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Nochmal Jamin Lebedeff

Begonnen von anne, November 26, 2024, 19:54:12 NACHMITTAGS

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anne

Hallo zusammen,
ein perfektes Objekt für den Jamin Lebedeff ist Pediastrum.
Daher hier kurz ein paar Bilder und ein Polyarthra Rädertierchen.
Wie bekannt, ist der Jamin Lebedeff kein Auflösungswunder, die Apertur der Objektive ist recht gering, zudem muss die Aperturblende recht weit geschlossen werde.
lg
anne

40-6.jpg

40-6a.jpg

40-6b.jpg

40-6c.jpg

40-6e.jpg



Peter T.

Um es mal etwas salopp zu sagen: Krass gute Bilder!
Liebe Grüße
Peter

Nexcope 620T
(Hellfeld, Dunkelfeld, Polarisation)

anne

Hallo zusammen,
ich ergänze mal noch um 2 Bilder von Cilliaten.
lg
anne

40-8.jpg

40-8e.jpg

Apochromat

Hallo Anne,
das sind schöne Bilder von Dir, die der Jamin- Lebedeff ja ganz zuverlässig und unspektakulär liefert -im Gegensatz zu seinem großen Bruder, dem JENAVAL interphako, wo man schon recht viel justieren muss, bevor man solche Bilder hinbekommt.

Immer um die Weihnachtszeit öffne ich meinen Holzkasten und der Jamin- Lebedeff muss dann zeigen, was er kann. Da schaut auch meine Frau mal durchs Mikroskop. Natürlich nehme ich nur das POL Int II 40x. Die anderen beiden Objektive haben alle Gebrauchsnachteile.

LG
Michael

Apochromat

PS: Ich mag die Farben parallel eingestellter Polare am liebsten beim Jamin- Lebedeff.

anne

Lieber Michael,
so ist es auch bei mir, kurz vor Weihnachten packe ich die Holzkiste aus, und ja, das 40er ist das einzige Objektiv welches ich in die Hand nehme, genau wie Du.
Aber nun schließe bitte meine Bildungslücke, was sind "die Farben parallel eingestellter Polare".
Herzliche Grüsse
anne

Jürgen Boschert

Hallo Anne,

da hatte ich auch eine Bildungslücke: Michael meint, dass man Analysator und Polarisator nicht in Kreuzstellung, sondern in Parallelstellung verwendet. Das gibt tatsächlich jeweils andere Farbkombinationen, hab's eben ausprobiert.
Beste Grüße !

JB

purkinje

#7
Hallo werte Freunde der sensitiven Farben,

Vorneweg: wunderbare Aufnahmen anne!
Bekannt ist ja dass es das empfindliche Rot mit Hilfe einer Vollwellenplatte (𝞴) gibt, weniger bekannt dass es auch andere empfindliche Farben gibt, zB das der Halbwellenplatte (𝞴/2) bei allerdings parallelen Polarisatoren. Diese 𝞴/2-Platte ist ja beim Jamin-Lebedeff verbaut. Diese empfindliche Farbe ist sogar noch empfindlicher, als jene der bekannteren 𝞴-Platte (Peak I vs II):
Kubota a.jpg
Kubota et al 1951 On the Sensitive Color of Chromatic Polarization
war aber auch schon länger bekannt
Kubota b.jpg

Beste Grüße Stefan

Apochromat

#8
Hallo Anne,

hier noch einmal zwei Bilder des gleichen hypotrichen Ciliaten aus dem Reich des Jamin- Lebedeffs. Beide Bilder wurden am PHOMI III mit dem Achromat POL Int II 40/0,65 geblitzt und wurden nicht digital nachbearbeitet. Aperturblende des Kondensors POL Int II zu 2/3 geöffnet.

Die Wirkungsweise des Jamin- Lebedeffs haben wunderbar Prof. Horst Piller und Dr. Josef Gahm von CZO in der Original- Broschüre des Jamin- Lebedeffs ("Einrichtung für Durchlicht- Interferenzmikroskopie") dargelegt. Da sind die recht komplexen Veränderungen der durch dieses Polarisations- Interferometer hindurchtretenden Wellenzüge graphisch sehr anschaulich und farbig dargestellt.


Rot I. Ordnung/ Empfindliche Farbe (Purpur) bei gekreuzten Polaren:



Hintergrund Braun bei parallelen Polaren und veränderter Kippung der Platte im Kondensor:



Für meinen einwöchigen POL- Kurs habe ich auch mal diese Folien erstellt:



Neben der konventionellen Farbtafel nach Michel- Levy für die Gangunterschieds- abhängigen Polarisationsfarben bei gekreuzten Polaren, gibt es solche auch für die Polarisationsfarben bei parallelen Polaren. Das benutzen Mineralogen, die z.B. mit Gesteinsdünnschliffen von Meteoritengesteinen forschen. Das ist alles schon lange im Gebrauch (vor allem am British Museum of Natural History, London), wenn auch etwas unbekannt:



Vor Jahren habe ich mal meinen sehr geschätzten, ehemaligen Kollegen, Andy Barlow in England, der so etwas ganz schnell programmieren kann, dazu überredet eine App zu den Polarisationsfarben zu entwickeln, die heißt "Birefringence". Da sieht man auch Vieles davon. Ich wollte da noch andere Sachverhalte (zu den Messverfahren) drin haben. Wir sind dann irgendwie dabei abgestorben ...

Ich wollte nicht abschweifen hier.

LG
Michael


anne

Lieber Michael,
nur für mich fürs Verständnis,
die Reihe verschiebt sich bei parallelen Polaren und die Intensität wird dadurch anders wahrgenommen, bzw. in der Praxis kommen einem die Farben bei parallelen Polaren auch kräftiger vor? Da sich die Reihe in Abhängigkeit der Wellenlänge verschiebt?
lg
anne

olaf.med

Lieber Michael,

ZitatNeben der konventionellen Farbtafel nach Michel- Levy für die Gangunterschieds- abhängigen Polarisationsfarben bei gekreuzten Polaren, gibt es solche auch für die Polarisationsfarben bei parallelen Polaren. Das benutzen Mineralogen, die z.B. mit Gesteinsdünnschliffen von Meteoritengesteinen forschen.

das ist interessant. Welche Zielsetzung haben diese Forscher und warum sind dafür die Farben bei parallelen Polarisatoren dafür besonders geeignet? Meteoritische Gesteine sind ja den irdischen durchaus gleich oder zumindest sehr ähnlich.

Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

Apochromat

#11
Liebe Anne,

in einem Polarisationsmikroskop in dem mit Polarisator und Analysator gearbeitet wird (das Jamin- Lebedeff- Instrument gehört da auch dazu) ist die beobachtete Polarisationsfarbe immer der Spektralanteil, welchen der Analysator passieren lässt. Daher sieht man bei gekreuzten und parallelen Polaren besonders in der Farbabfolge der Farben erster Ordnung andere Polarisationsfarben. Das ist dann aber keine Farbverschiebung. Es treten dann andere Farben in abweichender Farbabfolge auf.

Das ist ein bisschen so wie in der Fluoreszenzmikroskopie, wo das beobachtete Signal der Durchlässigkeit des Emissionsfilters (Sperrfilter) entspricht. In der Probe können da komplett andere Spektralzusammensetzungen vorliegen. Langpass- und Bandpass- Filtersätze liefern u.U. komplett andere Endbilder (z.B. CZ Filtersatz 02 gegenüber 49 bei UV- Anregung).

Im Probenraum des Polarisationsmikroskops in dem mit zwei Polaren gearbeitet wird, liegen aber noch alle Spektralanteile des beleuchtenden Lichtes vor, was man einfach sehen kann, wenn man den Analysator ausschaltet. Dann ist das Bild Hellfeld- ÄHNLICH. Der einzige Grund, warum meist mit Polarisator und Analysator in 90° Grad- Stellung ("xPOL" oder "gekreuzte Polare") zueinander gearbeitet wird, ist, dass sich die dann auftretende maximale Dunkelheit des Bildhintergrundes visuell sehr sicher einstellen lässt, nicht so bei den parallel gestellten Polaren.

Ich könnte ja bei der nächsten Kornrade die Entstehung der Polarisationsfarben erklären und auch die Funktionsweise und den Zweck von Lambda- Platte etc. (Bestimmung von "Sign of Elongation" und "Optical Character").

Ich habe dazu auch selbst Draht- und Plexiglasmodelle gebaut. Falls sich da jemand dafür interessieren würde.

LG
Michael




Apochromat

#12
Zitat von: olaf.med in November 29, 2024, 14:54:14 NACHMITTAGSLieber Michael,

ZitatNeben der konventionellen Farbtafel nach Michel- Levy für die Gangunterschieds- abhängigen Polarisationsfarben bei gekreuzten Polaren, gibt es solche auch für die Polarisationsfarben bei parallelen Polaren. Das benutzen Mineralogen, die z.B. mit Gesteinsdünnschliffen von Meteoritengesteinen forschen.

das ist interessant. Welche Zielsetzung haben diese Forscher und warum sind dafür die Farben bei parallelen Polarisatoren dafür besonders geeignet? Meteoritische Gesteine sind ja den irdischen durchaus gleich oder zumindest sehr ähnlich.

Herzliche Grüße,

Olaf

Lieber Olaf,

der Vergleich der entstehenden Polarisationsfarben gekreuzter und paralleler Polare bei gleichem Gangunterschied ermöglicht eine genauere Ermittlung des Gangunterschiedes mittels Auswerte- Algorithmen (so eine Software wurde mehrfach entwickelt und ist im Bristish Museum of Natural History in Gebrauch).

Warum Meteroitengestein? Da bin ich als Protistenkundler überfragt. Aber Kunden von uns, die auf diesem Gebiet forsch(t)en arbeit(et)en damit.

Damit geht diese Frage durch mich unbeantwortbar an den sehr geschätzten Mineralogen zurück :)

LG
Michael

PS: Die Aufnahmen habe ich am Quarzkeil mit dem STEMI 508 gemacht.

Peter V.

Lieber Michael,

die Bilder sind toll! Auch wenn Sie keinen direkten wissenschaftlichen Wert im Sinne einer Bestimmungshilfe etc. haben, sind sie ästhetisch mit die schönsten Bilder, die ich im JL-Kontrast gesehen habe.
Langsam bekomme ich Lust, den JL mal wieder zu reaktivieren.

Herzliche Grüße
Peter
Dieses Posting ist frei von kultureller Aneigung, vegan und wurde CO2-frei erstellt. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

anne

#14
Lieber Michael,
danke für die ausführliche Antwort.
Du schreibst: Es treten dann andere Farben in abweichender Farbabfolge auf.
Sind es wirklich andere Farben? Ist es nicht so, dass nur die Farbabfolge sich verschiebt?
lg
anne

P.S. hier zwei neue Bilder, mit parallelen Polaren.

40-9.jpg

40-10.jpg