Interessante Pilzfunde 50 - Weißstieliger Rötling

Begonnen von Bernd Miggel, September 23, 2022, 16:48:33 NACHMITTAGS

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Bernd Miggel

Der Fund
Auf einer Streuobstwiese, in Waldrandnähe, stand eine größere Gruppe des Weißstieligen Rötlings. Dieser Rötling wurde bis in die Sechziger Jahre für eine Herbstform des Schildrötlings Entoloma clypeatum gehalten. Die Unterschiede sind unten aufgeführt. Der Weißstielige Rötling ist häufig und recht verbreitet. Er geht eine Mykorrhiza mit Laubbäumen, allerdings nicht mit Obstbäumen, ein. Ich fand ihn im Herbst, in fünf bis acht Metern Entfernung von Hain- und Rotbuchen.

Eckdaten des Fundes
• Pilzart: Weißstieliger Rötling (Entoloma lividoalbum (Kühner & Romagn.) Kubička).
• Funddatum 22.09.2022.
• Fundort: Streuobstwiese südl. von Karlsbad-Spielberg, Baden-Württemberg, Waldrandnähe.
• Begleitbäume: Hain- und Rotbuchen
• Belegnummer: Miggel div22009,sow.


Bernd Miggel

#1
Makroskopische Merkmale
Er zählt mit bis zu 120 mm Hutdurchmesser zu den ganz großen Rötlingen. Der Hut ist glatt, mitunter seidig glänzend, anfangs stumpfkegelig oder angedeutet glockig, später ausgebreitet, stumpfbuckelig und gerne mit heruntergebogenem Rand. Im feuchten Zustand ist der Hut gleichmäßig dunkelbraun; beim Abtrocknen blasst es konzentrisch und radialstreifig in Richtung hell horn-graubraun aus. Die Lamellen sind stark mit Lamelletten untermischt, dünn, breit und am Stiel nur angeheftet. Sie sind anfangs blass, im Alter jedoch rosa gefärbt.  Die Schneide ist abgerundet schartig und gleichfarbig mit der Fläche. Der Stiel ist reinweiß, zylindrisch oder keulig, manchmal flach zusammengedrückt, alt innen hohl. Er ist längsfaserig und deutlich seidig glänzend. Die Stiele der größten Fundexemplare maßen 80 x 30 mm. Das Fleisch ist weiß; Geruch und Geschmack sind deutlich nach Mehl bzw. angeschnittener Gurke.

Bernd Miggel

#2
Mikroskopische Merkmale
Rötlinge besitzen rosafarbenes Sporenpulver und eckige Sporen.
Die Sporen unserer Art sind abgerundet fünfeckig, doch auch Sporen mit vier oder sechs Ecken kommen vor. Die Maße von 41 repräsentatives Sporen bei 95 prozentiger Wahrscheinlichkeit:
L x B = 7,6-9,9 x 6,5-9,1 µm    Lav x Bav = 8,6-8,9 x 7,6-8,0 µm    Qav = 1,10-1,16    Vav = 260-300 µm3
(L Länge, B Breite, Q = L/B Schlankheitsgrad, V Voluen, av Average/Mittelwert)

Hinweis zum Ausmessen von Rötlings-Sporen
Man legt von außen ein gedachtes Rechteck an die jeweilige Spore und misst die Seitenlängen des Rechtecks.


Bernd Miggel

#3
Die Basidien sind 4-sporig, schlankkeulig und besitzen Basalschnallen (,,s"). Die Hyphen der Lamellentrama besitzen an den Septen ebenfalls Schnallen.

Bernd Miggel

#4
Die Huthaut besteht aus einer unverschleimten Lage parallelverlaufender Hyphen, einer ,,Kutis". Die Hyphen sind schlank, 3 bis 8 µm im Durchmesser und intracellulär pigmentiert (,,i"). An den Septen sitzen ausgeprägte Schnallen (,,s").


Bernd Miggel

#5
Ähnliche Arten
Der Schildrötling Entoloma clypeatum wächst im Frühjahr und pflegt eine Mykorrhiza mit Obstbäumen oder –sträuchern. Ansonsten gibt es keine wesentlichen Unterschiede.

Weiterführende Literatur
BREITENBACH, J. & KRÄNZLIN F. (1995): Pilze der Schweiz Bd. 4, Blätterpilze 2. Teil: Nr. 48. - Verlag Mykologia, Luzern.
http://tintling.com/pilzbuch/arten/e/Entoloma_lividoalbum.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Wei%C3%9Fstieliger_R%C3%B6tling

Beitrag im Fundkorb: https://fundkorb.de/pilze/entoloma-lividoalbum-wei%C3%9Fstieliger-r%C3%B6tling

Viel Vergnügen beim Anschauen!

Bernd



Alle Fundberichte in der Übersicht: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=42360.msg312080#msg312080

Fachausdrücke, Abkürzungen: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=41611.msg306729#msg306729