Liebe Pflanzenfreunde,
auf in die letzte Runde! Gewebe von Blüten, Früchten und Samen des Gummibaums habe ich leider nicht zu bieten.
Wie viele Ficus-Arten bildet der Gummibaum Luftwurzel aus, die am Spross entspringen, zunächst frei hängend zum Boden wachsen und sich dort verwurzeln. Am bekanntesten sind vielleicht die Luftwurzel des Banyan-Baumes, die die Dicke des Sprosses erreichen können und ein sehr ausladendes Wachstum ermöglichen. Die Luftwurzeln des Gummibaums sind da etwas bescheidener.
Bild 47: Stamm eines Gummibaums mit Luftwurzeln

Aus
www.biolib.de von Kurt Stüber, GDFL
Bild 48: Auch an unserem Gummibaum zeigen sich bereits reichlich Luftwurzeln

Wie sieht nun der Querschnitt einer solchen Luftwurzel aus? Eher wie beim Sproß oder ist es eine "richtige" Wurzel? Dazu werfen wir wieder eine Blick auf die Präparate, die - ausgehend von stückfixierten Proben - wieder den gleichen Präparationsweg durchlaufen haben, wie ich ihn im Eingangsposting beschrieben habe.
Bild 49: Makroaufnahme vom Querschnitt der Luftwurzel mit Canon PS S3IS

Der Durchmesser beträgt ca. 4,5 mm.
Bevor es an die gefärbten Schnitte geht, lohnt sich ein Blick auf einen ungefärbten Schnitt:
Bild 50: Querschnitt der Luftwurzel, fixiert, aber ungefärbt. Vergrößerung 50x, Einzelaufnahme

Das Bild ist auf die Schnelle von einem frei im Uhrglas schwimmenden Schnitt entstanden, der lag natürlich nicht plan in der Schärfenebene des Objektivs und somit ist die Aufnahme auch nur in einem eng begrenzten Bereich scharf.
Interessant finde ich zwei Dinge: zum einen die gelblichen Einlagerungen in einigen Zellen des Cortex am oberen Bildrand. Diese sehen wir später im bekannten kräftigen Rot wieder und somit sollten sie Tannine enthalten. Zum anderen lohnt sich auf ein Blick in die Tracheen. Da finden wir die schon sattsam bekannten und oft diskutierten Artefakte, von denen nun zumindest bekannt ist, dass sie nicht bei der Färbung sondern wohl bei der Fixierung entstehen.
Nun ein ähnlicher Bildausschnitt aus einem fertigen Präparat.
Bild 51a/b: Querschnitt einer Luftwurzel, Bild 51b mit Beschriftung. Vergrößerung 50x, Stapel aus 11 Bildern


Der Aufbau des Stängelquerschnitts ähnelt mit dem zentral liegenden Metaxylem und den hier 6 erkennbaren primären Xylemsträngen eher einer Wurzel als einem Spross. Interessant sind die radialen Banden von sklerenchymatischem Xylemparenchym - man beachte den Unterschied zu den ähnlich angeordneten Sklerenchymzellen der Wurzel in Bild 45.
Beschriftung von außen nach innen:
Per: Periderm
Cor: Cortex
Tan: Von Tanninen rot angefärbte Zelllumina
Pl: Phloem
Ca: Cambium
Xl: Xylem
T: Trachee
MS: Markstrahl
PXl: Primäres Xylem
MXl: Metaxylem
Betrachten wir nun den Querschnitt in Detailbildern von innen nach außen.
Bild 52a/b: Periderm und Cortex, Bild 52b mit Beschriftung. Vergrößerung 400x, Stapel aus 8 Bildern


Der Aufbau der äußeren Gewebeschichten ist dem der Wurzel in Bild 44 ganz ähnlich.
Beschriftung von außen nach innen:
Ph: Phellem
Pg: Phellogen
Pd: Phelloderm
Skl: Auch bei der Luftwurzel gibt es einen Sklerenchymring direkt unter dem Periderm
Tan: Die Tannine ...
Cor: Cortex
Bild 53: Sekundäres Phloem und Xylem, Vergrößerung 100x, Stapel aus 10 Bildern

Auffällig hier die Sklerenchymzellen im sekundären Phloem und der einzellige Markstrahl mit satt roter Färbung, ganz im Gegensatz zu dem mehrzelligen Markstrahl darunter.
Bild 54: Ein wenig näher an die Tracheen, Vergrößerung 200x, Stapel aus 5 Bildern

Schön zu erkennen die schichtweise Anordnung von sklerifiziertem und nicht sklerifiziertem Xylemparenchym zwischen den Tracheen.
Bild 55: Metaxylem und Primäres Xylem im Zentrum, Vergrößerung 200x, Stapel aus 8 Bildern

Oben links ein Strang primären Xylems. Auch hier sind die roten Zellen allgegenwärtig.
Eines der Präparate erlaubt den Vergleich zwischen einer alten und einer noch nicht voll ausdifferenzierten Trachee.
Bild 56: Die fertig ausgebildete Trachee. Vergrößerung 400x, Stapel aus 6 Bildern

Links neben der Trachee wieder eine Zelle gefüllt mit rötlichen Bläschen, analog Bild 46. Ob dies eine differenzierte Zelle mit einer spezielen Funktion ist?
Bild 57: Die noch unfertige Trachee, Vergrößerung 400x, Stapel aus 7 Bildern.

Beide Tracheen haben mit 116 µm (ausdifferenziert) und 100 µm (im Wachstum) einen vergleichbaren Durchmesser.
Vielen Dank fürs Anschauen! Anregung und Kritik sind wie immer willkommen.
Herzliche Grüße
Jörg