Phacus orbicularis - ein Herz-Flagellat mit schwieriger Artabgrenzung

Begonnen von KayZed, November 19, 2023, 15:32:37 NACHMITTAGS

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KayZed

Liebe Mikrofreunde,

unter den Euglenophyten sind die Herz-Flagellaten eine nicht nur ästhetisch interessante Gruppe. In der Literatur werden eine Vielzahl an Arten genannt, deren Abgrenzung zuweilen problematisch ist. Exemplarisch möchte ich dazu kurz Phacus orbicularis vorstellen, der oft mit Ph. pleuronectes (auch im Wassertropfen S. 126 zu finden) vermischt wird.

Beide Vertreter sehen fast identisch aus mit einer rundlich-ovalen Grundform und hinten einem kurzen, schief angesetzten Stachel. Beide besitzen scheibenförmige Chloroplasten und ein bis zwei Paramylonkörper. Auf der konvexen Seite zieht sich über die ganze Zelllänge ein deutlicher Grat. Die Größenangaben variieren recht stark und scheinen keine hinreichende Artabgrenzung zu ermöglichen. Vermutlich wurden unter Ph. pleuronectes oft beide Arten subsummiert.

In der neueren Literatur fand ich jedoch eine Veröffentlichung, in der meiner Meinung nach eine zumindest morphologisch plausible Artdefinition von Phacus orbicularis vorgeschlagen wird:

https://www.zobodat.at/pdf/AZBG_32_0001-0115.pdf  (S. 37)

Zum einen werden dazu zwar die größeren (über 40 µm) Individuen gerechnet (halte ich für weniger hilfreich), vor allem aber scheint die Struktur der Pellikula ein Abgrenzungskriterium zu sein. Ph. pleuronectes soll nur Längsstreifen besitzen, während Ph. orbicularis zwischen den Längsstreifen auch eine feine Querstreifung zeigt.

Ich stelle dazu mal zwei Bilder ein, bei denen es sich dann wohl um Phacus orbicularis handelt (beide im DIK 100).





Von Phacus pleuronectes habe ich leider keine Aufnahme, die auf die Pellikula fokussiert ist. Zur Veranschaulichung (beider Phacus-Arten) sei noch ein kurzes Video angefügt, in dem es sich vermutlich um Ph. pleuronectes handelt, da die Größe passt und eine Querstreifung nicht erkennbar ist, wobei ich eine mangelnde Auflösung hier nicht ganz ausschließen will.


Herzliche Grüße
Klaus
Zeiss Stemi 508
Zeiss Jenaval Kontrast
Nikon Z7

SNoK / Stephan Krall

Lieber Klaus,

danke für Darstellung. Das mit den feinen Querstreifen steht auch in der ,,Freshwater Algal Flora of the British Isles", die sehr aktuell ist (6. Auflage von 2022).Dort sind die Euglenophyceen detailliert dargestellt. Was mir bei deinen Bildern nicht ganz so gefällt, ist der blaue Hintergrund. Dadurch wirkt das Grün der Augentierchen nicht so hübsch wie unter dem Mikroskop.

Grüße und es lebe die Tümpelei,
Stephan
Mikroskope: Leica DMRB, Leitz Dialux (beide mit DIK)
Stemis: Zeiss 508, Wild Heerbrugg M5
Kameras: Sony alpha 6500 und 6400
Webseite: https://kralls.de
Vorstellung: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=41749.msg308026#msg308026

KayZed

Lieber Stephan,

danke für deinen Kommentar.
Die Beschreibung in den "Freshwater Algal..." habe ich auch gelesen. Das stimmt, da werden die Querstreifen bei Ph. orbicularis auch erwähnt.

Das mit dem Hintergrund ist immer so eine Geschmackssache. Die Bilder sind nicht mehr ganz neu. Mittlerweile dämpfe ich den Blauton etwas stärker ab.

LG Klaus
Zeiss Stemi 508
Zeiss Jenaval Kontrast
Nikon Z7

Kurt

Hallo Klaus,

es freut mich, dass Du wieder Interesse am Mikroskopieren findest und das Jenaval Contrast auch wieder Licht in die Objektive bekommt.
Zur genauen Artenbestimmung kann ich leider nichts sagen, für mich würde Phacus sp. genügen. Meine Interessen liegen ja bekanntlich mehr auf der technischen Seite der Mikroskopie.

Grüße
Kurt



KayZed

Hallo Kurt,

das Interesse für die Mikroskopie war eigentlich nie verschwunden, nur die nötige Energie und Ausdauer fehlt mir noch ein wenig. So greife ich zum Teil auch auf etwas ältere Aufnahmen zurück.

Ich weiß, die Zugänge zur Mikrowelt können sehr verschieden sein. Das macht ja gerade den Reiz unseres Hobbys aus.
Bei mir sind es unter anderem besonders die Mikroorganismen im Wasser, wobei mich das Interesse für deren Aufbau und Lebensweise immer wieder aufs Neue animiert.

Liebe Grüße
Klaus
Zeiss Stemi 508
Zeiss Jenaval Kontrast
Nikon Z7