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Die blaue Linie...

Begonnen von purkinje, Dezember 05, 2023, 09:57:26 VORMITTAG

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purkinje

Hallo liebe Foristinnen und Foristen,
natürlich auch um auf den sehr beständigen, oft hintersinnigen und immer lesenswerten Blog von Martin Mach hinzuweisen, wollte ich die Frage nach der blauen Linie im Bärtierchen-Journal #282 / Dez. 2023 hier mal stellen. Was glaubt ihr, wie kommt sie zustande?
Beste Grüße Stefan

Rene

I'll wait for Martin's explanation, which he promises to share with us in Januari.

Gruesse, René


purkinje

Hello René,
not waiting for reality, asking how real is real is the question  ;)
best epistemological regards Stefan

Florian D.

Ich hätte mal auf Beckesche Linie getippt.

Viele Grüsse
Florian

hugojun

Schließe mich Florian an und ergänze : hoher Blauanteil durch Blitzlampe

LG
Jürgen

olaf.med

Ich kann mir nicht vorstellen, dass es sich um die Beckesche Lichtlinie handelt, die sieht man ja an der Außengrenze des Viechs ganz deutlich und erwartungsgemäß farblos. Eine farbige Aufspaltung gibt es ja nur, wenn die Dispersionskurven von Objekt und Umgebung sich im sichtbaren Bereich überkreuzen, dabei entsteht neben der blauen Linie auf der einen Seite der Grenzfläche notwendigerweise auch eine gelbe auf der anderen Seit, die hier fehlt.

Herzliche Grüße,

Olaf   
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

Florian D.

Lieber Olaf,

ich hätte vermutet, dass dieses "Ei" vielleicht einen grösseren Brechungsindexunterschied hat, als der  Rest des Ungeziefers. Leider können wir nicht mit dem Fokus spielen.

Viele Grüsse
Florian

olaf.med

#7
Lieber Florian,

nur noch mal zur Illustration - so sieht eine aufgespaltene Becke-Linie aus:

Beckelinie.jpg

Die Brechungsindizes beider Medien sind dann so ähnlich, dass man niemals eine so scharfe Linie sieht wie bei dem Ei. Das Bild ist übrigens noch defokussiert, damit man die Effekte besser sieht.

Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

Apochromat

#8
Lieber Olaf,

sehr erhellend und didaktisch phantastisch!

Ist das ein Glassplitter am Spindeltisch in Küvette mit Flüssigkeit (CARGILLE?)?
Wenn ja, habe ich da wieder für meinen POL- Kurs etwas Neues, was ich mal zeigen kann. Leider nur ohne Spindeltisch, den habe ich nicht.

LG

Michael


Meine Bilder sind da eher langweilig:


Die grünen und violetten Farbsäume sind dem Farblängsfehler des verwendeten Objektivs geschuldet. Die Becke- Linie ist in meinem Beispiel hell und farblos:




olaf.med

#9
Lieber Michael,

herzlichen Dank für Deine lobenden Worte. Ja, dies ist ein Glassplitter auf dem Spindeltisch. Für solche Demonstrationen reicht ein einfaches "homemade"-Exemplar völlig aus, wie es hier (Bild im ersten Beitrag) oder hier beschrieben wurde.

Hier noch einmal die komplette Flöte der Bilder eines Festkörpers (hier Kristall genannt) der für eine Wellenlänge (grün) den gleichen Brechungsindex hat wie die ihn umgebende Immersion.

Beobachtung bei normaler Apertur, der Kristall ist nicht sichtbar:


1.jpg


Aperturblende ganz zugezogen, die farbige Becke-Linie ist zu erkennen:


2.jpg


Zusätzlich defokussiert, die farblich aufgespaltene Becke-Linie wird sehr deutlich:


3.jpg


Halbblende nach Schröder van der Kolk von links oben eingeschoben:


4.jpg


Monochromatische Betrachtung, im blauen Bereich des Spektrums ist die Flüssigkeit wegen des steileren Anstiegs der Dispersionskurve höher lichtbrechend als der Kristall:


5.jpg


Monochromatisch, Brechungsindexgleichheit von Kristall und Flüssigkeit, der Kristall verschwindet völlig:


6.jpg


Monochromatisch, Brechungsindex des Kristalls höher als der der Flüssigkeit:


7.jpg


Schematische Darstellung der Dispersionskurven:



8.jpg


Natürlich kannst Du diese Bilder sehr gerne verwenden - dafür habe ich sie erstellt! Natürlich kannst Du auch größere Dateien davon haben, diese wurden nur für die Darstellung im Forum kleingerechnet.

Herzliche Grüße,

Olaf

Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

purkinje

Hallo Olaf,
super schön dargestellt!
Als ich das Ei mit blauem Rand im BT-Journal sah, war mein erster Impuls auch Becke, bis ich mir dachte, das Bild ist ansonsten zu scharf dafür...
JLC Schröder van der Kolk sagte mir bisher (Interesse an Geschichte der Nervenheilkunde) etwas in Punkto Theorie zur Epilepsie-Entstehung (er vermutete den Ursprung fälschlicherweise im Hirnstamm), seine Halbblende kannte ich bisher nicht. Kommt die Halbblende in den Kompensatorschlitz oberhalb des Objektivs?

Beste Grüße Stefan

olaf.med

Lieber Stefan,

dies war sicher ein anderer (Vorfahre?) Schröder van der Kolk als der Mediziner, denn er hat 1906 noch ein Buch über die Einteilung der Minerale nach ihrem Brechungsindex publiziert, da war der Mediziner schon sehr lange tot ;D .

In der Literatur wird in der Regel vorgeschlagen, die Blende unterhalb des Tischs einzuführen, es klappt aber genauso gut mit der Fassung des Kompensators im Tubusschlitz (und ist einfacher).

Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

purkinje

Hallo Olaf,
ah, danke für die Aufklärung, der einprägsame Nachname war mir hängen geblieben. Da hab ich doch glatt JCL MIT JLC Schröder van der Kolk verwechselt.
Beste Grüße Stefan

MiR

#13
Liebe Rätselfreunde,

worüber ich gestolpert bin, ist die Information:
ZitatDie Kamera registrierte die blaue Linie wie im Bild gezeigt. Beim Blick durch das Mikroskop gesehen hatten wir sie jedoch nicht.
Eine Objektinformation welche ausserhalb unserer menschlichen Sensorik liegt? Wellenlänge(n) oberhalb 700nm? -> https://de.wikipedia.org/wiki/V-Lambda-Kurve
Womit allerdings noch nicht die Eingangsfrage beantwortet wäre ... 

Viele Grüße aus Berlin,
Michael

PS: Olaf, Olaf was du alles hast. Wieviel Etagen unter der Erde muss es da wohl geben ... ;) ;) Und eine Schnellsuche im Internet nach  "Halbblende nach Schröder van der Kolk" war völlig für die Katz ;)

Apochromat

#14
Zitat von: MiR in Dezember 06, 2023, 17:28:42 NACHMITTAGSLiebe Rätselfreunde,

worüber ich gestolpert bin, ist die Information:
ZitatDie Kamera registrierte die blaue Linie wie im Bild gezeigt. Beim Blick durch das Mikroskop gesehen hatten wir sie jedoch nicht.
Eine Objektinformation welche ausserhalb unserer menschlichen Sensorik liegt? Wellenlänge(n) oberhalb 700nm? -> https://de.wikipedia.org/wiki/V-Lambda-Kurve
Womit allerdings noch nicht die Eingangsfrage beantwortet wäre ... 

Viele Grüße aus Berlin,
Michael

PS: Olaf, Olaf was du alles hast. Wieviel Etagen unter der Erde muss es da wohl geben ... ;) ;) Und eine Schnellsuche im Internet nach  "Halbblende nach Schröder van der Kolk" war völlig für die Katz ;)

Im Rinne- Berek findet man eine gute Beschreibung des Schröder- van- der-Kolk- Kriteriums. Das berühmte Werk kann man bei Nägele und Obermiller= Schweizerbarth´sche Verlagsbuchhandlung in Stuttgart als Softcover- Version (letzte Auflage) auch noch kaufen.

Zum Rätsel eine Spekulation: Sind die Bilder des Objekts sehr fein, kann es passieren, dass die Bildpunkte auf dem Kamerasensor genau eine Pixelreihe überdecken. Es kommt bei sehr vielen Sensoren (denen mit Bayer- Farbmaske) dann zum vergrößerungsabhängigen Moire´- Effekt. Ist aber nur eine Vermutung, wegen der Aussage "visuell nicht- digital jedoch" detektierbar. Dagegen spricht aber, dass die äußere Kontur des Bärtierchen- Entwicklungsstadiums noch schwarz ist.

LG
Michael