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Einbettmedium Pleurax

Begonnen von nixo2, Mai 30, 2023, 19:00:11 NACHMITTAGS

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Aljoscha

Hallo Sven,

mein Vergleich bezog sich auf die Anleitung, im Becherglas mit einer Pappscheibe drauf im Abzug zu kochen.

Viele Grüße

Alexander

jako_66

Hallo Alexander,

ich bezog mich auf beigefügte Anleitung ...  ::)

Viele Grüße

Sven

MiR

Hallo Bob,

vielen Dank für die Photos, so habe ich gleich ein klareres Bild. Mit (allgemeinem) Bedauern muß ich aber wieder mal feststellen, dass ich mir Projekte, bei denen etwas an der Werkzeugmaschine/Drehmaschine etc. "gedrechselt" werden muß, leider nicht selber erfüllen kann.  :'(
Wie ich sehe, enthält deine Ansteuerung einen PID-Regler. Da dieses einfache Ding wohl kaum eine Selbstoptimierung zum automatischen Finden der Parameter enthält, frage ich mich, wie du die Parameter bestimmst, bzw. woher du sie beziehst.

Viele Grüße aus Berlin
Michael


MiR

#33
An alle Freunde der Einschlußmittel,

als Erstes möchte ich mich bei Sven (jako_66) und Jan (JaRo) bedanken, welche mir sofort ihre Erfahrungen bei der Synthese von Pleurax angeboten bzw. mitgeteilt haben. Natürlich gilt mein Dank ebenso Bill Dailey für die Veröffentlichung seiner Vorschrift [4]. Die von Sven (und auch Jan) mitgeteilten Informationen beruhen nicht auf einer ,,Operation am (mehr oder minder) offenen Becherglas", mit all seinen Nachteilen, welche unter http://www.mikrohamburg.de/Tips/T_Hochbrechende%20Einschlussmittel.html zu finden ist. Seine Informationen hat Sven durch die Veröffentlichung, des Hauptteils der Vorschrift (Antwort #29), ja inzwischen allgemein zugänglich gemacht.

Weitere Vorschriften zur Herstellung von Pleurax

Eine weitere Vorschrift stammt von H. A. v. Stosch, auf welche ich aber im ,,Original" aber keinen Zugriff habe.  Man findet in der Veröffentlichung von Meller eine modifizierte Stosch'e Vorschrift in [2] mit Verweis auf [1], allerdings ist der zitierte Titel etwas anders als in [1].
Die Vorschriften von Sven und Meller unterscheiden sich schon, wenn auch nicht im Molverhältnis (nSchwefel/nPhenol=1,07) der Edukte, während sich dieses Verhältnis bei Bill schon markant (mit 1,29) unterscheidet...
Interessanterweise scheinen bei Meller kein(e) Oxydationsprodukt(e) des Phenols vorliegen zu müssen, da die Verwendung von Phenol in analytischer Qualität gelistet wird, was eher für die Abwesenheit von Oxydationsprodukten spricht.
Übrigens wird bei der Applikation auf Lösungsmittel verzichtet, also eine kleine Menge Harz aufgeschmolzen um 1) das überschüssige Phenol auszutreiben und 2) das Medium gut einbetten zu können. Es liegt auf Hand, dass man sich die Mühe das Lösungsmittel zu entfernen, ersparen kann. Andererseits muß man jeder Portion den Überschuss an Phenol ,,abluchsen".
 
Die Publikation von Meller ist aber noch aus anderen Aspekten interessant, so bietet diese eine
a) (historische) Übersicht über eine Vielzahl von Einschlußmitteln, 
b) für die Kontrastierung, neben dem Brechungsindex, Dispersion und Oberflächenaktivität ( ob der Autor wirklich diesen Begriff verwenden wollte ?, Anmerkung MiR) ebenfalls sehr wichtig sein können,     
c) Messmöglichkeiten von Brechungsindizes von Harzen (siehe auch [3]) und
d) die Synthese von sehr hoch brechenden Materialien unter anderem ein ,,Naphthol-Naphthalinsulfid-Harz" (mit gewissen Parallelen zum Pleurax) mit einem Brechungsindex (im Grünen?) von n=1,78-1,81.

Einschlußmittel (photo-polymerisierbar)

In einer Unterhaltung mit Jan kam die Sprache auch auf andere Einschlußmittel, u.a. auf ,,optische Kleber", so z.B. die Reihe der Norland Adhesives (siehe Edmund Optics). Darunter gibt es zwei Materialien, NOA170 und NOA170F, welche einen  Brechungsindex von n=1,7 aufweisen.
Vorteil: Substanzen müssen nicht entfernt werden, kurzzeitige Aushärtung mit Licht
Nachteil: sauerstoffempfindlich (ungehärtet), sehr teuer: 1oz (28,3g) kosten 247,50€

Verweise
1 Stosch, H. ,,Pleurax, seine Synthese und seine Verwendung und Darstellung der Zellwande von Diatomeen, Peridineen und anderen Algen, sowie fur eine neue Methode zur Elektivfarbung von Dinoflagellaten-Panzern", Archiv für Protistenkunde 116(1-2): 132-141, 1974
2 Anton Meller ,,Einschlußmittel mit hohem Brechungsindex für Diatomeen", Mikrokosmos 1985 (Jahrgang 74), Nr.2, S.55-60
3 Peter Höbel ,,Einbettmedien für Diatomeen unter anderem Aspekt betrachtet", http://www.mikroskopie-ph.de/Einbettung-neu.html
4 Syntheseschrift Bill Dailey, https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=46229.0
weitere Diskussion Pleurax und Ersatzstoffe
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=28164.msg211061#msg211061
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=37500.msg275708#msg275708

Grüße aus Berlin
Michael

RainerTeubner

Hallo,

in der Anlage findet sich die Originalveröffentlichung als pdf-Datei.

Viele Grüße!

Rainer
Mikroskop: Carl Zeiss Standard Universal
Bildbearbeitung: Gimp, Helicon focus und picolay
Kamera: Canon EOS 5D II

MiR

Hallo Rainer,

vielen Dank, nach erster Übersicht gibt es in der Veröffentlichung doch einige Hintergrundinformationen.

Viele Grüße aus Berlin
Michael


Noch so'n Michael

Zitat von: MiR in Juni 05, 2023, 09:06:16 VORMITTAG
Einschlußmittel (photo-polymerisierbar)

In einer Unterhaltung mit Jan kam die Sprache auch auf andere Einschlußmittel, u.a. auf ,,optische Kleber", so z.B. die Reihe der Norland Adhesives (siehe Edmund Optics). Darunter gibt es zwei Materialien, NOA170 und NOA170F, welche einen  Brechungsindex von n=1,7 aufweisen.
Vorteil: Substanzen müssen nicht entfernt werden, kurzzeitige Aushärtung mit Licht
Nachteil: sauerstoffempfindlich (ungehärtet), sehr teuer: 1oz (28,3g) kosten 247,50€

Ein kleiner Hinweis zu den NOA-Klebern: In vielen Arbeitsgruppen ist NOA60 als Eindeckmedium für Diatomeen etabliert, weil es relativ unkompliziert in der Anwendung und vor allem Toluol-frei ist, diese Vorteile scheinen dann häufig den Nachteil des relativ geringen Brechungsindex (1,56) zu rechtfertigen. Wir nutzen das nur für "Schnellschuss-Präparate", die z.B. im Studenten-Praktikum am nächsten Tag mikroskopiert werden sollen, der Kontrast vor allem bei schwach verkieselten Diatomeen ist dabei eher bescheiden. Obwohl NOA60 eine Viskosität von "nur" 300 CPS hat, ist es nicht dünnflüssig genug, um in Hohlräume wie z.B. komplette Diatomeen-Frusteln einzudringen (das hat sicherlich auch mit dem an anderer Stelle schon beschriebenen Effekt zu tun, dass ein Lösungsmittel fehlt, welches das Eindeckmedium beim Austreiben in die Hohlräume ziehen würde). NOA170 hat eine deutlich höhere Viskosität als NOA60, dieser Effekt dürfte hier also noch viel ausgeprägter sein, und auch Versuche, NOA60 mit einem Lösungsmittel zu verdünnen, haben uns nicht überzeugt (Nr. Norland hatte gemeint, das dürfte um bis zu 10%(?) mit Aceton(?) gestreckt werden, leider finde ich seine Email gerade nicht wieder und bin mit daher bei beiden Angaben nicht ganz sicher).

Naphrax ist und bleibt das Eindeckmedium der Wahl für uns (AG Phykologie der Uni Duisburg-Essen, ehemals "Hustedt Zentrum für Diatomeenforschung" am AWI Bremerhaven), und wir haben wirklich so ziemlich alles andere, was am Markt verfügbar ist, einmal ausprobiert. Leider ist der Preis für Naphrax steil nach oben gegangen nach dem Brexit, zwischenzeitlich gab es ziemlich nervige Qualitätsprobleme, und Hobby-Diatomologen kommen da nur schwer ran, insofern kann ich die Begeisterung für selbstgekochtes Pleurax sehr nachvollziehen ;) und bin selbst interessiert daran, wenn auch aus anderen Gründen (geringe, aber u.U. störende Eigenfluoreszenz von Naphrax). Die gelegentlich angemäkelte Neigung zum Auskristallisieren von Naphrax konnte ich bisher auch bei 100 Jahre alten Präparaten noch nicht selbst beobachten, allerdings regiert das Zeug ziemlich empfindlich auf im Präparat verbliebene Restfeuchtigkeit, das ist dann aber bereits direkt nach der Präparation zu sehen.

So, genug vom Thema abgeschwafelt, Daumen hoch für das Pleurax-Nachkochen :D

Viele Grüße,
noch so'n Michael

JaRo

Moin,
@Michael Danke für das Zusammenstellen und Zusammenfassen, es ist denke ich gut das alles und gerade auch die verschiedenen Vorschriften mal an einer Stelle zu haben.

@Rainer Danke! Das Paper kannte ich auch noch nicht und ich kam online auch nicht ran.

@Michael 2 Danke für die Infos aus der wissenschaftlichen Praxis. Das mit der Viskosität von NOA170 ist schade. Dann sind diese UV-Kleber da wohl auch nicht die einfache Lösung, die alle suchen. War nur mal so eine Idee, die ich vor längerer Zeit mal hatte, habe ich aber auch nie ausprobiert. Es gibt da von anderen Herstellern auch noch andere Kleber mit ggf. besseren Eigenschaften, diese sind aber noch deutlich schlechter verfügbar als die von Norland, deshalb habe ich mich damals auch nicht weiter damit beschäftigt...
Die reproduzierbare Synthese von sauberem Naphrax ist dann wohl das nächste Projekt in diesem Bereich... :)
Viele Grüße
Jan

anne

#38
Hallo zusammen,
das mit den UV Klebern kann ich bestätigen, es bleiben immer irgendwo Luftblasen.
Ohne Verdünnung und Austreiben des LM wird das nichts, zudem sind die Kleber mit einigermaßen annehmbaren RI unfassbar teuer.
Die Norland Kleber sind insgesamt jedoch interessant, neue Technologien um den RI anzuheben, die sich aber leider nicht nachstellen lassen.
Zum Mellerschen "Naphthol-Naphthalinsulfid-Harz":
Ein Bekannter hat dieses vor Jahren hergestellt. Hab auch noch was rumstehen. Unser Name dafür war dann MFH "mountant from hell", ein ekliges Zeug, mit hohem RI aber recht schneller Phasentrennung, sprich Bildung von kleinen dots, Farbe in der Flasche ist nahezu schwarz.
Das war auch so ein Satz mit x.....
lg
anne

Beatsy

Hello all.

About the Norland adhesives. I have a couple of small samples on the way to test them. I ordered 3ml of 165h and 10ml of 170F. Refractive indices of 1.65 and 1.7 respectively. I chose those sizes because they were the smallest in stock. It's more expensive per ml than buying larger sizes, but the total cost of those is bonkers. I wouldn't want to order too much in one go anyway because these adhesives have a short shelf life (months) but can be extended a few more months by refrigeration. I paid £138 (including VAT and shipping) for my modest little batch. It makes printer ink look cheap!  :o :)

165H is very low viscosity, almost watery. 170F is a little thicker. I spoke with one of their tech people and he confirmed that the adhesives can be thinned with acetone. That's ideal because it means diatoms can be pre-soaked in acetone to get the bubbles out before applying the adhesive.

I have no idea what happens to the acetone if you cure the adhesive with UV light. There's no heat to drive it off so it must stay in the mixture - probably reducing the refractive index. But the documentation for 170F says it can also be cured by heating, which would drive the acetone off. That's *really* good. Any adhesive exposed to air (i.e. around the edges of a coverslip) will not fully set by heating alone, but the curing can be finished with UV light (in air). So it sounds ideal for diatom mounting. I suspect 165h can be treated the same way, but the documentation for that wasn't available when I looked. 165h can be cured by blue light as well as UV - so might need using in a darker environment.

I expect the samples to arrive this week and will report back when I've tried them out.

Cheers
Beats
Knowledge is cheap. Experience is not.

JaRo

Hi Steve,
thanks for taking the risk (and rather huge investment) to try these out. I am really looking forward to your report even though at those prices and shelf lives they probably are a little out of reach and no real option for me... Last year I cheekily wrote to severaly German manufacturers and distributors of comparable adhesives to maybe obtain a few small samples of similar substances, but was unfortunately unsuccessful...
Best wishes,
Jan

jako_66

Hallo zusammen,

aus 2017 stammt eine weitere Synthesevorschrift von Karel Vojíř, Univerzita Karlova: PŘÍPRAVA PLEURAXU PRO TVORBU TRVALÝCH ROZSIVKOVÝCH PREPARÁTŮ

https://bichez.pedf.cuni.cz/archiv/article/2

Sie basiert weitgehend auf der Vorschrift von G. Rosenfeldt, Mikro-Hamburg. Interessant ist die vorgeschlagene Struktur des fertigen Harzes. Eine Suchmaschinen-Übersetzung ins Deutsche hänge ich hier an.

Viele Grüße

Sven

Bob

#42
Hallo zusammen,
ich finde es gerade nicht mehr: Wer hatte wo von nicht kristallisierendem Naphrax geschrieben? Das würde ja den Erfahrungen vieler Mikroskopiker entgegenlaufen und könnte einen Hinweis auf eine Variante liefern, die eben nicht zum Kristallisiern neigt.

Viele Grüße,

Bob

Peter V.

#43
Hallo,

da sich hier eine umfangreiche Diskussion zu Pleurax entwickelt hat, habe ich das Thema in dieses Board verschoben und das Wort "Suche" (ursprünglich war es ja eine Suchanzeige) aus dem Titel entfernt. Hier kann nun weiter über Pleurax und Co. diskutiert werden.

Herzliche Grüße
Peter
Dieses Posting ist frei von kultureller Aneigung, vegan und wurde CO2-frei erstellt. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Ralf Feller

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

über den Beitrag von Michael (2) bin ich auf diese sehr schöne Seite für Diatomisten gestoßen:

https://www.uni-due.de/phykologie/

@Michael:
vielleicht hast Du mal Lust etwas über eure Arbeit zu berichten?
Gibt es Diatomeenforchschung an der Ruhr, z.B. Emscher?

LG aus Mülheim-Ruhr, Ralf

Ps.: schöne Sachen die Ihr da an der Uni E-Du macht!