme dazu.  Will ich für Weiterbildungen, die im Winter starten, als Muster nehmen. (Aromatherapie). So in 2-3 Wochen sollte ich hoffentlich erste Präparate fertig haben, je nachdem wie schnell ich mit der Keimisolation voran komme

Liebe Grüße, Anton


PS:  ja, filtrieren ging relativ flott, die 100g waren in ca 1,5 Stunden durch. Da ist nur recht wichtig, dass heiss filtriert wird, zb im alten Backofen , Trockenschrank,....  Bei Zimmertemperatur geht das nicht so gut.   Ich hab beide Gefäße, also das Becherglas, wie auch die Flasche mit dem Filtrat im Ofen gelassen.

anne

Hallo Anton,
super! Ich finde die "historischen" Einbettmittel toll, Dammarharz würde sich auch gut für Radiolarien eignen.
Wie schnell trocknet es dann unter dem Deckglas und bei welcher Temperatur?
lg
anne

anton

Am ehesten mit den klassischen Harz eindeckmittel auf Xylol Basis vergleichbar .  Also ca 1 Woche.

Wenn man vorher mehr xylol verdunsten lässt trocknet es schneller, dafür muss man das Harz dann anwärmen zum auftragen. 

Wenn sich orangenterpentin auch eignet (da setze ich heute noch was an) geht es etwas schneller, da das besser verdunstet

Bob

Hallo Anton,
klasse Experiment und Beschreibung! Ich finde es immer gut, die Möglichkeit zu haben, auf Mikroskopie-Zutaten zurückgreifen zu können, deren Rezept bekannt ist. Wir haben ja mit genug Stoffen zu tun, deren Verfügbarkeit von geringen Marktumsätzen abhängt, und die schnell mal verschwinden können oder bis zur Unbrauchbarkeit verändert werden könnten.
Ich habe es nicht umfangreicher getestet, aber gelöstes Dammar-Harz gibt es auch zu kaufen:
https://www.ebay.de/itm/293078267254?hash=item443cd37576:g:7lMAAOSwHgxgWNR6
Im Original: "Winsor & Newton Dammar Varnish for Oil Painting 75ml".

Dammarharz soll sich gut eignen zur Herstellung von Präparaten, aber ich bin noch nicht dazu gekommen, einen eingehenderen Vergleichstest zu machen. Was ich mal gemacht habe ist ein Test auf Eigenfluoreszenz bei Blauanregung und da hat es relativ gut abgeschnitten, siehe angehängtes Foto.

Im Bereich Histologie gibt es m.W. Eindeckmittel, bei denen Xylol bereits durch Orangenschalenöl ersetzt wurde, das kann also durchaus klappen.

Viele Grüße,

Bob

anton

Danke Bob.

Die vorgelösten Dammarharze sind (wie das im Link) für Künstler gedacht, das wird normalerweise in Terpentinöl gelöst, was leicht bleichende Wirkung hat. Oder in Terpentinersatz.

Und fürs Mikroskop auch viel zu dünn eingestellt, die Konzentration ist bei grob 25% Harz.  Ich hab vorhin bei meinem Ansatz ,,schnell" mal bei 100 Grad im Trockenschrank 50% des zugefügten Xylol verdunstet, jetzt schaut die Konsistenz recht gut aus - bei ca 65% Harzgehalt.  Mehr weiss ich wenns ganz kalt ist.

Orangenschalenöl werd ich noch schnell mal ansetzen, hab davon eh auch n Liter da 😀 😀 Wobei vom Siedepunkt her ists n wenig schlechter als Xylol (160 Grad beim Orangenschalenöl), also eindicken dauert noch länger, dafür riecht es deutich besser (Gesund ist es trotzdem nicht in den Konzentrationen)

Lg, Anton

deBult

My partner is using Dammar varnish for her paintings, it darkens (dark yellow/brownish) after several years.

Best, Maarten
Reading the German language is OK for me, writing is a different matter though: my apologies.

A few Olympus BH2 and CH2 stands with DIC and phase optics.
The correct number of scopes to own is N+1 (Where N is the number currently owned).

anton

Zitat von: deBult in August 04, 2022, 20:35:12 NACHMITTAGS
My partner is using Dammar varnish for her paintings, it darkens (dark yellow/brownish) after several years.

Best, Maarten

Yes, thats cause of the Sun/UV Light.  At a dark Place there should no problem

Alf

Toll! Es ist mmer gut solche alt bewährten Methoden zu kennen.

LG

anton

@Bob.  Orangenschalenöl wird vermutlich nix, das trübt beim auflösen total ein.   Mal sehen ob es noch klar wird

Bob


anton

Nein, ich hab vorab wieder, wie oben auch, das Harz geschmolzen um es zu entwässern, und das Orangenschalenöl hat kein Wasser.  Ich wart aber mal 2-3 Tage ab und werds heute noch mal erwärmen, dann sieht man ob es sich bessert.

Dammarharz ist aber generell beim Lösungsmittel etwas eigen. Einige andere Harze wie Weihrauch oder Benzoe lösen sich sehr gut in Alkoholen, Dammar zb löst ich in Alkohol überhaupt nicht.   Aber mit nem Kilo Harz kann ich ja n wenig experimentieren

Auch in Fetten Ölen ist Dammar schwer löslich, wo sich Weihrauch und co recht gut lösen.

Detlef Kramer

Eigentlich sollten auch Ethylacetat und Butylacetat als Lösemittel funktioniieren. Das hätte den Vorteil, dass bei der Entwässerung der Xylol-Schritt entfallen könnte. Jedenfalls war es so bei der Original-Rezeptur von Bernd Heim so.

Detlef
Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

Vorstellung: Hier klicken

anton

Zitat von: Detlef Kramer in August 05, 2022, 11:40:55 VORMITTAG
Eigentlich sollten auch Ethylacetat und Butylacetat als Lösemittel funktioniieren. Das hätte den Vorteil, dass bei der Entwässerung der Xylol-Schritt entfallen könnte. Jedenfalls war es so bei der Original-Rezeptur von Bernd Heim so.

Detlef

Mahlzeit Detlef
Hab ich grad keines ,,rumliegen".  Aber meine beiden Laborgroßhändler haben welches.  Muss nächste Woche eh was bestellen, da wird das mit kommen 😀.  Toluol geht mir auch grad aus 😀 😀

Lg, Anton