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Labradorit Dünnschliff

Begonnen von Klaus Herrmann, März 10, 2010, 21:41:22 NACHMITTAGS

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Klaus Herrmann

Hallo zusammen,

Rainer hat mir einen "Dickschliff" geschickt, den ich zum Dünnschliff verarbeitet habe.

Ürsprünglich sah man durch die hohe Schichtdicke im Pol nur schwach blasse Farben. Ich habe ihn auf der Maschine mit 1000er Papier runtergeschliffen. Hier erst mal Bilder vom nicht eingedeckten Schliff. Eingedeckt werden die Farben und Konturen noch prägnanter. Er brät jetzt bis morgen im Wärmeschrank.

Er ist immer noch etwas zu dick, aber er begann schon auszubrechen. Rainer war sich nicht sicher - er meinte, dass er mit Kanadabalsam aufgekittet ist. Aber das Harz fing an sich aufzulösen mit Ethanol, das machte mich stutzig.

Ein Detail bei 100facher Vergrößerung gefiel mir besonders: wohl ein Amphibolkristall senkrecht zur Hauptachse getroffen. Einmal gekreuzte Polarisatoren und dann noch mit Lambda. Links neben dem Kristall vermute ich einen "Schriftgranit". Die Verwachsung von Quarz mit einen Alkalifeldspat.







Und speziell für die, denen es nicht bunt genug sein kann:  ;D

Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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olaf.med

Hallo Klaus,

bei solchen Objekten ist ein zusätzliches Bild im linear pol. Licht immer sehr hilfreich. Wenn Dein hexagonaler Schnitt farblos ist, handelt es sich wohl eher um einen Apatit-Kopfschnitt als um einen Amphibol!

Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

Hugo Halfmann

Hallo Klaus,

tolle Aufnahme !

Gestatte mir Unwissendem ein paar Fragen:

Was ist mit "Lambda" gemeint ?

Und wieso ist für schön bunte Farben eine möglichst dünne Schichtdicke erforderlich ?
Wir haben gerade das selbe Problem mit zu dick geratenen Zitronensäurepräparaten.

Für dein Analysatorfilter habe ich mir einen Messingring drehen lassen und hab´s mit Hilfe von einem Schnipsel Alufolie aus der Küche da rein "gepresst". Hält bombenfest  :D und passt perfekt in den Tubus  ;D ;D ;D
Viele Grüße aus dem Bergischen Land

Hugo Halfmann

Ragin

Hallo Klaus
Ich habe noch mal bei einer anderen Probe aus dieser Charge etwas vom überstehenden Kitt abgekratzt und erhitzt.
Der Geruch entbehrte aber jeglicher der lieblichen Nuancen, welche an die wilde Weite kanadische Tannenwälder erinnert.
Hat übelst gestunken. Eher wie verbranntes Horn. Könnte vielleicht Harnstoff oder so was im Spiel sein.
Ich habe da wohl doch mit dem 2-Komponenten Epoxydkleber von Uhu geklebt.  :(Ich teste den gerade, ob er alkohollöslich ist.
Lässt sich nur schwer sagen. Zumindest löst er sich nur geringfügig.
Tut mir Leid, dass die Probe noch so dick war aber unter meinem Stemi waren die Farben schon ganz hübsch.
Da beim Schleifen neben dem Stein auch adäquat meine Nerven immer dünner werden habe ich eben mal an diesem Punkt aufgehört ;D
Vielleicht schaffen wir es ja noch zu bestimmen, ob es ein Amphibol oder ein Apatit ist. das müsste sich doch beim drehen der Probe im Pollicht ganz gut analysieren lassen.
Liebe Grüße
Rainer
Ich pflege das bayrische Du, von Mensch zu Mensch

olaf.med

@ Rainer: im linear polarisierten Licht ist der Apatit farblos, und Amphibole i.d.R. gefärbt und pleochroitisch.  Der Apatit würde in dieser Schnittlage ein optisch einachsig negatives Interferenzbild zeigen, der Amphibol zwei perfekte Spaltbarkeiten unter einem Winkel von ca.  120°. Eine Unterscheidung ist also leicht möglich.

@ Hugo:  Wow, das ist eine Herausforderung, etwa so, als wollte man einem Menschen, der noch nie ein Auto  gesehen hat, die Doppel-Vanos Ventilsteuerung eines modernen Otto-Motors erklären (was immer das ist). Ich versuche es einfach mal mit einem Gleichnis:

Stell Dir einen Wettlauf zwischen zwei verschieden schnellen Läufern vor. Nach einer gewissen Laufstrecke gibt es einen Abstand zwischen den Läufern (Wegstreckendifferenz, in der Kristalloptik heißt das "Gangunterschied"). Nun entspricht jeder Abstand einer gewissen Farbe ("Interferenzfarbe"), also z.B. 5m=grau, 10m=gelb, 15m=rot, 20m=blau, 25m=grün, 30m=rot, 35m=blau, 40m=grün, 45m=rot, und dann wechselt es nur noch zwischen grün und rot wobei die Farben immer blasser werden und schließlich in ein blasses rosa-weiß  übergehen ("Weiß höherer Ordnung"). Siehe auch hier: ftp://ftp.min.rub.de/pub/Medenbach/Forum/Interferenzfarben.jpg Schön bunt wird's also nur, wenn der Abstand zwischen den Läufern nicht allzu groß ist. So ist's auch im Kristall: zwei Lichtstrahlen laufen um die Wette, dabei entsteht der Gangunterschied, und der entspricht der jeweiligen Interferenzfarbe. Die Geschwindigkeitsunterschiede der Lichtstrahlen sind von Kristallart zu Kristallart unterschiedlich, also auch ein Bestimmungskriterium, und bunt wird's bei den meisten Kristallarten nur in Dünnschliffdicke. Sind die Präparate zu dick, sieht man nur das "Weiß höherer Ordnung".

Das "Lambda" ist praktisch nur eine "Kurvenvorgabe". Man gibt dem einen Läufer einen Vorsprung von "Lambda" = "Rot erster Ordnung" = 550 Nanometer. Dabei entstehen aus den grauen Farben bei geringem Gangunterschied (siehe bei dem o.g. Link ganz links), leuchtende Farben, und daher ist dieses Hilfsmittel bei Fotografen so beliebt. Fachleute benutzen dieses "Lambda-Plättchen" aus anderen Gründen, aber das würde hier zu weit führen.

Ich hoffe, das Wesentliche ist klar geworden... allein, ich zweifele.....

Herzliche Grüße,

Olaf
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Hugo Halfmann

Hallo Olaf, nur ganz kurz:

DANKE ! für Deine Erklärung, soo unverständlich ist das gar nicht. 

Dann werde ich mal versuchen, Präparate mit geringerer Schichtdicke hinzukriegen.

Wie sieht denn ein Lambdaplättchen aus, und wo bekommt man sowas ?
Viele Grüße aus dem Bergischen Land

Hugo Halfmann

olaf.med

Hallo Hugo,

ein Lambda-Plättchen von renommierten Herstellern ist teuer. Man kann es sich aber selbst sehr einfach aus einem Muskovit (Glimmer)-Spaltstück selbst herstellen. Material kann ich kostenlos liefern. Für qualitative Zwecke (also Fotos), kann man auch einfach Tesafilm übereinander stapeln, bis man die gewünschte Interferenzfarbe Rot erster Ordnung erreicht. Sieh dazu auch ftp://ftp.min.rub.de/pub/Medenbach/Kristalloptik/tft.ppt.

Gruß, Olaf
Gerne per Du!

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Klaus Herrmann

Hallo,

# Olaf danke für den Hinweis. Ich habe ungeprüft und unüberlegt die erste Idee von Rainer übernommen. Hatte noch gestutzt, weil keine deutlichen Spaltrisse zu sehen waren. Nun habe ich mich ans Polmikroskop gesetzt und mal systematisch Aufnahmen gemacht. Muss sie noch einlesen und beschriften, dann stell ich sie ein. Vorab: sieht schon so aus, als ob Du mit Apatit recht hast.

# Hugo was ein Glück, wenn man eine Weile nicht rein schaut, dann erledigen "kluge Heinzelmännchen" das was ich so anschaulich gar nicht gekonnt hätte (Danke Olaf!)

# Hugo das ist eine unkonventionelle Mischung a)perfekt (Messingring gedreht) und b) provisorisch (mit Al-folie geklemmt).
Jetzt bastelst Du noch einen Tesakompensator, dann bist Du Polmäßig gerüstet!
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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Ernst Hippe

Hallo Klaus,

von Mineralogie und Schliffen verstehe ich nichts, aber die Bilder gefallen mir sehr - besonders das dritte. Wie Du weißt, bin ich ein enger Freund von Hilfsobjekten, da ist das "Lambda" das mindeste!
Gruß Ernst Hippe
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Klaus Herrmann

Hallo zusammen,

nun habe ich mal am Polmikroskop ein wenig systematischer untersucht. Erst im linear polarisierten Licht. Also nur Polarisator. Da bleiben beide Kristalle hell auch wenn man den Tisch dreht:





Dann bei gekreuzten Polarisatoren "Dunkelstellung" bei Tischdrehung 0°, 45°, 90°; und 135° ohne und mit Lambda

Zugegeben etwas eintönig, wie vieles was systematisch gemacht wird. Wenn Olaf sagt, dass man zum Bestimmen welche weg lassen kann, dann lösch ich die natürlich wieder.

Aber Apatit ist wohl wahrscheinlich: linear polarisiert bleibt er hell.

Der 2. Kristall daneben verhält sich anders, wie das zu deuten ist, kann vielleicht Olaf erklären! Die Tisch-Winkel sind normiert es waren natürlich krumme Werte - es kommt ja nur auf die Differenz 45°; 90° usw an.




















Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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Ragin

Hallo Klaus
Das freut mich aber, das Steinchen mal unter einem Profigerät ganz fachmännisch sehen zu können und mal einen Vergleich zu meiner spartanischen Einrichtung zu bekommen. Ich habe mich auch gleich mal mit einem meiner verbliebenen Proben gespielt und hab den noch flux mit der Diamantfeile dünner gemacht. Das war aber in 2 bis drei Minuten gemacht. ich frage mich ja, was für eine Maschine Du da hast, wo das so genau geht, ohne gleich alles auf Null runter zu schleifen.
Ich zeige mal zum Vergleich, wie das unter meinem Stemi aussieht. Die Schärfe lässt ja noch zu wünschen übrig aber noch habe ich mein neues Mikroskop noch nicht wo das sicher besser gehen wird. In den dunklen Kristallen habe ich auch diese hellen eckigen Kristalle entdeckt und dann mal unter meinem Panphot angesehen. Da fehlt mir aber die Poleinrichtung
Schönen Gruß
Rainer


Ich pflege das bayrische Du, von Mensch zu Mensch

Miner

Hallo Klaus,
ist denn der große sechseckige Kristall in den Stellungen zwischen den abgebildeten Stellungen hell? Oder ist er immer schwarz (in Abwesenheit des Quarz-RotI-Plättchens)? Normalerweise werden doppelbrechende Kristalle beim Drehen des Tisches ja nur alle 90° schwarz, nicht alle 45°. Das ist ja merkwürdig.
Ole

Bernhard Lebeda

Zitat von: Miner in März 11, 2010, 20:10:57 NACHMITTAGS
Hallo Klaus,
ist denn der große sechseckige Kristall in den Stellungen zwischen den abgebildeten Stellungen hell? Oder ist er immer schwarz (in Abwesenheit des Quarz-RotI-Plättchens)? Normalerweise werden doppelbrechende Kristalle beim Drehen des Tisches ja nur alle 90° schwarz, nicht alle 45°. Das ist ja merkwürdig.
Ole

Hallo Polfreunde

ich würde sagen, wenn das Ding unter allen Azimuten dunkel bleibt ist er isotrop. Ob nun von Haus aus oder weil parallel zur optischen Achse geschnitten überlasse ich lieber Olaf  ;D


Viele polarisierte Grüsse

Bernhard
Ich bevorzuge das "DU"

Vorstellung

Klaus Herrmann

Hallo Bernhard,

tun wir mal so als wäre es ein Apatit ;) dann ist der genau senkrecht zur optischen Achse geschnitten. Da er einachsig und hexagonal ist, verhält er sich in dieser Vorzugsrichtung isotrop, er zeigt keine Doppelbrechung; linear polarisiert immer hell und polarisiert immer dunkel - mit Lambda immer rot.

Der Kristall daneben wird alle 90° dunkel. Hier vermute ich inzwischen : auch Apatit, aber parallel zur optischen Achse geschnitten: maximale Doppelbrechung!

Warten wir was der Meister sagt!

mit isobaren Grüßen (Immer leicht im Hochdruck)

Klaus
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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Miner

Klaus,
du hast doch den Dünnschliff, nur du kannst die Frage beantworten, ob der Kristall bei jeder Stellung des Tisches dunkel ist oder nur alle 45°.
Wer ist denn der Meister?
Schönen Abend
Ole