Mikroskopiker stellen ihr Mikroskop vor....
... und möchten gerne mehr darüber wissen!
Liebe Freunde historischer Mikroskope,
das
ZEISS OPTON W-Stativ stellt tatsächlich einen Meilenstein dar, steht es doch für den Neuanfang der Zeiss-Mikroskopproduktion in Westdeutschland. Die am 30.10.1946 gegründete Opton optische Werke Oberkochen GmbH begann 1949 mit der Produktion von Mikroskopen, die - im Gegensatz zu Carl Zeiss Jena, die die alte Produktpalette (L-Stativ) zunächst weiter baute - eine komplette Neukonstruktion darstellten. Bauersfeld und Kinder entwickelten das OPTON W-Stativ, das als modular aufgebautes Arbeits- und Forschungsmikroskop für verschiedenste Einsatzbereiche konzipiert wurde. Eine Besonderheit dürfte der OPTOVAR darstellen, der neben einem Vergrößerungwechsler auch ein Hilfsmikroskop zur Zentrierung der Phasenringe enthielt (Gerlach: Geschichte der Mikroskopie, S. 897). Dieses Bauteil wurde auch später in die CZG Universal- und Photomikroskope bis hin zum Axioplan eingebaut. Bis wann das W-Stativ gefertigt wurde, weiß ich leider nicht. Ich besitze eine Broschüre aus dem Jahre 1954, es dürfte jedoch noch länger auf dem Markt gewesen sein. Wirklich große Stückzahlen hat es allerdings wohl nicht erreicht.
Das W-Stativ ist, obgleich eigentlich relativ zierlich in den Abmessungen, sehr schwer und sehr exakt gearbeitet, mein Mikroskop arbeitet auch nach Jahrzehnten weitgehend spielfrei. Das Design, die Handhabung, ja sogar die Gravur der Objektive wirken auf mich immer wieder exotisch: nicht wie CZJ und nicht wie CZG, auch nicht irgendwo dazwischen sondern wie von einer ganz anderen Firma! Ein Beispiel: Die Objektivgravuren sind beim 40er am unteren Ende des Stahlmantels angebracht, der Präparateschutz federt dabei nicht etwa innerhalb des Mantels, sondern es federt das gesamte untere Ende wie eine Kappe über den Mantel; das 40er Achromat hat nicht etwa eine N.A. von 0,65 sondern 0,63!
Hier einige Fotos:
Titelblatt der technischen Beschreibung

Das OPTON W in verschiedenen Perspektiven




Objektivgravuren



Was heißt "Versuch Nr 121" ?

Der OPTOVAR

Unten liegt der Vergrößerungswechsler, oben die fokussierbare Bertrandlinse.
Der originale Transformator - schon damals von METZ!


Der Trafo war sehr schwer aufzutreiben, noch schwerer war es, ein passendes Kabel zu bekommen (nochmal DANKE Thomas!)
Zum Schluss ein Foto mit Symbolcharakter: Hinten links das CZJ LUMIPAN, ein Modell, das bereits in der Preisliste von 1939 geführt wurde, dieses Mikroskop stammt jedoch bereits aus der DDR-Produktion; hinten rechts das CZG Standard GF (nicht GFL!) als das Urmodell der Standard-Reihe, dem Nachfolger des W-Stativs.

Vielleicht weiß ja der Eine oder Andere mehr über das W-Stativ und seine interessante Geschichte zu berichten? Ich würde mich freuen!
Herzliche Grüße,
Florian