Hallo Hermann,
die Begriffe bei den Typenbezeichnungen der Kondensoren sind teils nur noch historisch, da es einen Teil dieser Varianten heute nicht mehr gibt.
Man unterscheidet:
Abbe- Kondensor (z.B. Klapplinsenkondensor von CZO) - aplanatischer Kondensor (wurde früher von Carl Zeiss JENA u. anderen hergestellt)- achromatischer Kondensor und achromatisch- aplanatischer Kondensor.
Abbe- Kondensor: Bei diesem hat man aus Kostengründen einen einfachen Aufbau gewählt. Heute meist aus einer sphärischen Linse und 1 - 2 Asphären aufgebaut. Die Abbildung der Leuchfeldblende zeigt hier noch deutliche Farbsäume (Blau oder Purpurfarben, je nach Kondensorhöheneinstellung). Einen Abbe- Kondensor kann man auch immergieren (Öl oder Wasser). Daher steht bei ZEISS auch 0.9/1.2 drauf. Dann ist die Schärfenabbildung der Feldblende besser und wegen der geringeren Streulichtmenge der Bildkontrast gut. Meist ist es aber nicht möglich, mit einem Abbe- Kondensor die Feldblende so klein abzubilden, dass man diese noch gut mit dem Objektiv 100x einfangen kann. Die Farbsäume des Leuchtfeldblendenbildes sind aber so breit, dass diese bei Benutzung eines 100er Objektives weit in das abgebildete Objektfeld hineinstrahlen und dem Bild einen entsprechenden Farbstich verleihen. Das stört dann sehr bei farbkritischen Anwendungen, z.B. in der Hämatologie. Dort ist ein achr.- apl. Kondensor vorzuziehen. Wegen ihres einfachen Aufbaus sind die Abbe- Kondensoren jedoch hervorragend für die Polarisationsmikroskopie geeignet.
Aplanatischer Kondensor: Ebenfalls einfach aufgebaut und daher mit sehr guter UV- Transmission. Das war früher für die Durchlichtfluoreszenz- Anregung mit kurzwelligem Licht wichtig. Dieser Typ ist heute praktisch vom Markt verschwunden. Aplanatisch heißt mit Prof. E. Abbe "aberrationsfrei". Gemeint ist vor allem dann die sphärische Aberration (beim Frontlinsendesign der Objektive spielt das eine sehr wichtige Rolle). Bei einem Kondensor, dessen "abzubildende Objekte" ja die Feld- und Aperturblende sind, ist dann die Abbildungsgüte beider Bilder gut. Beim aplanatischen Kondensor im engeren Sinne (also wie die von Carl Zeiss JENA für die MIKROVAL-1- Baureihe konstruierten Kondensoren, z.B. AMPLIVAL) war die Feldblenden- Abbildungsqualität etwas besser als bei den jetzigen Abbe- Kondensoren. Ebenso die Abbildung der Aperturblende. Der aplanatische Kondensor war fast immer ein Trockenkondensor mit der Möglichkeit, in der Fluoreszenz mit Immersion zu arbeiten. Die n.A. betrug meist 0,9/ 1,2 (mit Immersion, z.B. Wasser). Bei CZJ gab es auch eine Ausführung mit der n.A. von 1,4 (MIKROVAL-1- Baureihe).
Achromatischer Kondensor: Heute sind dies bei ZEISS Kondensoren mit etwas niedrigerer Apertur (etwa 0,8), recht guten Ausleuchtungseigenschaften auch bei den niedrigen Objektivvergrößerungen und sehr guter Farbkorrektur des Leuchtfeldblendenbildes. Ein sehr guter Pathologenkondensor. Bei CZJ gab es auch eine Ausführung mit der n.A. von 1,2 (MIKROVAL-1- Baureihe). Das war ein reiner Hellfeldkondensor für die Hämatologie etc.
Achromatisch- aplanatischer Kondensor (oder auch apl.- achr. genannt): Hier ist die Farbsaumfreiheit der Leuchtfeldblenden- Abbildung maximal. Bei den achr.- apl. Kondensoren handelt es sich um eine ganze Familie von Kondensoren: Es gibt achr.- apl. Trockenkondensoren n.A. 0,9 mit ausklappbarer Frontlinse zur Ausleuchtung großer Dingfelder (weniger aufwändig aufgebaut) und Immersionskondensoren. Die reichen bei ZEISS im Aufbau durchaus schon an ein achromatisches Mikroskopobjektiv heran. Bei Carl Zeiss JENA war das auch der Fall beim JENAVAL und dem völlig unterbewerteten DOCUVAL (jeweils 7-8 Linser). Wer schon einmal durch ein voll ausgestattetes DOCUVAL mit DIK geschaut hat, sieht den Unterschied zum AMPLIVAL. Auch bei CZO waren die H, Ph, DIK- Kondensoren sehr gut farbkorrigiert. Heute ist der achr.- apl. Trockenkondensor 0,9 der Standardkondensor für alle farbkritischen Hellfeldanwendungen, POL, Ph und DIC. Für höchste Auflösung gibt es einen ebenfalls sehr aufwendig gebauten achr. apl. Immersionskondensor 1,4 Oil H, Ph, DIC. Der ist für die Nematoden- und Hefezellmikroskopie im DIC, Pollenanalyse, Diatomeenforschung, Protisten, etc. einzigartig. In Verbindung mit apochromatischen Ph- Objektiven ist die Bildhelligkeit sehr hoch (die Auflösung wird aber dadurch im Phasenkontrast weniger stark verbessert, als mancher denkt, das wäre dann ein eigener Faden ....). Der Vorteil der hohen Kondensorapertur macht sich vor allem im DIC mit hochaperturigen Objektiven bemerkbar. Die Apertur eines solchen Kondensors ohne Immersion beträgt dann jedoch etwa nur 0,85.
Ich finde übrigens, dass auch die Farbkorrektur einiger LEITZ- Kondensoren aus der 400er- Baureihe sehr sehr hoch war. Bei den "Japanern" war man da nicht so drauf "fokussiert".
Hier ein Beispiel aus einer fernen Zeit:

Das JENAVAL- mit seiner bis heute unübertroffenen Feldblendenabbildung. Die Vergleichsbilder wurden mit einem GF- Planapochromat 50x/0,95 0,17/ oo-A gemacht.

Der leicht grüne Bildhintergrund ist tatsächlich vorhanden, es sind ausgefällte Proteine, die sich mit GIEMSA meist grünlich anfärben. Der reinweiße Bildhintergrund ist an einigen wenigen Stellen im Bildhintergrund zu sehen. Solche Nuancen kann man nur mit einem achr. apl. Kondensor und apochromatischen Objektiven abbilden. Achr. apl. Kondensor- Frontoptik 1,3 mit Ölimmersion (8- Linser). Tubuslinse 0,8x. SFZ= 35!

Absolut keine visuell sichtbaren Farbsäume (Farblängsfehler) auch nicht in den etwas extrafokalen Bereichen (grüner Kreis). Die "Schwärzen" sind absolut dunkel, praktisch kein Falschlicht. Achr. apl. Kondensor- Frontoptik 0,9
(7- Linser). Tubuslinse 0,8x. SFZ= 35!
Die -bis auf einen vor der Bildaufnahme gemachten Weißabgleich- unbearbeiteten Mikroaufnahmen (ungeschärft, ungeputzt etc.) habe ich erst kürzlich gemacht. Für einen Vortrag über die 250- CF- Optik zu ihrem 40- jährigen Jubiläum (März 1982). Sie stammen also nicht aus altem Bildmaterial aus DDR- Zeiten.
LG
Michael
PS: Ich reiche mal nächste Woche Bilder der Leuchtfeldblende am JENAVAL aufgenommen mit dem JENA 250-CF Objektiv Apochromat 12,5x nach. So ein Ergebnis an Schärfe und Kontrast der Feldblendenabbildung gibt es so heute kaum noch .....
PS: Früher wurden die Abbe- Kondensoren meist auch in der Klasse "aplanatisch" geführt. Die hatten dann eine einfache Klapplinse und eine Apertur von 0,9 oder auch manchmal ~ 1,3. Den Begriff "Abbe- Kondensor" hat, so glaube ich, die Fa. SPENCER/ AMERICAN OPTICAL "AO" (Buffalo, USA) als erstes verwendet. Heute werden damit bei allen Herstellern die am einfachsten korrigierten Kondensoren bezeichnet. Zu Ehren des großen Mannes, der diesen einfachen Kondensor 1869 in Jena erfand.