Hilfe! Wir haben ein Mikroskop (mit kaputtem Objektiv)

Begonnen von SebastianF, November 14, 2022, 12:25:47 NACHMITTAGS

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plaenerdd

#15
Hallo Wolfgang, Hallo Sebastian,
natürlich kann man auch Objektive verschiedener Tubuslänge und anderer Abgleichlänge zusammen an einem Stativ betreiben, aber gerade für Anfänger wäre ein perfokales Mikroskop schon recht hilfreich und das geht leider nur, wenn diese Werte einheitlich sind. Ansonsten ist die Gefahr der Beschädigung von Präparaten und/oder Objektiven durchaus sehr real. Was natürlich immer geht: Einfach alle Objektive ersetzen, z.B. mit Achromaten aus China. Es müssen aber unbedingt Endlich-Objektive sein (also für 160 oder 170mm Tubuslänge) auf gar keinen Fall Unendlich- (Infinitiy-) Objektive mit der liegenden Acht statt der mm-Zahl!!! Ganz ohne Kenntnis der Kenngrößen geht es eben nicht und sie zu ermitteln ist nun wirklich kein Hexenwerk sondern eine relativ einfache Messaufgabe, die nun schon 2x erklärt wurde.

LG Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

SebastianF

#16
Zitat von: ortholux in November 14, 2022, 19:50:29 NACHMITTAGS
auch wenn ich jetzt meinen Vorrednern in den Rücken falle. Ihr seid doch optisch gut ausgestattet. Fangt einfach an!
Dann seht Ihr sehr schnell, wo die Grenzen sind. Eine kleine Fibel, in der einfache Präparationstechniken erklärt sind, und los! ,,Mikroskopie im Alltag, Mikroskopie für Jedermann" wären auch noch antiquarische Klassiker.

Ich habe im Moment wenig Zeit, am Wochenende wollen wir uns den Buchtipps (**danke an alle!**) widmen und mal in die Bibliothek. Dann werden wir genau das tun.

Zitat von: ortholux in November 14, 2022, 19:50:29 NACHMITTAGS
Ein passendes 40x Objektiv kann ich Euch günstig beisteuern. Aber es gibt ja schon ein 50x in Eurem Fundus. Das ist evtl. gar nicht defekt, sondern einfach schwieriger zu bedienen als schwache Vergrößerungen. Die Schärfeebene ist sehr klein und für den ungeübten schwer zu finden.

Danke fuer das Angebot. Ich werde jetzt erstmal versuchen das Mikroskop zu vermessen.

Zitat von: plaenerdd in November 14, 2022, 20:02:20 NACHMITTAGS
Objektive sind sehr unterschiedlich aufgebaut. Bei den höheren Vergrößerungen sind bei den einfachen Achromaten die Linsen weit in der Spitze, so dass Du sie "von oben" (wo bitte ist "oben" bei Dir?) - ich meine vom Gewinde aus kaum sehen kannst. Du siehst aber, wenn Du aus ca. 20cm Entfernung vom Gewinde aus in Richtung Fenster hinein schaust, das ganze Fenster. Außerdem erscheint die "Öffnung" vom Gewonde aus gesehen sehr viel größer als von der anderen Seite, wenn Linsen drin sind.

In der Tat sind da Linsen drin. Die sind aber bei beiden gebrochen. Man sieht einfach garnichts mehr, nur hell/dunkel. Habe daher auch keine Bilder gemacht.

Zitat von: plaenerdd in November 14, 2022, 20:02:20 NACHMITTAGS
Stelle doch bitte, wie weiter oben schon von anderen erbeten ein paar Fotos vom ganzen Mikroskop ein! und vielleicht auch von den vermeindlich kaputten Objektiven, gerne im Durchblick auf eine Lichtquelle.

Siehe Anhang! Sieht dem das Joerg auf ebay gefunden hat aehnlich ist aber nicht das gleiche.

Zitat von: plaenerdd in November 16, 2022, 18:15:05 NACHMITTAGS
natürlich kann man auch Objektive verschiedener Tubuslänge und anderer Abgleichlänge zusammen an einem Stativ betreiben, aber gerade für Anfänger wäre ein perfokales Mikroskop schon recht hilfreich

Verstehe ich es richtig, dass ich mit einem "perfokalen" Mikroskop mit dem 10x suchen kann und dann (fast) scharf zum 40x wechseln kann? (Ausserdem bin ichsicher, dass ich noch genug Platz habe und nicht das Praeparat und/oder Objektiv zerstoere)

Zitat von: jochen53 in November 16, 2022, 13:12:31 NACHMITTAGS
Zum Glück kann man die Tubuslänge an diesen Stativen ganz leicht mit einem Lineal messen. Von der Anschlagfläche des Gewindes am Revolvers bis zum oberen Rand des Okulartubus. Es werden wahrscheinlich entweder 160 oder 170 mm sein. Die Objektivabgleichlänge mißt Du am besten mit einer Schublehre an dem langen 100er Objektiv von vorderen Rand der Objektivfassung (Frontlinse) bis zur hinteren Anschlagkante vor dem Gewindebeginn. Das können z.B. etwa 37 mm sein, was u.a. dem damaligen Leitz-Maß entspricht.

Ich kann den Tubus komplett abschrauben. Ist die Laenge von dem abgeschraubten Tubus = Tubuslaenge?
Abgleichlaenge ist klar. Habe jetzt einen Messschieber in der Tasche und messe das heute Abend.

Zitat von: jochen53 in November 16, 2022, 13:12:31 NACHMITTAGS
Wenn Dein Mikroskop dem von Jörg vermuteten Typ entspricht (toll wäre der bessere Typ KA 2 mit höhenverstellbarem Kondensor und Kreuztisch), sind da keine Spiegel im Strahlengang, nur der untere Beleuchtungsspiegel.

Ich weiss gar nicht ob man den Kondensor in der Hoehe verstellen kann, aber er hat eine coole mechanische Blende.
Kreuztisch haben wir, der ist auch sehr genau. Das ist genial im Vergleich zu dem einfachen Mikroskop das ich als Kind hatte. (Objekttraeger klemmt unter Federn)

Zitat von: jochen53 in November 16, 2022, 13:12:31 NACHMITTAGS
Statt des Spiegels kannst Du z.B. eine 230 V-Ansteckleuchte mit einer E 14 LED-Kühlschrankbirne verwenden.

Wir haben eine Ansteckleuchte.


Danke an alle, wir werden jetzt messen und lesen.

ortholux

Hallo Sebastian,

die rote Linie ist die mech. Tubuslänge

Wolfgang

plaenerdd

#18
Hallo Sebastian,
in dem Foto habe ich den Triebknopf markiert, den ich für den Kondensortrieb halte. Was bewirkt der gekennzeichnete Hebel? hann man damit die Leicht-/Schwergängigkeit des Grobtriebes regeln?

ZitatVerstehe ich es richtig, dass ich mit einem "perfokalen" Mikroskop mit dem 10x suchen kann und dann (fast) scharf zum 40x wechseln kann? (Ausserdem bin ichsicher, dass ich noch genug Platz habe und nicht das Praeparat und/oder Objektiv zerstoere)
Ja, das hast Du richtig verstanden. "parfokal" (sorry hatte ich in meinem früheren Beitrag falsch geschrieben) bedeutet, dass trotz Vergrößerungswechsel, die Schärfenebene gleich bleibt.

LG Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

jochen53

Hallo,
das ist ja eine richtige Schönheit und viel "moderner" und besser ausgestattet als das von Joerg aus dem Internet gefundene.
Damit kann man viel Freude haben. Was noch fehlt, kannst Du hier sicher bekommen.
Jochen.

beamish

Wedig war ein Lehrmittelhändler wie Phywe. Wie schon von anderen vermutet ist der "wahre" Hersteller unter den zahlreichen Firmen aus Wetzlar zu finden. Mein Tip wäre Kremp:
https://img.ebay-kleinanzeigen.de/api/v1/prod-ads/images/78/78584c81-a340-4b9d-95d4-d9b3913d0cfc?rule=$_57.JPG
(anderes Modell, aber vgl. den Tubuskopf...)

Grüße
Martin
Zeiss RA mit Trinotubus 0/100
No-Name China-Stereomikroskop mit Trinotubus
beide mit Canon EOS 500D

SebastianF

#21
Zitat von: ortholux in November 17, 2022, 15:57:14 NACHMITTAGS
die rote Linie ist die mech. Tubuslänge

danke, das war sehr hilfreich.

Messergebnisse:

170mm Tubuslaenge
Abgleichlaenge ist 37mm (Edit: Die 35mm waren falsch, an der Stelle auf der Unterseite des Tischs an der ich gemessen habe ist der Tisch 2mm duenner).

Zitat von: plaenerdd in November 17, 2022, 17:33:51 NACHMITTAGS
in dem Foto habe ich den Triebknopf markiert, den ich für den Kondensortrieb halte.

Ja, damit kann ich den Kondensor hoch- und runterfahren (siehe auch Bilder).

Zitat von: plaenerdd in November 17, 2022, 17:33:51 NACHMITTAGS
Was bewirkt der gekennzeichnete Hebel? hann man damit die Leicht-/Schwergängigkeit des Grobtriebes regeln?

Das ist kein Hebel (oder da funktioniert irgendwas nicht mehr). Unklar was es tut. Wenn das Gewinde laenger waere koennte man damit die Welle blockieren.

Zitat von: beamish in November 17, 2022, 19:11:22 NACHMITTAGS
Wedig war ein Lehrmittelhändler wie Phywe. Wie schon von anderen vermutet ist der "wahre" Hersteller unter den zahlreichen Firmen aus Wetzlar zu finden. Mein Tip wäre Kremp:

https://www.kremp-wetzlar.com/en/company/history/

Zitat
Beginn der technischen Fertigung in Wetzlar - der Durchbruch
In der Zeit in der Hofstatt war der Durchbruch von der Tischlerei zur technischen Fertigung gekommen, als Moritz Hensoldt, mit dem Christian Kremp schon seit seiner Braunfelser Zeit befreundet war, ihn um eine Lösung eines technische Problems an einem seiner Mikroskope bittet. Zur damaligen Zeit ist zwar die Optik der Mikroskope schon beachtlich weit fortgeschritten, jedoch hinkt die Mechanik für Fokussierung und Tischbewegung hinterher. Christian kann Moritz Hensoldt tatsächlich eine geniale Lösung in Form eines schrägverzahnten Antriebes präsentieren und Hensoldt ermutigt ihn, in dieser Richtung weiter zu arbeiten. Kremp erkennt das Potential dieser Entwicklung und konstruiert sich nicht nur die nötigen Werkzeugmaschinen, sondern stellt auch ein standardisiertes Fertigungsprogramm mit Zahnrädern und -stangen zusammen und bietet gleichzeitig auch die zu deren Produktion nötigen Fräser an.

Wir fahren jetzt in die Stadt und schauen was wir so an Literatur finden. Danke nochmal fuer die vielen Tipps und die ganze Hilfe!


beamish

Hier ist ein Mikroskop von Karl Kaps, Asslar/Wetzlar. Es hat zwar einen anderen Fuß (mit eingebauter Beleuchtung) aber auch den kleinen Hebel:
https://www.catawiki.com/de/l/4050987-numbered-microscope-karl-kaps-germany#gallery

Grüße
Martin
Zeiss RA mit Trinotubus 0/100
No-Name China-Stereomikroskop mit Trinotubus
beide mit Canon EOS 500D


Bernhard Gutwenger

Hallo,

Kann es sein, dass man mit dem kleinen "Hebel" beim Grobtrieb die Anschlaghöhe des Objekttisches einstellen kann ?

Viele Grüße,
Bernhard G.

SebastianF

#25
Zitat von: Bernhard Gutwenger in November 19, 2022, 13:51:32 NACHMITTAGS
Kann es sein, dass man mit dem kleinen "Hebel" beim Grobtrieb die Anschlaghöhe des Objekttisches einstellen kann ?

Verstehe nicht recht was du meinst.
Hebel heisst fuer mich, dass man damit was bewegen kann, der ist aber fest.

Bernhard Gutwenger

Hallo Sebastian,

Wenn man den Objekttisch nach oben dreht, gibt es irgendwann einen Anschlag.
Bei manchen Mikroskopen kann man diesen Anschlag in verschiedener Höhe einstellen. In der Abb. sehe ich da ein Gewinde.
Vielleicht kannst du bei einer bestimmten Höhe des Objekttischs den Stift mit dem Gewinde hineindrehen und so den
Anschlag des Objekttischs in einer bestimmten Höhe  fixieren. Das wäre meine Vermutung.

Viele Grüße,
Bernhard G.

plaenerdd

Hallo Sebastian,
wenn Mikroskopteile lange nicht benutzt wurden, können sie fest sitzen, weil das Öl verharzt.
Mir ist aufgefallen, dass an dem von Martin verlinkten Gerät, dass auch einen solchen Hebel hat, dieser zur anderen Seite zeigt. Du könntest mal versuchen, mit einem Haarföhn (keine Heißluftföhn zum Farbe abbrennen!!!) den Grobtriebknopf ein paar Minuten zu erwärmen. Vielleicht lässt sich der Hebel dann in der im zweiten Bild gezeigten Weise bewegen.

Ich habe auch ein Mikroskop mit einem Hebel am Grobtrieb. Wenn ich den zu mir hin umlege, kann der Grobtrieb nicht mehr tiefer abgesnkt werden, wohl aber in der Richtung weg vom Objekt. Das ist dazu da, um beim Wechsel von Trockenobjektiven auf Immersionsobjektive das Immersionsöl leicht auftragen zu können. Mann stellt mit Trocken scharf, legt den Begrenzungshebel um, fährt das Objektiv vom Tisch weg, gibt das Öl auf, schwenkt das Immersionsobjektiv ein und fährt mit dem Grobtrieb wieder bis zum Anschlag herunter und ist so wieder in der gleichen Schärfenebene wie mit dem Trockenobjektiv. Der Feintrieb aber lässt sich weiter bewegen, auch wenn der Begrenzer drin ist.
LG Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

ortholux

Zitat von: plaenerdd in November 20, 2022, 16:38:13 NACHMITTAGS
Mann stellt mit Trocken scharf, legt den Begrenzungshebel um, fährt das Objektiv vom Tisch weg, gibt das Öl auf, schwenkt das Immersionsobjektiv ein und fährt mit dem Grobtrieb wieder bis zum Anschlag herunter und ist so wieder in der gleichen Schärfenebene wie mit dem Trockenobjektiv.

Das ist aber High-End.

Entschuldige, der Destruktor unter den Mikroskopikern ist unterwegs. Der Hebel ist in der Regel nichts weiter als ein Klemmhebel um den Grobtrieb zu arretieren, damit sich der Tisch nicht von selbst langsam absenkt.

Wolfgang

plaenerdd

Hallo Wolfgang,
ja das ist sicher die näher liegende Aufgabe des Hebels, nach der ich ja auch schon in Antwort #18 gefragt hatte, aber da die Begrenzung der Tischhöhe von Bernd in Antwort 24 ins Spiel gebracht wurde, habe ich diese Variante auch in Erwägung gezogen. Ich glaube keiner von uns kennt dieses Gerät wirklich. Und ja: das Gerät an dem ich den Hebel habe ist das VANOX, das man durchaus als High-End-Gerät seiner Zeit betrachten darf.
Nichts desto trotz sollte der Hebel sich bewegen lassen! Das könnte man durchaus ohne Destruktion mit dem Haarföhn erreichen. Wenn er sich nicht in der angedeuteten Weise bewegen lässt, wirkt der Hebel vielleicht wirklich durch Rein- und Raus-Drehen direkt auf die Achse des Grobtriebes, aber das kann ich mir kaum vorstellen, denn dann hätte man ihn als Rändelschraube konstruiert. Der muss eigentlich vor und zurück beweglich sein.
LG Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph