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Schwefelbakterien?

Begonnen von Mattes., Juli 06, 2011, 11:59:15 VORMITTAG

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Mattes.

Noch eine Bestimmungsanfrage von mir:

An einer Stelle in einem See, an der angeblich eine Eisenschicht offen liegt, fand ich dieses schwammartige Gebilde:



Unter dem Mikroskope sieht das Ganze dann so aus:







Ich selber tippe auf Schwefelbakterien, wie zum Beispiel Beggiatoa alba

Könnte ich da richtig liegen?

Danke für eure Hilfe

Gruß

Mattes

Gruß

Mattes


Zuhause ist da, wo das Land platt ist, Kühe und Pappeln rumstehn, der Nebel wabbert und Diebels getrunken wird.

Michael Plewka

#1
hallo Matthes,
Zitatfand ich dieses Schwammartige Gebilde
nomen est omen: für mich sieht das Ganze in der Tat nach einem Süßwasserschwamm aus, bei dem die Nadeln im Mikroskop erkennbar sind
ein Vergleich ist hier:http://www.plingfactory.de/Science/Atlas/KennkartenTiere/Porifera/source/Spongilla%20sp.2.html

Beggiatoa ist durch Schwefeleinschlüsse gekennzeichnent. Siehe hier:
http://www.plingfactory.de/Science/Atlas/Kennkarten%20Procaryota/source/Beggiatoa%20alba.html
Solche Körner sind bei den Nadeln eben nicht erkennbar, mit Sicherheit ist es deshalb keine Beggiatoa, so dass die Vermutung "Schwamm" nahe liegt.
Bei den "Stacheln" im 2.Bild handelt es sich vermutlich um kleine Härchen auf den Chitinteilen eines Insekts.

beste Grüße Michael Plewka

TPL

Zitat von: Mattes. in Juli 06, 2011, 11:59:15 VORMITTAGAn einer Stelle in einem See, an der angeblich eine Eisenschicht offen liegt, fand ich dieses schwammartige Gebilde:

Hallo Mattes,

ich kann leider nichts zu Deiner Bestimmung beitragen und habe deshalb mit meiner Neugier ein wenig gewartet, bis es auf Deine Frage eine Antwort gab. Jetzt aber: was ist denn mit einer "Eisenschicht" gemeint? Hintergrund ist, dass ich Geologe bin und keine Eisenschichten kenne. Eisen kommt in der Natur auch nicht gediegen (also ohne Bindung an andere Elemente) vor und liegt - mit Ausnahme von anstehenden Eisenerzen, Bergbau- oder Kohlehalden - im allgemeinen nicht in besonders reaktiven Mineralphasen vor. Steht der Name vielleicht für etwas Anderes?

Herzlichen Gruß, Thomas


Mattes.

Hallo Michael,

an einen Schwamm glaube ich kaum. Müsste dieser nicht auch eine feste Konsistenz haben? Die braune Masse läßt sich mit der Hand durchgleiten. Wie eine Wolke aus Fäden, die auseinanderstobt, wenn man mit der Hand hindurchfährt.

Thomas,

danke für die Info. Ich habe den Besitzer des Gewässers, bei der ersten Begehung nur schemenhaft im Ohr. Ich glaube er erzählte etwas darüber, dass bei der Ausgrabung der Auskiesungsfläche so etwas wie eine eisenhaltige Sohle angegraben wurde. Er befürchtete Einträge dessen ins Gewässer. Ich werde ihn beim nächsten Treffen noch einmal dazu befragen und bei der Gelegenheit auch noch einmal frische Proben ziehen.

Die jetzige Probe stand ein paar Tage bei mir zu Hause, bevor sie dokumentiert wurde. Möglicherweise sind dadurch starke Veränderungen entstanden, die das Bild verfälschen.

@ Michael: Kann es denn sein, dass die Schwefelanteile durch zu langes "stehen" bei mir herausgelöst wurden?

Na ja, wenn ich frisches Material da habe, poste ich es erneut.

Meinen Dank an die Mitgrübler

Gruß

Mattes


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rekuwi

Lieber Mattes,

es gibt auch ein Eisenbakterium. Es baut dünne Röhrchen und sitzt vorne am Röhrchen dran. Die Bakterien fallen aber gleich ab.

Ich fand hier im Wald mal an einer Stelle in einem Mini-Bächelchen eine ockerfarbene Schicht im Randbereich. Habe lange gerätselt bis ich herausfand was es war. Die Röhrchen sind sehr dünn, wie stark hast Du die vergrößert?

Liebe Grüße
Regi

Mattes.

Hallo Regi,

danke für den Einwurf. Habe ein wenig über die eisenoxidierenden Mikroorganismen recherchiert. Interessant, vermutlich auch für Michael.Um frische Proben komme ich nicht umhin. Werde mich rückmelden, wenn ich sie habe.

Kurz zur Umgebung: PH: 7,2, O2 in ein Meter Tiefe (Fundort) 8,2 mg/l, also aerob.

Vergrößerung der Aufnahme: 1000-fach (unterste zwei Bilder) zzgl. Umrechnung des Kamerachips. Muss mich endlich mal um eine Maßstabangabe auf meinen Bildern kümmern, komme aber kaum dazu mich zu bemühen.
Gruß

Mattes


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Michael Plewka

hallo Matthes,

1.
Zitat...schwammartige Gebilde

2.
ZitatWie eine Wolke aus Fäden, die auseinanderstobt, wenn man mit der Hand hindurchfährt.
da hast Du uns aber auf eine falsche Fährte gelockt......unter einem Schwamm stell ich mir schon was anderes vor....

Regi hat recht; es handelt sich um das Eisenbakterium  Leptothrix ochracea
beste Grüße Michael Plewka

Mattes.

Hallo Michael,

ich muss zugeben ... ja. Ich war in meiner Beschreibung von dem rein visuellen Erscheinen ausgegangen und habe es ausgelassen, die tatsächliche Konsistenz zu beschreiben. Mein Fehler.

Dann darf ich mich ein weiteres mal für die tolle Hilfe von euch bedanken und beginne mal mit den recherchieren, ob und welche Auswirkungen auf Gewässer damit in Verbindung stehen.

Für Thomas werde ich die Aussagen des Eigentümers noch mal überprüfen und nachreichen. Dies kann aber dauern, da den armen Menschen ein böses Missgeschick passiert ist und er einige Wochen außer Gefecht sein wird. Eine Leiter wollte nicht so wie er.
Gruß

Mattes


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Klaus Herrmann

#8
Hallo ,

nachdem die Identifikation offensichtlich geglückt ist könnte man noch an eine Verifikation denken: Mit der Berlinerblau-Reaktion könnte man Eisen II
sauber nachweisen und das wirklich "vor Ort", Mit Lösung von gelbem Blutlaugensalz (Kalium Ferrocyanid) versetzen und mit HCl ansäuern gibt einen blauen Niederschlag und zwar im eisenhaltigen Gewebe.(Eisen steht hier für chemische Puristen natürlich für Eisen in der Oxidationsstufe 2+  ;) )
Wäre einen Versuch wert!

Die Agenzien würde ich gerne zur Verfügung stellen.

Edit: verschämt übersetze ich in die Neuzeit der chemischen Nomenklatur und korrigiere die Formel noch um ein winziges Detail  ;):

  Gelbes Blutlaugensalz: Kaliumhexacyanoferrat(II)   K4[Fe(CN)6]. Angeregt zu diesem Vorschlag hat mich der Molisch Mikrochemie der Pflanze von 1922!

Und in meinem Jander-Blasius von 1966 wird immerhin noch das Blutlaugensalz angeführt. Mit Salzsäure ist natürlich Chlorwasserstoffsäure gemeint ;D

Wir müssen zusammen mal ein Buch schreiben lieber Herr Husemann: Was Großvater noch wusste...  ;)
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

Mattes.

Guten Abend Klaus,

für eine Verifikation stehe ich gespannt zur Verfügung. Das Angebot schlage ich nicht aus.

Kontaktdaten kommen per PN.

Gruß

Mattes


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hinrich husemann

#10
Aber lieber Herr Herrmann,
allein bei der bloßen Aussprache des Wortes "Kalium Ferrocyanid" hätte uns vor über 50 "Lenzen" unser Praktikumsassistent im Anfängerpraktikum verächtlich als "Apotheker" bezeichnet und noch einmal umgeschickt um zu lernen: Kaliumhexacyanoferrat(II)   K4[Fe(CN)6] !!  Es lebe die "reine Lehre" !! ;) ;D ;) ;D ;) ;D ;) ;D
"Historisierende" freundlich-kollegiale Mikrogrüsse
H. Husemann

Peter V.

#11
Hallo!

Aber es war irgendwie schon heimeliger und geheimnisvoller, als man noch von "Schwefelsuarem Eisenoxydul", "Natirumchlorür" oder allenfalls "Natirum chloratum" sprach.
Spätestens mit der Verbannung des "y" aus den Oxiden verschwand endgültig das Sinnlich-mystische aus der Alchimie. Und in Zeiten der Chromatographie, Spektroskopie und Röntgendiffraktion hat die Chemie ihren Zauber ( des Krachenden und Stinkenden ) fast vollständig verloren. Schade  :'(

Herzliche Grüße
Peter
Dieses Posting ist frei von kultureller Aneigung, vegan und wurde CO2-frei erstellt. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Mattes.

Nachdem ich nun begonnen habe, mich den Bakterien ein wenig zu widmen, ecke ich schon mit Widersprüchen an.

Die Oxidation von Eisen (FE II) findet unter neutralen Bedingungen (PH/Sauerstoff) doch ohne die Beteiligung von Bakterien statt. Das zweiwertige Eisen wandelt sich doch umgehend in dreiteiliges, oder?  Zur Erinnerung PH war bei 7,2 und der Sauerstoffgehalt lag bei 8,2 mg/l.

Wie ist das Vorkommen zu erklären oder auch: Wo ist mein Denkfehler?
Gruß

Mattes


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Klaus Herrmann

#13
Hallo Mattes,

ZitatEisen wandelt sich doch umgehend in dreiteiliges

Wir korrigieren in dreiwertiges und verwenden Kaliumhexacyanoferrat II K4[Fe(CN)6] um Berliner Blau zu erhalten.

Da wir nicht sicher sind ob II oder III-wertiges Eisen vorliegt machen wir auch die Probe mit Kaliumhexacyanoferrat III  ;), aber nur, wenn es mit der Berliner Blau-Reaktion nicht geklappt hat

Und wenns weder noch blau wird, dann warens keine Eisenbakterien/algen...

Edit ich habe hier ein wenig korrigiert. Jetz sollte es korrekt sein!
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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Mattes.

Guten Morgen Klaus,

es ist heute ein Päckchen für dich auf die Reise gegangen!

Hatte gestern die Gelegenheit eine frische Probe zu entnehmen.
Gruß

Mattes


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