Ersatz für Alciangelb - Reproduktion des Original-Rezepts von Sven

Begonnen von Fahrenheit, April 18, 2023, 06:58:31 VORMITTAG

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Fahrenheit

Liebe Färberzunft,

Sven war so nett, mir ein Wenig seiner Neufuchsin-Lösung zukommen zu lassen. Somit war ich in der Lage, sein Originalrezept auszuprobieren. Dabei hat mich insbesondere die Differenzierung nach der Färbung mit Neufuchsin und Chrysoidin interessiert: ich habe also eine kleine Reihe gemacht: ohne Differenzierung, sowie mit 60 und mit 120 Sekunden Differenzierung. Das Ganze ist dann also wieder mal etwas länger geworden - mit teils überraschenden Ergebnissen. Daher mache ich mal einen eigenen Faden dazu auf und verlinke untereinander.

Link zu Svens Vorstellung des Hamburger Grüns hier im Forum:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=45879.0

Link zur Beschreibung des Hamburger Grüns auf der Webseite der Hamburger (pdf):
http://www.mikrohamburg.de/Tips/2023_Hamburger%20Faerbung%20(NCAT).pdf

Link zu meinen eigenen Versuchen zur Überfärbung des dann vorletzten Färbeschritts mit Titangelb hier im Forum:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=46074.0

Link zum Artikel auf der Webseite des MKB:
http://www.mikroskopie-bonn.de/bibliothek/botanische_mikrotechnik/388.html
(Wird mit dem nächsten Update erweitert Enthält nun die Ergebnisse zum Originalrezept aus diesem Thread und die Ergebnisse meiner eigenen Versuche - Edit 05.05.2023)

Link zum großen Färbevergleich auf der Webseite des MKB:
http://www.mikroskopie-bonn.de/bibliothek/botanische_mikrotechnik/303.html

Hier nun also meine Erfahrungen mit dem Original-Rezept, das ich hier noch einmal kurz wiederhole. Ausgangspunkt sind fixierte und in Aqua dest. überführte Schnitte - der Vergleichbarkeit wegen wieder vom Blattstiel des Efeus (Hedera helix).

•   Entparaffinierte Schnitte gründlich in Aqua dest. spülen
•   Neufuchsin-Chrysoidin-Farblösung 5-8 min. gelegentlich schwenken
•   kurz abspülen in Aqua dest.
•   in zwei Portionen Ethanol 30%ig abspülen (je 30 s)
•   in Ethanol 70%ig differenzieren (ca. 30-120 s)
•   in zwei Portionen Ethanol 30%ig abspülen (je 30 s)
•   Alcianblau-Färbelösung 2min mit einmaligem Erwärmen auf ca. 60°C
•   gut abspülen in Aqua dest.
•   Titangelb-Färbelösung 2min
•   gut abspülen in Aqua dest.
•   Entwässern in 3-4 Portionen abs. Isopropanol (je 1 min)
•   je nach Einschlussmittel über Xylol oder gleich in Euparal einschließen

Einige kleine Abweichungen gab es dann doch: ich habe mit ca. 50 mm dicken Schnitten vom Zylindermikrotom gearbeitet, die sicherlich dicker sind, als Svens Paraffinschnitte und ich habe Neufuchsin und Chrysoidin nicht als gemisch sondern separat gefärbt und nach der Chrysoidinstufe ebenfalls bis kurz for den Siedepunkt erhitzt. Eingedeckt habe ich in Euparal, was zu folgendem Ablauf führt:

- Fixierte und gründlich mit Aqua dest. gespülte Schnitte des Blattstiels von Hedera helix

- Neufuchsin Lösung 0,1% 5 - 8 Minuten, gelegentlich schwenken
- Spülen mit Aqua dest. bis keine Farbe mehr abgeht
- Chrysoidin Lösung 1% 2 Minuten mit einmaligem leichen Erwärmen bis vor den Siedepunkt
- Spülen mit Aqua dest. bis keine Farbe mehr abgeht

- Differenzierung

  (1) ohne jegliche Differenzierung

  (2) Differenzierung gemäß Original-Anleitung
      2 * Spülen mit Ethanol 30%
      Differenzieren mit Ethanol 70% für ca. 60 Sekunden
      2 * Spülen mit Ethanol 30 %
      2 * Spülen mit Aqua dest.

  (3) Differenzierung gemäß Original-Anleitung
      2 * Spülen mit Ethanol 30%
      Differenzieren mit Ethanol 70% für ca. 120 Sekunden
      2 * Spülen mit Ethanol 30 %
      2 * Spülen mit Aqua dest.

- Alcianblau Lösung 0,2% 2 Minuten, mit einmaligem leichen Erwärmen bis vor den Siedepunkt:
  verdrängt das Chrysoidin aus den Parenchymen
- Spülen mit Aqua dest. bis keine Farbe mehr abgeht
- Titangelb Lösung 0,5% 3 Minuten
- Spülen mit Aqua dest. bis keine Farbe mehr abgeht

- Entwässern mit Isopropanol 99,9 % (3 * im schnellen Wechsel, 2 * 1 Minute, 2 * 5 Minuten)
- Eindecken in Euparal

Die vewendeten Farblösungen sind:

- Neufuchsin 0,1% in Aqua dest. angesäuert mit 2% Eisessig von Sven
- Chrysoidin 1,0% in Aqua dest. mit einigen Kristallen Thymol auf 100 ml zur Stabilisierung
- Alcianblau 0,2% in Aqua dest. mit einigen Kristallen Thymol auf 100 ml zur Stabilisierung
- Titangelb 0,5% in Aqua dest. mit einigen Kristallen Thymol auf 100 ml zur Stabilisierung von Sven

Und hier nun die Ergebnisse der drei Färbegänge. Wie schon im alten Thread jeweils mit:
- einem Eindruck von den einzelnen Färbe- und Differenzierungsschritten als Einzelaufnahmen der freischwimmenden Schnitte in Aqua dest. (5x NPlan)
- Einem aus mehreren Aufnahmen gestapelten Bild des frisch eingedeckten Schnittes mit allen relevanten Geweben (20x PlanApo)
- Jeweils 4 Bilder zur Darstellung der Färbung im Detail nach 5 Tagen auf der Wärmeplatte: Übersicht (5x NPlan), Leitbündel (20x PlanApo),
  Detail Leitbündel und Randgewebe mit Cuticula (je 40x PlanApo)


(1) Ohne Differenzierung

Zunächst die Entwicklung der Färbung:

Bilder 1.1-4: Färbeentwicklung Neufuchsin, Chrysoidin, Alcianblau, Titangelb





Frisch eingedeckt sieht das Ganze dann so aus:

Bild 1.5: Frisch eingedeckter Schnitt ohne Differenzierung


Und hier die vier Vergleichsbilder nach 5 Tagen auf der Wärmeplatte:

Bilder 1.6-9: Vergleichsbilder vom fertigen Präparat






(2) Differenzierung für ca. 60 Sekunden

Zunächst die Entwicklung der Färbung:

Bilder 2.1-5: Färbeentwicklung Neufuchsin, Chrysoidin, Differenzierung, Alcianblau, Titangelb






Frisch eingedeckt finden wir:

Bild 2.6: Frisch eingedeckter Schnitt mit ca. 60 Sekunden Differenzierung


Und hier die vier Vergleichsbilder nach 5 Tagen auf der Wärmeplatte:

Bilder 2.7-10: Vergleichsbilder vom fertigen Präparat






(3) Differenzierung für ca. 120 Sekunden

Zunächst die Entwicklung der Färbung:

Bilder 3.1-5: Färbeentwicklung Neufuchsin, Chrysoidin, Differenzierung, Alcianblau, Titangelb






Sehr beeindruckend das frisch eingedeckte Präparat:

Bild 3.6: Frisch eingedeckter Schnitt mit ca. 120 Sekunden Differenzierung


Und hier die vier Vergleichsbilder nach 5 Tagen auf der Wärmeplatte:

Bilder 3.7-10: Vergleichsbilder vom fertigen Präparat






Fazit:

Zunächst zeigt sich, dass die von Sven vorgeschlagene Differenzierung nach der Färbung mit Neufuchsin und Chrysoidin absolut Sinn macht. Die Bilder 1.3, 1.4 und 1.5 zeigen eine "schmutzige" Färbung, bei der die Parenchyme noch fleckige Reste des Neufuchsins / Chrysoidins enthalten. Das schaut mit einer 60sekündigen Differenzierung schon besser aus (2.3 - 2.5 und 2.6) und führt mit 120 Sekunden Differenzierung zu einem richtigen Wow-Effekt in Bild 3.6. Neben den Lilatönen bei dem Kollenchym zeigt sich auch dissfunktionales Phloem in Lila und die Brillanz des Neufuchsins fällt sofort ins Auge.
Allerdings setzt sich die Differenzierung im eingedeckten Präparat fort und führt dazu, dass die Präparate ohne bzw. mit kürzerer Differenzierung nach den ersten beiden Färbestufen aufholen könen (Lilafärbung der Zellschichten unter der Epidermis und - nicht ganz so ausgeprägt des dissfunktionelan Phloems). Im für 120 Sekunden differenzierten Präparat sind die Lilatöne nun komplett verschwunden. Dabei ist leider auch die Brillanz des Neufuchsins aus Bild 3.6 etwas verloren gegangen.

Was bedeutet das nun für die Darstellung der anatomischen Details mit der neuen Färbung? Schauen wir einmal von innen nach aussen auf die jeweiligen Zelltypen:
- Die Cuticula kommt dank der Färbung mit Chrysoidin und dem zugehörigen Erwärmen sehr gut zur Geltung.
  Das kräftige Orange verblasst jedoch erfahrungsgemäß mit der Zeit (gilt auch für die FCA Färbungen und Müller SAC)
- Die Zellen der Epidermis erscheinen jeweils in Lila oder Grün
- Die darunter liegenden Zellen mit etwas verdicketen Zellwänden ebenfalls - abhändig von der Differenzierung.
  Hier handelt es sich um ein Kollenchym, das auch im ungefärbten Schnitt gut zu erkennen ist. Über diese Zellen erfolgt u.A. die Krümmung des Blattstiels zur Ausrichtung der Blattspreite.
  Richtig differenziert kenne ich bis auf W3Asim I (blau - grün) keine andere Färbung, mit der diese Zellen andersfarbig hervorgehoben werden. 
- Die Parenchyme erhalten durch die Überfärbung mit Titangelb den gewünschten Grünton
- Die Zellen der Sklerenchymkappen über den Leitbündeln zeigen sich nur im Präparat ohne Differenzierung im kräftigen Rot des Neufuchsins, bei den differenzierten Präparaten bleibt das
  Rot nur bei den Mittellamellen erhalten, die so aber sehr schön hervortreten.
  Dies ist auch bei vielen anderen Färbungen der Fall. Besonders gut schneiden hier die Färbungen der W3Asim - Familie mit roten Mittellamellen und verschiedenen Orangetönen der Zellwände der
  Sklerenchymzellen ab.
  Hintergrund ist, dass die Zellen der Sklerenchymkappen beim Blattstiel des Efeus nicht oder nur sehr schwach lignifiziert sind.
- Das Phloem ist wie erwartet grün gefärbt, dissfunktionales Phloem erscheint lila oder ebenfalls grün (in der Variante mit 120 Sekunden Differenzierungszeit).
  Im Vergleich kenne ich keine Färbung, die diese abgestorbenen Zellen andersfarbig hervorhebt. Sie erscheinen aufgrund der Kompression in der Regel einfach nur dunkler als das umgebende Gewebe.
  Diese Kompression ist wohl auch der Grund dafür, dass sich das Neufuchsin hier länger halten kann und so zum lilanen Farbeindruck führt.
  Eine spezifische Farbbindung aufgrund des Zellwandaufbaus sehe ich nicht. Es hängt also vom Geschick bzw. dem Glück des Präparators ab, diesen Effekt zu erzielen, der sicher auch beim Kollenchym eine Rolle spielt.
  Dabei ist ebenfalls zu beachten, dass das Vorhandensein der hier angesprochenen abgestorbenen Phloemzellen sehr von der Probe, also der jeweiligen Wachstumssituation der Probepflanze
  und demn Alter des Blattstiels abhängt.
- Die verholzten Zellen des Xylems (insbesondere die Tracheen und Tracheiden) können das Neufuchsin sehr gut halten, parenchymatische Zellwände z.B. der Markstrahlen erscheinen zuverlässig in Grün.
  Hier kommt der schöne, kräftige Farbton des Neufuchsins am besten zur Geltung, ob sich die Brillanz der Farbe im frisch eingedeckten Schnitt erhalten lässt, müssen weitere Experimente zeigen.
  Vielleicht hilft hier ein längeres Entwässern im Isopropanol vielleicht über 24 Stunden mit mehrfachen Wechsel (Achtung: Staub und Verdunstung :) ).
  Wichtig ist aber, am Anfang den Wassergehalt schnellstmöglich nach unten zu bekommen, was durch das Spülen im schnellen Wechsel passiert.
- Das Markparenchym erscheint wieder im gewünschten Grün.

Alle hier geschilderten Eindrücke wurden zunächst nur anhand eines Blattstiels eines einzelnen alten Efeublattes gewonnen. Um die tatsächliche Leistungsfähigkeit der Färbung und auch ihre Grenzen zu erkunden, ist ein breiter Einsatz bei unterschiedlichsten Probepflanzen und auch bei dünneren Schnitten wünschenswert. Daher hoffe ich, dass Jens' neues Hamburger Grün hier im Forum eine breite Anwendung findet. Vielleicht vergleicht der eine oder andere Schnippler ja auch einmal mit seiner Lieblingsfärbung.
Weiterhin ist dem Hamburger Grün eine Verbreitung auch im Rahmen der kommenden Mikroskopiker-Treffen oder bei den Themenabenden der Mikroskopischen Gesellschaften zu wünschen. Das MKB wird dazu im Sommer auf jeden Fall eine Veranstaltung anbieten.
Zu guter Letzt noch einmal vielen Dank an Sven für seine Arbeit und die Offenlegung des Rezeptes des Hamburger Grüns!

Vielen Dank fürs Lesen, Anregung und Kritik sind wie immer willkommen!

Herzliche Grüße
Jörg   

p.s.
Leider ging es nicht früher und nur unter Verrenkungen: wir haben mittlerweile massivste Probleme mit dem roten Internetanschluss :(

p.p.s.
ich sehe gerade: ich hatte Originalrezept von Jens geschrieben, das muss natürlich Sven heißen. Wie peinlich ...
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jako_66

Hallo Jörg,

eine umfassende Arbeit hast Du Dir da gemacht, von der wir alle profitieren, besten Dank!

Bob hatte als erster die "dünne Fuchsin-Färbung" bei meinen ersten Versuchen angesprochen. Zu Beginn hatte ich mich an die Dosierung des originalen-FCA-Rezeptes gehalten. Mit Deinen Hinweisen zur "Dosissteigerung" und der Sequenz Neufuchsin gefolgt von Chrysoidin + Erhitzen werden wir es leichter haben, zu ausgewogen gefärbten Schnitten zu kommen.

Bin gespannt, wie weitere Grünfärbungen ausfallen! Wer noch Titangelb wünscht, kann sich gerne bei mir melden.

Beste Grüße

Sven

jcs

#2
Hallo Jörg,

das ist eine sehr umfangreiche und systematische Dokumentation, vielen Dank fürs Herzeigen!  Da es bei den Farbstoffen bekanntlich deutliche Unterschiede gibt, je nach Lieferant: Kannst Du noch etwas zu den Bezugsquellen der Farbstoffe sagen?

Deine schönen Ergebnisse motivieren jedenfalls, das Rezept selbst auszuprobieren.

Jürgen

Fahrenheit

#3
Lieber Jens,

gerne geschehen! Auf weitere Beispiele bin ich auch sehr gespannt. Ich habe gerade den Spross der Gewöhnlichen Jungfernrebe (Parthenocissus vitacea) auf der Wärmeplatte und werde wieder berichten.

Lieber Jürgen,

das Neufuchsin und das Titangelb sind von Sven, da kann ich zur Herkunft nichts sagen. Das gilt auch für die Alcianblau-Lösung, die ich gerade verwende, diese ist noch von Klaus Herrmann. Ich denke aber, er hat sein Alcianblau von Chroma bezogen. Daher stammt auch mein Chrysoidin, die Charge ist sicherlich 10 Jahre alt und die Lösung 5 oder 6, tut aber einwandfrei. Ich lagere meine Farbstoffe übrigens alle dunkel.

Herzliche Grüße
Jörg
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jako_66

Hallo Jürgen,

Neufuchsin & Titangelb sind von Omikron - wie viele meiner Farbstoffe. Vermutlich gibt es weltweit gar nicht mehr so viele Hersteller, die an den Handel verkaufen.

Viele Grüße

Sven

jcs

#5
Hallo Jörg, Sven,

sieht ja fast so aus, als ob es manche Farbstoffe nur mehr in fossiler Form gibt!

Ich muss sowieso gerade bei Carl Roth einiges bestellen, da scheint es auch einiges an den benötigten Farbstoffen zu geben. Wenn es irgendwo hakt, melde ich mich bei Euch. Die Färbung schaut jedenfalls sehr vielversprechend aus!

Jürgen

Rawfoto

#6
Hallo Jürgen

Wenn du zu mir zum Schneiden kommst kann ich dir ein Fläschchen abgeben ...

Die Hartmetallmesser sollten demnächst von Nussloch zurück kommen, habe schon die Trackingnummer ...

Liebe Grüße

Gerhard
Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...

jcs

Hallo an alle,

die Schnitte, die Jörg und Sven zeigten, gefallen mir. Ich habe deshalb ein Hamburg-Grün-Set gemischt und an einem Efeu-Blattstiel ausporbiert. Für einen Erstversuch sieht das in meinen Augen vielversprechend aus, die Färbung hat Potenzial!
(1) Die Farbstoffe sind gut verfügbar, und preislich im Rahmen. Bei Carl Roth gibt es alle 4 Farbstoffe lagernd.
(2) Titangelb löst sich sehr gut. Chrysoidin und Neufuchsin weniger. Diese zwei Farbstoffe habe ich jeweils ca. 15min am Magnetrührer mit Aqua dest. gemischt, bei leicht erhöhter Temperatur (ca. 35-40°C). Beim Filtern ist dennoch recht viel Farbstoff im Filter hängengeblieben. Weiß jemand, wir man Neufuchsin und Chrysoidin am besten "schmurgeln" lässt?
(3) Der Schnitt ist nicht gut geworden, ich habe ein recht altes Blatt am Efeu vor dem Haus genommen, die frischen Blätter lassen noch auf sich warten. Deshalb die bescheidene Schnittqualität (35µm am Schlittenmikrotom), die sollte man aber nicht der Färbung anlasten.
(4) Ich habe der Einfachheit halber nicht differenziert, d.h. die von Jörg geschilderten Ethanol-Stufen habe ich vorerst weggelassen.
(5) Dennoch sind die Farben in den verschiedenen Gewebetypen recht unterschiedlich, das gefällt mir an dieser Färbung. Auch den farblichen Gesamteindruck finde ich ansprechend.

Die Gesamtaufnahme habe ich mit einem Leica HC PL Fluotar 5x aufgenommen (Pano aus 4 Bildern), die Detailaufnahme ist ein z-Stack (3 Bilder) mit dem HC PL Fluotar 20x.

Jörg, Sven, da habt Ihr ein interessantes Färbegebräu zusammengestellt!

Jürgen

Fahrenheit

Hallo Jürgen,

danke fürs Färben, das schaut doch gut aus! 
Worin hast Du eingedeckt und wie lange lagen die Präparate auf der Wärmeplatte? So wie Du es gemacht hast, musste auf jeden Fall nicht diferenziert werden.

Bei älteren Proben reissen insbesondere Parenchyme schonmal aus.  Das geht natürlich nicht aufs Konto der Färbung.

Herzliche Grüße
Jörg
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MiR

Hallo Jürgen,

ZitatChrysoidin und Neufuchsin weniger. ..... dennoch recht viel Farbstoff im Filter hängengeblieben. Weiß jemand, wir man Neufuchsin und Chrysoidin am besten "schmurgeln" lässt?

Wie ich immer mal wieder lese, wird gelegentlich den Kits Essigsäure zugesetzt.  Falls dies auch hier möglich ist (Inkompatibilitäten ?), ist die Wahrscheinlichkeit groß das die Löslichkeit (in Wasser) zunimmt, dauert bloß halt ein bisschen ... E102 sowie E104 lösen sich auch bei weitem nicht so gut in Wasser wie Titangelb, in Essigsäure sieht es schon ganz anders aus. Wie das mit der Halochromie für das Chrysoidin aussieht weiß ich nicht, muß aber ja nicht stören.
Ich nehme mal an, dass ein anderes (durchaus wasserlösliches) (aprotisches) Lösungsmittel nicht in Betracht kommt?

Viele Grüße aus Berlin
Michael

jako_66

#10
Hallo Jürgen,

das mit den Farbstoffresten im Filter hatte ich auch bei einem Neuansatz von Neufuchsin und Chrysoidin. Da wir mit einem deutlichen Überschuss färben, sind mir die Reste im Filter egal. Zumal viele Farbstoffe nicht so super sauber und hoch aufgereinigt sind. Da ist es mir lieber, die unlöslichen Komponenten bleiben im Filterpapier hängen.

Viele Grüße

Sven

PS: schöne ästhetische Färbung bei Deinem Efeu!

jcs

Zitat von: Fahrenheit in Mai 04, 2023, 10:24:13 VORMITTAG
Worin hast Du eingedeckt und wie lange lagen die Präparate auf der Wärmeplatte? So wie Du es gemacht hast, musste auf jeden Fall nicht diferenziert werden.
Hallo Jörg,
Ich habe in Euparal eingedeckt. Aus Zeitgründen war das eingedeckte Präparat nur ca. 4h bei 40°C auf der Wärmeplatte.

Zitat von: MiR in Mai 04, 2023, 14:52:32 NACHMITTAGS
Wie ich immer mal wieder lese, wird gelegentlich den Kits Essigsäure zugesetzt.  Falls dies auch hier möglich ist (Inkompatibilitäten ?), ist die Wahrscheinlichkeit groß das die Löslichkeit (in Wasser) zunimmt, dauert bloß halt ein bisschen ... E102 sowie E104 lösen sich auch bei weitem nicht so gut in Wasser wie Titangelb, in Essigsäure sieht es schon ganz anders aus. Wie das mit der Halochromie für das Chrysoidin aussieht weiß ich nicht, muß aber ja nicht stören.
Ich nehme mal an, dass ein anderes (durchaus wasserlösliches) (aprotisches) Lösungsmittel nicht in Betracht kommt?
Hallo Michael,
Für das Neufuchsin habe ich, entsprechend dem Rezept im ersten Post, Essigsäure zugesetzt. Wenn man stark ansäuert bzw. andere Lösungsmittel nimmt, hat das sicher einen Einfluss auf das Färbeergebnis. Ich bin allerdings zu wenig fit in Farbstoffchemie, um systematisch und sinnvoll Rezepturen zu ändern. Deshalb möchte ich gerne beim Originalrezept bleiben. 

Zitat von: jako_66 in Mai 04, 2023, 18:17:31 NACHMITTAGS
das mit den Farbstoffresten im Filter hatte ich auch bei einem Neuansatz von Neufuchsin und Chrysoidin. Da wir mit einem deutlichen Überschuss färben, sind mir die Reste im Filter egal. Zumal viele Farbstoffe nicht so super sauber und hoch aufgereinigt sind.
Hallo Sven,

Farbstoffreste im Filter stören mich auch nicht. Schön wäre halt, wenn im Sinne der Reproduzierbareit der Färbeergebnisse eine Konstanz der Farbstoffkonzentration gewährleistet ist. Eventuell eine Lösung: Bei erhöhter Temperatur (z.B. 45°C) den Farbstoff am Magnetrührer ~2h rühren, danach auf Raumtemperatur abkühlen, dann filtern?

LG
Jürgen

jako_66

#12
Hallo Jürgen,

so ähnlich wie Du es vorgeschlagen hast mache ich es auch mit dem Erwärmen, dann Filtrieren (40-48°C für 30 min). Wobei ich glaube, die Schnittdicke und die Art der Pflanze hat einen größeren Einfluss auf das Färbeergebnis als (geringe) Variationen der Farbstoff-Konzentration. Im Winter habe ich ca 12°C im Keller & jemand, der bei 20°C in der "warmen Stube" färbt, kommt auch schnelller zum Ergebnis.

Viele Grüße

Sven

Fahrenheit

#13
Guten Morgen Sven,

was die Farbwirkung angeht, bin ich hier völlig bei Dir:
ZitatWobei ich glaube, die Schnittdicke und die Art der Pflanze hat einen größeren Einfluss auf das Färbeergebnis als (geringe) Variationen der Farbstoff-Konzentration.

Natürlich spielt auch die Temperatur eine Rolle: bei 12 Grad würde ich die Färbezeiten gefühlt einfach verdoppeln, Überfärben ist bei Pflanzenschnitten wegen der Differenzierung ja eher die Ausnahme. Besonders, wenn man die frisch gefärbten Schnitte vor der weiteren Bearbeitung für 24h einfach in Aqua dest. liegen lässt (gelegentlich wechseln ...).

Meine Chrysoidinlösung habe ich vor Jahren selbst angesetzt: 1g kalt in 98 ml Aqua dest. gelöst, 2ml Essigsäure (99%) dazu, etwas Thymol. Zugeschraubt, über 24h ein paar mal geschüttelt, fertig. Es gab keinerlei Rückstände. Aber mit der Qualität der Farbstoffe ist es ja so eine Sache und ich glaube, die ist in den letzten Jahren in dem Rahmen, in dem sich die Textilindustrie aus den klassischen Färbungen zurück zieht, nicht besser geworden.

Das zeigt sich am gravierendsten beim Alciangelb: mit den neueren Chargen aus drei Quellen war einfach kein Alciangrün mehr herzustellen, was ja der der Grund für diesen Faden ist.

Herzliche GRüße
Jörg
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jcs

Liebes Forum,

mit dem Hamburger-Grün habe ich noch ein paar Versuche gemacht, hier das Ergebnis des Querschnittes durch den Stängel einer Hundsrose. Der Stängel wurde frisch geschnitten (40µm dick am Schlittenmikrotom), dann die Schnitte kurz in AFE gelagert. Nach Auswaschen mit Aqua dest. folgendermaßen gefärbt:

Neufuchsin 5min
Spülen in Aqua dest.
Chrysoidin 2min
Spülen in Aqua dest.
Differenzieren in Ethanol 30%
Färben mit Alcianblau 2min
Spülen in Aqua dest.
Färben in Titangelb 2min
Spülen in Aqua dest.
Spülen 3x Isopropanol, letzte Spülung ca. 1h
Eindecken in Euparal

Aufnahme: Panasonic G9 am Leica DM 2000 LED. Erste Aufnahme PAno aus 4 Aufnahmen mit 5x HC PL Fluotar, 2. Aufnahme 10x HC PL Fluotar

Das Grün ist diesmal nicht wirklich aufgetaucht, aber die Färbung gefällt mir dennoch sehr gut. Differenzierung ist auch in Ordnung.
LG
Jürgen